Mein lieber Herr Gesangsverein / Cheap Trick at Budokan.

You can check out any time you like, but you can never leave: Aliens incognito © Kai von Kröcher, 2019

 

I’ve seen her picture in the news reading she’s missing. +++ Als ich beim Promiarzt gestern raus kam, oder besser gesagt: Als ich bei Liebermann gestern raus kam. Irgendwie in der S-Bahn. Da hatte ich dieses typische Glucksen in der Luft- oder Speiseröhre – das habe ich immer, wenn ich am nächsten Tag krank bin. Und so war es dann heute auch. Nicht so schlimm, aber halt etwas wackelig auf den Beinen und ein Kratzen im Hals. Und da habe ich ganz unaufgeregt ein paar ältere Bilder durchgeguckt. Kennen Sie das heute hier (oben) schon? Weiß ich nicht, ist aber ganz gut: Gehört zu der Serie Aliens incognito, die hatte eigentlich vor zwei Jahren schon ausgestellt worden sein. +++ Werden sollen. +++ Hätte Liebermann zu Lebzeiten eine Digitalkamera damals besessen, das Bild heute hätte gut auch von ihm sein können – wissen Sie, wo das ist? +++ ‚türlich. +++ Was mir vorhin gerade so durch den Sinn ging, sagt man das so? Ist das eigentlich wirklich wahr, dass es in Tokio auf eine Art keine Adressen gibt? Tokio scheint mir ja immerhin die größte Stadt dieser Erde zu sein, wie will man denn dort jemanden finden? +++ Eine andere Frage, die mich seit längerer Zeit sehr beschäftigt: Hat einer von Ihnen da draußen zufällig eine Ahnung wie es sich anfühlt, von einer Schlange gefressen zu werden? Das kann ja mit humanem Sterben nicht viel zu tun haben, wenn ich da nicht auf dem Holzweg bin: da wird man doch bei lebendigem Leibe verdaut, oder nicht? +++ Bei lebendigem Leibe verdaut, das kann einfach nicht gut sein.

 

Überschrift inspired by: Mein lieber Herr Gesangsverein (Roman) © Paul Wernherr, 2018

Überschrift also inspired by: Cheap Trick at Budokan © Cheap Trick, 1978

Bildunterschrift inspired by: Hotel California © The Eagles, 1976

Lyrics: Strange Desire © Interhotel, 2021

 

 

Désirée Desire / Ich spüre ein dunkles Verlangen.

Liebermann-Villa am Wannsee (Handyfotografien) © Kai von Kröcher, 2021

 

Zum Kanal an Ruinen vorbei, da hinten das Büro der Partei, auf dem Gehweg Hundekot. +++ Nach etwa drei Jahren saß ich heute zum ersten Mal wieder im weltschönsten Wartezimmer beim Promiarzt drüben. Vom Stapel mit den Zeitschriften hatte ich mir blind eine Ausgabe der Geo gegriffen, bei einer Fotostrecke mit Landschaftsaufnahmen blieb ich hängen: Schwarzweiß-Fotos von Ansel Adams, der muss ja nun auch schon alt wie Methusalem sein. In harten Kontrasten zeigten die Bilder, so ungefähr hieß es, die Göttlichkeit der Natur: Rettet die Erde für eure Kinder, so der Appell Adams‘ in der Überschrift. +++ Unweigerlich denken musste ich an das sogenannte „Triell – Dreikampf ums Kanzleramt“, gestern Abend im Fernsehen: Olaf verspricht einen moderaten Klimawandel, der fröhliche Armin wirbt für Vertrauen und Wachstum. +++ Dann eine doppelseitige Werbeanzeige, ich stutzte: der Opel Senator A1! +++ Soll ich den Witz für Sie jetzt vielleicht noch erklären? +++ Der Promiarzt sagte, das sei ja mal eine Überraschung, ich sagte, mir fehle nichts, der Promiarzt meinte, das höre man selten. Lediglich eine Kur gemeinsam mit meinem Sohn Otto hatte ich mir verschreiben lassen wollen – was geht Sie das überhaupt an?! +++ Noch nie was von ärztlicher Schweigepflicht gehört? +++ Zeitgleich zum Erscheinen ihres ersten Doppelalbums auf Vinyl gibt es übrigens ein neues Video von Graf Tati und Cécile Dupaquier: Interhotel – Strange Desire (anklicken) – mit moderner Wackelkamera vom Meister himself. Und kein Geringerer als Hanno Lentz soll sich hier für seine Arbeit an der Kästner-Verfilmung Fabian oder der Gang vor die Hunde inspirieren lassen haben! Live sind Interhotel übrigens zu sehen am Samstag am Heinrichplatz. +++ Lange Rede, kurzer Sinn: der Promiarzt strich mir über den Arm: „Wir machen hier gar keine hausärztliche Arbeit mehr.“ +++ In welchem Paralleluniversum war ich da nun wieder gestrandet? +++ Aber tatsächlich, er und sein Bruder hatten die Praxis, wenn ich’s richtig verstanden habe. Sie waren wohl schon dabei gewesen, ihre Praxis vor Jahren aufzugeben – dann kam Corona, und seitdem helfen sie nur noch mit Impfungen oder so aus, keine Ahnung. +++ Ich bin dann stattdessen zur Liebermann-Villa am Wannsee gefahren, das war auch wie’ne Kur…

