Auskunft der Engel / From Genesis to Revelation.

Erste Buntstiftzeichnungen auf Papier: Otto im Mai dieses Jahres © Kai von Kröcher, 2020 (Repro)

Erste Buntstiftzeichnungen auf Papier: Otto im Mai dieses Jahres © Kai von Kröcher, 2020 (Repro)

Erste Buntstiftzeichnungen auf Papier: Otto im Mai dieses Jahres © Kai von Kröcher, 2020 (Repro)

 

Le truc du flash, le chic d’occase, maison en ruine, trafic en phase. +++ Das Beste, was ich in der Braunschweiger Zeitung in vermutlich einhundert Jahren jemals gelesen habe, fand sich letzte Woche an einem Frühstückstisch zufällig in eben jener Metropole zwischen Harz und Heide. Im vorigen Jahr irgendwann hatte ich etwas pathetisch angedeutet, ich habe „meinen Frieden“ mit der Löwenstadt geschlossen. Ich könnte Ihnen nicht einmal sagen, was die Stadt an der Oker mir in den Jahrzehnten davor hatte angetan haben müssen – nur schnürte es mir vor Unbehagen stets den Hals zu, sobald ich auch nur eine der altbekannten Einfallstraßen – ich will Ihnen nicht Ihre Zeit stehlen mit aufgeblasenem Geschwätz. +++ Heute hier ein paar Arbeiten meines geschätzten Sohnes: Buntstiftzeichnungen, allesamt etwa vom Mai dieses Jahres – ich hatte sie irgendwann an die Wand gehängt, und jetzt stehe ich manchmal abends versonnen davor. +++ Besitzt von Ihnen da draußen einer eines dieser neuartigen Smartphones – oder haben Sie anderweitig bereits Erfahrungen damit gesammelt? Die Verwendungsmöglichkeiten scheinen mir doch wesentlich umfangreicher als zum Beispiel noch bei meinem Nokia TA-1034, wie denken Sie in dem Fall? +++ Wir waren neulich in Braunschweig, wie Sie unschwer zwischen den Zeilen herauslesen konnten. Tatsächlich merkwürdig, dass ich einige Ecken bis dahin überhaupt nicht kannte. Vielleicht bin ich immer nur durch die Fußgängerzone gelaufen – kein Wunder, dass ich die Stadt immer bescheuert fand. +++ Leif in Concert Vol. 2 scheint ja ein dufter Kinofilm zu sein, die Lügenpresse überschlägt sich in Tönen. Erinnert mich daran, wie vor schon längerer Zeit – vom Feeling her muss ich da selber noch hinter dem Tresen der Gaststätte der Herzen. Volker Hauptvogel jedenfalls – he’s a good friend of mine, it’s true. Der war damals immer zu irgendwelchen Dreharbeiten gefahren – vor meinem geistigen Augen saß er in einer Szene im Keller des Yorckschlösschens zwischen den Bierfässern. Unter Beifall jedenfalls ist der Film jetzt gerade frisch angelaufen. Und auf dem Soundtrack findet sich dann sogar auch mein Lieblingssong der Progpunkgruppe Mekanik Destrüktiw Komandöh: Berlin nämlich – in der grandiosen Mauerstadt-Aufnahme von ’79 in etwa. +++ Den Text habe ich übrigens nie richtig verstanden, das machte den Song nur noch besser. +++ Und in der Braunschweiger Zeitung letztens hatte gestanden, das soll hier nicht unter den Tisch fallen: Dass sich die Weltbevölkerung nämlich entgegen früherer Prognosen ab einem der relativ nächsten Jahre langsam wieder zurückentwickelt – also, rein von der Anzahl der Menschen her so betrachtet…

 

Überschrift inspired by: Berlin – sterbende Stadt © Mekanik Destrüktiw Komandöh, 1983

Überschrift also inspired by: Police and Thieves © The Clash, 1977 (Cover)

Lyrics: Spacer 4L © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Yorckschlösschen | Yorckstraße 15 | 10965 Berlin

Leif in Concert Vol. 2 (mit u.a. Luise Heyer, Klaus Manchen, Florian Bartholomäi, Gerdy Zint, Volker Hauptvogel, Jule Böwe, Tilo Prückner, „Gotti“ Gottschild) © Christian Klandt (Regie), D 2020

Fatigue de l’été / I can feel the Fear in the Western World.

