Knofo / Music in Colors.

Ungültig ab: 2. April 1993 © Berliner Verkehrsbetriebe/Kai von Kröcher (Repro), 1992/93

 

Ein Tag, an dem ich mich frage, ob aus dem Jungen von damals dieser Mann werden musste, der zu früh aufwacht und überlegt, ob er sein Leben noch richtig lebt. +++ Die Monatskarte lag schon ewig im Küchenfenster herum, gestern fiel mein Blick auf das Datum. +++ Man nennt das wohl einen geschürzten Mund – heutzutage auch Duckface genannt, seinerzeit Pflicht. +++ Dazu passt gut eine Geschichte, die war mir vorletzte Nacht zufällig wieder eingefallen, als ich urplötzlich hellwach im Bett lag. +++ „Den Norbert Kröcher, den hab‘ ich gekannt – wir nannten ihn immer nur ‚Knofo‘!“ Ende ’93, ich hatte gerade meine allererste vernünftige Wohnung bezogen, hier am Kanal. Nicht mehr die alte Kaninchenbehausung aus den Betonsechzigerjahren oben im Wedding, wie auf der Monatskarte damals noch ausgepreist. Und die ersten Worte des Hausmeisters waren nicht etwa „Sie sind der Neue“ gewesen oder so andere gängige Hausmeister-Classics. Er hatte den Norbert Kröcher gekannt und bewohnte die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss unten rechts. Über dem Briefschlitz in seiner Tür stand mit Edding geschrieben: „Hier taz!“ – mit resolutem Pfeil auf den Schlitz zeigend. Er war, Herr Schumacher, damals schon eine Spur älter, Prototyp Alt-Achtundsechziger, Catweazle-Haarschnitt. Einmal, spät in den Neunzigern, sah ich ihn hinter einem Wahl-Werbestand der Grünen zusammen mit Ströbele stehen, das erfüllte mich heimlich mit Stolz.

 

Überschrift inspired by: Norbert Erich Kröcher, Spitzname Knofo (* 14. Juli 1950 in Berlin; † 16. September 2016 ebenda), Mitglied der terroristischen ‚Bewegung 2. Juni‘

Überschrift also inspired by: Music in Colors © Stephen Duffy feat. Nigel Kennedy, 1993

Textauszug aus: Der große Sommer (Roman) © Ewald Arenz, 2021

Gabriele Kröcher-Tiedemann (* 18. Mai 1951 in Ziegendorf, Mecklenburg; † 7. Oktober 1995), dt. Terroristin aus dem Umfeld der Berliner Hasch-Rebellen, Ehefrau

Catweazle: Fernsehserie nach Romanen von Richard Carpenter © London Weekend Television, GB 1970 – 1971 (dt. Erstausstrahlung: 28. April 1974)

Hans-Christian Ströbele (* 7. Juni 1939 in Halle an der Saale; † 29. August 2022 in Berlin), dt. Rechtsanwalt und Politiker der Grünen

Eulerstraße – benannt nach dem ‚Gott der Mathematik‘, Leonhard Euler, 10555 Berlin-Wedding (Gesundbrunnen)

Die Ruhe vor dem Sturm / Im Harem des Archimedes.

Fiktives Vinyl: Dirk Cheney – 18 Grade unter Null © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

