Im Westen nichts Neues / Ära des schrumpfenden Wohlstands.

Frau2 sucht HappyEnd: Gero Steffen (Kamera), Edward Berger (Regie) © Kai von Kröcher, 1999

 

Drive me to the edge and further. +++ Ich möchte Sie kurz mitnehmen in den Sommer ’89, wie man ihn rückblickend nennt: Wir saßen in irgendeinem Institut da unten in Dahlem herum, direkt nach Semesterbeginn. Und jetzt bin ich nicht weniger verwundert als Sie – aber es stimmt: Ich hatte mich für Anglistik eingeschrieben, und gerade ging der Professor die Liste der Seminarteilnehmer durch: „Frank Zappa? Da haben wir wohl einen Spaßvogel dabei!“ Ein Typ reckte schluffig den Finger: „Zappe“, murmelte er  – „Frank Zappe.“ +++ Der Sommer ’89, als wäre es gestern gewesen. +++ Seltsamerweise ist diese Anekdote alles, was mir von meinem Studium an Erinnerung blieb. +++ In jenem Sommer in West-Berlin konnte ich natürlich nicht ahnen, wie ich mich knapp vierunddreißig Jahre später mit einem zweifelhaften Satireprogramm durchschlagen würde: Wussten Sie beispielsweise, mit wem Bundesgesundheitsminister Jensi-Boy Spahnemann seinen dubiosen „Maskendeal“ damals durchgezogen hat? +++ Elon Musk! +++ Im Hintergrund läuft die Erwachsenen-Sendung im Radio, und da brachten sie gerade die Meldung: Edward Bergers Remarque-Neuverfilmung Im Westen nichts Neues ist für nicht weniger als neun Oscars nominiert. Die Kritiken, die ich gelesen hatte, waren eher ambivalent ausgefallen, sagt man das so? +++ Viele Berührungspunkte hatten Zappa und ich ja nun nicht gerade. Ich fand ihn blöd, ohne mir seine Musik jemals angehört zu haben. Ich mochte seine Visage und seine bescheuerten Fans bei mir an der Schule nicht, das war mir genug. Von daher am Sonntag in der Ohlauer Straße ein gar nicht so uninteressantes Event: Zusammen mit einem gewissen Klaus oder Claus legt der Fotograf Carsten Klindt im club49 einen ganzen Abend lang, ganz genau – A Night with Frank Zappa! +++ Bin sehr gespannt! +++ Ein Jahrzehnt nach meinem Einstieg an der FU hatte ich dann übrigens das Vergnügen, für die Dauer eines Films mit besagtem Edward Berger zusammenzuarbeiten, Grüße an Ingeborg unten in Zehlendorf! Frau2 sucht HappyEnd mag jetzt im Nachhinein vielleicht nicht so der Knaller gewesen sein, die Dreharbeiten aber dazu waren die wunderbarsten, die ich auf der Achterbahn meines Lebens miterlebt habe – und das ist ja schon was, das wollte ich einfach mal loswerden!

 

Überschrift inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Film) © Edward Berger (Regie/Drehbuch), D/USA/UK 2022

Überschrift also inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Roman) © Erich Maria Remarque, 1928

Überschrift also inspired by: Ära des schrumpfenden Wohlstands © Kai von Kröcher, 2023

Lyrics: Easy Prey © Moderat, 2022

A Night with Frank Zappa | feat. Carsten Klindt | club49 | Ohlauer Straße 31 | So., 29. Januar 2023 | ab 19:00 Uhr

Frau2 sucht HappyEnd (mit Ben Becker, Uwe Kockisch, Sergej Moya u.a.) © Edward Berger (Regie), D 2001

Stiebel John Elton / All the Young Girls Love Alice.

