Once Upon a Time in the West / Honolulu-Strand-Bikini.

Fiktive Postkarten: Reuter West (Siemensstadt) © Kai von Kröcher, 2024

 

In my mind and in my car, we can’t rewind, we’ve gone too far. +++ Die Meldung des Tages explodierte heute Vormittag in den sozialen Netzwerken, wenn Sie verstehen: Der Gentleman of the Year, gemeinsam mit seiner geheimnisvollen La Selmer – heute Abend zu Gast live bei radioeins aus dem Bikini Berlin. Die zwei haben einen Fotoband herausgegeben, der Hammer-erstklassige Porträts präsentiert (Ihr seid solche Fucker berichtete). Der Haken daran: die Bilder darin gibt es in Wirklichkeit gar nicht; zumindest nicht die Locations und Menschen. Um es intellektuell auszudrücken, was durchaus meine Leidenschaft ist: Die Aufnahmen sind allesamt Kompositionen, die anhand sowohl künstlerischer als auch und vor allem künstlicher Intelligenz entstanden. +++ In meiner Fotokunst dagegen, wenn ich ausnahmsweise auch einmal von mir sprechen darf, steckt die KI nach wie vor in den Kinderschuhen: Auf der fiktiven Postkarte (oben) hatte ich sie eingesetzt, eine angeschnittene Straßenlaterne aus dem Foto zu löschen. Schaut man genauer hin, fällt die Retusche recht dilettantisch aus. +++ Das nur am Rande. +++ Nach meinem Schnappschuss gestern hatte es mich, aus welchem verwegenen Grunde auch immer, übrigens an den Jakob-Kaiser-Platz gezogen. Überraschenderweise war dort alles massenhaft voll von und mit Polizei. Ich glaube, sie hatten da einen Toten, den sie mit einer Art Leinensack vor neugierigen Blicken abzuschirmen versuchten. Demonstrativ ließ ich die Hände von meiner Kamera und verschwand wie ein Maulwurf direkt wieder zurück in die U-Bahn. +++ La Selmer und besagter Kai Heimberg sind heute ab 19:35 Uhr live in der Sendung, theoretisch könnte man auch selber im Studio vorbeischauen – das aber nur ohne Gewehr (Spaß muss sein).

 

Überschrift inspired by: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West, Italo-Western) © Sergio Leone, I/USA 1968

Überschrift also inspired by: Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini © Club Honolulu, 1960 (Cover)

Lyrics: Video Killed the Radio Star © The Buggles, 1979

Gentleman of the Year © Beatsteaks, 2014

Bikini-Haus Berlin | Budapester Straße 38 – 50 | Berlin-Charlottenburg

radioeins – Frequenz: 95,8 MHz (Berlin, terrestrisch)

Wet Sun Between My Toes / Geschichten aus dem Paulanergarten.

Fiktive Postkarten: Olympiastadion Berlin © Kai von Kröcher, 2024

 

I’m in another body who’s in somebody else. +++ Was mir allerdings neu ist: Mit dem Slogan aus dem Werbespot jener Münchner Brauerei oben („Geschichten aus dem Paulanergarten“/Anm.d.Red.) werden auf Social-Media-Plattformen neuerdings Beiträge kommentiert, deren Inhalt man eher so für Fake-News hält. +++ Mit meinem Sohn, Sie ahnen es schon, bin ich am Montag im Berliner Olympiastadion gewesen. Natürlich fand gerade kein Fußballspiel statt. Stattdessen wurde der Rasen gemäht, das war lustig: Da kamen tatsächlich zwei Männer mit je einem gewöhnlichen Handrasenmäher und scherten zu Fuß ein um die andere Bahn – Handarbeit par exellence. Wir waren fast ganz allein im schönsten deutschen Oval, doch überall wurde gehämmert, gebohrt und geschweißt – die Fußball-Europameisterschaft steht vor der Tür. +++ Zu Hause bei uns steht neben der Union-Tasse von neulich aus Köpenick jetzt aus Charlottenburg auch eine Hertha-Tasse im Schrank – einmütig wie die Klaviertasten bei Stevie Wonder und Paul McCartney seinerzeit, nur nicht so schwülstig. +++ Zudem mache ich mir etwas Sorgen wegen des Logos auf der Postkarte oben – meinen Sie, ich werde wieder verklagt? +++ Und wie Sie sehen, sind wir anschließend noch eingekehrt und haben uns draußen vorm Stadion jeder eine ansonsten auf dem Index stehende Portion Pommes gegönnt – der eine rot, der andere weiß…