I’m only reading all the numbers on the doors. +++ Mittlerweile gehört man, in diesem Falle natürlich ich. Da gehört man plötzlich zu der Spezies Mensch, die Radio hört. Also im Sinne von alles und nichts, von ist mir egal – über die man früher spöttisch die Nase gerümpft hat. Und so saßen vor vielen Wochen mein Sohn Otto und ich am Nachmittagsstisch, im Hintergrund lief, Sie ahnen es bereits. Plötzlich meinte die Moderatorin, als nächstes käme der beste Song des Jahres oder des Vorjahres, ich weiß es nicht mehr. Angekündigt jedenfalls mit irgendwas so von wegen Nation of Language. ‚Hä?!‘, dachte ich, den Bandnamen nie vorher gehört. ‚Hä, woher will die Nuss denn wissen, dass das jetzt der beste Song des Jahres oder so sein soll?‘ Was man halt immer so denkt. Der Song kratzte sich in die Rille, da stand mein Sohn auf und sagte, was er noch nie zu mir gesagt hat. Er stand auf und sagte: „Oder wollen wir tanzen?“ +++ Und dann haben wir eben getanzt. +++ Da wir mit dieser Badegeschichte in Buckow nicht weiterkommen – vorhin hatte ich kurz darüber sinniert, ob einen das überhaupt in so vorteilhaftem Glanze erscheinen lässt. Dass man als Nachwuchskünstler zur Wassergymnastik geht. +++ Weiß ich grad echt nicht so recht. +++ Hier eine weitere Geschichte mit meinem Sohn – den Kindern gehört eh die Zukunft. +++ Letztens auf dem Weg zum Einkaufen: mein Sohn wollte gern auf dem schmalen Stück Bürgersteig da auf der Kanalseite fahren, da ist es am Planufer für zwei ja schon ordentlich eng. Von vorn näherte sich aus dem Nichts eine Gang of Four, eine vierköpfige Gruppe Spätpubertierender. Schlanke Heranwachsende in schwarzer Lederjacke und Unterhemd. Vom Typ her – und das meine ich als Beschreibung, nicht als Ressentiment. Darf man denn hier gar nichts mehr sagen. Eher so Typen, wie ich sie mir in den Banlieues von Paris denn im verbürgerlichten Teil Kreuzbergs vorstelle. Der eine schleuderte mit seinem Gürtel in der Hand vor sich herum – weniger Hartgesottene als uns hätte das irritiert. Harmlos schlängelten wir uns aneinander vorbei, Otto gab seinem Laufrad unbeeindruckt wieder die Sporen. +++ Die Gang entschwand Richtung Brücke, plötzlich aber drehten zwei von ihnen um. Erhöhten ihre Frequenz, holten uns ein: „Eine Frage!“ Misstrauisch sah ich sie an: „Ja?“ „Wir haben gerade gewettet – ich habe gesagt, Sie sind von dem Jungen der Opa.“ Ich zeigte auf seinen Kumpel: „Und er?“ „Er meint, Sie sind der Vater.“ +++ Zeit für den Fifty-fifty-Joker – hätten Sie es womöglich gewusst?

 

Überschrift inspired by: Orkantief Zeynep (heute) folgt auf Orkantief Ylenia (gestern).

Überschrift also inspired by: Tee im Harem des Archimedes (Le Thé au harem d’Archimède) © Mehdi Charef (Drehbuch, Regie), F 1985

Lyrics: Whatever You Want © Nation of Langue, 2021

Richard Bruce „Dick“ Cheney (* 30. Januar 1941 in Lincoln, Nebraska), US-amerikanischer Verteidungsminister unter George Bush Senior

To Hell With Poverty! © Gang of Four, 1982

The Three Shadows Part II / Charlie is my Darling.

The Three Shadows: Bastian Günther © Kai von Kröcher, 2021

 