 

Überschrift inspired by: Ich spüre ein dunkles Verlangen © Désirée Desire, 2021

Lyrics: Berlin © Ideal, 1980

Ansel Easton Adams (* 20. Februar 102 in San Francisco; † 22. April 1984 in Carmel-by-the-Sea, Kalifornien), US-amerikanischer Fotograf

Opel Senator A1 © Adam Opel AG/General Motors, 1978 – 1982

Interhotel (Doppel-Vinyl) © Interhotel, 2021

Strange Desire © Interhotel, 2021 (Kamera: Kai von Kröcher)

Fabian oder der Gang vor die Hunde (Romanverfilmung nach Erich Kästner) © Dominic Graf (Regie), D 2021 (Kamera: Hanno Lentz)

Dafür (Kundgebung der Partei Die Partei) | feat. Interhotel, Mekanik Destrüktiw Komandöh, Hackelbörger | Samstagnachmittag, 18.9. | Heinrichplatz | Berlin-Kreuzberg

Die Partei | Büro: Admiralstraße 17 | Berlin-Kreuzberg

Liebermann-Villa am Wannsee | Colomierstraße 3 | 14109 Berlin-Zehlendorf

Max Liebermann (* 20 Juli 1847 in Berlin; † 8. Februar 1935 ebenda), dt. Maler und Grafiker, bedeutender Vertreter des dt. Impressionismus

The Three Shadows Part II / Charlie is my Darling.

The Three Shadows: Bastian Günther © Kai von Kröcher, 2021

 

I’m trying to keep my newspaper dry, I hear myself say ‚My boat’s leaving now‘, so we shake hands and cry now, I don’t want to cry again. +++ Jedenfalls kam der so angefahren, da oben auf der Fußgängerbrücke, und statt einfach mal kurz einen Schlenker zu machen und um uns herumzufahren – Platz war ja da ohne Ende – jedenfalls „paulte“ er mich da an auf seinem Businessfahrrad von wegen, ob ich nicht Platz machen kann. +++ Die Geschichte hatte ich im letzten Post schon erzählt, ich weiß. Aber diese ewige Rechthaberei geht mir so was von – ist ja jetzt auch egal. +++ Für die Spürnasen unter Ihnen, für Detektive: Gibt es an dem Bild oben eine Veränderung, oder warum zeige ich es heute nochmal? Oder will ich es einfach nur zum Kauf anbieten, sagen wir: kleine Auflage, großes Format, fairer Preis? Ich muss meine Verkaufsstrategie ändern, sagen die Leute, wenn ich jemals auf einen grünen Zweig kommen will. Filmfreunde können es haben (und meinetwegen auch Otto-Normalverbraucher, haha, da bin ich ganz ehrlich). Die können es haben für, sagen wir mal, großzügig kalkulierte 85.000 € VB bei einer Größe von ziemlich genau 2,54m x 1 Meter fünfzig kaschiert. +++ Wirkt ein wenig runder, ohne die kaputten Schatten da unten am Rand, meinen Sie nicht vielleicht auch? +++ Jetzt ist schon wieder jemand gegangen: Als neulich die Nachricht von Charlie Watts‘ Tod im Radio kam, konnte ich mir das gar nicht vorstellen: eine Welt ohne Charlie Watts. Gestern nun gerade Danilo Popivoda, ich kann mich noch an die Schlagzeile erinnnern in der Bild-Zeitung damals: „Popi nie da“ – dass der jetzt gestorben ist! Da muss man sich nun langsam auch mal mit der Möglichkeit einer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, das kann doch nicht wahr sein. +++ Der letzte Wagen ist immer ein Kombi, was wollen Sie sich an diese lästigen 85.000 € klammern?! +++ Charlie is my Darling kann ich als Konzertfilm übrigens nur empfehlen: dreht sich um die zweite Irland-Tour der Rolling Stones Anfang September 1965. Sicher werden Sie wieder sagen, Hi-Hi-Hilfe von den Beatles ist besser, aber darum geht es doch gar nicht – Habeck zum Beispiel ist ja auch besser als der fröhliche Armin, doch was hat das jetzt alles mit mir zu tun?