Der Sommer einst im Südosten: La Dupaquier, Tati © Kai von Kröcher, 2020

 

Is it wrong to understand the fear that dwells inside a man. +++ Neulich am Sonntag im hiesigen Radio – sie spielten die einhundert besten fremdsprachigen Lieder. Bei Platz Numero 81 hatte ich zufällig kurz einmal reingezappt: Mina mit Se telefonando sagte mir gar nichts, klang aber vom Feeling her nach sehr großem Gefühl. Wie Dummköpfe es gerne tun, imitierte ich im Playback den Pathos schmachtender Sänger, vor Gänsehaut schossen mir Tränen ins Auge, Otto spielte mit Duplosteinen zu meinen Füßen. Deutlich konnte ich den eigenen Kopf hinter seiner frühpubertären Stirn arbeiten sehen – sollte es tatsächlich sein, dass ein Bub heutzutage mit noch unter zwei Jahren schon den eigenen Vater infrage stellt? +++ Fremdsprachige Lieder: außer Englisch, natürlich – das wäre sonst Quatsch. +++ Der beste fremdsprachige Song allerdings, meiner Meinung nach, definitiv: Das Video kam gestern per Post. Da reift eine Sängerin heran von internationalem Rang, das prophezeie ich einfach mal. Zeitloser französischer Elektropop einmal mehr also aus der Reichenberger Ecke Ohlauer Straße: Fatigue de l’été – eine Produktion aus den Corona-Studios der Herren und Damen Tati/Dupaquier. +++ So sieht es mal aus. +++ Wieso eigentlich sagen selbst intelligent wirkende Menschen – warum sagen die wie unter Zwang immer „franntzössíesch“, wenn es um irgendetwas aus Fronnkraaisch geht – das macht man doch auch nicht mit Englisch oder mit Polnisch oder mit Afrikanisch oder mit – okay, mit Schwyzerdütsch oder mit Holländisch oder Japanisch vielleicht? +++ Im Schein der untergegangenen Abendsonne gestern war ich noch einmal ans Ufer getreten, sonst ist der Sommer bald wieder vorbei. Jemand rief meinen Namen und bremste sein Fahrrad knapp von hinten in mich hinein: Ob ich bereits wieder umarme? (In Zeiten der Auflagen im Zusammenhang mit Corona/Anm.d.Red.) „Du bist die Erste seit Monaten“, sagte ich, dann schloss ich die Hoffnung der erotischen Club-Literatur vorsichtig in den begrüßenden Arm. +++ Auf der Admiralbrücke in respektvoller Höhe flog später der sagenumwobene Kormoran über mich hinweg, diesmal pinkelte er mir nicht auf den Kopf. Am nordwestlichen Ende der Brücke spielte einer auf seinem Kassettenrekorder T. Rex.

 

Überschrift inspired by: Fatigue de l’été © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Überschrift also inspired by: Fear in the Western World © Ultravox, 1977

Lyrics: Cosmic Dancer © T. Rex, 1971

Mina © Se telefonando, 1966 (orchestrated and conducted by Ennio Morricone)

M (Roman) © Anna Gien/Marlene Stark, Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft, 2019

La deuxième vague / What I know is all Quicksand.