 

Überschrift inspired by: Feel It © Ciara Lea, 2023

Überschrift also inspired by: Geschichten aus dem Paulanergarten (Fernsehwerbespots) © Paulaner-Brauerei München, 2000er Jahre ungefähr

Lyrics: Alesis © mk.gee, 2024

Ebony and Ivory © Paul McCartney & Stevie Wonder, 1982 

Das große Buch der Kinderfragen / Es gibt nun doch nicht nur ein‘ Rudi Völler.

Fiktive Postkarten: Frohe Ostern (Berlin, Landwehrkanal) © Kai von Kröcher, 2024

 

What’s he like, Mavis? – He’s a real tasty geezer. +++ Okay, ich fange mal an mit der ersten Geschichte, die zweite ist aber um Längen besser. +++ Gestern Abend fuhr ich in der U-Bahn nach Hause, ein Stück weiter hinten eine Gruppe recht lauter Ärräbs. Ich weiß, so was sagt man nicht – aber ich hatte schon den Eindruck, sie fühlten sich wohl in ihrer Rolle als laute Ärräbs. +++ Ist ja auch völlig wurscht, vielleicht war eh alles ganz anders. +++ Das Foto habe ich gestern Nachmittag gemacht, aber da sitze ich natürlich noch nicht oben drin in der U-Bahn, weil, die Geschichte spielt ja erst abends, und ich bin auch nicht Hans-Dietrich Genscher. +++ Jedenfalls, Gleisdreieck wollte ich umsteigen, und weil die eine Tür kaputt war, ging ich in Richtung der Ärräbs zur anderen Tür. Da plötzlich hörte ich einen der Ärräbs rufen: „He, Entschuldigung – Rudi Völler! … Hallo, … Rudi Völler!“ Innerlich war ich verdutzt, auch amüsiert – ließ mir aber nichts anmerken: Es gab mal ein Foto von meinem Bruder und mir, wo wir in einem Cabrio fahren. Er sieht da aus wie Jürgen Klinsmann, ich sehe wie Rudi Völler aus. Das fand ich schon seltsam, die zwei sind 1990 ja gemeinsam Weltmeister geworden – und jetzt zusammen im Cabrio auf der Landstraße nach Üfingen. +++ Okay, die Geschichte ist nur halbwitzig und hat einen merkwürdigen Beigeschmack. +++ Wie versprochen ist die zweite Geschichte dafür jetzt der Knaller. Genau genommen ist sie die erste. Außerdem hat sie mit Kindern und Ostern zu tun. Und mit Sexhaben, das kommt eh immer ganz gut. +++ Karfreitag gingen mein fünfjähriger Sohn und ich an der Melanchthon-Kirche vorbei, als gerade die Glocken anfingen zu läuten. Ich meinte, die schlügen wahrscheinlich zum Karfreitagsgebet. Halblaut sinnierte ich, ob Karfreitag eigentlich Christus von den Toten auferstanden sei, Otto aber meinte, das wäre Ostern gewesen. Ich sei da nicht ganz bibelfest, räumte ich ein. Und dass ich da eh nicht mitreden könne, weil ich ja nicht dabei war. „Da war ich noch im Bauch meiner Mutter“, meinte ich sprichwörtlich. An diesem Punkt nahm die Geschichte eine verlegene Wendung: „Wie kommen die Babys eigentlich in den Bauch?“ – nachdenklich blieb mein Sohn stehen und drehte sich zu mir um. Teile der Antwort würden die Bevölkerung verunsichern, dachte ich so: „Ich habe auch keine Ahnung.“ „Hm“, meinte er, „eigentlich wäre das eine Frage für unser Buch (Das große Buch der Kinderfragen/Anm.d.Red.).“ Kurze Pause, dann stellte er fest: „Weisst du, warum das da nicht drin steht? Die wissen das selber nicht!“