 

Überschrift inspired by: The Three Shadows Part II © Bauhaus, 1982

Überschrift also inspired by: Charlie is my Darling (Tourfilm) © Peter Whitebread, UK 1966

Lyrics: Manhattan Skyline © A-ha, 1986

Charlie Watts (* 2. Juni 1941 in Bloomsbury; † 24. August 2021 in London), britischer Schlagzeuger

Данило Попивода (* 1. Mai 1947 in Lóvcenac, SGR Jugoslawien; † 9. September 2021 in Montenegro), jugoslawischer Fußball-Nationalspieler, von 1975 – 1981 Rechtsaußen bei Eintracht Braunschweig

One of these Days (Filmdrama) © Bastian Günther (Drehbuch, Regie), D 2020

Der letzte Wagen ist immer ein Kombi © Gunter Gabriel, 1994

Help (Musikfilm) © Richard Lester (Regie), GM 1965

Robert Habeck (* 2. September 1969 in Lübeck), dt. Politiker

Armin Laschet (* 18. Februar 1961 im Aachener Ortsteil Burscheid), dt. Politiker

 

One of these Days / I’ve Got Dreams to Remember.

Hotter than July: One of these Days (Oktapolaris, Rohfassung) © Kai von Kröcher, 2021

 

Ich sage zu Montag: „Sie müssen sich einen heißen Sommertag vorstellen, August oder Juli, alles stöhnt unter der Hitze, und zwar einen Sonntag.“ +++ Sie kommen eines Tages also da irgendwo raus aus dem Übungsraum, Tonstudio; nicht nur ein paar neue Demo-Tapes haben Sie aufgenommen, auch etwas bahnbrechend Neues erfunden in dieser Nacht: Musik komplett ohne Gitarre und auch ohne Schlagzeug, ohne menschliche Stimme – alles nur Synthesizer und Drum-Computer, der Gesang vom Vocoder verfremdet, durch den Phaser gejagt. Sie sind sich nicht sicher, irgendwie klingt es ganz gut, interessant. Also arbeiten Sie weiter an dieser Idee. Und dann kommt dieser eine da an, der kennt sich ein bisschen aus mit Musik. Und der sagt: „Hör dir mal die Schallplatte Autobahn an!“ +++ Unwissenheit schützt halt vor Strafe nicht. +++ An einem schneidend heißen Tag Anfang Juli hatten wir uns an dieser Holzüberführung (oben) getroffen. Bastian war gerade aus den Staaten zurück, wie Sie gerne manchmal noch sagen. Sieben Wochen waren geplant, 16 Monate daraus geworden. Corona, Lockdown und Präsident Trump. Ich hatte gefragt, ob er so ’ne Art Kulturschock bekommen hat, als er hier wieder ankam. Und dabei den Schauspieler Peter Simonischek zitiert: In einem Interview irgendwo hatte der Österreicher gesagt, Berlin sei die Abwesenheit jeglichen Charmes, oder so ähnlich. Den spüre ich hier ehrlich gesagt auch nur noch selten. Darüber sprachen wir, als wir die Treppe zum Steg hinaufwandelten. +++ Epischer Traum, letzte Nacht. Schlafforscher reden ja immer davon, Träume seien in echt nur ganz kurz: Minuten, Sekunden, Trilliardenbruchteile. Meiner dauerte von 04:16 bis 06:09 Uhr in der Früh, ohne Quatsch – ziemlich verrücktes Zeug! +++ Über die Holzbrücke (Foto) bin ich schon tausende Male