Theme for Great Cities / The Year of the Cat.

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (I) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (II) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (III) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

 

You go strolling through the crowd like Peter Lorre contemplating a crime. +++ Das fängt ja gut an: Auf dem Schulweg kommen Otto und ich jetzt immer an dieser Plakatwand vorbei. Mein Sohn also staunte nicht schlecht, als ich ihn neulich den letzten Namen da in dem oberen Block vorlesen ließ. Erst passiert sozusagen jahrelang nichts – ich muss ja nur meinen Sohn anschauen, um zu wissen, wann die letzte Ausstellung war: Die letzte Ausstellung nämlich wurde eröffnet, Sie erinnern sich, als dann gegen zehn Uhr abends ganz legendär das Telefon klingelte und ich in den Kreißsaal abberufen worden bin. Und jetzt geht der Bub also schon in die erste Klasse! +++ Schreibt, ganz nebenbei, nur Einsen – ausnahmsweise aber wollen wir heute einmal nicht über den Nachwuchs reden, sondern über meinen Traumstart ins neue Jahr: Erst die Ankündigung zu meiner Ausstellung mit den fiktiven Schallplatten im Februar in Treptow – und jetzt die Beteiligung an einer international besetzten Ausstellung im Kunstquartier Bethanien. Wobei das tatsächlich sehr spannend werden wird, ich kollaboriere da zum einen mit dem kanadischen Architekten Codrin Talaba aus Vancouver – eine hochinteressante Angelegenheit, so viel sei verraten. Außerdem wird das Bethanien eine kleine Auswahl hochwertiger Prints aus meiner 90er-Jahre-Kreuzberg-Serie zeigen. +++ Zu dem Year of the Cat aus der Überschrift hätte ich zum Abschluss hier noch zwei überflüssige Anmerkungen: Erstens habe ich im letzten Herbst die Vorzüge (aber auch Fallstricke) von Katzenvideos kennen- und lieben gelernt. Zum anderen laufen bei Al Stewarts Song sofort und unwillkürlich vor meinem geistlichen Auge Bildfetzen aus der Aula unserer Schule seinerzeit ab: Der erste Sommer auf dem Gymnasium in der mittleren Großstadt, das erste Mal heimlich verschossen bis in die Haarspitzen, die ersten Sechsen in Mathe. +++ Aber wem erzähle ich das – ich finde das „irgendwie komisch“, wie der beliebte Bürgermeister Schulz es gewohnt fröhlich ausdrücken würde.

 

Überschrift inspired by: Theme for Great Cities © Simple Minds, 1981

Überschrift also inspired by/Lyrics: Year of the Cat © Al Stewart, 1976

Bildunterschrift: The cities wrapped around our bodies | 25.01. – 29.01. | Kunstquartier Bethanien | Mariannenplatz | 10997 Berlin

Fake Records : Fiktives Vinyl | 07.02. – 01.03 | Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Straße 15 | 12435 Berlin

Olaf Scholz (* 14. Juni 1958 in Osnabrück), dt. Politiker

Menschen im Hotel / Happiness Is a Warm Gun.

Real existierendes Vinyl: Interhotel – II (Mini-LP) © Interhotel, 2023

 