Fiktives Vinyl: Walter Boarding – Schmetterling in Aspik © Kai von Kröcher, 2021/2022

 

God, it looks like Daniel – must be the clouds in my eyes. +++ Virenbedingt werde ich heute Abend wohl passen müssen. Was die Szenegaststätte der Bürgerinnen und Bürger angeht – das gebe ich offen zu. +++ Wenn man Elon Musk ein „i“ hinzufügt, heißt er auf einmal Elon Musik. Kauft man dann noch ein „t“: Elton Musik! +++ Wussten Sie das? +++ Heute Nacht oder am Morgen, wenn man seit Tagen entkräftet im Bett liegt: Grenzen verschwimmen. Da war der Blog kurz wieder noch einmal weg, dann war er auf einmal wieder da. Statt meine Seite anzuzeigen, wurde kurzzeitig für Sanitärsachen und so was geworben. Dieses leidige Thema hatte allerdings auch einen positiven Nebeneffekt: In zahlreichen Telefonaten „mit meinem Anbieter“ nämlich sind wir auch meine ganzen Verträge einmal etwas genauer durchgegangen. Und darauf gekommen, zwei Drittel davon kann man einfach mal kündigen. +++ Apropos: Hatten auch Sie Bolsonaros Geheimdienst hinter dem Hackerangriff auf meinen Blog hier vermutet? Direkt vor der Wahl – der Verdacht drängt sich auf! +++ Ob dieser Lula oder Luna – ob der da jetzt allerdings einen Cut zieht, was die Abholzungen angeht? Ob der korrupt ist oder nicht, das ist mir am Ende völlig egal – Hauptsache, er bringt den Scheiß da unten wieder in Ordnung. +++ Apropos: das Plattencover (oben) könnte Ihnen heute ein bisschen bekannt vorkommen, es handelt sich um die gründerzeitliche Rückansicht des Grand Hotel Urban. Dort wurde mein Sohn geboren, dort wurd‘ ich am Herzen operiert – Nieren, Schlaganfall, pipapo. Ich mag den Laden. Meinen simplen Virus-Effekt allerdings trage ich stoisch zu Hause aus. +++ Infekt, kleiner Scherz. +++ Die Platte von Walter Boarding übrigens ist gar nicht mal schlecht: Wenn ich irgendwas ja nun echt mal nicht ausstehen kann, dann ist das definitiv Minimal Techno – oder das jedenfalls, was ich dafür zu halten glaube. Walter Boarding jedoch okkupiert diesen Sound, lässt ihn in seinen düster-narrativen Visionen den Pulsschlag simulieren, verrührt ihn mit endzeitlichen Rückkopplungsorgien. +++ Als das Kind Kind war: Als ich ein Kind war, und so wird es gewesen sein. Als ich ein Kind war, hatten wir einen Badeofen von Stiebel Eltron, einen riesigen Durchlauferhitzer. Möchte man gar nicht mehr wissen, wie hoch der Energieverbrauch damals war. Ich aber habe, wenn ich als Kind in der Badewanne saß. Den recht spezifischen Geruch des blaufarbenen Badedas hab‘ ich noch heute vor Augen. Wenn man krank ist, kommt die Erinnerung hoch. Ich musste dann immer an Elton John denken – Elton John war damals sehr gut, als ich noch Kind war. Irgendwie aber auch rätselhaft: Hätte es besser nicht John Elton gehießen?

 

Überschrift inspired by: Stiebel Eltron – Unternehmen aus dem Bereich der Elektroindustrie mit Firmensitz in Holzminden

Überschrift also inspired by: All the Girls Love Alice © Elton John, 1973

Überschrift also inspired by: Alice Weidel (* 6. Februar 1979 in Gütersloh), dt. Politikerin

Lyrics: Daniel © Elton John, 1973

Bernie Taupin (* 22. Mai 1950 in Ruskington, East Kesteven Rural District ), englischer Lyriker, Liedtexter und Maler

club49 | Ohlauer Straße 31 | Berlin-Kreuzberg | Jubiläumsparty | heute ab 19:00 Uhr

Elon Musk (* 28. Juni 1971 in Pretoria , Südafrika ), kanadisch-südafrikanischer Unternehmer

Lula da Silva (* 27. Oktober 1945 in Caetés, Pernambuco als Luiz Inácio da Silva), brasilianischer Präsident

Peter Poelzig (* 6. August 1906 in Breslau; 26. Januar 1981 in Duisburg), dt. Architekt

Neun / Take me with you.

