Aliens incognito, Berlin-Hauptbahnhof © Kai von Kröcher, 2019
Ich verpulver’s tags, du verbrennst es nachts – so wird’s gemacht. +++ Heute morgen gab es unten vorm Fenster ein schönes Gezänk: Ein Vogel, vom Feeling her ein Kaventsmann von einem Bussard, der hatte sich gerade auf den Sturzflug hinunter zum Gehweg unter den Bäumen am Ufer gemacht. +++ Immer diese elenden Bandwurmsätze. +++ So ein Bussard jedenfalls, das wusste ich nicht. Der macht in Aktion nämlich ähnliche Klappergeräusche wie Flipper, der kluge Delfin. +++ Heute früh träumte ich, Otto habe die Bundeskanzlerin Angelika Merkel interviewt, das fand ich im Schlaf recht erstaunlich. In Expertenkreisen lobte man die sehr menschliche Gesprächsführung – ich dagegen staunte eher darüber, dass er schon Wörter wie „Seiteneingang“ kannte – mit seinen gerade einmal knapp über elf Monaten… +++ In letzter Zeit muss ich häufig an meinen Zivildienstfreund beim Arbeiter-Samariter-Bund denken, an Kulle: Wir nannten uns gegenseitig „Kulle“, das fanden wir überlegen. Er jedenfalls, Kulle, der fuhr nebenbei auch noch Taxi, und da gab er gern die Geschichte von An der Horst zum Besten. An der Horst nämlich war eine Straße am finsteren Stadtrand von Braunschweig, da gab es eine Mau-Mau-Siedlung. Mit seinem Taxi hatte er da ab und zu eine Fuhre hin gehabt. Jetzt erzählte er oft die Geschichte, er musste da mal einen in der Bude abholen. Oder auch reinbringen, das ist ja am Ende auch erstmal egal. +++ Jedenfalls war das im Winter – damals in Braunschweig waren die Winter noch kalt, sehr kalt. Und irgendwie habe ich mir innerlich immer an den Kopf gefasst, wenn ich das hörte, so behämmert konnte doch echt keiner sein: Während dieser langen Winter in Braunschweig nämlich, so erzählte mein Kumpel Kulle. Da hatten die in ihrer Wohnung immer noch so ’nen Bollerofen, und da haben die ohne Quatsch ihre sämtlichen Türen verheizt – selbst die zum Treppenhaus. +++ Und jetzt also der Amazonas, okay. +++ Der Bussard, ich war mir später dann nicht sicher und musste den googeln: Könnte gut auch ein Habicht gewesen sein oder ein Falke. Der jedenfalls stürzte sich flippernd auf irgendwas, das ich unter den Bäumen nicht wirklich erkennen konnte. In dem Moment fingen sechs oder mehr Krähen einen Sturm im Wasserglas an – ein irres Getöse, da drehten sogar ein paar Radfahrer um und zeigten mit Fingern und gafften. Die Krähen griffen den Bussard an, so viel war zu sehen. Der aber blieb locker und irgendwann hob er ab und flog mit seinem geschlagenen Beutetier, einer schwarzgrauen Krähe, davon. +++ „Mau-Mau-Siedlung wurden in Teilbereichen der Bundesrepublik Deutschland ab Anfang der 1950er bis in die 1970er Jahre hinein soziale Elendssiedlungen genannt, die am Rand kriegszerstörter deutscher Städte, häufig auch aus Trümmersteinen, oder als Baracken errichtet worden waren. Der Begriff ‚Mau-Mau-Siedlung‘ wurde im Rheinland, dem Ruhrgebiet, Bergischen Land, in Braunschweig, Hamburg, Ingolstadt, München und Berlin gesichert verwendet. Bewohnt wurden diese zu großen Anteilen von Flüchtlingen und Vertriebenen sowie Ausgebombten, die der Arbeiterklasse entstammten.“ (Wikipedia)
Überschrift inspired by/Lyrics: Wir zwei © The Horst, 2015
Überschrift also inspired by: Aliens unmasked © Kai von Kröcher, 2019
Flipper: amerikanische Fernsehserie um einen klugen Delfin © NBC, USA 1964 –1967
Jair Bolsonaro (*21.3.1955 in Glicério/Bundesstaat SãoPaulo), brasilianischer Staatspräsident
Amazona © Roxy Music, 1973