Seerosenbilder / … wieder mal ein Rock ‘n‘ Roll Freitag.

Fiktives Vinyl: Lukas Czenko – Seerosenbilder © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Nach dem fünften Bier hau ich alles kaputt, stell mich an den Flipper und wichs mir ein‘ astrein. +++ Eine gaaanz merkwürdige Platte übrigens, Lukas Czenko heute da oben. Kratzig und trocken auf eine Art, ich kann das nicht wirklich beschreiben. Und was sollen die Bullen da auf dem Cover, passt doch gar nicht zum Titel?! +++ Ja, heute ist Sonntag, das ist schon ganz richtig – nur hatte ich diese Melodie mit dem Freitag und Textfragmente dazu auf den Lippen, als ich heute morgen erwachte. +++ Today, tomorrow. +++ Vielleicht unterbewusst deshalb das Ding mit den Bullen – Hans-A-Plast waren ja aus Hannover und eine Punkband, mich machten die depressiv. Zuerst hatte ich damals gedacht, die kämen vom Hansaplatz, das wäre ganz witzig gewesen. +++ Wie gesagt, mit Lukas Czenko komm‘ ich nicht klar: Was will der uns sagen mit seinen „Seerosenbildern“? Ist das nicht ein Motiv aus der Malerei, aus der Romantik? Wer hat denn das immer gemalt – es gab doch da einen Maler, der hat immer Blumen gemalt: Liebermann, der immer nicht so viel essen konnte, wie er kotzen wollte? Das war doch von dem, das Zitat – oder nicht? +++ Apropos: Warum feiern so viele deutsche Nazis die Entnazifizierung der Ukraine so ab – beißt sich das nicht?

 

Überschrift inspired by: Nymphéas (Seerosen, 250 impressionistische Ölgemälde) © Claude Monet, ca. 1897 – 1926

Überschrift also inspired by/Lyrics: Rock ’n‘ Roll Freitag © Hans-A-Plast, 1979

Max Liebermann (* 20. Juli 1847 in Berlin; † 8. Februar 1935 in Berlin), dt. Maler

Wolfen / Leuna und Buna.

Fiktives Vinyl: Film aus Wolfen – Schnittstelle © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

We’re all someone’s daughter, we’re all someone’s son. +++ So sieht es mal aus. +++ Von irgendwoher gestern hatte ich einen plötzlichen Ohrwurm im Kopf, ein ganz schreckliches Lied. Ich wand mich, schlug um mich, es schüttelte mich. Immer nur Bruchstücke, Fragmente aus Einbildung und Text: „Blablabla, silence, mmhm, mmhm, woohooohohohohoooo!“ Ich wollte schon aufgeben, unknackbare Nuss. +++ Okay. +++ Erinnern Sie sich an die Werbebanner seinerzeit an der Transitstrecke? Für Erzeugnisse aus DDR-Produktion? Plaste und Elaste aus Schkopau – für einen BRD-Bürger eine verschlüsselte Botschaft. Und Filme aus Wolfen natürlich: Wie lange habe ich damals darüber gegrübelt! +++ Die Geschichte zur Filmfabrik Wolfen, um nicht sagen zu wollen: spannend, sehr spannend! +++ Die Auflösung zum Ohrwurm steht bei den Lyrics (unten), die Wikipedia-Seite zur „Filmfabrik Wolfen“, die finden Sie ebenfalls selbst – erspart mir zwei Stunden Arbeit.

 

Überschrift inspired by: Wolfen (Horrorfilm nach dem Roman Wolfsbrut von Whitley Strieber) © Michael Wadleigh (Drehbuch/Regie), USA 1981

Überschrift also inspired by: Filmfabrik Wolfen – vom auf Fotochemie spezialisiertem Berliner Unternehmens Agfa 1909 gegründet, seit 1964 ORWO

Überschrift also inspired by: VEB Leuna-Werke „Walter Ulbricht“

Überschrift also inspired by: Kombinat VEB Chemische Werke Buna

Lyrics: You’re the Voice © John Farnham, 1986

Gran Turismo / Caught in a Landslide.

Fiktives Vinyl: Gran Turismo – Erzähle mir von morgen früh © Kai von Kröcher, 2001/2022

 

Ich bin dein dunkler Cherubim, du die Sphinx im schwarzen Kleid. +++ Tief in die Kiste der Poesie haben Gran Turismo gegriffen beim Titel ihres Debütalbums da oben: Erzähle mir von morgen früh – hält viel und verspricht dabei nichts! +++ Aus Budgetgründen waren die Fotoaufnahmen fürs Cover damals nach Słupsk in der Woiwodschaft Pommern (województwo pomorskie) verlegt worden, im August 2001 fanden die statt. +++ Vollmundig neulich hatte ich angekündigt, im Internet aufräumen zu wollen. Die Webseite mag hier und da vielleicht noch nicht ganz fertig sein – insgesamt filigraner und übersichtlicher aber ist sie geworden. Und darauf kommt es ja an – den Überblick nicht zu verlieren. +++ Mein Geschenk für Ihr Wochenende: Kai von Kröcher – Portfolio (einfach kurz anklicken!) +++ Man sieht sich im Leben nur 1x!