Deep Fuck Records: Fett – Überlebensschuld-Syndrom (Neu-Hohenschönhausen) © Kai von Kröcher, 2004/2021

 

In diesen ewigen Ruinen sangen sie Lieder, die sie lieben, von einem gottverlass’nen Männerchor. +++ Seit wann gibt es eigentlich diese Redensart, dass man jemanden irgendwohin mitnimmt? Die Bevölkerung, vorzugsweise. Sagen „sie“ zurzeit ständig. Hat sich unbemerkt durch die Hintertür eingeschlichen, ist aber nicht schlecht. +++ Doch kurz mal was anderes: Was halten Sie persönlich denn so von EDV – ist das das Ding der Zukunft? +++ Wussten Sie, dass dieser Aufkleber da bei der Gruppe Fett – dass dieser Warnhinweis „in den Staaten“ damals für Darling Nikki von Prince eingeführt wurde? War mir bis eben auch neu. Beziehungsweise war mir bis eben unbekannt, neu ist’s mir erst jetzt. +++ Darling Nikki haben „wir“ damals gar nicht so als „versaut“ wahrgenommen, glaube ich. Allerdings haben wir eh immer nicht richtig zugehört – und wenn, exziplit dann nur Bahnhof verstanden. +++ Im Club gab es – wesentlich später – da hatte es echt einen gegeben, der sagte ernsthaft immer noch „Amiland“, ohne Quatsch.

 

Überschrift inspired by: Graf Zahl © Paul Kalkbrenner, 2021

Überschrift also inspired by: Take Me With U © Prince and the Revolution, 1984

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Darling Nikki © Prince and the Revolution, 1984

If the bottom drops out / I will never keep you from an open door.

Fiktives Vinyl: Nuttenbrosche („Wherever you are or anywhere“) © Kai von Kröcher, 2020/2021

 

I wanna be there when the wild wave comes and we’re swept away. +++ Das mit den fiktiven Covern ist besser als alle Süchte zusammen. Außer Crystal vielleicht (Meth/Anm.d.Red.). +++ Wussten Sie, dass man den Aludeckel vom Joghurtbecher o.ä. abmachen muss, bevor man dann beides in die Wertstofftonne tut? Lässt sich sonst nicht gut trennen. +++ Vorhin musste ich an den Club denken, den in der Ohlauer Straße. Weil, vorhin im Radio, da liefen die Future Islands. Und da hatte da damals nachts mal eine Frau am Tresen gesessen, die kannte ich zwar von woanders her, aber hier war die beinahe nie. Und genau genommen war sie atemberaubend attraktiv, das hatte ich vorher wohl irgendwie immer übersehen, weil, sie hatte einen so völlig bescheuerten Namen. So was wie Horst, bloß halt für ’ne Frau. Ob ich jedenfalls was von den Future Islands hätte, so als wär‘ das der heißeste Scheiß. Naja, aber geht so. Und vorhin liefen die gerade mal wieder im Radio, und das ist ja nun eher so Bierzeltgeschunkel mit Synthie. +++ Im nächsten Post erzähle ich Ihnen vielleicht was über die Band Mietminderung, ich hatte mich damals gefragt: Wie kommt man denn auf so einen Namen? Aber die Platte von denen gefiel mir ganz gut, kann man sich downloaden.

 

Überschrift inspired by: This Here Island © Dekker, 2019

Überschrift also inspired by: For Sure © Future Islands, 2020 

Lyrics: Violent Sun © Everything Everything, 2020

Hiervon unberührt © Mietminderung, 2017

 

Ein Kind von Traurigkeit / Wissenswertes über Solingen.

Looking Out My Back Door: Klinikum am Urban © Kai von Kröcher, 2020

 

