So you turn around / toward the tiny girls.

Die Mörder sind unter uns: Aliens incognito (Berlin-Hauptbahnhof, No. 3516) © Kai von Kröcher, 2019

 

You can wash the dirt off later with some time and a little bit of soap. +++ Die Gesichter auf dem Bild gestern sind einwandfrei zu identifizieren, ich habe das Originalfoto detektivisch seziert – man bewegt sich auf sehr dünnem Eis. +++ Das Bild heute ist zwar ausreichend entstellt, vom Feeling her dafür eine B-Seite. +++ Wo wir gestern bei Heydrich und Himmler waren – eine Geschichte, die ich vor Jahren mal gelesen habe, die mir aber noch immer auf dem Herzen herumspukt. Es ging wohl darum, wie die Angestellten in den Konzentrationslagern sich einen gewöhnlichen Alltag eingerichtet haben. Feste gefeiert mit den Kollegen, Betriebsausflüge mit Unterhaltungsprogramm. Es gab Foto davon, eine unbeschwerte Zeit. +++ Ich bin mir übrigens noch nicht ganz sicher, der Sohnemann und ich, wir wollen nämlich die Verwandtschaft in den Bergen besuchen – Otto ist im Prinzip ja schon zweifacher Onkel, früh übt sich. Und ob ich und wie ich das weiterführen werde und kann mit den Bildern da oben. Aliens incognito – die ganze Wahrheit. Vielleicht einfach die Beine mal baumeln lassen. +++ Oder die Seele. +++ Und da wären wir auch schon wieder bei der Geschichte: Die Konzentrationslagerbelegschaft, ein kollegiales Betriebsklima – auf den Fotos viel Gaudi und strahlende Gesichter. Sie werden sich vielleicht fragen, was will der Mann heute von uns. Da wurde anhand einer Aufseherin zum Beispiel ein Beispiel erzählt, eine verifizierte Sequenz: Die steht da irgendwo im Lager herum, in etwas Entfernung geht eine Mutter mit ihrem Sohn – ein etwa dreijähriger Junge. Da hält sie verlockend einen Apfel in die Luft für das Kind. Das dürfen Sie sich jetzt nicht so vorstellen, dass kann man gar nicht vergleichen – mit, wie wenn Sie heute bei Netto in der Obst- und Gemüseabteilung unschlüssig herumstehen. Ob Sie nun einen Braeburn nehmen – oder doch lieber einen Pink Lady aus Australien. Wahrscheinlich gab es im ganzen Lager keine größere Kostbarkeit für ein Kind als diesen Apfel. Und strahlend läuft das Kind los, läuft auf die Aufseherin zu, immer den Apfel vor Augen, läuft fröhlich der Frau in die Arme. Und ohne Gefühlsregung nimmt die den Buben und zerschmettert ihm den kleinen Schädel an einem Mauervorsprung – schaut rüber zur Mutter: reingelegt!

 

Überschrift inspired by: Tiny Girls © der Itchie-Bob, 1977

Bildunterschrift inspired by: Die Mörder sind unter uns © Wolfgang Staudte (Drehbuch, Regie), Sowjetische Besatzungszone 1946

Lyrics: Yer Ropes © Giant Sand, 1994

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