Extraterrestres internationaux: Graf Tati & Cécile Dupaquier (Müggelschlösschen) © Kai von Kröcher, 2020

 

Aliens international: The Boy with the Postcard in his Hands (Berlin-Hauptbahnhof) © Kai von Kröcher, 2019

 

Les mots derrière lesquelles je disparais – tu sais, je sais. +++ Je länger ich auf dieses Bild oben starre, desto seltsamer kommt es mir vor. +++ Zum Glück sind Tati und Cécile nicht die Gallagher-Brüder! +++ Gedankenverloren betrachtete ich gestern Abend, es begann gerade zu dämmern. Heute dann dürfte meiner Zeitrechnung nach ja sogar der längste Tag des Jahres sein – eine Gelegenheit für ein Bier vor der Szenegaststätte der Herzen? +++ Der Text zu Carte postale wurde ja übrigens auch eines Abends neulich auf der Terrasse der Gaststätte geschrieben, im Ping-Pong-Verfahren sozusagen. +++ Jedenfalls saß ich zu Hause und sah mir die Zeichnungen meines hervorragenden Sohnes an. Viele Eltern finden ihre Kinder sicherlich super, Otto allerdings ist ein Genie: Da muss ich tatsächlich schon etwas Gas geben, wenn ich dem rechtzeitig noch etwas Antiquarisches entgegenstellen will. +++ Äquatorial-antizipierendes. +++ Schon bevor wir vergangenen Montag runter in den Südosten fuhren, hatte ich eine Vorahnung gehabt: Dass die Aufnahmen vielleicht Ausgangsmaterial für eine Zweite Welle sein könnten. +++ Mühsame Handarbeit übrigens – heutzutage macht sowas ein jeder Depp mit dem Handy Smartphone. +++ Apropos ‚Letzte Welle‘: Im Gegensatz zu anderen Bürgern und Bürgern mache ich mir ja meine Gedanken. Und neulich dachte ich darüber nach, dass wir unter Umständen die vielleicht letzte Generation sein könnten, die in Old Motherfuckerin Erde hier noch einen brauchbaren Planeten vorfindet. Und ob das denn gleich so einen negativen Beigeschmack haben muss. Ob das nicht eher etwas Außergewöhnliches ist: zu den Auserwählten sozusagen zu gehören. Und deshalb will ich der Nachwelt noch schnell ein paar Bilder hinterlassen. Auch wenn das, in Clemmies Worten gesprochen, ein elendes Paradoxon wäre. +++ Aber vielleicht werden sie (die Bilder/Anm.d.Red.) ja in tausenden von Jahren dann von den Leuten von Outer Space irgendwie ausgegraben und ins Museum gestellt. +++ Breaking News (16:47): Und hier schnell noch das allerneueste Werk von Tati und Cécile, bitte hier klicken! +++ Spacer 4L (und da schließt sich dann für heute endlich der Kreis…!)

 

Überschrift inspired by: La deuxième vague © Covid-19, 2020 

Überschrift also inspired by: What I Know Is All Quicksand © Giant Rooks, 2020

Bildunterschrift inspired by: The Man with the Child in His Eyes © Kate Bush, 1978

Lyrics: Carte postale © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

club49 | Ohlauer Straße 31 | Berlin-Kreuzberg

Outa-Space © Billy Preston, 1971

Avenue Louise Bordes / Ein Sommer mit Nicole.

All along Müggelschlösschenweg: Graf Tati & Cécile Dupaquier © Kai von Kröcher, 2020