Blue, the dawn is growing blue. +++ Das Bild heute ist von April. Das ist der Weg, wenn ich mit Otto die Abkürzung über das alte Krankenhausgelände rüber zu Urbanstraße und Südstern nehme. Die Hintertür des Neubaus von ’68 sozusagen. Da habe ich ja nu auch schon etliche schöne Stunden verbracht, das meine ich wirklich so. +++ Wenn ich mit meinem hervorragenden Sohn Otto am Krankenhaus vorbeigehe – manchmal zeige ich darauf und erzähle, wie er seinerzeit dort geboren worden ist. Als alter Scherzkeks füge ich dann immer hinzu: „Weißt du das noch?“ Einen Moment wird er mich prüfend ansehen – dann nickt er. +++ So war das damals. +++ Aber jetzt mal eine lustige Geschichte, regelrecht ein Anekdötchen: Die Sonne versank gerade gestern hinter den Häusern und tauchte die Welt um den Landwehrkanal in rotgoldenes Licht. Ich war auf dem Heimweg vom Club, der hat seine Außenterrasse jetzt wieder geöffnet. Von 17 bis zehn Uhr abends. Abstände werden diszipliniert eingehalten, davon konnte ich mich überzeugen. +++ Okay, wo waren wir stehengeblieben? +++ Ich ging also das Planufer hinunter, plötzlich stoppte auf dem Bürgersteig vor mir. Sie müssen sich das vorstellen wie in einem Gangsterfilm, wo alle vier Türen einer alten Limousine aufgerissen werden, und dann zerren Ganoven in Mänteln irgendjemanden in ihr Auto. In diesem Falle ein Champagnermetallic-farbener Opel Corsa. Aus der Beifahrertür springt ein Typ, kommt auf mich zu, meint irgendetwas von wegen, mein lieber Herr oder so: „Mein lieber Herr, kennen Sie sich aus? Wir sind nicht aus Berlin und müssen nach Leipzig – wir suchen den Weg zur Autobahn.“ +++ Die Geschichte hat es echt in sich, der Lacher geht am Ende auf meine Kosten – das macht einen guten Entertainer aus. +++ Naja, ich so erklärt: da vorn bis zur Ampel, dann rechts. Immer geradeaus, dann ist das bald ausgeschildert und so. Er nochmal nachgeplappert: Bis zur Ampel, dann rechts. Dann sieht er mir ins Gesicht: „Was fällt Ihnen zu Solingen ein?“ Merkwürdige Frage. Mir fiel der Spruch ein von Walter Giller in dem Film Zwei unter Millionen mit Hardy Krüger. Giller ist da so’n charmanter Hallodri aus Ost-Berlin kurz vor dem Mauerbau. Da geht es um irgend’ne Frau, und Giller meint, so scharf wie die sei, müsse die bestimmt zwei Jahre in Solingen gelebt haben, oder so. „Messer“, sage ich. Der Typ plappert mir nach: „Messer!“ In einem echten Ganovenfilm hätte ich jetzt gesagt: „Was bist du – ein verdammter Papagei?!“ +++ Er rennt zu seinem Kofferraum, kommt mit irgendwas in der Hand wieder: „Wir haben gerade auf der Messe gearbeitet.“ Messe in Zeiten der Pandemie. Er sagt: „Hier, ein Messerset – was denken Sie, was kostet das regulär? Weil Sie so freundlich sind, schenken wir Ihnen das.“ Jetzt stehe ich also da – mit einem Paket Messer in der Hand auf dem Bürgersteig und schaue irgendwie ratlos drein. Ich denke, die Geschichte sei jetzt vorbei. Er fragt mich: „Rasieren Sie sich?“ Jetzt rennt er zum Kofferraum und kommt mit einem neuverpackten Elektrorasierer zurück: „Weil Sie so freundlich sind, schenken wir Ihnen den.“ +++ Ich stehe jetzt also mit einem Messerset und einem Rasierapparat auf dem Bürgersteig und denke, das geht jetzt so weiter. Tischlein deckt dich, der Typ aber ist ein brillanter Schauspieler: Er verabschiedet sich, macht einen Schritt auf sein Auto zu. Dann dreht er sich Peter-Falk-mäßig um: „Ähm, wir müssten noch tanken – nach Leipzig. Könn‘ Sie uns nicht vielleicht was für unseren Sprit dazugeben – ich meine…“, er zeigt auf meine Messer und den Rasierapparat: „Im Laden kostet das zusammen 129 Euro!“ Ich gucke in meine Hosentasche: „Fünfzehn Euro, das ist mein letztes Geld. Zehn kann ich Ihnen geben, fünf …“ „Brauchen Sie selber“, plappert er mir prophylaktisch nach. Ich gebe ihm meinen Zehner, er sagt: „Sie haben von uns ein Messerset bekommen und einen Rasierapparat – wollen Sie uns dafür nicht auch noch die fünf Euro geben?“ Jetzt denke ich, ich bin bei Kurt Felix: „Aber ich brauche doch gar keinen Rasierer!“ +++ Tja, wie geht die Geschichte weiter?!

