Philadelphia / der Alexandar Ristić.

Braunschweig © Kai von Kröcher, 2019

Braunschweig © Kai von Kröcher, 2019

Braunschweig © Kai von Kröcher, 2019

 

I will wait, I will wait for you / I will wait, I will wait for you. +++ Philadelphia (die Stadt) stellte ich mir damals jedenfalls, keine Ahnung – in den Siebzigerjahren stellte ich sie mir als, sagen wir, lässigste Stadt des Planeten vor, ich finde da nicht mal die richtigen Worte – und das ganz allein wegen dem Phillysound: Eine Stadt, die so klang, die musste ganz einfach unaussprechlich sein. +++ Sagt man das so: wegen dem? +++ Was gefällt Ihnen an Ihr seid solche Fucker besonders? Mehrfachnennungen möglich: a) die spannenden Alltagsthemen, b) der augenzwinkernde Humor, c) die Bilder, d) die gründliche Recherche, e) Erotik, f) Sport? +++ Okay, ich will das jetzt mal auflösen – für alle die ahnen, dass mir bei Mumford & Sons von Rechts wegen speiübel werden sollte: Aus einem natürlichen Vaterinstinkt heraus sang ich Otto schon kurz nach seiner Geburt immer irgendwas vor. Ich hätte ihn auch einfach vor den Fernseher setzen können, aber ich sang ihm was vor. Und da hatte ich durch Zufall wohl einmal die Melodie von dem einen Song der Besagten im Kopf. Und da dichtete ich einfach meinen eigenen Text drauf, das hörte sich dann so an: Mein kleiner Spatz, mein süßer Fratz … bist du / Mein größer Schatz, mein Hosenmatz … bist du. +++ Interessiert Sie das überhaupt? +++ Obwohl ich noch nie in Philadelphia gewesen bin, passen die Fotos heute doch irgendwie super – ich schließe gerade auf eine Art Frieden mit meiner Heimatstadt. +++ Zählt Shaft – rein musiktheoretisch gesehen – überhaupt zum Phillysound? +++ Happy Birthday, Johnny Ca!

 

Überschrift inspired by: Theme from Shaft © Isaac Hayes, 1971

Überschrift also inspired by: Alexandar Ristic (*1944 in Sarajevo), jugoslawischer Fußballspieler und -trainer; u.a. Eintracht Braunschweig

Lyrics: I Will Wait © Mumford & Sons, 2012

Philadelphia, sechstgrößte Stadt der Vereinigten Staaten

Braunschweig, Großstadt im Südosten Niedersachsens 

Alle Toten fliegen hoch / Affenfelsen, Elfenbeinturm.

Braunschweig: Affenfelsen © Kai von Kröcher, 2019

Braunschweig: Elfenbeinturm © Kai von Kröcher, 2019

Braunschweig: Hauptbahnhof © Kai von Kröcher, 2019

 

Gestern hams an Herrn Willy derschlogn. +++ Keine Ahnung, wer der Chickenmann in Philly gewesen sein könnte, von dem der Bruce Springsteen im Post gestern sprach. Jedenfalls war das im Prinzip damals so eine Art Schritt in ein neues Zeitalter: Ich hatte bis dahin tatsächlich noch nie was von McDonald’s gehört, ich war höchstens vielleicht einmal im Wienerwald gewesen. +++ Auch diese Baseballmütze von den Pittsburg Pirates: Haben Sie mal den ersten Band aus der Trilogie von Joachim Meyerhoff gelesen? Auf eine Art musste ich gerade daran denken. +++ Weiß auch nicht. +++ Was ist eigentlich aus dem Künstler formally not known geworden, der hat doch wohl keine Krise? +++ Sagen Sie eigentlich auch immer „Triologie“?

 

Überschrift inspired by: Alle Toten fliegen hoch – Amerika (Roman) © Joachim Meyerhoff, 2011

Überschrift also inspired by: Affenfelsen – Studentenwohnheim der TU Braunschweig (von 1976)

Überschrift also inspired by: Elfenbeinturm – Hochhaus der TU Braunschweig mit den Instituten für Gebäude- und Solartechnik und welchen für Architektur (von 1976)

Lyrics: Willy © Konstantin Wecker, 1977

Slaughter on 10th Avenue / Chicken McDeath Metal.