Viele Leute verderben dir gern den Spaß, weil man sie beim Ausflug an der Tankstelle vergaß. +++ Jahrelang, in der Körtestraße. Irgendwann hatte eine Kneipe dort aufgemacht, die nannte sich Mädchen ohne Abitur. Kurz nachdem der club49 aufgemacht hatte, dürfte das gewesen sein. Und immer, wenn ich da vorbeikam – mit einem leicht neidischen Unterton dachte ich so: das ist diese neue Generation junger Leute. Leute, die Bands oder Kneipen solch einen Namen geben. Erst vor ein paar Jahren bin ich zufällig darauf gestoßen: das hatten sich die Jugendlichen gar nicht selbst ausgedacht, das ist ein Romantitel von Vicky Baum: Mädchen ohne Abitur! Vicky Baum hat auch im Bücherregal meiner Eltern gestanden. Vom Feeling her eine typische Nachkriegsbüchersammlung: Menschen im Hotel, zum Beispiel auch Suchkind 312, das hatte ich mir in den Neunzigern einmal mitgenommen nach Berlin. Meine Freundin damals hat mich immer damit aufgezogen: „Na, Suchkind 312?!“ Ich hätte jetzt ehrlich gesagt erwartet, dass man darüber nichts im Internet findet. Doch das Gegenteil ist der Fall! Suchkind 312 ist sogar zweimal verfilmt worden, zuletzt 2007 fürs Fernsehen mit Christine Neubauer. Der Roman war mir sehr nahegegangen, damals. +++ Anscheinend gibt es neuerdings einen Grund mehr, einen Stopp in der Ohlauer Straße einzulegen: In der Kneipe Schmetterling stellten Interhotel ihre neue Mini-LP live im Halb-Playback vor. Weil ich so schlecht bin mit Worten, würde ich sagen, eine runde Sache! Ihre Songs scheint man zu kennen, doch stellen sich diese alsbald als irreführende Fiktion heraus. Das deutsch-französische Duo entführt in Zeiten, die man glaubt, im Film schon selbst miterlebt zu haben – Zeiten, die es aber nie gab. Ein, wie man so sagt, atmosphärisch sehr dichtes Konzert! +++ Ich bin aber auch echt ein Hornochse: Erst googeln, dann nachdenken! Mädchen ohne Abitur stammt aus der Feder von Marie Louise Fischer! Die war unter anderem bei der Jugendzeitschrift Bravo eine Art Vorgängerin des legendären Dr. Sommer – so erklärte sie unter dem Pseudonym Dr. Vollmer dem jungen Leser beispielsweise, Homosexualität sei durch Injektion männlicher Hormone heilbar. Jedenfalls, aber das fällt einem auch erst auf den zweiten Blick auf, ist in Mädchen ohne Abitur in der Körtestraße jetzt was anderes drin. +++ Vorhin habe ich kurz in ein Youtube-Video reingeschaut, wo es darum ging, wie Paul McCartney und seine spätere Ehefrau Linda sich kennengelernt haben. Das erste Fotobuch, das ich mir mal gekauft habe, glaube ich, und das mich sehr inspiriert hat, ist von Linda McCartney, wobei sie die meisten Bilder darin noch als Linda Eastman gemacht hatte – so viel da zu. Der erste Beatles-Song jedenfalls, den Paul ihr seinerzeit vorgespielt hat, als er morgens aus dem Studio kam, war Happiness Is a Warm Gun – den hatten sie (die Beatles/Anm.d.Red.) nachts zuvor gerade eingespielt. Auf eine Art erinnern mich Interhotel an Linda und Paul McCartney. Und wie sich hier wieder ein Kreis schließt, stammt das Cover-Motiv der Mini-LP (oben) aus meiner Fotoserie Tatorte von 2003 – man sieht meine (damals schon) Ex-Freundin Nicole an einem öffentlichen Münzfernsprecher am Kottbusser Tor.

 

Überschrift inspired by: Menschen im Hotel (Roman) © Vicky Baum, 1929

Überschrift also inspired by: Happiness Is a Warm Gun © The Beatles, 1968

Lyrics: Hallo Kinder © Ami Warning, 2022

Mädchen ohne Abitur (Roman) © Marie Louise Fischer, 1960

Suchkind 312 (Roman) © Eduard Rhein (unter dem Pseudonym Hans-Ulrich Horster), 1955

Let There Be Rock © Tocotronic, 1999

Schmetterling | Ohlauer Straße 42 | Berlin-Kreuzberg

Die 60er-Jahre – Portrait einer Ära (Fotoband, Schirmer/Mosel) © Linda McCartney, 1993

Heraus zum 1. Mai Tai / On the Street.

ACAB: Opa erzählt vom Krieg (autofiktionale Erinnerung) © Kai von Kröcher, 1997

 

Ich bin einfach zu klein. Ich komme hier nicht weg.

