If then now / Ein Mann will nach oben.

Fiktive Postkarten: Berlin-Mitte, sozialistische Moderne © Kai von Kröcher, 2023

 

We decided that we would have a soda, my fav’rite flavour, Cherry Red. +++ Neulich saß ich mit meinem Sohn im 181er Doppeldeckerbus von Britz-Süd Richtung Steglitz im Oberdeck vorne am Fenster. Wir hatten Plätze in der Bank rechts, links vorn saß ein Junge, der war ungefähr etwas jünger als Otto. Vielleicht Ende fünf, Anfang sechs. In der Sitzreihe hinter ihm saß sein Vater, der Bus war relativ leer. Der Vater sprach laut und humorlos, er füllte den ganzen Bus. Wie ein kratzender Pullover, der einem die ganze Zeit latent auf den Nerv geht. +++ Kommenden Samstag übrigens, falls Sie Lust und Zeit haben und die Welt bis dahin nicht untergegangen ist, präsentiere ich in Mitte eine Auswahl meiner Bilder als Prints. Fotoarbeiten aus vier oder fünf verschiedenen Serien, die es teilweise bislang noch nirgends zu sehen gab. Die kann man da kaufen – zu einem, wie man zu sagen pflegt, moderaten Preis. +++ Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, würde ich diesen Vater da in dem Bus als Sympathieträger einstufen. Und anfangs kapierte ich auch gar nicht, worum es die ganze Zeit ging. Er reichte dem Sohn ständig sein Handy nach vorn, der musste sich da irgendwas ansehen. Und dann stellte der Vater dem Kind immer so Fahrlehrer-Fragen: Du kommst da von vorn und willst jetzt links abbiegen – wer hat Vorfahrt? Was bedeutet das Schild da mit den drei Strichen? Ab welcher Mindestgeschwindigkeit darf man auf deutschen Autobahnen fahren? Und am Ende fast immer: „Nein, das ist falsch!“ Als Vater und Sohn endlich ausstiegen, rollten Otto und ich mit den Augen. +++ Kommenden Samstag also findet der Kunstmarkt Prints, Editions & Art Market vor dem Haus Schwarzenberg statt, da nehme ich teil. In dem letzten noch nicht renovierten Hof neben den Hackeschen Höfen. Initiiert wird das ganze von Danielle de Picciotto, die ich sehr schätze. Alexander Hacke von den Neubauten legt Musik auf, der Gentleman of the Year und La Selmer verkaufen die Restauflage ihres außerordentlich empfehlenswerten KI-Buchprojekts. Und ich – ich freue mich, den Sprung endlich nach Mitte geschafft zu haben! So, wie Harald Juhnke immer gesagt hat, die weiteste Reise seines Lebens sei die vom Wedding nach Grunewald gewesen.

 

Überschrift inspired by: If then now (Fotoband) © Ulla Selmer & Kai Heimberg, 2024

Überschrift also inspired by: Ein Mann will nach oben (Fallada-Fernsehverfilmung, u.a. mit Harald Juhnke) © Herbert Ballmann (Regie), ZDF/ORF/SRG 1978

Lyrics: You Can’t Always Get What You Want © The Rolling Stones, 1969

Prints, Editions & Art Market | Haus Schwarzenberg (Eschschloraque) | Rosenthaler Straße 39 | Berlin-Mitte | Sa., 2. August | 14:00 – 20:00 Uhr

Vertretene Künstler: Bruise Studio, Christian Reister, Danielle de Picciotto, Doomsday Graphics, Fehmi Baumbach, Frauen machen Druck, Happy Potato Press, Kabukia, Kai von Kröcher, Kai Heimberg, Ulla Selmer, Kiddy Citny, Lauryn Zoe Hinsch, Luise Liu, Lula Valletta, Many Tentacles, Melo Melo Lab, Niels Kalk, Oxana Chi, Rakz, Serigraffeur, Supalife Kiosk, Xuehka, Yehudi

 

 

 

S.P.A.N.D.A.U. / Ich soll Sie schön grüßen.

