The Joshua Three / Weihnachten mit Friedrich Merz.

Fiktives Vinyl: Ziehung des Hauptgewinns (Vater und Sohn) © Kai von Kröcher, 2022

 

Your park was real and greenless, perhaps you’re smiling now. +++ Sorry, ich strapaziere Ihre Geduld: Gestern war John Lennons Todestag, und somit fand auch die lang erwartete Ziehung des Ihr seid solche Fucker-Hauptgewinns durch meinen Sohn statt. Bei mir als ältestem Nachwuchskünstler der Hemisphäre übrigens nicht weiter verwunderlich: sämtliche Einsender sind mir persönlich bekannt. Außer die neu geborene Jonna vielleicht, aber Sie wissen schon. +++ Ohne Quatsch hätte ich jedem den Hauptpreis gegönnt, am Ende aber konnte natürlich wieder nur einer gewinnen. +++ Der Print geht, so er dann fertig ist, in die Ohlauer Straße im Berliner Szene-Bezirk Kreuzberg – ein sehr freundlicher Beatles-Sympathisant, so viel sei verraten. Vielleicht hat John Lennon da einfach sein Vitamin B? – aber man weiß es halt nicht. +++ Vom Zustand der Loskugeln jedenfalls hatte ich mich überzeugt – und mein Sohn ist eh der korrekteste Typ unter der Sonne. +++ Titel des fiktiven Gewinner-Covers übrigens: Diese ewige Dankbarkeit (von der Band Dienstwagen-Affäre)…

 

Überschrift inspired by: The Joshua Tree © U2, 1987

Überschrift also inspired by: Friedrich Merz (* 11. November 1955 in Brilon), dt. Oppositioneller

Lyrics: Time © David Bowie, 1973

Weihnachtsverlosung / Die apodiktische Pranke.

Fiktives Vinyl: Das Narrativ – Apodiktische Pranke © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

So this is Christmas and what have you done. +++ Vielleicht sollte ich kurz noch darauf hinweisen: Bis morgen um Mitternacht besteht noch die Chance auf ein signiertes Plattencover Ihrer Wahl – digitaler C-Print auf 42 x 42 cm Karton! Senden Sie einfach bis dahin noch Titel und Interpret Ihres liebsten fiktiven Vinyls hier aus dem Blog an foto@kaivonkroecher.de, mein Sohn wird am Donnerstag dann aus allen Einsendungen den Gewinner ziehen. +++ Falls Sie übrigens mal einen Blick in die zerrissene Seele eines zeitgenössischen Künstlers werfen mögen: Mit dem Plattencover heute da oben habe ich so meine Probleme. Und weiß nicht, weshalb. Eigentlich doch ein schönes Motiv. Ich mag diese leichte Unschärfe auf dem Käfer, trifft genau meinen Nerv. +++ Was eine apodiktische Pranke sein soll, da müsste ich allerdings nachschlagen – vor ewigen Zeiten hatte ich das in einer Kultursendung aufgeschnappt. Es ging darin um die Sinfonie eines Komponisten, leider habe ich mir nichts dazu aufgeschrieben – wer, was, wann und wieso. Spätere Generationen von Kunsthistorikern hätten es einem gedankt. Aufgenommen wurde das Foto, vielleicht haben Sie es bereits längst erkannt: Die Tankstelle liegt an der Landstraße von Broistedt nach Salzgitter-Lebenstedt im östlichen Niedersachsen. Da, wo auf dem Parkplatz zum Beispiel auch Spargel-Lothar immer seinen Spargel verkaufte, ein magischer Ort. +++ Wie kontrovers literarische Rezeptionen doch ausfallen können: Fühlte mancher sich durch mein Gedicht „Soldaten“ neulich an Lennons Happy Xmas (War Is Over) erinnert oder Im Westen nicht Neues. So witterten andere gleich eine Verherrlichung des Militarismus in unseliger Landser-Roman-Tradition. +++ Ob unsere Weihnachtsverlosung den Hype um meine Person noch befeuert, so wie ich es mir insgeheim erhoffe? John Lennons Todestag immerhin jährt sich am Tag unserer Ziehung dann mittlerweile ja schon zum 42sten Mal, man mag es kaum glauben…

 

Überschrift inspired by: Die große Weihnachtsverlosung – Einsendeschluss Dienstag, 6. Dezember 2022 gegen Mitternacht

Überschrift also inspired by: apodiktisch – keinen Widerspruch zulassend

Lyrics: Happy Xmas (War Is Over) © John Lennon & Yoko Ono/Plastic Ono Band, 1971

15701 / Aufruhr im Innersten.

