Stiebel John Elton / All the Young Girls Love Alice.

Fiktives Vinyl: Walter Boarding – Schmetterling in Aspik © Kai von Kröcher, 2021/2022

 

God, it looks like Daniel – must be the clouds in my eyes. +++ Virenbedingt werde ich heute Abend wohl passen müssen. Was die Szenegaststätte der Bürgerinnen und Bürger angeht – das gebe ich offen zu. +++ Wenn man Elon Musk ein „i“ hinzufügt, heißt er auf einmal Elon Musik. Kauft man dann noch ein „t“: Elton Musik! +++ Wussten Sie das? +++ Heute Nacht oder am Morgen, wenn man seit Tagen entkräftet im Bett liegt: Grenzen verschwimmen. Da war der Blog kurz wieder noch einmal weg, dann war er auf einmal wieder da. Statt meine Seite anzuzeigen, wurde kurzzeitig für Sanitärsachen und so was geworben. Dieses leidige Thema hatte allerdings auch einen positiven Nebeneffekt: In zahlreichen Telefonaten „mit meinem Anbieter“ nämlich sind wir auch meine ganzen Verträge einmal etwas genauer durchgegangen. Und darauf gekommen, zwei Drittel davon kann man einfach mal kündigen. +++ Apropos: Hatten auch Sie Bolsonaros Geheimdienst hinter dem Hackerangriff auf meinen Blog hier vermutet? Direkt vor der Wahl – der Verdacht drängt sich auf! +++ Ob dieser Lula oder Luna – ob der da jetzt allerdings einen Cut zieht, was die Abholzungen angeht? Ob der korrupt ist oder nicht, das ist mir am Ende völlig egal – Hauptsache, er bringt den Scheiß da unten wieder in Ordnung. +++ Apropos: das Plattencover (oben) könnte Ihnen heute ein bisschen bekannt vorkommen, es handelt sich um die gründerzeitliche Rückansicht des Grand Hotel Urban. Dort wurde mein Sohn geboren, dort wurd‘ ich am Herzen operiert – Nieren, Schlaganfall, pipapo. Ich mag den Laden. Meinen simplen Virus-Effekt allerdings trage ich stoisch zu Hause aus. +++ Infekt, kleiner Scherz. +++ Die Platte von Walter Boarding übrigens ist gar nicht mal schlecht: Wenn ich irgendwas ja nun echt mal nicht ausstehen kann, dann ist das definitiv Minimal Techno – oder das jedenfalls, was ich dafür zu halten glaube. Walter Boarding jedoch okkupiert diesen Sound, lässt ihn in seinen düster-narrativen Visionen den Pulsschlag simulieren, verrührt ihn mit endzeitlichen Rückkopplungsorgien. +++ Als das Kind Kind war: Als ich ein Kind war, und so wird es gewesen sein. Als ich ein Kind war, hatten wir einen Badeofen von Stiebel Eltron, einen riesigen Durchlauferhitzer. Möchte man gar nicht mehr wissen, wie hoch der Energieverbrauch damals war. Ich aber habe, wenn ich als Kind in der Badewanne saß. Den recht spezifischen Geruch des blaufarbenen Badedas hab‘ ich noch heute vor Augen. Wenn man krank ist, kommt die Erinnerung hoch. Ich musste dann immer an Elton John denken – Elton John war damals sehr gut, als ich noch Kind war. Irgendwie aber auch rätselhaft: Hätte es besser nicht John Elton gehießen?

 

Überschrift inspired by: Stiebel Eltron – Unternehmen aus dem Bereich der Elektroindustrie mit Firmensitz in Holzminden

Überschrift also inspired by: All the Girls Love Alice © Elton John, 1973

Überschrift also inspired by: Alice Weidel (* 6. Februar 1979 in Gütersloh), dt. Politikerin

Lyrics: Daniel © Elton John, 1973

Bernie Taupin (* 22. Mai 1950 in Ruskington, East Kesteven Rural District ), englischer Lyriker, Liedtexter und Maler

club49 | Ohlauer Straße 31 | Berlin-Kreuzberg | Jubiläumsparty | heute ab 19:00 Uhr

Elon Musk (* 28. Juni 1971 in Pretoria , Südafrika ), kanadisch-südafrikanischer Unternehmer

Lula da Silva (* 27. Oktober 1945 in Caetés, Pernambuco als Luiz Inácio da Silva), brasilianischer Präsident

Peter Poelzig (* 6. August 1906 in Breslau; 26. Januar 1981 in Duisburg), dt. Architekt

Seerosenbilder / … wieder mal ein Rock ‘n‘ Roll Freitag.