 

Überschrift inspired by: Das große Buch der Kinderfragen – Kluge Antworten in Vorlesegeschichten © Petra Maria Schmitt/Christian Dreller/Heike Vogel, 2020

Überschrift also inspired by: Ein Rudi Völler © Klaus & Klaus, 2002

Lyrics: Johnny Reggae © The Piglets, 1971

Paris au Printemps © Public Image Ltd, 1980

Hans-Dietrich Genscher (* 21. März 1927 in Reideburg; † 31. März 2016 in Pech, Gemeinde Wachtberg), dt. Politiker

The Secret Life of Arabia © David Bowie, 1977

Rudi Völler (* 13. April 1960 in Hanau), dt. Fußballspieler, Fußballtrainer und Fußballfunktionär

Thomas de Maizière (* 21. Januar 1954 in Bonn), dt. Politiker, u.a. Bundesminister des Inneren

 

Der Alte / I Dream of Wires.

Fiktive Postkarten: Berlin-Marzahn (Schnauze mit Herz) © Kai von Kröcher, 2024

 

Louie ist im Laden und kauft Blumen, Louie kauft immer die falschen.

 

Überschrift inspired by: Der Alte (dt. Krimiserie) © ZDF, 1977 – heute

Überschrift also inspired by: I Dream of Wires © Robert Palmer, 1980

Lyrics: Gierig © Die Höchste Eisenbahn, 2016

„Überholen ohne einzuholen“ – die Überlegenheit des Sozialismus, Zielvorgabe nach Walter Ulbricht, 1969

Marzahn, mon amour / Don’t get weird on me, Babe.

Fiktive Postkarte: Gruß aus Berlin (Marzahn-Hellersdorf) © Kai von Kröcher, 2024

 

When the rain comes, well, I’ll just let it pour all over me. +++ Strafen Sie mich Lügen, doch wie ich Sie einzuschätzen mir anzumaßen erlaube, werden Sie Ihre Filme vermutlich bei Netflix oder so streamen. Und obwohl ich mich selbst zu den eher abgehängten Anhängern des linearen Fernsehens begreife, hatte ich vor schon einigen Wochen einen seltsamen Traum. Das heißt, an den Traum selbst erinnere ich mich nicht – wer sich erinnert, war nicht dabei. +++ Hier geht es ja ab! +++ Marzahn im Frühling mag übrigens recht angenehm sein; im Eastgate-Einkaufszentrum verlaufe ich mich dennoch wie eh und je. +++ Jedenfalls wachte ich eines Morgens auf und wunderte mich: Ich hatte von diesem jungschen Schauspieler aus dem Vorabendkrimi Der Alte geträumt – und obwohl man mir ja durchaus einiges nachsagen kann, habe ich diese Serie nie leidenschaftlich verfolgt. Leicht verwundert dachte ich also so, wieso denn bloß träume ich von diesem jungschen Schauspieler aus Der Alte?! Ich hatte von dem ja noch nicht einmal jemals den Namen gehört. +++ Und jetzt halten Sie sich fest, jetzt kommt der Knaller – Sie ahnen es schon: Ein paar Tage später fahren mein Sohn und ich, jeder auf seinem Fahrrad – wir radeln zur Kita. Am altehrwürdigen (aber stillgelegten) Baerwaldbad der Fahrtrichtung entgegengesetzt auf dem Bürgersteig, mit Kindern ist das erlaubt. Glaube ich. Und jetzt halten Sie sich wirklich fest, wer kommt uns da ohne Quatsch auf dem Radweg mit einem Kind hinten drauf entgegen? Kriminalkommissar Tom Kupfer natürlich, der in Folge 451 einer Schussverletzung erliegt – aber ist das nicht krass?!