Deep Fuck Records: Pola Reiser – Im Innersten ist Aufruhr © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Ghosts in Polaroids, they will travel with you. +++ Wie viele liebste Lieder wird man in etwa wohl haben? Liegt das im dreistelligen Bereich irgendwo? Würde man, sagen wir mal, würde man Über den Wolken zum Beispiel dazuzählen – oder dann eher doch nicht? +++ Mit meinem Sohn jedenfalls gestern machte ich einen Spaziergang unsere Kanalseite entlang, die Kita war spontan wieder einmal ausgefallen. Und plötzlich, ich kann Ihnen nicht sagen, warum. Plötzlich begann ich, gehemmt inbrünstig Wenn ein Mensch lebt von den Puhdys gesanglich zu improvisieren und führte einen holzschnittartigen Tanz dazu auf. Otto zeigte sich interessiert – allerdings, und das fiel mir erst wesentlich später auf: Als ich die Blicke über das Wasser gleiten ließ, sah ich am gegenüberliegenden Ufer ein EB-Team des SFB, das gerade und genau mit uns beiden im Hintergrund ein Interview mit einem Rothaarigen drehte – der Mann von der Straße würde es Kamerateam nennen, der SFB heißt RBB mittlerweile. +++ Das Coverfoto heute, wenn ich mich recht erinnere – da war ich, glaube ich, mit dem Auto zufällig nahe der Gläsernen Molkerei am Rande des Spreewalds gelandet. +++ Es gibt ja auch gläserne Schlachthöfe – in Dänemark, glaube ich. Und seit 2019 auch im oberösterreichischen Redlham – gutes Konzept, auch wenn ich mit meinem Sohn da jetzt vielleicht nicht unbedingt eine Besichtigungstour mitmachen würde. +++ Burning Love übrigens würde ich durchaus zu den Liedern mitzählen, die mir in irgendeiner Form etwas bedeuten. Wahrscheinlich der erste Song vom King, den ich bewusst wahrnahm. Mein Bruder erzählte mir damals, da muss ich so acht, neun Jahre alt gewesen sein. Er erzählte, dass er (der King/Anm.d.Red.) einen goldenen oder vielleicht auch nur vergoldeten Cadillac fahren würde – und immer, wenn ich zufällig mal Burning Love irgendwo höre, muss ich auch heute noch an dieses lässige Auto denken. +++ Der Opa meines Kumpels Toddel K. fuhr einen goldenen Ford Taunus, damit brachte er uns morgens immer die zwanzig Kilometer zur Schule, das machte ihm Freude. Im Winter dauerte es immer ein bisschen, bis es im Auto warm wurde, und am (wahrscheinlich) neunten Dezember im Jahr 1980 sagte der Sprecher im Radio, John Lennon sei erschossen worden – Monate vorher war auch Bon Scott schon in diesem Wagen verstorben. +++ Und die Schwarzbunte mit der Ohrmarke 15701 (oben) ist mittlerweile sicherlich auch längst über Ihren Teller gewandert…

 

Überschrift inspired by: Im Innersten ist Aufruhr © Pola Reiser, 2022 

Lyrics: Rotsler’s Rules © Black Cab, 2021

Über den Wolken © Reinhard Mey, 1974

Wenn ein Mensch lebt © Puhdys, 1973 (Text: Ulrich Plenzdorf)

Sender Freies Berlin (1. Juni 1954 – 30. April 2003), Landesrundfunkanstalt des Landes Berlin

Gläserne Molkerei, Münchehofe, Landkreis Dahme-Spreewald

Hütthalers Hofkultur: gläsener Schlachthof – von der Aufzucht über den Transport bis zur Schlachtung, Redlham (Oberösterreich)

Burning Love © Elvis Presley, 1972

John Winston Lennon (* 9. Oktober 1940 in Liverpool; 8. Dezember 1980 in New York City), engl. Musiker, Komponist, Friedensaktivist

Ronald Belford „Bon“ Scott (* 9. Juli 1946 in Forfar, Australien; † 19. Februar 1980 in London), australischer Sänger und Songschreiber

Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind (auch „Deutsches Schwarzbuntes Rind alter Zuchtrichtung“): Hausrind-Rasse

 

 

Künast / Ein Praktikantenleben im Steinbruch.