Ev’rything must die, baby, that’s a fact: Bohlweg (Braunschweig) © Kai von Kröcher, 2019

 

Well, they blew up the chicken man in Philly last night, now, they blew up his house, too. +++ Ich kann mich erinnern, es muss nach der Konfirmandenfahrt ’77 nach Südtirol gewesen sein – ich rieche jetzt gerade faszinierend den Duft der Berge im Morgentau: die erste Frau, die mich in meinem Leben „wirklich“ geküsst hat, muss demnach eine Italienerin aus dem Norden gewesen sein – Maria, die Tochter des Herbergsvaters. Das jedenfalls da zu, und als ich nach Niedersachsen zurückkam, da lud mich mein Bruder in sein Auto ein und wir fuhren in die Stadt zu McDonald’s am Bohlweg, der in meiner Abwesenheit als historisch gesehen erster zwischen Harz und Heide eröffnet hatte (Foto): ’75 im Schüleraustausch war mein Bruder in Pittsburg gewesen – und hatte mir „aus den Staaten“ nicht nur ein Basecap der Pittsburg Pirates mitgebracht, auch das Wissen um die Magie von McDonald’s hatte er uns voraus. +++ Wie brachte besagter Bruce Springsteen es wieder mal auf den Punkt: Ev’rything dies, baby, that’s a fact, but maybe ev’rything that dies someday comes back. +++ Ich weiß noch, dass wir unsere Mutter damals nötigten, nun auch Burger zu braten – aber die Brötchen vom Dorfbäcker schmeckten natürlich nicht annähernd so signature-mäßig wie die bei McDonald’s. Ich glaube sogar, vergeblich haben wir einige Tricks ausprobiert, sie irgendwie matschiger hinzubekommen: in Milch eingeweicht und so Chosen… +++ Wenn die Zeit es noch erlaubt, möchte ich ganz herzlich einen Gruß an meinen Fotografenfreund raushauen: Carsten Klindt!  

 

Überschrift inspired by: Slaughter on 10th Avenue © Mick Ronson, 1974

Überschrift also inspired by: Chicken McDrösecke, Bundesautobahn A2, Bad Oeyhausen – Hannover, ca. 1987

Überschrift also inspired by: I Only Want You © Eagles of Death Metal, 2004

Bildunterschrift inspired by/Lyrics: Atlantic City © Bruce Springsteen, 1982

Maschin © Bilderbuch, 2013

https://www.carstenklindt.com

Squared hole punched / Die Folter endet nie.

An der Schwelle zur Ewigkeit: Hackescher Markt © Kai von Kröcher, 2019

An der Schwelle zur Ewigkeit: Hackescher Markt © Kai von Kröcher, 2019

 

Now I think I know, what you tried to say to me. +++ „Der Künstler formally known as der Künstler formally unknown befindet sich auf einem Weg.“ +++ Today, tomorrow: Heute Morgen beim Kaffeekochen schoss mir unvermittelt und plötzlich der Name Atomic Rooster durch den Kopf. Wir mit der Gnade der frühen Geburt – uns könnten die auf eine Art noch geläufig sein, irgendwie. +++ Okay, Sie merken schon, der Mann hat wieder nicht viel zu erzählen. +++ Der Mann hätte schon einiges zu erzählen; das wäre aber nicht für Ihre Ohren da draußen bestimmt. Dem Mann ist heute bloß ein sehr wichtiger Termin weggebrochen – und von daher nutzt er die Zeit, dieses tolle Bild im Stil Alter Meister oben zu posten. +++ Hatte Ihnen der Song (oben) von Tocotronic beim ersten Mal nebenbei Hören(s) auch so überraschend gut gefallen – und beim zweiten dann schon gar nicht mehr wirklich? +++ Komisch, oder?

 

Überschrift inspired by: Kollegeblock, gelocht und kariert 

Überschrift also inspired by: Die Folter endet nie © Tocotronic, 2010

Bildunterschrift inspired by: At Eternity’s Gate (Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit) © Julian Schnabel (Regie), USA/F 2018

Lyrics: Vincent (Starry Starry Night) © Don McLean, 1971

Monolithen / formally known as Marx-Engels.