Ce sont les mots qui s’installent sur le blanc d’une carte postale, des mots qui sont jetés. +++ Als wir neulich im weißen R4 saßen, ziellos in Richtung Südosten. Ich sagte: „Wisst ihr, was ich heute Mittag gedacht habe?“ Eine eher rhetorische Frage, woher hätten sie das schließlich auch wissen sollen – oder hätten Sie es etwa gewusst? +++ Okay. +++ Ein paar Tage vorher hatte ich Tati schon einmal so eine komische Frage gestellt: Ob er sich an Ein Sommer mit Nicole erinnere. Das war irgendwann mal eine Fernsehserie mit dem Berliner Schauspieler Klaus Dahlen gewesen – keine Ahnung, wie ich drauf kam. +++ Und jetzt halten Sie sich aber besser mal fest: Gerade nämlich wollte ich fabulieren, dass zu der Zeit – also als jene Serie im Fernsehen lief, dass da der Name „Nicole“ hier in Deutschland noch gar nicht so verbreitet war. Und dass es demnach dann bestimmt um eine Sommerliebelei zwischen dem auffallend dicken Klaus Dahlen und einer charmanten Französin gegangen sein wird. Jetzt habe ich Klaus Dahlen allerdings mal gegoogelt. Und was ich nicht wusste, der ist ja seit einigen Jahren schon tot. Ich hatte ihn letztens tatsächlich noch als Statist (!) in Ein Mann will nach oben auf DVD gesehen. Und hatte mich eher gewundert: ich glaube, er hatte da nicht einmal Text. +++ War natürlich eh super besetzt, vielleicht eine Art Cameo-Auftritt? +++ Der Typ da in dem Stones-Video im letzten Post – spontan dachte ich so: der Mick Jagger unter den Scheibenputzern. +++ Jedenfalls habe ich Klaus Dahlen gegoogelt, eine Serie namens Ein Sommer mit Nicole gibt es anscheinend gar nicht, zumindest nicht mit Klaus Dahlen. +++ Naja. +++ Cécile und Tati hatte ich neulich mal vorgeschlagen, ein paar Fotos draußen zu machen. Ich will mich ein bisschen neu erfinden, das ist ja nun hoffentlich nicht verboten. Am Mittag bevor wir in den Südosten runterfuhren, da hatte ich mir fasziniert ihre neueste Lockdown-Produktion angehört, Carte postale nämlich (hier klicken). Klingt wie ein toller französischer Urlaubssong aus der Zeit, als meine Generation gerade die ersten Sommer allein in den Süden fuhr. +++ Ich hörte also Carte postale, und ich dachte so vor mich hin: Wenn ich jetzt irgendeinem erzähle, ich fahre mit den beiden heute in den Südosten und mache Fotos – der wird dann doch sagen: du spinnst!
Überschrift inspired by: Exile On Main St © The Rolling Stones, 1972
Überschrift also inspired by: Ein Sommer mit Nicole (13 tlg. dt. Familienserie mit Monica Ambs, Barbara Schöne, Klaus Dahlen) © Thomas Engel (Regie)/ZDF, D 1969
Bildunterschrift inspired by: All Along the Watchtower © Jimi Hendrix, 1968 (Cover)
Lyrics: Carte postale © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020
Klaus Dahlen (* 23. Mai 1938 in Berlin; † 16. Mai 2006 in Baden-Baden), dt. Schauspieler
Ein Mann will nach oben (13 tlg. dt. Fernsehserie nach dem Roman von Hans Fallada – mit Mathieu Carrière, Ursula Monn, Rainer Hunold) © Herbert Ballmann (Regie)/ZDF, D 1978

Long Dong Xuan / Hitler and the Debbie Chain.

Corona Days: Otto-Braun-Straße © Kai von Kröcher, 2020

Lilienthalstraße, Anfang Mai (Stillleben) © Kai von Kröcher, 2020

 