 

Überschrift inspired by: Ich bin kein Kind von Traurigkeit © Gitte, 1975

Überschrift also inspired by: Wissenswertes über Erlangen © Foyer des Arts, 1982

Bildunterschrift inspired by: Looking Out My Back Door © Creedence Clearwater Revival, 1970

Lyrics: Solo Sunny © Regine Dobberschütz, 1979

Renate Krößner (* 17. Mai 1975 in Osterode/Harz; † 25. Mai 2020 in Berlin-Mahlow), Schauspielerin

Solo Sunny © Konrad Wolf (Regie), DDR 1979

club49 | Ohlauer Str. 31 | 10999 Berlin-Kreuzberg | z.zt. 17:00 – 22:00 Uhr

Zwei unter Millionen (mit Walter Giller, Hardy Krüger, Loni von Friedl) © Victor Vicas, Wieland Liebske (Regie), BRD 1961

Peter Michael Falk (* 16. September 1927 in New York City; † 23. Juni 2011 in Beverly Hills), Schauspieler

In with the In-Cloud / Sind Sie der Freund meiner Mutter.

Herbstsonne über dem Südstern am letzten Tag im Oktober (30.10) © Kai von Kröcher, 2019

Himmel nach Westen am Dienstag (5.11.) © Kai von Kröcher, 2019

Eingeregnet am Montag (4.11.) © Kai von Kröcher, 2019

Sonntäglicher Hinterhof (3.11.) © Kai von Kröcher, 2019

Düstere Aussichten heute am Mittag (7.11.) © Kai von Kröcher, 2019

Finstere Wolken von Westen am Mittwoch vergangener Woche (30.10.) © Kai von Kröcher, 2019

Gestern Abend, Blick aus der Küche hinüber zur Fernsehturmspitze (6.11.) © Kai von Kröcher, 2019

 

Blue – the dawn is growing blue. +++ Der Herbst- und Wolkenfotograf formally known as Der Künstler Blablabla setzt sich in seinen Arbeiten mit der Vergänglichkeit und einer ewig währenden Veränderung auseinander: Heute so, morgen so heißt so auch einer seiner bekannteren Zyklen – damit stellt er das Publikum vor unbequemere Fragen. +++ Ganz schön lange war es recht ruhig hier im Karton bzw. dem Blog: Kleinkindern nämlich erscheint es nicht von Bedeutung, ob der Herr Vater nun Influenzer ist oder nicht. +++ So viel also zum Herbst- und Wolkenfotograf formally known as Der Künstler Blablabla, und während Sie da draußen an den Empfangsgeräten sich gerade den Kopf zerbrechen, ob es hier auf absehbare Zeit nur noch harmlose Herbst- und Wolkenfotos zu sehen gibt (und Sie auf diese konkrete Frage erst gegen Ende des Posts eine Antwort bekommen) – da halte ich für Sie schon die nächsten zwei Insiderinformationen bereit: Nämlich haben a) Graf Tati & Les Alles aktuell einen Song veröffentlicht, der heißt SCHUFT DS. Mein Sohn Otto, ich zeige ihm generell keine Videos – aber dieses hier versetzte ihn augenblicklich in pure Ekstase: https://www.youtube.com/watch?v=K-Zsj-z46f0 +++ Zugegebenermaßen brauchte ich selbst ein ungefähr halbes Dutzend Durchläufe – jetzt jedenfalls mag ich’s sehr gern. +++ b) Ebenfalls neu und ein Video – und vielleicht eher etwas für die mit der Gnade der späten Geburt: Die junge Neu-Berlinerin Floss hat einen Weihnachtssong aufgenommen, der heißt Earth to Santa (I Am My Own Gift), unterstützt einen wohltätigen Zweck und hat nebenbei noch das Potential zur Heavy Rotation: https://www.youtube.com/watch?v=MYqc5YL5TCE&feature=youtu.be. Im Video macht außerdem Joko Winterscheidt mit, der Joko von Joko und Dings – nicht zuletzt sicherlich auch, um auf die Dringlichkeit von Organspenden hinzuweisen. +++ Meiner Meinung nach jedenfalls werden wir diesen Song zur Weihnachtszeit noch gnadenlos um die Ohren gehauen bekommen. +++ Und wo Sie sich jetzt schon fragen, wer diese junge Frau Floss ist – da gab es doch mal diese wundersame Anekdote mit ihr damals im Club: http://club49-berlin.blogspot.com/2009/11/hallo-robbi-arztroman.html +++ Auch lohnenswert übrigens dort das Video in munterer VHS-Qualität! +++ Und auf die andere Frage: Ja, es wird hier für lange Zeit nur noch belanglose Herbst- und Wolkenfotografien zu sehen geben. Dann kommt der Winter, dann kommt der Frühling. Und da wird es dann eine Ausstellung geben mit neuen Bildern – an denen sitze ich gerade hinter verschlossener Tür!