Back in the Day: Rummelsburger Bucht / Stralau (Kaleidoskop) © Kai von Kröcher, 2018

 

Maybe I’m a lonely man who’s in the middle of something. +++ Erkennen Sie die Melodie dort oben auf diesem Bild? Unspektakulär männervergrippt-darniedergesunken habe ich gestern alte Bilddateien gesichtet, wie man bei uns gerne sagt. +++ War ja nicht alles schlecht. +++ Obwohl John Lennon gar nicht mehr im Musikbusiness tätig ist, wie wir gestern erfahren haben – jedenfalls halte ich ihn rein so vom Feeling her für bekannter als Paul McCartney. +++ Lässt sich vermutlich nicht messen. +++ Wo wir neulich schon bei Sean Lennon waren – wissen Sie, was mein Sohn zurzeit gern zu mir sagt? „Bis dahin, wo das Weltall zu Ende ist und wieder zurück – soooo lieb habe ich dich!“ Wie lyrisch und gleichsam den Naturwissenschaften zugewandt für einen Dreijährigen, finden Sie nicht? +++ Die Überschrift heute hat aber nichts mit Frau Künast zu tun, Sie hatten sich vielleicht schon gefreut. In Wahrheit ging das alles nur auf eine Leser-Rezension zu dem Hörbuch zurück, bei dem ich bisher nicht über die ersten elf, zwölf Minuten hinauskomme, dem ich aber noch immer eine Chance zu geben gewillt bin. Jedenfalls scheint da einer ein Praktikum im Steinbruch zu machen, und ich habe mich gefragt, ob sowas Spaß macht. Und das passt doch vom Bild her ganz gut zu dem Bild (oben). +++ Aufgenommen hatte ich dieses Stillleben seinerzeit an der Kynaststraße, daher der Scherz. Hieße sie Märzstraße, ginge der Joke auf den Lothar Matthäus der K-Frage. +++ Und mit diesem Brüller zum Schluss verabschiede ich mich und sage bye bye!

 

Überschrift inspired by: Kynaststraße, benannt nach der Kynastburg im Riesengebirge (heute Burg Chojnik)

Überschrift also inspired by: Rücken an Rücken (Hörbuch) © Julia Franck, 2011

Lyrics: Maybe I’m Amazed © Paul McCartney, 1970

Femme Fatale / Die Russen stehen vor Königsberg.

El Caminos in the West: Wissen Sie, wo das ist? (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2021

 

From El Caminos in the west all collapsed and futureless, I’ll paint the words a simple wish. +++ Vielleicht ist das Paralleluniversum ja mein wahres Zuhause. Jedenfalls saß ich da in dieser dämmrigen Traktoria popolare (kleiner Scherz) und brauchte zum Leben für den Moment nicht mehr als dieses restliche Stück Pizza vor mir. +++ Sie müssen sich vorstellen, Sie haben Karten für ein Champions-League-Viertelfinalspiel, der ruhmreiche FC Bayern gegen Paris Saint-Germain. Wenn Fußball Sie nur mäßig interessiert: ein Lounge-Konzert zum Beispiel mit den Travelling Wilburys den Flaming Lips. +++ Und Sie gehen da hin, und plötzlich sind Sie der einzige da, ansonsten nur noch der Tontechniker hinter dem Mischpult und vielleicht noch die Garderobiere und halt einer, der Bier zapft. +++ So saß ich dann also da im Casolare: Ganz allein, außer mir nur noch die drei oder vier Kellner*innen, die da geschäftig taten. Und später am Nachbartisch noch einer mit einer Frau, ich konnte die zwei nicht erkennen. +++ Die Geschichte der Popmusik muss nun doch noch umgeschrieben werden: Gerade im Radio hörte ich einen Titel von einer wohl just erschienenen Tribut-Platte für Velvet Underground, Sharon Van Ettens Version von Femme Fatale nämlich. Da wurde mir plötzlich nur allzu deutlich klar, wo John Lennon für Imagine damals seine Inspiration gefunden hat. +++ Natürlich möchten Sie dem feinen Herrn Lennon einen so niederträchtigen Diebstahl nicht unterstellen – aber mir diese Sache mit Hockney noch immer schön sauer aufs Brot schmieren! +++ Das Lieblingsbrot meines Sohnes und mir ist ja übrigens das Weizen-Vollkorn mit ganzen Körnern aus der dänischen Bäckerei hier am Planufer. +++ Das Bild heute lasse ich mal so als Rätsel stehen – erkennen Sie die Melodie? +++ Ich versuche die ganze Zeit heute schon, hier noch eine witzige, kluge Analogie zum Klima zu finden: Irgendwas mit den Russen zum Beispiel, dass die Rote Armee einen Angriffskrieg plant. Geheimdienstinformation. Und Olaf und Alfred und Christian sagen im Wahlkampf: Wir versprechen Ihnen, wir kümmern uns 2038 darum! +++ Das wäre sehr hintersinnig, das könnte die Menschen zum Umdenken zwingen. Dass die am Sonntag jedenfalls keine Scheiße wählen, das wäre ich meinem Sohn vom Feeling her schuldig. +++ Ansonsten wär’s mir egal.