Ich schiebe ihr eine Tasse zu und versuche dabei so auszusehen wie die Frauen, die mit ihren Freundinnen in den Frühstückscafés auf der Akazienstraße sitzen. +++ Oder lassen Sie mich anders beginnen: Vor ein paar Tagen. Das hört sich schon besser an, ein Anfang wie aus einem Buch. Vor ein paar Tagen nämlich, als ich Otto in die Geheimnisse des Zähneputzens einzuführen zu versuchen begann. Sagt man das so? Läuft jedenfalls noch nicht so besonders – aber wie dem auch sei, saugte mein schweifender Blick sich fest an dem Cremeseifenspender auf dem Waschbecken wie der Kuss einer Schlange. Ihnen vielleicht wurscht, aber ich machte in jenem Moment eine erstaunliche Entdeckung: Wenn man dem Substantiv Olive den Buchstaben R anhängt, ergibt das den männlichen Vornamen Oliver! +++ Inspiriert durch den Roman M fuhr ich dann Samstag am späteren Vorabend. Das dürfte plusminus so achtzehn Uhr etwa gewesen sein, die Bundesligakonferenz der Geisterspiele im Radio war längst schon vorbei. Da setzte ich mir meine Maske auf und stieg in die Straßenbahn in die Herzbergstraße nach Lichtenberg. Ein schöner Satz schlängelte sich mir auf der Fahrt durch den Kopf: „Das Dong Xuan Center ist ein Versprechen“, oder so ähnlich. „Ein Versprechen, das dich mit einer leeren Brötchentüte an einer Haltestelle sitzend zurücklässt.“ +++ Im Restaurant war es relativ übersichtlich, wie man so sagt; der einzige Ort, den ich mag. In einer der Ecken zwei junge Wuchtbrummen, regelrechte Maschinen: aufgekratzt-resolut, hatten sie es auf die zierlichen asiatischen Kellner abgesehen. Sextourismus in Zeiten Coronas – den Satz lasse ich mir patentieren. +++ Die Heimfahrt war unspektakulär, ich fühlte mich wenig systemrelevant. Die haushohe Kaffeetasse am Haus der Statistik leuchtete zum ersten Mal in meinem Leben. +++ Kurz noch zur Überschrift: Eine meiner liebsten Achtzigerjahrebands hatte ich erst Ende der Nullerjahre für mich entdeckt; lange Zeit dachte ich, ihr Name sei „Jesus and the Mary Chain“. +++ Neulich fragte ich Otto im Spaß: „Bist du Blondie?“ Er sah mich kurz an, dann nickte er…

 

Überschrift inspired by: Dong Xuan Center | Herzbergstraße | Berlin-Lichtenberg

Überschrift also inspired by: Long Dong Silver (* 1960 in London), britischer Pornodarsteller mit außergewöhnlich langem Penis

Überschrift also inspired by: Adolf Hitler (* 1989 in Braunau, Österreich-Ungarn; † 1945 in Berlin), Nationalsozialist

Blondi († 1945 in Berlin), Schäferhündin

Überschrift also inspired by: Fade Away and Radiate © Blondie, 1978

Till It Shines © The Jesus and Mary Chain, 1994

Textauszug aus: M (Roman) © Anna Gien/Marlene Stark, Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft Berlin, 2019

Billy and the Strange Woodkid Desire / What do you want from Life.

In the dark I hear her voice and start to run: Groß Köris © Kai von Kröcher, 2020

 

If everything could ever feel this real forever. +++ Welche Berufs- und Aufstiegschancen würden Sie beispielsweise einem – nennen wir das Kind ruhig beim Namen: Welche Chancen rechnen Sie einem Baumfotografen, in diesem Fall einem Quereinsteiger, aus? +++ Was überhaupt wissen Sie über Baumfotografie – kennen und mögen Sie Baumfotografen? +++ Das Genre des, oder vielleicht besser gesagt: Das Witzige an einem Stevie-Wonder-Witz hat sich mir nie so recht erschließen wollen, da will ich Ihnen gegenüber ganz ehrlich sein. +++ Warum ich mich so sehr vor „den Lockerungen“ fürchte? Auflösung der Pandemie. Wenn mich dann irgendwer fragt, wie haben Sie den Lockdown für Ihr persönliches Weiterkommen genutzt: Viel Kaffee getrunken, viel Internet. Einkommenssteuererklärung ’17 bis ’19 immer und immer wieder hin- oder hergeschoben, fotografisch nichts Neues. +++ Tati und Cécile jedenfalls haben vor Tagen schon wieder einen Song auf den Markt geworfen, dem kann ich mich abermals nicht entziehen: Strange Desire (hier klicken). +++ Abermals nicht entziehen. +++ Eine schöne Idee für ein Preisausschreiben fällt mir gerade ein: Ich gehe raus in den Wald und mache hier und da ein paar Fotos – und Sie erraten ganz einfach, wo genau diese Fotos entstanden sind. +++ Scheint erst einmal fies, aber nicht unlösbar. +++ Im Radio gestern gefiel mir ein Lied von den Foo Fighters. +++ Wirrung in Zeiten der Krise…

 