Fiktives Vinyl: Lukas Czenko – Seerosenbilder © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Nach dem fünften Bier hau ich alles kaputt, stell mich an den Flipper und wichs mir ein‘ astrein. +++ Eine gaaanz merkwürdige Platte übrigens, Lukas Czenko heute da oben. Kratzig und trocken auf eine Art, ich kann das nicht wirklich beschreiben. Und was sollen die Bullen da auf dem Cover, passt doch gar nicht zum Titel?! +++ Ja, heute ist Sonntag, das ist schon ganz richtig – nur hatte ich diese Melodie mit dem Freitag und Textfragmente dazu auf den Lippen, als ich heute morgen erwachte. +++ Today, tomorrow. +++ Vielleicht unterbewusst deshalb das Ding mit den Bullen – Hans-A-Plast waren ja aus Hannover und eine Punkband, mich machten die depressiv. Zuerst hatte ich damals gedacht, die kämen vom Hansaplatz, das wäre ganz witzig gewesen. +++ Wie gesagt, mit Lukas Czenko komm‘ ich nicht klar: Was will der uns sagen mit seinen „Seerosenbildern“? Ist das nicht ein Motiv aus der Malerei, aus der Romantik? Wer hat denn das immer gemalt – es gab doch da einen Maler, der hat immer Blumen gemalt: Liebermann, der immer nicht so viel essen konnte, wie er kotzen wollte? Das war doch von dem, das Zitat – oder nicht? +++ Apropos: Warum feiern so viele deutsche Nazis die Entnazifizierung der Ukraine so ab – beißt sich das nicht?

 

Überschrift inspired by: Nymphéas (Seerosen, 250 impressionistische Ölgemälde) © Claude Monet, ca. 1897 – 1926

Überschrift also inspired by/Lyrics: Rock ’n‘ Roll Freitag © Hans-A-Plast, 1979

Max Liebermann (* 20. Juli 1847 in Berlin; † 8. Februar 1935 in Berlin), dt. Maler

Gran Turismo / Caught in a Landslide.

Fiktives Vinyl: Gran Turismo – Erzähle mir von morgen früh © Kai von Kröcher, 2001/2022

 

Ich bin dein dunkler Cherubim, du die Sphinx im schwarzen Kleid. +++ Tief in die Kiste der Poesie haben Gran Turismo gegriffen beim Titel ihres Debütalbums da oben: Erzähle mir von morgen früh – hält viel und verspricht dabei nichts! +++ Aus Budgetgründen waren die Fotoaufnahmen fürs Cover damals nach Słupsk in der Woiwodschaft Pommern (województwo pomorskie) verlegt worden, im August 2001 fanden die statt. +++ Vollmundig neulich hatte ich angekündigt, im Internet aufräumen zu wollen. Die Webseite mag hier und da vielleicht noch nicht ganz fertig sein – insgesamt filigraner und übersichtlicher aber ist sie geworden. Und darauf kommt es ja an – den Überblick nicht zu verlieren. +++ Mein Geschenk für Ihr Wochenende: Kai von Kröcher – Portfolio (einfach kurz anklicken!) +++ Man sieht sich im Leben nur 1x!

 

Überschrift inspired by: Erzähle mir von morgen früh © Gran Turismo, 2022

Überschrift also inspired by: Bohemian Rhapsody © Queen, 1975

Lyrics: Zu nah am Feuer © Stefan Waggershausen & Alice, 1984

Man sieht sich im Leben nur 1x © Traum der Elektra, 2022

Schwermütige Wasser / Der Sonne ist es egal, ob wir Grünkernbratlinge essen.

Fiktives Vinyl | Alois Weidel – Stille Wasser © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Should I give up or should I just keep chasin‘ pavements even if it leads nowhere. +++ Das war ja gar nicht die Alice, das mit der Sonne, das war ja die Storch – Beatrix von Storch: Eines meiner weltliebsten Zitate, das mit den Bratlingen, eine wunderbare Person! +++ Haha, manche Leute haben natürlich ganz andere Sorgen, als sich über Klimazusammenhänge Gedanken machen zu können. Da haben sich einige Geschichtchen angesammelt in den vergangenen Monaten. Eine davon fand ich damals so super, ich habe sie noch niemandem erzählt. +++ Angespornt durch meinen Schrittzähler, es könnte in etwa so Mitte Juni gewesen sein. Jedenfalls, es ging gegen Abend, die Schatten wurden schon länger, das Licht färbte sich golden. Ich kam zu Fuß vom Alexanderplatz, Berlin-Alexanderplatz. +++ Ich will jetzt nicht jeden einzelnen Schritt beschreiben, es waren zehntausende, doch zog es mich langsam die Karl-Marx-Allee entlang Richtung Osten. Ich kam gerade am Strausberger Platz an, vor dem linken der zwei stalinistischen Torhäuser gen Westen. An einer Parkbank tauchte ein kleiner Typ auf. Hatte ein blauweiß gestreiftes Fußballtrikot an, aber nicht Hertha – Motor Jänschwalde vielleicht. +++ Kurze Unterbrechung. +++ Der kleine Typ hätte mich nicht weiter interessiert, wäre er mir nicht wie eine Art Springteufel aufgeregt fuchtelnd ins Bild gestolpert. Er warf sich gerade eine Tasche über die Schulter, war dabei, loszurennen – und rief begeistert etwas von einem Ständer. Verstehen Sie? Den Anfang hatte ich nicht mitbekommen, aber jetzt wurde ich aufmerksam. Ein Wortfetzen: „… ’n Ständer!“ – er hatte zum Himmel gezeigt oder zu den oberen Stockwerken: „Los, hoch – ficken!“ +++ Diesen Ausdruck hatten wir neulich hier schon. +++ Erst jetzt fiel mir die wankende Frau auf, die langsam sich aufrappelte. Noch einen Schluck aus dem Flachmann nahm und ihm schwerfällig hinterher trottete. +++ Okay. +++ Vielleicht doch eher wieder Situationskomik, jedenfalls wollte ich die Angelegenheit etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich folgte den beiden unauffällig, was nicht sehr schwierig war – waren sie doch extrem mit sich selbst beschäftigt, brüllten sich an, schlugen sich. Verloren das eigentliche Ziel aber nicht aus den Augen, das musste man ihnen anrechnen. +++ Um das hier jetzt abzukürzen, wo die Geschichte doch nicht so witzig ist wie gedacht: Der Typ wohnte anscheinend gar nicht mal so in der Nähe, und ich fragte mich, ob er das mit dem Ständer über die Zeit retten würde. Ecke Friedenstraße, kurz vor der Grenze zu Polen, kleiner Scherz. Ecke Friedenstraße ließ ich sie ziehen und ging meiner eigenen Wege. Ich stellte mir seine Bude vor, ein ungelüftetes dunkles Loch mit überquillendem Ascher. Vielleicht aber alles ganz anders. Ich kam dann noch an einer Kirche vorbei, die mir vorher nie aufgefallen war.