 

Überschrift inspired by: Marzahn, mon amour (Geschichten einer Fußpflegerin) © Katja Oskamp, 2019

Überschrift also inspired by: Don’t Get Weird On Me, Babe © Lloyd Cole, 1991

Lyrics: There For Her © Lloyd Cole, 1991

Der Alte – deutschsprachige Fernsehserie (1977 – heute) im ZDF 

Ludwig Blochberger (* 3. Dezember 1982 in Ost-Berlin), dt. Schauspieler und Schauspieler

Baerwaldbad | Baerwalstraße 64 – 67 | 10961 Berlin | 1898 bis 1901 nach Entwürfen von Ludwig Hoffmann als Volksbad errichtet

Polizeifunk ruft / Scheitern als Waffe.

Fucking Deep Postcards: Reinickendorf (MV) © Kai von Kröcher, 2018/2021

 

And if life’s the aim in a decent way, indecent in all its ways it starts. +++ Wie man über Katzen sagt: Wenn sie das Ende fühlen nahen. Nahen fühlen, dann werden sie unsichtbar, ziehen sich lautlos zum Sterben zurück. +++ Es heißt, das sei Quatsch. +++ Die Sache mit Hockney allerdings, das hat schon gesessen – das kann man nicht leugnen. +++ Und bevor sich der Plagiatsjäger Weber zu allem Überfluss auch noch an meine Fersen heftet: Ja, ich kenne die Boring Postcards von Martin Parr – die fand ich vor vielen Jahren super, dann haben wir uns aus den Augen verloren. +++ Aus irgendeinem Grund hatte ich neulich mich an diesen Streifenpolizisten auf dem Motorrad zu erinnern geglaubt. Und dazu nichts gefunden (Ihr seid solche Fucker berichtete). Wenn man im Netz also nicht weiterkommt, schickt einem der ältere Bruder vielleicht einen Wikipedia-Link: Den Polizisten auf der BMW gab es tatsächlich und er hieß wirklich Hartmann. Allerdings spielte die Serie auf den Straßen der Hansestadt Hamburg. Und nicht auf der Bundesautobahn zwischen München und Frankfurt am Main – wie ich nebulös immer vor Augen gehabt hatte.

 

Überschrift inspired by: Polizeifunk ruft (52-teilige Krimiserie) © ARD, D 1966 – 1970

Überschrift also inspired by: Scheitern als Waffe © Kai von Kröcher, 2021

Lyrics: Things Ain’t Changed © L.A. Salami, 2020

Boring Postcards © Martin Parr (Hrsg.), 1999

Boring Postcards USA © Martin Parr (Hrsg.), 2000

Langweilige Postkarten – Deutschland © Martin Parr (Hrsg.), 2001

Stefan Weber (* 14. Juni 1970 in Salzburg), österreichischer Kommunikationswissenschafter, Publizist und Plagiatsgutachter 

Blinken am Horizont / Gruß aus Berlin.

Deep Fucking Postcards: Chinapfanne am Alex © Kai von Kröcher, 2018/2021

 

Vorn ein Fischerboot im Sonnenuntergang, du siehst mich blinken am Horizont.

 

Überschrift inspired by / Lyrics: Blinken am Horizont © Niels Frevert, 2011

Überschrift also inspired by: Gruß aus Berlin – fiktive Postkarten © Kai von Kröcher, 2021

Marga von Kröcher (* 15. August 1928; † 20. Juni 2016)