Überschrift inspired by: L’aérogramme de Los Angeles © Woodkid, 2018

Überschrift also inspired by: Pat Garrett and Billy the Kid (mit Kris Kristofferson, Bob Dylan) © Sam Peckinpah (Regie), USA 1973

Überschrift also inspired by: Strange Desire © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Überschrift also inspired by: What Do You Want From Live © The Tubes, 1978

Bildunterschrift inspired by: A Forest © The Cure, 1980

Lyrics: Everlong © Foo Fighters, 1997

Stevie Wonder (* 13. Mai 1950 in als Stevland Hardaway Judkins Morris in Saginaw, Michigan), US-amerikanischer Soulsänger

Isolation und Inspiration / The Loneliness of a Handheld Vacuum Cleaner.

Zitrone I: Bedenke, dass du sterblich bist © Kai von Kröcher, 2003

Zitrone II: Bedenke, dass du sterblich bist © Kai von Kröcher, 2003

 

In a hotel bar near Warsaw Street where I did walk away from thee. +++ Puh, hatten Sie schon einmal Mitleid mit Dieter Nuhr?! +++ Ich meine, so richtig?! +++ Hier ein paar alte Dias (oben), die sind aus dem Jahr 2003 – analoge Zeiten, meine Küche am Fraenkelufer im dritten Stock. Das war damals im Winter, das weiß ich noch ganz genau. +++ Der Dieter, ich fass‘ es ja echt nicht. +++ Aber okay. +++ Die Überschrift heute, der erste Teil – den würde ich halb deutsch, halb englisch aussprechen: „Isolation und“ (deutsch) „inspiration“ (englisch). Von der Schreibweise egal, vom Klang her viel besser. +++ Die hatte darauf anspielen sollen, dass trotz (oder halt wegen). Dass in der Corona-Krise die Schaffenskraft andere Wege einschlägt. Mein alter Freund und Kumpan, die Fotos sah ich gestern bei Facebook. Mein alter Freund und Kumpan Manzur Kargar, nur mal als Beispiel: Eine Ausstellungseröffnung ohne Besucher in der Wüste von Kalifornien. Kurz bevor die Grenzen seinerzeit dichtmachten, war er dort hin. Angefangen zu malen, neue Serie für die Galerie des Ortes Palm Desert. Jetzt, am ersten Mai, die Eröffnung. +++ Living in a Ghost Town. +++ Otto hat neulich das Staubsaugen für sich entdeckt. Die anfängliche Furcht vor meinem Handstaubsauger von Rossmann ist nach und nach einer kritiklosen Technikbegeisterung gewichen. Seitdem steht er morgens jetzt immer auf, während ich mich um Mitleid flehend in die Kissen drücke. Sprechen kann er ja noch nicht wirklich, doch weist er mich jetzt immer auf Staubflusen hin – und auf Haare vom Papa, die auf dem Fußboden ihr Dasein fristen. Dann gehen wir los, holen gemeinsam den Staubsauger, dann legt er los: Ein sechszehneinhalbmonatiger Knirps, der einem den Haushalt führt – das glaubt Ihnen kein Mensch! +++ Keine Ahnung, ob das auch eine der bezaubernden Nebenerscheinungen des Shutdowns war, aber Otto und ich beobachteten neulich – da hatte es angefangen, ein bisschen aus Eimern zu schütten, und wir waren unter einem Baum stehengeblieben. Keine fünfzig Meter vom Krankenhaus – und keine hundert von uns’rem Zuhause. Da entdeckten wir einen Specht, der klopfte in aller Seelen Ruhe einen der anderen Bäume am Ufer dort ab. Tock, tock, tock. Ich habe, glaube ich, in echt noch nie einen richtigen Specht gesehen. Vielleicht aber doch, man vergisst ja so viel. Otto jedenfalls fand den höchst interessant. Und warum dem nicht der Schädel brummt – was für ein Wunder der Schöpfung schon wieder! +++ Sagt man das so: „Schöpfung“?