 

Überschrift inspired by: The ‚In‘ Crowd © Bryan Ferry, 1974 (Cover)

Überschrift also inspired by: Hallo Robbi/Arztroman © club49, 2009

Lyrics: Solo Sunny © Günther Fischer Sextett feat. Regine Doberschütz, 1979 

Schuft DS © Graf Tati & Les Alles, 2019

Earth to Santa (I Am My Own Gift) © Floss, 2019

Junge Helden e.V.

 

 

 

Papa was a Rodeo / Baader kommt ganz groß in Mode.

MÜLLERSTRAßE © KAI VON KRÖCHER, 2018

I like your questioning eyebrows, you’ve made it pretty clear what you like. +++ Neulich, da hatte das Science-Magazin eine Studie veröffentlicht, ich kriege das nicht mehr zusammen. Es gab dazu ein Interview mit irgendwem irgendwo. Ich habe das Thema also sehr gründlich recherchiert, aber egal. Die Quintessenz jedenfalls ungefähr: „Von einer halben Million untersuchter Künstler sind insgesamt nur 240 spät entdeckt worden“, das heißt in etwa so viel wie, als Spätgebärender kannst du den ganzen Quatsch genau so gut sein lassen. Vielleicht besser gleich einen anständigen Beruf annehmen, davon gibt es ja heutzutage ausnehmend viele. +++ Oder, um es mit Old Billy Wilder zu sagen: „Die Lage ist hoffnungslos aber nicht ernst.“ +++ Okay. +++ Aber eigentlich wollte ich die wenige Zeit heute mal nutzen, ein bisschen Werbung in uneigennütziger Sache zu machen. Im Club der anständigen Herzen lautet das Motto nämlich am Abend: Plattendrehen mit Yoko Mono aus Hamburg. +++ Und wissen Sie was? Nächste Woche kommen dann sogar auch noch Spit & Sawdust, das sind ja nun auch Long lost alte Bekannte! +++ Ach, so: Die Fernsehwerbung des Versandhauses Bader war mir neulich so unvermittelt im Kopf umhergeschwirrt, an die erinnert sich wohlweislich kaum niemand. Die Gnade der frühen Geburt. Weit hergeholt jedenfalls auch wieder so ’ne Form der Duplizität der Ereignisse. Weil, a) fotografiere ich heute Abend den Terroristen Dellwo, und b) konnte unser Sohn Otto, und das ist kein Quatsch. Unser sehr junger und sehr supimäßiger Sohn Otto jedenfalls konnte bereits einen Endorsementvertag mit dem Otto-Versand Hamburg unterzeichnen, genau genommen per mündlicher Absprache – unter Edelleuten zählt noch immer das Wort! +++ Gibt es Bader eigentlich noch – oder auch Quelle?  +++ Ist ja egal, in fünf Jahren geht hier eh langsam das Licht aus.