 

Überschrift inspired by: Mai Tai – Cocktail mit J. Wray & Nephew-Rum, pipapo © Tahiti, ca. 1934 – 1944

Überschrift also inspired by: On the Street © Clara Luzia, 2017 

Bildunterschrift inspired by: Sympathy for the Devil © The Rolling Stones, 1968

Textauszug aus: Hast du uns endlich gefunden (autofiktionale Lebenserinnerung) © Edgar Selge, 2021

Peitschehund / Du kommer til at savne mig, når jeg kaster mig ud af vinduet.

Deep Fuck Records: Torste Krubs – Peitschehund © Kai von Kröcher, 2022

 

You buried me right where I belonged. +++ Millionenfach fotografiert und doch niemals verbraucht: Pittoresk ziert das Kottbusser Tor nun auch den offiziell nunmehr vierten Longplayer des nordischen Dystopop-Altmeisters Torste Krubs. Peitschehund vereint elf neue Titel – plus eine deutsche Bonus-Version seines Charthits Du kommer til at savne mig, når jeg kaster mig ud af vinduet. Nichts für schwache Nerven natürlich oder für Tierfreunde. +++ Auf Vorschlag seiner norwegischen Kollegen von Madrugada hatte Krubs das Album letzten Sommer im Tritonus Studio hier am Schlesischen Tor aufgenommen, das Coverfoto in seiner folkloristischen Farbenpracht entstand an einem verregneten Sonntagnachmittag gestern am U-Bahnhof des Vertrauens.

 

Überschrift inspired by: Peitschehund © Torste Krubs, 2022

Lyrics: On Division Street © Nation of Language, 2021

Shine © Madrugada, 1999

Heroin Topmodel © Graf Tati & Les Alles, 2019

Philosophienseele / Growing up in Public.

Kontrolleure ahnen Betrug: Kotti-Kind, Coming of Age © Kai von Kröcher, 2021

 

She’ll expose you when she snows you. +++ Wussten Sie, dass Harald Glöööckler bürgerlich Harald Glöckler heißt? +++ Gestern Abend bekam ich eine SMS, es lief wohl gerade die sorgenumwobene Sachsen-Anhalt-Wahl: „Dem Höcke kann ich nie wirklich böse sein, der hat original deine Augen!“ +++ Jetzt ist es raus. +++ Währenddessen war ich gerade mit meinem Sohn draußen auf Tour. Er besitzt mehrere Fahrzeuge und hatte sich gestern fürs Bobby-Car entschieden. Der Vorteil daran: falls er den Trödelgang eingelegt hat, gibt es hinten dran eine Stange zum Schieben. Jedenfalls waren wir auf dem sonnendurchfluteten Heimweg, die Menschen saßen auf der Admiralbrücke und genossen die Freiheit. Otto fuhr vor mir her und spreizte ständig den linken Arm ab beim Fahren. Warf ihn so von sich und zog ihn dann wieder steif an sich ran. Im Prinzip wie ein Hitlergruß. Also, ich meine das, was Hitler selbst immer gemacht hat; der war ja der einzige, der in dem Sinne keinen Hitlergruß machen musste. +++ Sagt man das noch: ‚Hitlergruß‘? +++ Jedenfalls dachte ich so, was macht er da eigentlich die ganze Zeit? Irgendwann fragte ich ihn: „Sag mal, was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“ „Ich rauche.“ +++ Eben bei den Quellenrecherchen hörte ich mich wieder einmal ein bisschen durch Graf Tati & Les Alles. Der perfekte Soundtrack für einen strahlenden Frühhochsommertag wie heute, als Einstieg empfohlen: Heroin Top Model (Kotti-Kind-Remix) © Graf Tati & Les Alles, 2020, checken Sie’s aus! +++ Nur, dass der Anfang mich an irgendetwas erinnert, und ich komme nicht drauf. +++ Und das macht mich verrückt. +++ Ach so: Der eigentliche Joke, den ich heute als Aufmacher bringen wollte: „Was haben Höööcke und Glöööckler und Kröööcher gemeinsam“ – nur was für Insider!