 

Überschrift inspired by: Isolation © Joy Division, 1980

Überschrift also inspired by: The Loneliness of the Long-Distance Runner (Erzählung) © Alan Sillitoe, 1959

Lyrics: Warsaw Street © Lea Porcelain, 2017

Manzur Kargar | PANDEMIC | Galerie Hohmann | 44651 Village Ct Suite 142 | Palm Desert | CA 92260

Living In A Ghost Town © The Rolling Stones, 2020

Unser Lehrer Doktor Specht (Familienserie mit Robert Atzorn) © ZDF, D 1991 – 1999 

North by Northwest / Verschlüsselter Schuss ins Knie.

Corona Days: Gitschiner Straße, neulich um vier © Kai von Kröcher, 2020

 

All I want is 20/20 vision, a total portrait with no omissions. +++ Menschen fragen mich oft: „Woher wissen Sie das alles, wieso verstehen Sie so viel von Architektur?“ Von Architektur verstehe ich mehr als fast jeder andere. +++ Bei meinem letzten Post allerdings habe ich mir dann aber doch selber ins Knie geschossen: Die Zeit im Regierungsviertel nämlich hatte ich mehr als genossen, und was ich über den architektonischen Tiefpunkt der Achtziger-, Neunzigerjahre gesagt habe. Jetzt stockt mir wieder die Sprache. Generell – also, ich laufe ja viel in der Gegend herum. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. +++ Naja, ich hatte da um den Reichstag herum ein Foto zu machen, ein Auftragsporträt. Um mich in die Materie sozusagen einzuempfinden, bin ich zwei Tage dort so herumgestreunt. +++ Jedenfalls hatte ich eigentlich sagen wollen, die Gegend gefällt mir nicht schlecht. Irgendwie ziemlich gut. Wesentlich besser als die ganze andere Pisse, die sonst in den Achtziger-, Neunzigerjahren gebaut worden ist. Bis in die frühen Zweitausenderjahre hinein. Das meiste sollte man von Rechts wegen direkt wieder abreißen, wird ja zum Teil schon gemacht. +++ Leute fragen mich oft, wer habe, meiner Meinung nach, einen Gewinn aus der Pandemie ziehen können – Graf Tati und Cécile Dupaquier, zweifellos! In Zeiten der Isolation trinken sie Kreativität aus Gallonen. Heute lag schon wieder ein Kracher im Postfach, das Video gibt es hier: Escape (I). +++ Nobody does it better!

 

Überschrift inspired by: North by Northwest – Der unsichtbare Dritte © Alfred Hitchcock (Regie), USA 1959

Überschrift also inspired by: Die Stille nach dem Schuss © Volker Schlöndorff (Drehbuch/Regie), Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch), D 2000

Lyrics: Picture This © Blondie, 1978

Escape © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Nobody Does It Better © Carly Simon, 1977

The Long and Winding Road / Was Sie über Salzgitter zu wissen wagten.

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

Corona Days © Kai von Kröcher, 2020

 

Who killed that bird out on your window sill. +++ Schon wieder ein neuer Killersong von Tati und Cécile: These Are the Days. Was genau bringt dieses französische Flair in den Song – ist es die Sängerin? +++ Auf mehrfachen Wunsch bin ich neulich auf den Link zu Waslawska gestoßen, einem Filmklassiker, den man sich in Lockdown-Zeiten gerne noch einmal ansehen darf: Hier bitte klicken! +++ Im Regierungsviertel ist man ja eher nicht so oft unterwegs, geschäftliche Gründe hatten mich dorthin verschlagen. +++ Als interessierter Laie würde ich sagen, ihren Tiefpunkt hatte die hiesige Architektur in den 80er- und 90er-Jahren erreicht – ich kann mich gerne aber auch irren. +++ Der rechte Teil unserer Überschrift heute stammt aus einem Film, den ich neulich im Traum mir im Fernsehen ansah. +++ Samstag, zum frühen Abendspaziergang, flogen zwei Fischreiher, parallel der Oranienstraße folgend, in ausreichender Flughöhe der untergehenden Sonne entgegen. +++ Jetzt müsste nur endlich einer noch Bolsonaro hinrichten, dann wäre ich erstmal zufrieden…