Watching the Detectives: Hackescher Markt © Kai von Kröcher, 2019

 

Es war nicht alles so schlecht, da waren Menschen, die sich kümmerten, Menschen mit Urlaub. +++ „Der Künstler formally unknown dachte kürzlich über das Leben nach.“

 

Überschrift inspired by: Monolithen © Tom Liwa, 2000

Überschrift also inspired by: S-Bahnhof Hackescher Markt formally known as Haltestelle Börse (1882 – 1951) and Marx-Engels-Platz (1951 – 1992)

Bildunterschrift inspired by: Watching the Detectives © Elvis Costello, 1977

Lyrics: Aliens © Die Höchste Eisenbahn, 2013

Björn „the Hörn“ Höcke (*1972 in Lünen), dt. Staatsmann

Watching the Detectives / Ein Fall für zwei.

Berlin-Hauptbahnhof: Hauptsache hier! © Kai von Kröcher, 2019

 

Ich steh‘ auf dem Gleis und frier, verdammt kalter Winterabend. Ich weiß nicht, wo ich hier bin – na, Hauptsache hier fährt überhaupt ein Zug. +++ „Der Künstler formally unknown hatte Mitte der Neunzigerjahre einmal gedanklich das Fotoprojekt ausformuliert, heimlich den Moment zu fotografieren, da Kunden aus einem Sex-Shop zurück auf die Straße treten.“ +++ Wirklich wahr, leider nie umgesetzt. Vorgestellt hatte ich mir das in etwa so, wie Matula immer, hinter dem Lenkrad versunken, durch die Windschutzscheibe heraus seine „Klienten“ beschattet – so sah ich mich da schon wochenlang sitzen. Heute sind ja die Sexshops fast alle verschwunden – gibt es den in der Friedelstraße eigentlich noch? +++ Apropos „Eisenbahn“, da habe ich Anfang ’80 einmal einen gleichnamigen Song geschrieben, die erste Strophe lesen Sie oben. Inspiriert war der Text, da hatte sich einer in einer sternklaren Winternacht bei uns in der Nähe damals irgendwo vor den Zug geworfen, und zwar genau an der Stelle, wo wir oft mit dem Rad die Bahnstrecke Braunschweig – Hannover überquerten. Überall lagen Körperteile verstreut, erzählte man sich, ich habe nie welche gesehen. Der Song hatte, wenn ich mich recht erinnere, keinen Chorus, nur mehrere Strophen.

 

Überschrift inspired by: Ein Fall für zwei (Krimiserie mit Claus Theo Gärtner als „Matula“) © ZDF, D 1981 – 2013

Überschrift also inspired by: Watching the Detectives © Elvis Costello, 1977

Lyrics: Eisenbahn © Regenmantel, 1980

Künstlerische Intelligenz / A Crown for the Wonderful.

Bahnhof Friedrichstraße: The family formally unkown © Kai von Kröcher, 2019

The secret is too high, silence / secret is to forget the violence. +++ „Der Künstler formally unknown gießt bundesdeutsche Durchschnittsfamilien in Kunstharz und anonymisiert sie anschließend mit einem schwarzen Balken.“ +++ Das ist ja erstmal nicht schlecht. +++ Frage an die Experten: Wo bekommt man diese professionellen Balken eigentlich her und wie heißen die – also, wie ist die offizielle Bezeichnung? +++ Alles Gute allen Geburtstagskindern heute am 3. Mai!!!

 

Überschrift inspired by: KI

Überschrift also inspired by: A Crown For The Wonderboy © Phillip Boa & the Voodooclub, 2018

Lyrics: Caronte © Apparat, 2019

La famille Leroc

Intimissimi / Leben in der Großstadt.

Menschen im öffentlichen Raum © Kai von Kröcher, 2019

 

Alle wollen was, das wollen alle, alle wollen Freiraum. Neue Hauskäufer kaufen Häuser ein für ein neues Kaufhaus. Stadtplaner planen ohne Plan, Stadtplaner ohne Stadtplan. Leben in der Großstadt findet in Büros statt, findet nicht mehr groß statt. +++ „Auf einer atemberaubenden Achterbahnfahrt reflektiert der Künstler formally unknown die Wahrnehmung des Menschen im öffentlichen Raum.“ +++ Ist morgen nicht 1. Mai? +++ Ihr seid solche Fucker grüßt Stalag und Weedmann!

 

Überschrift inspired by: Intimissimi (Unterwäsche für Frauen und Männer des Unternehmens Calzedonia aus Verona/Italien)

Überschrift also inspired by/Lyrics: Leben in der Großstadt © Albrecht Schrader, 2016

Conversations with Ghosts / I used to be Seventeen.