 

 

Überschrift inspired by: Sophiensäle | Sophienstraße 18 | 10178 Berlin

Überschrift also inspired by: Growing Up In Public © Lou Reed, 1980

Bildunterschrift inspired by: Berlin © Ideal, 1980

Bildunterschrift also inspired by: Heroin Topmodel © Graf Tati & Les Alles, 2020 

Lyrics: Bette Davis Eyes © Kim Carnes, 1981 (Cover)

Harald Glöööckler (* 30. Mai 1965 in Maulbronn-Zaisersweiher), Modedesigner und Unternehmer

Björn Höööcke (* 1. April 1972 in Lünen), rechtsextremer deutscher Politiker

Kai von Kröööcher (21. März 1964 in Braunschweig), deutscher Fotograf und Philosoph

It’s a Drug like Any Other / Les sourds de Kottbusser Tor.

Das Wetter vor 15 Jahren: Kottbusser Tor au Printemps (Triptychon) © Kai von Kröcher, 2019

 

My shadow must find a window in the wall. +++ Okay, die Fotos sind vom April letzten Jahres, und bei der Taube hab‘ ich geschummelt. +++ Ich hätte heute mal eine Frage an die Schwarmintelligenz – mein Korrekturprogramm kennt das Wort gar nicht. „Herdenimmunität“ übrigens auch nicht. Jedenfalls habe ich da schon eine Weile ein blödes Problem, das geht mir wahnsinnig auf den Keks. Ich kokettiere ja gerne damit, dass ich Photoshop mäßig eher so der Neandertaler bin. Was eigentlich blöd ist für einen, der kontemplativ an seinem Durchbruch als Nachwuchsfotograf werkelt. +++ Muss dabei gerade an das Frost-Palais seinerzeit denken, Sie erinnern sich: Das war damals um die Ecke vom Potsdamer Platz – das einzige Haus in der Gegend, das Zweiten Weltkrieg und Mauerbau überlebt hatte. Ein einstmals prachtvoller Palast im Dornröschenschlaf. +++ Worauf ich hinaus will? +++ Ein Freund, mittlerweile verstorben, der hat damals eine große Ausstellung in dem Palast organisiert. Nicht nur Kunst in dem Sinne – auch Waslawska zum Beispiel ist damals dort in den wahnsinnig kalten Räumen uraufgeführt worden. Konzerte gab es dort auch, so sollte eine gar nicht ganz unbekannte Sängerin von der Küste dort auftreten. Und da kam besagter Kumpel dann bei mir an, ob ich der Frau für den Gig nicht zufällig ein Gesangsmikrofon besorgen kann, die hätte nämlich keins. Und er ließ lapidar einen Satz fallen, über den muss ich mich heute noch innerlich bekringeln: „Kein Mikrofon – was’n das für ’ne Sängerin?!“ +++ Jedenfalls habe ich ein nervendes Photoshop-Problem, und eben gerade habe ich mich endlich getraut, die Adobe-Hotline anzurufen – bloß geht da am Wochenende natürlich keine Sau ran. +++ Okay, worum geht’s? +++ Es geht darum, dass, wenn ich Bilder bearbeite und die abspeichern will – normalerweise macht man das ja über den Tastaturkurzbefehl oder wie das heißt – manche sagen auch Shortcut. Oder man geht im Menü einfach auf „Speichern unter“. Und genau da passiert bei mir neuerdings nichts mehr. Absolut nichts, das Dialogfenster ploppt nicht mal mehr auf. Alles seit diesem Drecksabsturz dank Catalina – selbst Carlos Santana konnte mir da nicht helfen! +++ Jedenfalls: Kennt irgendwer das Problem und weiß einen Rat? +++ „Bitte ruf mich an – die Nummer kriegst du von meiner Platten-Company!“ +++ Oder E-Mail an foto@kaivonkroecher.de oder Facebook…

 

Überschrift inspired by: The Buzz © The Pretenders, 2020

Überschrift also inspired by: Kottbusser Tor | 10999 Berlin

Bildunterschrift inspired by: Das Wetter vor 15 Jahren (Roman) © Wolf Haas, 2006

Lyrics: The Magic © Joan As Policewoman, 2011

Voßpalais | Voßstraße 33 | 10117 Berlin

Waslawska © Ralph Meiling (Regie), D/F 1999/2008

Radio Song © Udo Lindenberg und das Panikorchester, 1976