Fiktive Postkarten: Spandau – Siemensstadt grüßt Jack Johnson © Kai von Kröcher, 2024

 

Soon the water will be lost in the well, lost in the well, mm, mm. +++ Wieso eigentlich ausgerechnet Jack Johnson? Im Radio vorhin lief gerade dieser Special-Lee-Scratch-Perry-Mix, als ich an der Schrift herumbastelte (oben). Und weil Jack Johnson immer so schön laid back war, ließ ich ihn einfach mal grüßen, warum nicht. +++ Tja, der Sohn sitzt zurzeit an der Nordsee – und sein Lieblingsverein spielt in Köln gleich im Radio gegen den Abstieg. Von daher werde ich mich heute kurzfassen und gleich, was ich sonst eigentlich nie mache, mit Kopfhörern aus dem Haus gehen. +++ Apropos: Kai Heimberg mit La Selmer live gestern bei radioeins fand ich ganz super, großartige Chäräkter! Ich hatte, was ich sonst eigentlich nie mache. Ich hatte Kopfhörer im Ohr und spazierte über einen menschenverlassenen Friedhof in Baumschulenweg oder so. Menschenverlassen im Sinne von von lebenden Menschen verlassen. Irgendwo stand auch ein abgemeldeter silberner, komplett eingestaubter alter Ford zwischen den Bäumen herum, das fand ich recht merkwürdig. Autofriedhof vielleicht. Jedenfalls war es toll – und im Radio sprachen La Selmer und Heimberg über ihr Buch. Eigentlich wurde mir erst in diesem Zeitfenster die Größe ihres Projekts bewusst. Falls Sie der Fotoband mit den künstlich generierten Bildern auch interessiert und Sie es vielleicht gar kaufen möchten – ich verlinke hier jetzt mal die entsprechende Seite: ifthennow.de

 

Überschrift inspired by: S.P.A.N.D.A.U. © Icke & Er, 2007

Überschrift also inspired by: Ich soll Sie schön grüßen © Möbel Hübner, Berlin (Werbeslogan)

Lyrics: Traffic in the Sky (Lee-Scratch-Perry-Dub) © Jack Johnson, 2023 (2003)

IF THEN NOW (Fotoband) © Kai Heimberg & Ulla Selmer, 2024

1. FC Köln – 1. FC Union | Müngersdorfer Stadion | 15:30 Uhr

Once Upon a Time in the West / Honolulu-Strand-Bikini.

Fiktive Postkarten: Reuter West (Siemensstadt) © Kai von Kröcher, 2024

 

In my mind and in my car, we can’t rewind, we’ve gone too far. +++ Die Meldung des Tages explodierte heute Vormittag in den sozialen Netzwerken, wenn Sie verstehen: Der Gentleman of the Year, gemeinsam mit seiner geheimnisvollen La Selmer – heute Abend zu Gast live bei radioeins aus dem Bikini Berlin. Die zwei haben einen Fotoband herausgegeben, der Hammer-erstklassige Porträts präsentiert (Ihr seid solche Fucker berichtete). Der Haken daran: die Bilder darin gibt es in Wirklichkeit gar nicht; zumindest nicht die Locations und Menschen. Um es intellektuell auszudrücken, was durchaus meine Leidenschaft ist: Die Aufnahmen sind allesamt Kompositionen, die anhand sowohl künstlerischer als auch und vor allem künstlicher Intelligenz entstanden. +++ In meiner Fotokunst dagegen, wenn ich ausnahmsweise auch einmal von mir sprechen darf, steckt die KI nach wie vor in den Kinderschuhen: Auf der fiktiven Postkarte (oben) hatte ich sie eingesetzt, eine angeschnittene Straßenlaterne aus dem Foto zu löschen. Schaut man genauer hin, fällt die Retusche recht dilettantisch aus. +++ Das nur am Rande. +++ Nach meinem Schnappschuss gestern hatte es mich, aus welchem verwegenen Grunde auch immer, übrigens an den Jakob-Kaiser-Platz gezogen. Überraschenderweise war dort alles massenhaft voll von und mit Polizei. Ich glaube, sie hatten da einen Toten, den sie mit einer Art Leinensack vor neugierigen Blicken abzuschirmen versuchten. Demonstrativ ließ ich die Hände von meiner Kamera und verschwand wie ein Maulwurf direkt wieder zurück in die U-Bahn. +++ La Selmer und besagter Kai Heimberg sind heute ab 19:35 Uhr live in der Sendung, theoretisch könnte man auch selber im Studio vorbeischauen – das aber nur ohne Gewehr (Spaß muss sein).

 

Überschrift inspired by: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West, Italo-Western) © Sergio Leone, I/USA 1968

Überschrift also inspired by: Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini © Club Honolulu, 1960 (Cover)

Lyrics: Video Killed the Radio Star © The Buggles, 1979

Gentleman of the Year © Beatsteaks, 2014

Bikini-Haus Berlin | Budapester Straße 38 – 50 | Berlin-Charlottenburg

radioeins – Frequenz: 95,8 MHz (Berlin, terrestrisch)