 

Überschrift inspired by: Femme Fatale © Sharon Van Etten w/ Angel Olsen, 2021 (Cover)

Überschrift also inspired by: In 15 Minuten sind die Russen auf dem Kurfürstendamm © Udo Lindenberg, 1984 

Bildunterschrift inspired by / Lyrics: El Caminos in the West © Grandaddy, 2003

Il Casolare | Cucina Casalinga Popolare | Grimmstraße 30 | Berlin-Kreuzberg

Do You Realize © The Flaming Lips, 2002

Femme Fatale © The Velvet Underground, 1967

I’ll Be Your Mirror: A Tribute To The Velvet Underground & Nico © Various, 2021

Imagine © John Lennon, 1971

Pearblossom Hwy., 11 – 18th April #2 © David Hockney, 1986

Erkennen Sie die Melodie? (Quizsendung mit Ernst Stankovski u.a.) © ZDF und ORF, BRD 1969 – 1985

die Brodstätte | Planufer 92D | 10967 Berlin

 

A Forest / Number Eight and Number Nine Dream.

Groß Köris: Sister got bit by a copperhead snake in the woods behind the house © Kai von Kröcher, 2020

 

Und es steht vor Mäxchens Nase ein uralter, großer Hase, lacht und sagt: ‚Da staunst du wohl.‘ +++ Fieses Bildformat heute, wider den Geist der ‚Generation Smartphone‘ und ihrer Sehgewohnheiten. +++ Sagt man das so? +++ Haben Sie schon einmal von Donald Trump geträumt, dem amerikanischen Präsidenten? War mir bis vorgestern zumindest auch noch niemals passiert. Dann aber gleich zwei Nächte hintereinander: In der zweiten war ich Assistent Trumps hier in Germany, und ständig musste ich ihn von irgendwelchen Torheiten abhalten wie ein verzogenes, dickes Kind. +++ Was allerdings damit zu tun haben könnte, dass ich mit Otto oft die Geschichte von Mäxchen dem Karnickel lese: Der führt in seinem Kaninchenstall zwar ein rundum zufriedenes Leben, eines Nachts aber büxt er aus und begegnet im nahen Wald dem Osterhasen höchstpersönlich. Der im Affekt ihn zu seinem Assistenten erkiest, was etwa so viel heißt wie, dass er ihn ‚auserwählt‘. Das Buch ist ein wunderschön illustriertes Märchen aus den Endvierzigerjahren; dementsprechend anachronistisch, vermittelt es dem jungen Leser eine bürgerliche Moral: Zu Ostern nämlich kehrt Mäxchen zu Ilse, Fritz und Minchen zurück, drei wohlerzogenen und adrett gekleideten Kindern. Erleichtert lässt er sich wieder in seinen engen Kaninchenstall sperren – und schwört bei seiner ehrlichen Seele, nie wieder in die fremde, weite Welt hinauszuwollen. +++ Nachdem ich die erste Nacht von dem Präsidenten Trump geträumt hatte, war am nächsten Tag das Internet zu Hause kaputt: Sehen Sie da einen Zusammenhang? +++ Was ich Ihnen übrigens unbedingt – unter uns Vogelkundlern. Was ich Ihnen seit einer Weile längst erzählt haben wollte: Letztens saßen Otto und ich am Urbanhafen im Gras. Otto hegt eine Leidenschaft, nämlich Steinchen ins Wasser zu werfen. Damit verbringen wir manchmal Stunden. Und natürlich schwammen da auch einige Exemplare der ‚Generation Schwanplage‘ vor unserer Nase herum. „Du musst auf den Kopf zielen“, riet ich dem kleinen Mann: „Zwischen die Augen!“ +++ Nein, das sagte ich selbstredend nicht: Ich gebe mein Bestes, den Jungen zu einem humanistischen Freigeist, äh, zu formen – mit Respekt vor Schöpfung und Kreatur. +++ Lange Rede, kurzer Sinn: Auf einmal jedenfalls ist einer der Schwäne untergetaucht wie eine Ente. Sekundenlang komplett von der Bildfläche verschwunden. Und dann plötzlich, plopp, wieder aufgetaucht.

 

Überschrift inspired by: A Forest © The Cure, 1980

Überschrift also inspired by: #9 Dream © John Lennon, 1974

Bildunterschrift inspired by: Summer of Drugs © Soul Asylum, 1993 (Cover)

Lyrics aus: Die Geschichte von Mäxchen dem Karnickel © Walter Liek (Text), Fritz Baumgarten (Bilder), Jos. Scholz-Mainz Verlag, Wiesbaden 1948 (?)

Cygnet Committee © David Bowie, 1969