Dans le port d’Amsterdam / Ich möcht‘ in deinem Wald der Oberförster sein.

Oktapolare Fotografie: Pellworm, Hafen © Kai von Kröcher, 2021

 

Would they drop the bomb on us while we made love on the beach. +++ Da hatte ich jetzt also einmal nachfühlen können, wie es gewesen ist, damals ein Beatle zu sein. Und nicht nur so auszusehen: „Siehst aus wie ein Beatle!“ +++ Okay. +++ Was wollte ich sagen: Eine Galeristin in Treptow neulich hatte das Gespräch auf einen Nebenschauplatz gelenkt und meinte, wie interessant sie die Oktapolaren Fotografien doch fände. Das überraschte mich sehr, normalerweise geht niemand auf diese Bilder ein. Es wirkt immer ein wenig, als wolle man ein unangenehmes Thema partout bloß nicht anschneiden müssen, dabei sind die Bilder nicht schlecht. +++ Mick Jagger hatte mal erzählt – also, er hat es nicht mir erzählt, ich hatte das nur vor hunderten Jahren gelesen. Mick Jagger erzählte, er habe sich mal einen Smaragd in einen der halbseitlichen Schneidezähne implantieren lassen, in einen der Eckzähne. Er fand das eine Spitzenidee, doch dann sprachen ihn immerzu Leute an, Frauen vermutlich, mit denen er essen war oder so. Die hätten dann unangenehm berührt so was gesagt, wie: „Äh, Mick – du hast da irgendwie noch einen Rest Spinat zwischen den Zähnen hängen.“ Da hat er sich, glaube ich, an der Stelle einen Diamanten einsetzen  lassen. +++ Jedenfalls liege ich gerade leicht angeschlagen mit ich weiß nicht im Bett, und da habe ich heute in Rekordzeit ein neues oktapolares Bild zusammengezimmert. „Oktapolare Fotografie“ – hatte ich mal erzählt, woher dieser Begriff kam? Der Plan war ursprünglich gewesen, ein Bild aus acht einzelnen Fotos zu konstruieren, das ist alles. +++ Weil ich gerade ein wenig Muße habe, hatte ich mal ein paar ältere Festplatten durchforstet und war auf die Aufnahmen da vom Hafen gestoßen (oben). Jeder anscheinend weiß, dass Jacques Brel kein Franzose ist, sondern Belgier, aber kennen Sie zufällig noch das Lied von Tony Marshall: Ich möcht‘ in deinem Wald der Oberförster sein? Und wenn ja, was mag er sich wohl dabei gedacht haben? +++ Die Schuhe, die ich da auf dem Bild trage, das sind Leinenschuhe der Marke Veja: so welche hatte ich immer schon mal haben wollen, die Nordsee aber tat ihnen nicht gut.

 

Überschrift inspired by: Amsterdam © Jacques Brel, 1964

Überschrift also inspired by: Ach laß mich doch in deinem Wald der Oberförster sein © Tony Marshall, 1983

Lyrics: Born in the 50’s © The Police, 1978

Tony Marshall (* 3. Februar 1938 als Herbert Anton Bloeth in Baden-Baden; † 16. Febraur 2023 in Baden-Baden), dt. Schlagersänger und Ehrenbürger von Bora Bora

How Much Is Art Really Worth / Liliputaner im Katerkostüm.

Fiktives Vinyl: Die Band Busen – Alle Zeit der Welt für alles © Kai von Kröcher, 2016/2022

 

The very thing you’re best at is the thing that hurts the most. +++ Neulich fiel mir eine Geschichte wieder ein, an die habe ich ewig nicht mehr gedacht. Wo ich mich regelrecht schlappgelacht habe, damals, völlig hysterisch geworden. Situationskomik nennt man das wohl. Wo, wenn man es später erzählt, kein anderer sonst lachen muss, nicht mal hysterisch wird. Weil es am Ende nicht lustig ist. Irgendwann in den Neunzigerjahren muss das gewesen sein. +++ Wie gefällt Ihnen die Platte oben? Ich dachte, ich bringe heute mal etwas, wo Sie nicht einfach so dran vorbeigehen können, Mund abputzen und weiter. Was richtig Sexistisches, kalkulierter Skandal. +++ Also, die Geschichte war so: Ich saß in der U-Bahn, das muss in den Neunzigern gewesen sein irgendwann. Damals gab es noch keine Smartphones, die Leute starrten noch stumpf in ihre Zeitung. Muss eine längere Fahrt gewesen sein, weiß ich nicht mehr. Neben mir saß eine Frau, Hausfrau vermutlich. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen, ich weiß es ja selber nicht. Schon nicht mehr ganz jung, las das Goldene Blatt. Vielleicht auch die Neue Revue. Für uns aus dem Underground eh eine Soße. +++ Mein Sohn ist ja übrigens ein guter Beobachter, aufmerksamer Zuhörer. Hat er vom Vater. Letztens im Hintergrund lief das Radio. Plötzlich meinte er: „Papa, wollen wir nicht mal nach Russland fahren?“ Ich fand das super, dieses über den Tellerrand schauen. Andere Kids in dem Alter würden wahrscheinlich sagen: „Papa, kauf mir Playmobil!“ +++ Jedenfalls, weil die Fahrt anscheinend so lange dauerte, warf ich einen verstohlenen Blick in das Goldene Blatt meiner Nachbarin. Das ist jetzt nicht einfach zu erklären, aber es war eine Geschichte über Tony Marshall und seine Familie. Vielleicht etwas Tragisches, das weiß ich nicht mehr. Kann sein. Ich möchte mich aber nicht über Tony Marshall lustig machen, Tony Marshall ist schon okay. Weil die Fahrt jedenfalls so lange dauerte, und meine Sitznachbarin klebte auch wie gebannt an der Geschichte – jedenfalls las ich mir alles durch, und dann war da über die ganze Seite dieses Foto abgedruckt, da sieht man Tony Marshall mit seiner ganzen Familie, posiert für die Kamera. Auf einem Rummelplatz oder so. Und dann haben sie noch einen mit in ihre Mitte genommen, einen Liliputaner im Katerkostüm. Dem legen sie gut gelaunt alle einen Arm auf die Schulter und smilen sich einen ab. Ganz genau weiß ich das nicht mehr, war ja schon in den Neunzigern. +++ Also, okay: Foto von Tony Marschall mit Familie plus Liliputaner im Katerkostüm. Und die Bildunterschrift unten drunter, und da hat es mich weggehauen. Die Bildunterschrift lautete: „Tony Marshall mit seiner Familie und ein Liliputaner im Katerkostüm“.

 

Überschrift inspired by/Lyrics: King © Florence + the Machine, 2022

Überschrift also inspired by: Schöne Maid © Tony Marshall, 1971 (nach einem neuseeländischen Volkslied)

Tony Marshall (* 3. Februar 1938 in Baden-Baden als Herbert Anton Bloeth), Schlagersänger und Ehrenbürger von Bora-Bora

Oliver Kahn (* 15. Juni 1969 in Karlsruhe), deutscher Fußballtorwart, Fernsehkommentator und Fußballfunktionär, Titan