in der U1 oder U3 oben hinweg geschwebt, unter ihr mit dem Auto hindurch. In Zeiten der autogerechten Stadt. Manchmal auch auf dem Ausflugsdampfer vorbeimäandert. Auf dem Steg selbst aber bin ich niemals gewesen, auf den hatte mich erst vor kurzem mein werter Sohn Otto stoßen müssen – toller Ort, lassen Sie Ihren scheiß Müll bitte nicht liegen! +++ Jedenfalls, als wir fertig waren mit Fotografieren, da standen wir noch ein bisschen am Brückengeländer und plauderten. Bastian am Geländer, ich etwa einen Meter vom Geländer weg. Es war da oben kaum etwas los, die Hitze, selten kam einer vorbei. Ahnt man ja schon auf dem Foto. Wir sprachen über Amerika: Ich hatte immer gedacht, Austin in etwa sei von der Größe Peines, nur eben in Texas – dabei hat es fast eine Million. +++ Wir stehen da also und reden, vom Ende des Stegs her kommt langsam ein Radfahrer angerollt – gekleidet in grauen Anzug, Sonnenbrille und Sturzhelm. Kommt straight auf mich zu. Ich denke, gleich hält er an, gleich wird er sagen, „Ey, sag mal, Alter – bist du nicht?!“ Er kommt immer näher, nur noch knapp eine Handbreit. Bremst aber nicht, reißt im letzten Moment seinen Lenker herum, schnauzt mich an, ob ich nicht Platz machen kann. +++ So viel nun zu Peter Simonischek, die Brücke ist vier oder fünf Meter breit. +++ Dafür gibt es in Texas andere Merkwürdigkeiten, den Hand-auf-der-Motorhaube-Wettbewerb beispielsweise. Darüber hat Bastian einen Spielfilm gedreht: One of these Days. Bei den Berliner Filmfestspielen 2020 hatte der schon Premiere. Sollte letztes Jahr schon ins Kino kommen, muss man mal abwarten wegen Corona – nominiert für den Deutschen Filmkunstpreis 2021. +++ Bastian Günther hat heute Geburtstag.

 

Überschrift inspired by: One of these Days (Filmdrama, Musik: The Notwist) © Bastian Günther (Drehbuch, Regie), D 2020

Überschrift also inspired by: I’ve Got Dreams to Remember © Otis Redding, 1968

Bildunterschrift inspired by: Hotter than July © Stevie Wonder, 1980

Textauszug: Irreführung der Behörden (Roman) © Jurek Becker, 1973 VEB Hinstorff Verlag Rostock

Autobahn © Kraftwerk, 1974

Peter Maria Simonischek (* 6. August 1946 in Graz), österreichischer Schauspieler, zuletzt u.a. Toni Erdmann 

Rudi © Herwig Mitteregger, 1983

Heavenly Arms / Mitgefühl und Statistik.

Deep Fuck Records: „Zitrôn – fahr mit mir nach St. Tropez!“ (Reprise Rec.) © Kai von Kröcher, 2021

 

 

Sometimes I swear it feels like this worry is my only friend.

 

Überschrift inspired by: Heavenly Arms © Lou Reed, 1981

Überschrift also inspired by: Mitgefühl und Statistik © Kai von Kröcher, 2021

Lyrics: Trouble © Ray LaMontagne, 2005

 

Polizeifunk ruft / Scheitern als Waffe.

Fucking Deep Postcards: Reinickendorf (MV) © Kai von Kröcher, 2018/2021

 