 

Überschrift inspired by: Septemberwind (Les Champs-Élysées) © Joe Dassin, 1975

Überschrift also inspired by: Beatrix von Storch (* 21. Mai 1971 in Lübeck), dt. Politikerin

Lyrics: Chasing Pavements © Adele, 2008

So you turn around / toward the tiny girls.

Die Mörder sind unter uns: Aliens incognito (Berlin-Hauptbahnhof, No. 3516) © Kai von Kröcher, 2019

 

You can wash the dirt off later with some time and a little bit of soap. +++ Die Gesichter auf dem Bild gestern sind einwandfrei zu identifizieren, ich habe das Originalfoto detektivisch seziert – man bewegt sich auf sehr dünnem Eis. +++ Das Bild heute ist zwar ausreichend entstellt, vom Feeling her dafür eine B-Seite. +++ Wo wir gestern bei Heydrich und Himmler waren – eine Geschichte, die ich vor Jahren mal gelesen habe, die mir aber noch immer auf dem Herzen herumspukt. Es ging wohl darum, wie die Angestellten in den Konzentrationslagern sich einen gewöhnlichen Alltag eingerichtet haben. Feste gefeiert mit den Kollegen, Betriebsausflüge mit Unterhaltungsprogramm. Es gab Foto davon, eine unbeschwerte Zeit. +++ Ich bin mir übrigens noch nicht ganz sicher, der Sohnemann und ich, wir wollen nämlich die Verwandtschaft in den Bergen besuchen – Otto ist im Prinzip ja schon zweifacher Onkel, früh übt sich. Und ob ich und wie ich das weiterführen werde und kann mit den Bildern da oben. Aliens incognito – die ganze Wahrheit. Vielleicht einfach die Beine mal baumeln lassen. +++ Oder die Seele. +++ Und da wären wir auch schon wieder bei der Geschichte: Die Konzentrationslagerbelegschaft, ein kollegiales Betriebsklima – auf den Fotos viel Gaudi und strahlende Gesichter. Sie werden sich vielleicht fragen, was will der Mann heute von uns. Da wurde anhand einer Aufseherin zum Beispiel ein Beispiel erzählt, eine verifizierte Sequenz: Die steht da irgendwo im Lager herum, in etwas Entfernung geht eine Mutter mit ihrem Sohn – ein etwa dreijähriger Junge. Da hält sie verlockend einen Apfel in die Luft für das Kind. Das dürfen Sie sich jetzt nicht so vorstellen, dass kann man gar nicht vergleichen – mit, wie wenn Sie heute bei Netto in der Obst- und Gemüseabteilung unschlüssig herumstehen. Ob Sie nun einen Braeburn nehmen – oder doch lieber einen Pink Lady aus Australien. Wahrscheinlich gab es im ganzen Lager keine größere Kostbarkeit für ein Kind als diesen Apfel. Und strahlend läuft das Kind los, läuft auf die Aufseherin zu, immer den Apfel vor Augen, läuft fröhlich der Frau in die Arme. Und ohne Gefühlsregung nimmt die den Buben und zerschmettert ihm den kleinen Schädel an einem Mauervorsprung – schaut rüber zur Mutter: reingelegt!

 

Überschrift inspired by: Tiny Girls © der Itchie-Bob, 1977

Bildunterschrift inspired by: Die Mörder sind unter uns © Wolfgang Staudte (Drehbuch, Regie), Sowjetische Besatzungszone 1946

Lyrics: Yer Ropes © Giant Sand, 1994