I’m trying to keep my newspaper dry, I hear myself say ‚My boat’s leaving now‘, so we shake hands and cry now, I don’t want to cry again. +++ Jedenfalls kam der so angefahren, da oben auf der Fußgängerbrücke, und statt einfach mal kurz einen Schlenker zu machen und um uns herumzufahren – Platz war ja da ohne Ende – jedenfalls „paulte“ er mich da an auf seinem Businessfahrrad von wegen, ob ich nicht Platz machen kann. +++ Die Geschichte hatte ich im letzten Post schon erzählt, ich weiß. Aber diese ewige Rechthaberei geht mir so was von – ist ja jetzt auch egal. +++ Für die Spürnasen unter Ihnen, für Detektive: Gibt es an dem Bild oben eine Veränderung, oder warum zeige ich es heute nochmal? Oder will ich es einfach nur zum Kauf anbieten, sagen wir: kleine Auflage, großes Format, fairer Preis? Ich muss meine Verkaufsstrategie ändern, sagen die Leute, wenn ich jemals auf einen grünen Zweig kommen will. Filmfreunde können es haben (und meinetwegen auch Otto-Normalverbraucher, haha, da bin ich ganz ehrlich). Die können es haben für, sagen wir mal, großzügig kalkulierte 85.000 € VB bei einer Größe von ziemlich genau 2,54m x 1 Meter fünfzig kaschiert. +++ Wirkt ein wenig runder, ohne die kaputten Schatten da unten am Rand, meinen Sie nicht vielleicht auch? +++ Jetzt ist schon wieder jemand gegangen: Als neulich die Nachricht von Charlie Watts‘ Tod im Radio kam, konnte ich mir das gar nicht vorstellen: eine Welt ohne Charlie Watts. Gestern nun gerade Danilo Popivoda, ich kann mich noch an die Schlagzeile erinnnern in der Bild-Zeitung damals: „Popi nie da“ – dass der jetzt gestorben ist! Da muss man sich nun langsam auch mal mit der Möglichkeit einer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, das kann doch nicht wahr sein. +++ Der letzte Wagen ist immer ein Kombi, was wollen Sie sich an diese lästigen 85.000 € klammern?! +++ Charlie is my Darling kann ich als Konzertfilm übrigens nur empfehlen: dreht sich um die zweite Irland-Tour der Rolling Stones Anfang September 1965. Sicher werden Sie wieder sagen, Hi-Hi-Hilfe von den Beatles ist besser, aber darum geht es doch gar nicht – Habeck zum Beispiel ist ja auch besser als der fröhliche Armin, doch was hat das jetzt alles mit mir zu tun?

 

Überschrift inspired by: The Three Shadows Part II © Bauhaus, 1982

Überschrift also inspired by: Charlie is my Darling (Tourfilm) © Peter Whitebread, UK 1966

Lyrics: Manhattan Skyline © A-ha, 1986

Charlie Watts (* 2. Juni 1941 in Bloomsbury; † 24. August 2021 in London), britischer Schlagzeuger

Данило Попивода (* 1. Mai 1947 in Lóvcenac, SGR Jugoslawien; † 9. September 2021 in Montenegro), jugoslawischer Fußball-Nationalspieler, von 1975 – 1981 Rechtsaußen bei Eintracht Braunschweig

One of these Days (Filmdrama) © Bastian Günther (Drehbuch, Regie), D 2020

Der letzte Wagen ist immer ein Kombi © Gunter Gabriel, 1994

Help (Musikfilm) © Richard Lester (Regie), GM 1965

Robert Habeck (* 2. September 1969 in Lübeck), dt. Politiker

Armin Laschet (* 18. Februar 1961 im Aachener Ortsteil Burscheid), dt. Politiker

 

One of these Days / I’ve Got Dreams to Remember.

Hotter than July: One of these Days (Oktapolaris, Rohfassung) © Kai von Kröcher, 2021

 