Leider nur Kunst: Berlin-Ostbahnhof © Kai von Kröcher, 2019

 

Scheiß drauf, wir geh’n rein. +++ „Der Künstler formally not known stellt Alltagssituationen mit überlebensgroßen Figuren aus Fake-Harz nach.“ +++ Die Fortsetzung: Im Tatort oder bei Bernd Begemann oder auch sonst wo gehen sie manchmal auch kurz mal allein rein, wenn sich ein Psycho mit einer Kettensäge verschanzt. Hier aber, unten im Hof und auf dem Nachbargrundstück, bot sich ein Bild wie bei der Geiselnahme von Gladbeck. Vom Feeling her und auch in real drückten sich zwanzig Beamte im Dunkeln herum. Was ich neulich vergessen hatte zu erzählen: Während ich mit der 110 telefonierte, schlich im Lichte des Treppenhauses ein Schatten mit etwas durch die Remise, was aussah wie die Silhouette eines Staubsaugers. Was nicht zu meiner Vorstellung eines Wohnungseinbruchs passte. Und was ich als Info dann auch lieber unter den Tisch fallen ließ. +++ Okay, mehr fällt mir jetzt gerade dazu nicht ein, geht mir heute auch mehr so ums Bild (oben): ein bescheidenes Meisterwerk. +++ Was ist eigentlich aus Ostbahn-Kurti geworden, hat da mal einer was von gehört?

 

Überschrift inspired by: Conversations With Ghosts © Bear’s Den, 2019

Überschrift also inspired by: Seventeen © Sharon Van Etten, 2019

Lyrics: Unoptimiert © Bernd Begemann und die Befreiung, 2015

 

Amoureux solitaires / Melancholie II.

Amoureux solitaires (Kottbusser Tor) © Kai von Kröcher, 2019

 

Poison is the wind that blows from the north, west, south and east. +++ Mir ist neulich vielleicht was passiert – ich weiß gar nicht, ob man das hier so erzählen darf. Otto lag schon im Bett und schlief den Schlaf des Gerechten. Ein strahlender Sommertag ging zu Ende, Mitte April. Nach vorne raus, am Kanal, saßen einige hundert wildgemischter Menschen und, ja, saßen da halt so rum. Ich meinerseits stand hinten am Küchenfenster und sah der Dämmerung zu, wie sie sich geheimnisvoll über den Nachbarhof legte. Kaum irgendwo brannte ein Licht, nur im Treppenhaus der Remise glimmte wie stets eine einsame Birne, gegen Einbrecher wahrscheinlich. Da fiel mir eine Gestalt in einer Art weißem Nachthemd auf, die sich am Eingang dort zu schaffen machte. Nach einer Weile knarrte die Tür, eine Silhouette huschte die Stufen hoch, durchs Wohnzimmer im ersten Stock tastete sich der Kegel einer Taschenlampe. Was macht man in so einem Augenblick? Ich tippte den Polizeiruf 110 in mein Handy und druckste herum, ich wisse ja auch nicht. Kurze Zeit später betraten erst drei Uniformierte vorsichtig den Hof, dann waren es fünf, dann ungefähr sieben. Taschenlampen stachen suchend ins Dunkel, aus einem Fenster rief jemand: „Vorsicht, da sind Beete!“ Jetzt tauchten auch rechts in der Durchfahrt zum Nachbargrundstück behelmte Beamte auf, über den Daumen insgesamt zehn – da klingelte mein Telefon. +++ Okay, erinnern Sie sich noch an das Bild Amoureux solitaires, das unter der Autobahnauffahrt Schlangenbadener Straße damals entstanden war? Das Foto oben könnte eine Art Fortsetzung davon sein – so, wie auch die ominöse Gaststätte Melancholie II damals wahrscheinlich eine Fortsetzung von etwas war: von der Melancholie I höchstwahrscheinlich. +++ Apropos Fortsetzung: die Geschichte oben wird fortgesetzt, irgendwo muss ja der Cliffhänger sein. +++ Melancholie II ist ja nun seit eine Weile auch schon verschwunden, und ob es eine Melancholie I tatsächlich irgendwo jemals gab, kann niemand mit Sicherheit sagen.

 

Überschrift inspired by: Amoureux solitaires (Schlangenbaden) © Kai von Kröcher, 2018

Überschrift also inspired by: Melancholie II | Brückenstraße 1 | Berlin-Mitte (†)

Lyrics: Mercy Mercy Me / I Want You © Robert Palmer, 1991 (Cover)

Amoureux solitaires © Lio, 1979