And if life’s the aim in a decent way, indecent in all its ways it starts. +++ Wie man über Katzen sagt: Wenn sie das Ende fühlen nahen. Nahen fühlen, dann werden sie unsichtbar, ziehen sich lautlos zum Sterben zurück. +++ Es heißt, das sei Quatsch. +++ Die Sache mit Hockney allerdings, das hat schon gesessen – das kann man nicht leugnen. +++ Und bevor sich der Plagiatsjäger Weber zu allem Überfluss auch noch an meine Fersen heftet: Ja, ich kenne die Boring Postcards von Martin Parr – die fand ich vor vielen Jahren super, dann haben wir uns aus den Augen verloren. +++ Aus irgendeinem Grund hatte ich neulich mich an diesen Streifenpolizisten auf dem Motorrad zu erinnern geglaubt. Und dazu nichts gefunden (Ihr seid solche Fucker berichtete). Wenn man im Netz also nicht weiterkommt, schickt einem der ältere Bruder vielleicht einen Wikipedia-Link: Den Polizisten auf der BMW gab es tatsächlich und er hieß wirklich Hartmann. Allerdings spielte die Serie auf den Straßen der Hansestadt Hamburg. Und nicht auf der Bundesautobahn zwischen München und Frankfurt am Main – wie ich nebulös immer vor Augen gehabt hatte.

 

Überschrift inspired by: Polizeifunk ruft (52-teilige Krimiserie) © ARD, D 1966 – 1970

Überschrift also inspired by: Scheitern als Waffe © Kai von Kröcher, 2021

Lyrics: Things Ain’t Changed © L.A. Salami, 2020

Boring Postcards © Martin Parr (Hrsg.), 1999

Boring Postcards USA © Martin Parr (Hrsg.), 2000

Langweilige Postkarten – Deutschland © Martin Parr (Hrsg.), 2001

Stefan Weber (* 14. Juni 1970 in Salzburg), österreichischer Kommunikationswissenschafter, Publizist und Plagiatsgutachter 

Herr der Gezeiten / A Bigger Splash.

Ebbe und Flut: oktapolare Fotografie des 21sten Jahrhunderts (Hooger Fähre, Pellworm) © Kai von Kröcher, 2021

 

Now I know how Joan of Arc felt. +++ Vielleicht kennen Sie sich im Fußball aus. Seit Jahren interessiere ich mich ja eher nur noch so peripher. Vom Feeling her aber erinnert es etwas an das, was dem neuen Trainer van Bommel in seiner ersten (?) Partie mit dem VfL Wolfburg neulich passiert ist: In einem Pokalspiel wechselte Bommel sechs Spieler aus – einen mehr, als er durfte. Niemandem fiel es so richtig auf, und Wolfsburg gewann 3:1 oder so. War eine Runde weiter. Und nachträglich hat es dann doch einer bemerkt, die Sache ging vor Gericht. Das war dann doof für van Bommel, und statt Wolfsburg ist Preußen Münster nun eine Runde weiter. +++ Mir jedenfalls geht es so wegen Hockney – David Hockney, englischer Maler und Fotograf. Und Künstler schlechthin: Gelegentlich fiel sein Name jüngst in Bezug auf meine oktapolaren Fotografien. Beinahe Jahrzehnte immerhin hatte ich dieses berühmte Gemälde Hockneys aus einer Zeitschrift ausgerissen an der Küchenwand hängen, A Bigger Splash – die Fotografien von ihm jedoch kannte ich nicht. +++ Ein herber Schock für den Banausen in mir, das gebe ich zu – die ganze Arbeit umsonst: Hockneys Collagen sind meinen oktapolaren Fotografien zweifellos äußerst ähnlich – oder, besser gesagt, eher andersherum. +++ Ein Bommelscher Kunstfehler – ich, ein Scharlatan, ein wandelndes Plagiat! +++ Und in der nächsten Folge berichte ich von diesem Motorradpolizisten auf seiner BMW damals im Fernsehen (Ihr seid solche Fucker berichtete) – Hinweise sind aufgetaucht, dass ich mir das durchaus alles nicht eingebildet habe. +++ Das Bild oben hatte ich auf der Nordseeinsel Pellworm seinerzeit fotografiert und in der Rekordzeit von nur einem Tag zusammengesetzt. Annähernd 350 Einzelbilder immerhin: Mein Sohn mit seiner Frau Mama an der Hooger Fähre, so nennt sich der Ort. +++ Im Internet, das habe ich eben unter Schweißausbrüchen, aber egal – im Internet jedenfalls gibt es sogar eine Photoshop-Anleitung „Machen Sie eine Collage im Stile von David Hockney“, das mag ich jetzt aber nicht auch noch ertragen…

 

Überschrift inspired by: A Bigger Splash © David Hockney, 1967

Überschrift also inspired by: The Prince of Tides – Herr der Gezeiten (mit Barbra Streisand, Nick Nolte) © Pat Conroy (Regie), USA 1991

Lyrics: Bigmouth Strikes Again © The Smiths, 1986

Marc van Bommel (* 22. April 1977 in Maasbracht), ehemaliger niederländischer Fußballspieler (u.a. beim FC Bayern), jetzt Cheftrainer beim VfL Wolfsburg 

 

Blinken am Horizont / Gruß aus Berlin.

