Im Westen nichts Neues / Ära des schrumpfenden Wohlstands.

Frau2 sucht HappyEnd: Gero Steffen (Kamera), Edward Berger (Regie) © Kai von Kröcher, 1999

 

Drive me to the edge and further. +++ Ich möchte Sie kurz mitnehmen in den Sommer ’89, wie man ihn rückblickend nennt: Wir saßen in irgendeinem Institut da unten in Dahlem herum, direkt nach Semesterbeginn. Und jetzt bin ich nicht weniger verwundert als Sie – aber es stimmt: Ich hatte mich für Anglistik eingeschrieben, und gerade ging der Professor die Liste der Seminarteilnehmer durch: „Frank Zappa? Da haben wir wohl einen Spaßvogel dabei!“ Ein Typ reckte schluffig den Finger: „Zappe“, murmelte er  – „Frank Zappe.“ +++ Der Sommer ’89, als wäre es gestern gewesen. +++ Seltsamerweise ist diese Anekdote alles, was mir von meinem Studium an Erinnerung blieb. +++ In jenem Sommer in West-Berlin konnte ich natürlich nicht ahnen, wie ich mich knapp vierunddreißig Jahre später mit einem zweifelhaften Satireprogramm durchschlagen würde: Wussten Sie beispielsweise, mit wem Bundesgesundheitsminister Jensi-Boy Spahnemann seinen dubiosen „Maskendeal“ damals durchgezogen hat? +++ Elon Musk! +++ Im Hintergrund läuft die Erwachsenen-Sendung im Radio, und da brachten sie gerade die Meldung: Edward Bergers Remarque-Neuverfilmung Im Westen nichts Neues ist für nicht weniger als neun Oscars nominiert. Die Kritiken, die ich gelesen hatte, waren eher ambivalent ausgefallen, sagt man das so? +++ Viele Berührungspunkte hatten Zappa und ich ja nun nicht gerade. Ich fand ihn blöd, ohne mir seine Musik jemals angehört zu haben. Ich mochte seine Visage und seine bescheuerten Fans bei mir an der Schule nicht, das war mir genug. Von daher am Sonntag in der Ohlauer Straße ein gar nicht so uninteressantes Event: Zusammen mit einem gewissen Klaus oder Claus legt der Fotograf Carsten Klindt im club49 einen ganzen Abend lang, ganz genau – A Night with Frank Zappa! +++ Bin sehr gespannt! +++ Ein Jahrzehnt nach meinem Einstieg an der FU hatte ich dann übrigens das Vergnügen, für die Dauer eines Films mit besagtem Edward Berger zusammenzuarbeiten, Grüße an Ingeborg unten in Zehlendorf! Frau2 sucht HappyEnd mag jetzt im Nachhinein vielleicht nicht so der Knaller gewesen sein, die Dreharbeiten aber dazu waren die wunderbarsten, die ich auf der Achterbahn meines Lebens miterlebt habe – und das ist ja schon was, das wollte ich einfach mal loswerden!

 

Überschrift inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Film) © Edward Berger (Regie/Drehbuch), D/USA/UK 2022

Überschrift also inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Roman) © Erich Maria Remarque, 1928

Überschrift also inspired by: Ära des schrumpfenden Wohlstands © Kai von Kröcher, 2023

Lyrics: Easy Prey © Moderat, 2022

A Night with Frank Zappa | feat. Carsten Klindt | club49 | Ohlauer Straße 31 | So., 29. Januar 2023 | ab 19:00 Uhr

Frau2 sucht HappyEnd (mit Ben Becker, Uwe Kockisch, Sergej Moya u.a.) © Edward Berger (Regie), D 2001

Weihnachtsverlosung / Die apodiktische Pranke.

Fiktives Vinyl: Das Narrativ – Apodiktische Pranke © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

So this is Christmas and what have you done. +++ Vielleicht sollte ich kurz noch darauf hinweisen: Bis morgen um Mitternacht besteht noch die Chance auf ein signiertes Plattencover Ihrer Wahl – digitaler C-Print auf 42 x 42 cm Karton! Senden Sie einfach bis dahin noch Titel und Interpret Ihres liebsten fiktiven Vinyls hier aus dem Blog an foto@kaivonkroecher.de, mein Sohn wird am Donnerstag dann aus allen Einsendungen den Gewinner ziehen. +++ Falls Sie übrigens mal einen Blick in die zerrissene Seele eines zeitgenössischen Künstlers werfen mögen: Mit dem Plattencover heute da oben habe ich so meine Probleme. Und weiß nicht, weshalb. Eigentlich doch ein schönes Motiv. Ich mag diese leichte Unschärfe auf dem Käfer, trifft genau meinen Nerv. +++ Was eine apodiktische Pranke sein soll, da müsste ich allerdings nachschlagen – vor ewigen Zeiten hatte ich das in einer Kultursendung aufgeschnappt. Es ging darin um die Sinfonie eines Komponisten, leider habe ich mir nichts dazu aufgeschrieben – wer, was, wann und wieso. Spätere Generationen von Kunsthistorikern hätten es einem gedankt. Aufgenommen wurde das Foto, vielleicht haben Sie es bereits längst erkannt: Die Tankstelle liegt an der Landstraße von Broistedt nach Salzgitter-Lebenstedt im östlichen Niedersachsen. Da, wo auf dem Parkplatz zum Beispiel auch Spargel-Lothar immer seinen Spargel verkaufte, ein magischer Ort. +++ Wie kontrovers literarische Rezeptionen doch ausfallen können: Fühlte mancher sich durch mein Gedicht „Soldaten“ neulich an Lennons Happy Xmas (War Is Over) erinnert oder Im Westen nicht Neues. So witterten andere gleich eine Verherrlichung des Militarismus in unseliger Landser-Roman-Tradition. +++ Ob unsere Weihnachtsverlosung den Hype um meine Person noch befeuert, so wie ich es mir insgeheim erhoffe? John Lennons Todestag immerhin jährt sich am Tag unserer Ziehung dann mittlerweile ja schon zum 42sten Mal, man mag es kaum glauben…

 

Überschrift inspired by: Die große Weihnachtsverlosung – Einsendeschluss Dienstag, 6. Dezember 2022 gegen Mitternacht

Überschrift also inspired by: apodiktisch – keinen Widerspruch zulassend

Lyrics: Happy Xmas (War Is Over) © John Lennon & Yoko Ono/Plastic Ono Band, 1971