Ich sage zu Montag: „Sie müssen sich einen heißen Sommertag vorstellen, August oder Juli, alles stöhnt unter der Hitze, und zwar einen Sonntag.“ +++ Sie kommen eines Tages also da irgendwo raus aus dem Übungsraum, Tonstudio; nicht nur ein paar neue Demo-Tapes haben Sie aufgenommen, auch etwas bahnbrechend Neues erfunden in dieser Nacht: Musik komplett ohne Gitarre und auch ohne Schlagzeug, ohne menschliche Stimme – alles nur Synthesizer und Drum-Computer, der Gesang vom Vocoder verfremdet, durch den Phaser gejagt. Sie sind sich nicht sicher, irgendwie klingt es ganz gut, interessant. Also arbeiten Sie weiter an dieser Idee. Und dann kommt dieser eine da an, der kennt sich ein bisschen aus mit Musik. Und der sagt: „Hör dir mal die Schallplatte Autobahn an!“ +++ Unwissenheit schützt halt vor Strafe nicht. +++ An einem schneidend heißen Tag Anfang Juli hatten wir uns an dieser Holzüberführung (oben) getroffen. Bastian war gerade aus den Staaten zurück, wie Sie gerne manchmal noch sagen. Sieben Wochen waren geplant, 16 Monate daraus geworden. Corona, Lockdown und Präsident Trump. Ich hatte gefragt, ob er so ’ne Art Kulturschock bekommen hat, als er hier wieder ankam. Und dabei den Schauspieler Peter Simonischek zitiert: In einem Interview irgendwo hatte der Österreicher gesagt, Berlin sei die Abwesenheit jeglichen Charmes, oder so ähnlich. Den spüre ich hier ehrlich gesagt auch nur noch selten. Darüber sprachen wir, als wir die Treppe zum Steg hinaufwandelten. +++ Epischer Traum, letzte Nacht. Schlafforscher reden ja immer davon, Träume seien in echt nur ganz kurz: Minuten, Sekunden, Trilliardenbruchteile. Meiner dauerte von 04:16 bis 06:09 Uhr in der Früh, ohne Quatsch – ziemlich verrücktes Zeug! +++ Über die Holzbrücke (Foto) bin ich schon tausende Male in der U1 oder U3 oben hinweg geschwebt, unter ihr mit dem Auto hindurch. In Zeiten der autogerechten Stadt. Manchmal auch auf dem Ausflugsdampfer vorbeimäandert. Auf dem Steg selbst aber bin ich niemals gewesen, auf den hatte mich erst vor kurzem mein werter Sohn Otto stoßen müssen – toller Ort, lassen Sie Ihren scheiß Müll bitte nicht liegen! +++ Jedenfalls, als wir fertig waren mit Fotografieren, da standen wir noch ein bisschen am Brückengeländer und plauderten. Bastian am Geländer, ich etwa einen Meter vom Geländer weg. Es war da oben kaum etwas los, die Hitze, selten kam einer vorbei. Ahnt man ja schon auf dem Foto. Wir sprachen über Amerika: Ich hatte immer gedacht, Austin in etwa sei von der Größe Peines, nur eben in Texas – dabei hat es fast eine Million. +++ Wir stehen da also und reden, vom Ende des Stegs her kommt langsam ein Radfahrer angerollt – gekleidet in grauen Anzug, Sonnenbrille und Sturzhelm. Kommt straight auf mich zu. Ich denke, gleich hält er an, gleich wird er sagen, „Ey, sag mal, Alter – bist du nicht?!“ Er kommt immer näher, nur noch knapp eine Handbreit. Bremst aber nicht, reißt im letzten Moment seinen Lenker herum, schnauzt mich an, ob ich nicht Platz machen kann. +++ So viel nun zu Peter Simonischek, die Brücke ist vier oder fünf Meter breit. +++ Dafür gibt es in Texas andere Merkwürdigkeiten, den Hand-auf-der-Motorhaube-Wettbewerb beispielsweise. Darüber hat Bastian einen Spielfilm gedreht: One of these Days. Bei den Berliner Filmfestspielen 2020 hatte der schon Premiere. Sollte letztes Jahr schon ins Kino kommen, muss man mal abwarten wegen Corona – nominiert für den Deutschen Filmkunstpreis 2021. +++ Bastian Günther hat heute Geburtstag.

 

Überschrift inspired by: One of these Days (Filmdrama, Musik: The Notwist) © Bastian Günther (Drehbuch, Regie), D 2020

Überschrift also inspired by: I’ve Got Dreams to Remember © Otis Redding, 1968

Bildunterschrift inspired by: Hotter than July © Stevie Wonder, 1980

Textauszug: Irreführung der Behörden (Roman) © Jurek Becker, 1973 VEB Hinstorff Verlag Rostock

Autobahn © Kraftwerk, 1974

Peter Maria Simonischek (* 6. August 1946 in Graz), österreichischer Schauspieler, zuletzt u.a. Toni Erdmann 

Rudi © Herwig Mitteregger, 1983

Überdosis Underground / Was will uns der Künstler nicht sagen.

Deep Fuck Records: Leaving in Chills – „Taylor Was A Mother (Part 1 & Part 2)“, Amiga © Kai von Kröcher, 2020/2021

 

I thought I was someone else, someone good. +++ Tolles Bild (oben) übrigens: Gestern gerade mit meinem Sohn dort vorbei spaziert. Die vergangenen Tage gemeinsam mit Otto Stück für Stück die verloren geglaubte Stadt zurückerobert. Meine Liebe zu ihr wiederentdeckt, vom Feeling her ein gutes Gefühl. Dabei den von mir geliebten Regenschirm meiner verstorbenen Mutter verbusselt – ostfälisch für: Stupidly managed to lose my umbrella. +++ Beim Kaffee Kochen heute früh darüber gerätselt, ob ich wohl jemals die Coldplay der Fotografie werden werde. Und ob ich das vielleicht sogar würde mögen, wenn ich das wäre. +++ Der Scheuer-Andi des Punk!