Überschrift inspired by/Lyrics: Papa Was A Rodeo © The Magnetic Fields, 1999

Überschrift also inspired by: Bernd Andreas Baader (*1943 in München, †1977 in Stammheim), deutscher Terrorist

„Bader kommt ganz groß in Mode“, Werbeslogan des Versandhauses Bader

Eins, Zwei, Drei (mit Horst Buchholz, James Cagney, Liselotte Pulver u.a.) © Billy Wilder (Regie), USA 1961

Karl-Heinz Dellwo (*1952 in Opladen), ehemaliger deutscher Terrorist

Five Years © David Bowie, 1972

CLUB49 | Ohlauer Straße 31 | Berlin

No Country for Old Men / Isch mach disch Futter.

OLYMPIASTADION MÜNCHEN | BUNDESSTRAßE B19, KLEINWALSERTAL © KAI VON KRÖCHER, 2014/2008

Nein, das ist nicht das Ende der Welt, gestrandet an Leben und Kunst. +++ Haben Sie neulich Bryan Ferry in Berlin Babylon erkannt (Folge 10, glaube ich)? +++ Muss es nicht richtigerweise Babylon Berlin heißen, oder lühjick? +++ Wenn ich wochenends zufällig Brötchen holen geh, treffe ich auf der Straße manchmal, jetzt habe ich den Namen vergessen. Berliner Kolumnist, aber nicht Osang – sondern mit „M“. Martenstein. Treffen Sie auch manchmal Martenstein? Martenstein muss da irgendwo wohnen, er läuft hier oft mit dem Hund. Natürlich hat er nicht die geringste Ahnung, wer ich bin, und da denke ich im Stillen dann immer ganz süffisant: „Aufmarsch der Giganten – zwei der großen Kolumnisten unserer Tage, Showdown morgens beim Gassigehen!“ +++ Dabei habe ich gar keinen Hund – jetzt aber trotzdem den Vornamen vergessen: Harald? +++ Die Barfrau im Club früher, die argentinische Elektro-Ikone Yasmin Gate. Die jedenfalls hatte, jetzt mal als Beispiel, die hatte auch Rattelschneck immer „Harald“ genannt. Rattelschneck fand das, glaube ich, ganz gut. +++ Was wollt‘ ich jetzt eigentlich erzählen? Naja, man könnte sagen, Martenstein wird auch immer reaktionärer, aber das will ich jetzt gar nicht bewerten. Allerdings, wie auch ich, ist er Spätgebährender – und schreibt manchmal darüber in seiner Kolumne. Und genau das werde ich jetzt auch immer tun! +++ Neulich nämlich, aber darauf war ich längst vorbereitet, das prallt an mir ab. Neulich jedenfalls, da war irgend so eine Frau da, wegen irgendwelcher Anträge. Behördenkram, pipapo, ich stehe da drauf! Die kam vorbei und setzte sich bei uns ins, äh, Wohnzimmer. Und wir sitzen da so – Vater, Mutter, Kind. Und sie so, blablabla. Dann sieht sie mich an und meint: „Darf ich mal fragen,“ (und zeigt auf Mutter mit Kind) „in welcher Beziehung Sie zu den beiden stehen?“ Und ich so: „Ich bin der Vater.“ (kurze Pause) „Äh, von dem Jungen … – nicht von der Mutter!“ +++ Was wollte ich sagen? Ach so, wegen Dresden. Wegen dem Centrum Warenhaus. Das sie abgerissen haben und dort eine „Shopping-Mall“ hingestellt. Mit einer wabenartigen Fassade, die an die alte erinnern soll. „Das alte Fassadenthema aufnehmen“, wie man als Architekt dann immer so sagt. Als täte man das Olympiastadion in München für eine Multifunktionsarena einstampfen. Und dann das „historische Dachthema wieder aufnehmen“ – was da dann wohl los wäre, im Freistaate Bayern… +++ Soso, das wird wohl die Gesellschaftskritik zum Wochen endlich bei Lidl gewesen sein. +++ Toll. +++ Übrigens: Das Bildpaar hier heute (oben) soll das verdeutlichen, was ich auf der Webseite so umständlich versucht habe, zu umschreiben. Wen das genauer interessiert, der klickt das jetzt hier an: https://kaivonkroecher.de

Überschrift inspired by: No Country for Old Men © Ethan und Joel Coen (Drehbuch, Regie), USA 2007