Deep Fucking Postcards: Chinapfanne am Alex © Kai von Kröcher, 2018/2021

 

Vorn ein Fischerboot im Sonnenuntergang, du siehst mich blinken am Horizont.

 

Überschrift inspired by / Lyrics: Blinken am Horizont © Niels Frevert, 2011

Überschrift also inspired by: Gruß aus Berlin – fiktive Postkarten © Kai von Kröcher, 2021

Marga von Kröcher (* 15. August 1928; † 20. Juni 2016)

Postcards from Nowhere / Heinz Erhardt der Kanzlerkandidatur, der.

Gruß aus Berlin: Adlershof © Kai von Kröcher, 2021

 

I love the mess that you made, I don’t need no songs about the sun. +++ Inspiriert durch den großen Erfolg meiner fiktiven Schallplatten (Deep Fuck Records/Anm.d.Red.), kam mir neulich der Einfall zu einer gefaketen Postkarten-Serie. +++ Vorletzte Woche hatte ich einen Film in der Mediathek gesehen, generell bin ich ja eigentlich eher so der lineare Typ. Der jedenfalls brachte mich rein vom Feeling her zurück in die Zeit, als ich noch Szenegastwirt der Herzen war. Neben einigen bekannteren Schauspielern und einigen anderen bekannteren Leuten spielen da auch ein paar bekanntere Bekannte mit: Ganz am Anfang Klaus Cornfield, der spielt sich zum Beispiel selbst, oder – ebenfalls relativ zu Beginn – Volker „the fabulous Main Bird“ Hauptvogel als Bierlieferant. +++ Hier jedenfalls erstmal der Link: Leif in Concert – Vol. 2 +++ Bei der Gelegenheit fiel mir eine mysteriöse Geschichte wieder ein, da war mein Sohn vielleicht gerade mal ein paar Wochen alt: Von den ungewohnten Pflichten eines jungen Vaters wollte ich mich erholen, und da habe ich mich um die Mittagszeit im Herbst 2018 ins Casolare gesetzt. Mancher von Ihnen da draußen an den Empfängern wird nun sicher erbosen und mir die Internetfreundschaft aufkündigen, aber ich liebe es, mittags da zu sitzen. Auch wenn ich jetzt ewig nicht mehr dagewesen bin. Das ist immer ein bisschen wie wegtauchen, verschwinden. Jedenfalls wollte ich mich belohnen (wegen der ungewohnten Pflichten/Anm.d.Red) und trat ein. +++ Ein Teil dieser Geschichte würde die Bevölkerung verunsichern, aber das stimmt nicht. +++ Ich sitze jetzt schon seit etwa vier Stunden an diesem Post und komme nicht weiter. Und würde viel lieber endlich mal raus an die Luft gehen. +++ Um hier vielleicht schon mal einen Cliffhänger für spätere Gelegenheiten einzubauen: In der Casolare-Geschichte kam ich mir vor wie in den alten schwarzweißen Folgen der Twilight Zone, und der Schauspieler Florian Bartholomäi spielt darin eine entscheidende Rolle. Im Casolare seinerzeit, meine ich. Und der spielt ja in Leif in Concert auch mit – aber so aufregend wie ich dachte, ist meine Geschichte nun doch wieder nicht.

 

Überschrift inspired by: Postcards from Italy © Beirut, 2005

Überschrift also inspired by: Armin Laschet (* 18. Februar 1961 in Aachen, Ortsteil Burtscheid), dt. Politiker

Lyrics: Songs About the Sun © Orchestre Miniature in the Park, 2015

Leif in Concert – Vol. 2 © Christian Klandt (Regie), D 2019

Il Casolare | Cucina Casalinga Popolare | Grimmstraße 30 | 10967 Berlin

„Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ (Thomas de Maizière, Hannover, 17. November 2015)

The Twilight Zone (Science-Fiction- und Mystery-Serie) © USA 1959 – 1964, 1985–1987, 2002–2003, 2019–2020

Heinz Erhardt (* 20. Februar in Riga, Russisches Kaiserreich; † 5. Juni 1979 in Hamburg), dt. Komiker, Musiker, Schauspieler, Kabarettist, Komponist, Dichter 

In der Kiste ruhig bleiben / Sinfonie einer Großstadt.