 

Überschrift inspired by: The Long and Winding Road © The Beatles, 1969

Überschrift also inspired by: Salzgitter, niedersächsische Großstadt im nördlichen Harzvorland

Lyrics: Remedy © The Black Crowes, 1992

These Are The Days © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Waslawska © Ralph Meiling (Drehbuch/Regie), D/F 1999/2008

Jair Bolsonaro (* 1955 in Glicério, Bundesstaat Saõ Paolo), brasilianischer Faschist

Pull up to the Bumper / Der Mann mit dem Ast hat den Zug verpasst.

Urbane Fotografie: Blick aus der Geburtenstation, damals © Kai von Kröcher, 2018

 

The sparkle in your eyes keeps me alive, and the sparkle in your eyes keeps me alive. +++ Wie hütet man einen Augapfel? +++ Okay. +++ Manche sind so grandios produktiv während der Isolation, da möchte man neidisch werden: Tati & Cécile beispielsweise werfen alle paar Tage neue Songs auf den Markt, das Größte seit Gainsbourg und der Bardot. +++ Vielleicht ist es die Leichtigkeit, diese scheinbare Einfachheit der Komposition – in Kombination mit ihrer visuellen Umsetzung, deren Artwork. +++ Oder ist das jetzt Quatsch, was ich Ihnen da erzähle? +++ Checken Sie einfach kurz mal den Link aus: Follow you… © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020! +++ Ansonsten begeistert mich, neben der elektrischen Bläue über Berlin – neben der Reinheit des Himmels fasziniert mich die Ruhe: Mit meinem prima Sohn Otto machte ich gestern einen sonnigen Sonntagsspaziergang. Es war so still, man konnte die U-Bahn aus der Ferne vom Wassertorplatz bis an die Kirche am Südstern hören – wir standen dort Ecke Fontanepromenade, das sind einige Meilen! +++ Ansonsten ist es mit einem kleinen Buben relativ mühsam zurzeit, viele Bürger da draußen rennen ihn stumpfsinnig fast über den Haufen – Abstandhalten erst bei Kindern ab sechzehn! +++ Naja, gut: die Pandemie ist ja eh jetzt vorbei. +++ Aber mal etwas anderes: Ottos erstes, beziehungsweise sein liebstes Wort übrigens heißt Puder. Otto besteht während des Wickelns darauf, wie ein knusprig gebackenes Bauernbrot vom Bäcker eingepudert zu werden. Das hört sich aus seinem Mund immer so an wie Kuba mit P: „Pubah!“ +++ Finden Sie doch auch zum Dahinschmelzen süß, oder nicht? +++ Ein Komödiant ist Otto ganz nebenbei übrigens auch: Er läuft in letzter Zeit gern irgendwie wie ein Buckliger herum – und kringelt sich dabei köstlich. Ein bisschen wie Groucho Marx, das kann ich nicht richtig beschreiben. +++ Buckel hieß bei uns auf dem Dorf früher dort im Ostfälischen übrigens „Ast“, das mit dem Zug war so’n Spruch. +++ Ich muss dann immer an Josefine Mutzenbacher denken, wenn Otto vom Pudern spricht – ein Roman des bekannten Physiotherapeuten Sigmund Freud, der spielt in Butzbach in Hessen. +++ Auf dem Foto, das fällt mir eben gerade erst auf: Sieht aus, als stünden da zwei aus der 74er-Weltmeistermannschaft zwischen den Bäumen, Beckenbauer und Hacki Wimmer. +++ Nee: hinten, das ist eindeutig Müller!

 

Überschrift inspired by: Pull Up to the Bumper © Grace Jones, 1981

Überschrift also inspired by: Songs for the Deaf © Queens of the Stone Age, 2002

Lyrics: She Sells Sanctuary © The Cult, 1985

Follow you… © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Sound and Vision © David Bowie, 1977

Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt (Roman) © anonym, wahrscheinlich aber Felix Salten, 1906