Überschrift also inspired by: Isch mach disch Futter © K.v.K., 2018

Lyrics: Bitter Sweet © Roxy Music, 1974

Darf man um seine Katze trauern, wenn Deutschland Weltmeister wird © Alexander Osang, Ch. Links Verlag, 2018

Harald Martenstein (*1954 in Mainz), Journalist und Autor

Da geht der Punk ab © Yasmin Gate, 2014

CLUß49 | Ohlauer Straße 31 | 10999 Berlin

Centrum Warenhaus, Dresden – checken Sie’s aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Centrum_Warenhaus_%28Prager_Stra%C3%9Fe%29  

Menschen am Sonntag / Cinemascopisierung des Alltags.

KOTTBUSSER TOR | WARSCHAUER STRAßE © KAI VON KRÖCHER; 2017

Like a bridge over troubled water I will lay me down. +++ Mein Medien-Berater wird latent seine Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wegen des Panoramaformats heute, das kommt auf dem Smartphone nicht besonders gut rüber – lässt sich in diesem Fall allerdings nicht umgehen. +++ Dieses Bild nämlich – es gehörte zu den wenigen nichtverkauften Werken der vorletzten Ausstellung. Wie Blei lag es im sprichwörtlichen Regal – was nicht nur egal ist, sondern auch super: Jetzt hängt es bei der Gewordenen an der neuen Wand; da sieht es großartig aus, wenn man das sagen darf. +++ Neulich hatte irgendein nicht zu ortender Nachbar seine Anlage auf Anschlag gedreht und lauthals Simon & Garfunkel mitgeschmettert. Seitdem singe ich unserem Nachwuchs Bridge Over Troubled Water vor, wenn er mal nicht zu beruhigen ist. Manchmal hilft das sogar, da muss ich mir jetzt nur noch den Text endlich mal vollständig „draufschaffen“, wie man so sagt. +++ Sonst schlafen wir irgendwann beide ein! +++ Vielleicht sollte ich aus dem regimekritischen Fuckerblog hier eine Art Vater/Sohn-Forum machen – und reicher werden als Carsten Wascheimer – die Witze kommen immerhin schon ganz gut! +++ Aber mal ohne Quatsch, was mich wirklich berührt: der Sohn entdeckt mit seinen zwei Wochen. Oder besser gesagt: Alles, was er im Moment sieht, entdeckt er zum allerersten Mal! Neulich war er nicht zu beruhigen, da habe ich ihn in eine Decke gehüllt, und auf dem Arm nahm ich ihn mit runter an den Kanal. Die Dämmerung setzte ein, es herrschte eine Art biblischer Sille. Und als er erstmals den endlosen Himmel über sich sah, war er augenblicklich ganz fasziniert. Ich stellte mir das vor wie den Blick in die Ewigkeit. +++ Okay, aber worauf will ich hinaus? Bei der Gewordenen hängt also der Ladenhüter (oben) zu Hause. Kommt übrigens sehr gut in dem Format, es ist zwei Meter mal 50 Zentimenter. Und beinahe jedes Mal, wenn wir mit Otto vor dem Bild stehen, dann sieht er es sich ganz gebannt staunend an, als würde ihn nichts auf der Welt mehr beeindrucken als dieses Meisterwerk. Und das lässt mich mich auf eine Art sehr geehrt fühlen. +++ Apropos: Heute läuft ja anscheinend Babylon Berlin im Ersten Programm an, und, wenn ich nicht irre – die Ausstattungsabteilung der Produktion damals hatte ihr Abschlussfest in keiner Geringeren gefeiert als in der Gaststätte der Herzen. Das hatte mir auch irgendwie etwas geschmeichelt, das gebe ich zu. In diesem Sinne Gruß an K1!

 

Menschen am Sonntag © Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer (Regie) und Billy Wilder (Regie), D 1930

Cinemascope © geschützte Marke der Twentieth Century Fox

Lyrics: Bridge Over Troubled Water © Simon & Garfunkel, 1970

Babylon Berlin © Tom Tykwer, Achim von Borries, Henk Handloegten (Regie) D 2017

Zu Asche, zu Staub © Nikko Weidemann und Mario Kamien, Tom Tykwer (Komposition), 2017