Friends Freaks Family: Gesichter einer Großstadt © Kai Heimberg, 2021

 

Some make a quiet life to keep this scared old world at bay. +++ Andere machen halt ein Buch. +++ Ich zum Beispiel bin ja erklärter Freund des Casolare. Mancher von Ihnen da draußen an den Empfängern wird nun sicher erbosen und mir die Internetfreundschaft aufkündigen. Gestern am späteren Vorabend dann aber musste ich dennoch kurz schmunzeln. Ziellos schlenderte ich zwischen den Blühwiesen gegenüber der Brücke umher. Unsichtbar hinter mir gingen den Stimmen nach zwei halbjunge Männer. Der eine machte folgenden Vorschlag, leidenschaftslos irgendwie: „Wir können uns auch ins Casolare setzen und uns anschreien lassen.“ Da musste ich schmunzeln, der meinte das vollkommen ernst. +++ Mein Sohn sagte neulich zu mir: „In der Kiste ruhig bleiben!“ Eine Weile dachte ich nach, dann kam mir die Übersetzung: Ruhe im Karton! +++ Sie können Kinder nicht leiden und niedliche Geschichten öden Sie regelrecht an? Mein Sohn beispielsweise, wenn er auf seinem Laufrad unterwegs ist – er sagt dann immer, das sei seine Maschine, seine MZ. Gleich um die Ecke bei uns stehen auch eine Harley und wenige Häuser weiter eine irgendwie hellblaue Royal Enfield, letztere find‘ ich sehr schön. +++ Eigentlich sind Motorräder mir scheißegal, aber erinnern Sie sich zufällig an eine Fernsehserie aus den Siebzigern? Mit so ’nem Polizisten auf einer BMW – in meiner Memoriabilität heißt der Hartmann, aber „im Netz“ finde ich dazu nichts. +++ Oder ich habe nie wirklich gesucht. +++ Harley finde ich irgendwie scheiße, aber so eine 70er-BMW könnte mir schon gefallen. +++ Hat mit dem Kern hier der Sache gar nichts zu tun – eigentlich wollte ich nur heute posten, Kai Heimberg – he’s a good friend of mine, it’s true: Kai Heimberg jedenfalls hat einen Fotoband herausgebracht, da sind seine Porträts der vergangenen zwei, drei Jahre versammelt. Gesichter einer Großstadt. Und mehr wollte ich gar nicht sagen – wie meinte mein Deutschlehrer Kolkmeyer doch seinerzeit ungefähr? „Könnte Bruckner in Worte fassen, was er ausdrücken will, dann müsste er keine Musik machen.“ +++ Jetzt muss man mich hier natürlich nicht gleich mit Bruckner vergleichen, ist der nicht eh schon längst tot? +++ Kai Heimberg: „Friends Freaks Family – Gesichter einer Großstadt“ | 164 Seiten | 30 x 30 cm | 200 Fotografien | 30 € inkl. Versand – hier zu bestellen: heimberg_fotografie.com

 

Überschrift inspired by: Kai aus der Kiste (Kinderroman) © Wolf Durian, 1924

Überschrift also inspired by: Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt (experimenteller Dokumentarfilm) © Walther Ruttmann, D 1927

Lyrics: A New Dark Age © The Sound, 1981

Il Casolare | Cucina Casalinga Popolare | Grimmstraße 30 | 10967 Berlin

VEB Motorradwerk Zschopau (Zschopauer Motorenfabrik J.S. Rasmussen, Motorenwerke Zschopau GmbH), einstmals weltgrößter Motorradhersteller

Joseph Anton Bruckner (* 4. September 1824 in Ansfelden, Oberösterreich; † 11. Oktober 1896 in Wien), österreichischer Komponist der Romantik

Friends Freaks Family – Gesichter einer Großstadt (Fotoband) © Kai Heimberg, 2021