 

Überschrift inspired by: Underground Overdose – „Lethargie/Motor/Evolution/Angst/Tier/Blut“ (Deep Fuck Rec./United) © Kai von Kröcher, 2018/2021

Überschrift also inspired by: Polarwirbelsplit – „Was will uns der Künstler nicht sagen“ (Deep Fuck Rec./Sire) © Kai von Kröcher, 1999/2021

Lyrics: Perfect Day © Lou Reed, 1972

The House of the Rising Sun © The Animals, 1964 (Cover)

Fatigue de l’été / I can feel the Fear in the Western World.

Der Sommer einst im Südosten: La Dupaquier, Tati © Kai von Kröcher, 2020

 

Is it wrong to understand the fear that dwells inside a man. +++ Neulich am Sonntag im hiesigen Radio – sie spielten die einhundert besten fremdsprachigen Lieder. Bei Platz Numero 81 hatte ich zufällig kurz einmal reingezappt: Mina mit Se telefonando sagte mir gar nichts, klang aber vom Feeling her nach sehr großem Gefühl. Wie Dummköpfe es gerne tun, imitierte ich im Playback den Pathos schmachtender Sänger, vor Gänsehaut schossen mir Tränen ins Auge, Otto spielte mit Duplosteinen zu meinen Füßen. Deutlich konnte ich den eigenen Kopf hinter seiner frühpubertären Stirn arbeiten sehen – sollte es tatsächlich sein, dass ein Bub heutzutage mit noch unter zwei Jahren schon den eigenen Vater infrage stellt? +++ Fremdsprachige Lieder: außer Englisch, natürlich – das wäre sonst Quatsch. +++ Der beste fremdsprachige Song allerdings, meiner Meinung nach, definitiv: Das Video kam gestern per Post. Da reift eine Sängerin heran von internationalem Rang, das prophezeie ich einfach mal. Zeitloser französischer Elektropop einmal mehr also aus der Reichenberger Ecke Ohlauer Straße: Fatigue de l’été – eine Produktion aus den Corona-Studios der Herren und Damen Tati/Dupaquier. +++ So sieht es mal aus. +++ Wieso eigentlich sagen selbst intelligent wirkende Menschen – warum sagen die wie unter Zwang immer „franntzössíesch“, wenn es um irgendetwas aus Fronnkraaisch geht – das macht man doch auch nicht mit Englisch oder mit Polnisch oder mit Afrikanisch oder mit – okay, mit Schwyzerdütsch oder mit Holländisch oder Japanisch vielleicht? +++ Im Schein der untergegangenen Abendsonne gestern war ich noch einmal ans Ufer getreten, sonst ist der Sommer bald wieder vorbei. Jemand rief meinen Namen und bremste sein Fahrrad knapp von hinten in mich hinein: Ob ich bereits wieder umarme? (In Zeiten der Auflagen im Zusammenhang mit Corona/Anm.d.Red.) „Du bist die Erste seit Monaten“, sagte ich, dann schloss ich die Hoffnung der erotischen Club-Literatur vorsichtig in den begrüßenden Arm. +++ Auf der Admiralbrücke in respektvoller Höhe flog später der sagenumwobene Kormoran über mich hinweg, diesmal pinkelte er mir nicht auf den Kopf. Am nordwestlichen Ende der Brücke spielte einer auf seinem Kassettenrekorder T. Rex.

 

Überschrift inspired by: Fatigue de l’été © Graf Tati & Cécile Dupaquier, 2020

Überschrift also inspired by: Fear in the Western World © Ultravox, 1977

Lyrics: Cosmic Dancer © T. Rex, 1971

Mina © Se telefonando, 1966 (orchestrated and conducted by Ennio Morricone)

M (Roman) © Anna Gien/Marlene Stark, Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft, 2019