 

Überschrift inspired by: Erzähle mir von morgen früh © Gran Turismo, 2022

Überschrift also inspired by: Bohemian Rhapsody © Queen, 1975

Lyrics: Zu nah am Feuer © Stefan Waggershausen & Alice, 1984

Man sieht sich im Leben nur 1x © Traum der Elektra, 2022

Sie ist nie zurückgekehrt an die Nordsee / Fiktives Gefühl.

Fiktives Vinyl: DJ Einzelschicksal – Die rote Linie © Kai von Kröcher, 2006/2022

 

I took a photograph and it turned out amazing. +++ Gerstäcker unbedingt nicht mit Bernd Gersdorff verwechseln! +++ Das Coverfoto (oben) entstand kurz nach der WM 2006 damals am Ostseestrand von Warnemünde, der fehlende Buchstabe scheint eine graphische Spielerei…

 

Überschrift inspired by: Nordsee © SIND, 2022

Überschrift inspired by: Die rote Linie © DJ Einzelschicksal, 2022

Lyrics: OTT © Easy Life feat. Benee, 2022

Friedrich Gerstäcker (* 10. Mai 1816 in Hamburg; † 31. Mai 1872 in Braunschweig), dt. Schriftsteller

Bernd Gersdorff (* 18. November 1946 in Berlin), dt. Fußballer, u.a. Tennis Borussia, Eintracht Braunschweig, FC Bayern, Hertha BSC, San José Earthquakes, San Diego Sockers

Cliffhänger Richard / Streifzüge durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Fiktives Vinyl: Cliffhänger – Falsche Signale © Kai von Kröcher, 2017/202

 

This is the coastal town that they forgot to close down. +++ Heute die Gruppe Cliffhänger, manchem noch unter dem Namen Cliffhänger Richard bekannt. +++ Kein klassischer Fall von dupliziertem Ereignis, eher schon Absicht. +++ Erinnern Sie sich noch an Kubicki? Auch so ein Braunschweiger – bloß, dass der keine Abenteuer- und Reiseromane schrieb. +++ Was ich gerade im Internet nachschlug: Gebürtig war Gerstäcker Hamburger, ging in Braunschweig aber aufs Martino-Katharineum – ein Gymnasium, wo ich 1982 zum Sommerfest mal mit meiner Band Unsere Norm aufgetreten bin. Im Gegensatz zu Kubicki und mir aber hat Gerstäcker später dann Nordamerika durchwandert – von Kanada nach Texas und dann noch einmal von Arkansas bis Louisiana. Dafür besaß er nur Mittlere Reife. Kubicki und ich allerdings – und das wusste ich bis eben auch nicht: Kubicki und ich, wir haben unser Abitur beide an der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule abgelegt. +++ Das Bild auf der Platte (oben) gehört zu meinen liebsten Fotos aller Zeiten: Die Stimmung war exakt genau so wie abgebildet – ein Moment für die Ewigkeit eingefroren. +++ Komisch, an meiner Schule ist Gerstäcker nie erwähnt worden, vielleicht wegen Kubicki. Und was ebenfalls schade ist: Als ich vor Jahren dann spontan endlich sein Museum am Schloss Richmond aufsuchen wollte, da war es verschwunden. +++ Weitere große Braunschweiger: Gauß, Merkhoffer, Daily Terror.

 

Überschrift inspired by: Falsche Signale © Cliffhänger, 2022

Überschrift also inspired by: We Don’t Talk Anymore © Cliff Richard, 1979

Überschrift also inspired by: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika (Reisetagebuch) © Friedrich Gerstäcker, 1844

Lyrics: Everyday Is Like Sunday © Morrissey, 1988

Kubicki (* 3. März 1952 in Braunschweig), dt. Politiker

Gewalt © Unsere Norm, 1981

Carl Friedrich Gauß (* 30. April 1777 in Braunschweig; † 23. Februar 1855 in Göttingen), dt. Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät, Elektrotechniker und Physiker

Franz Merkhoffer (* 29. November 1946 in Dettum bei Königslutter), dt. Fußballprofi – 563 Einsätze für Eintracht Braunschweig

Daily Terror: Braunschweiger Punkband um Pedder Teumer, gegründet 1980

Love As A Weapon / Liebe im Zweiten.

Fiktives Vinyl: Zeitenwende – Iss den Kadaver, solange er warm ist © Kai von Kröcher, 2008/2022

 

Fühlt sich nicht danach an, aber alles wird gut. +++ Gestatten Sie mir eine Frage persönlicher Natur: Warum interessiert es Sie, was ich von Princess Chelsea halte? +++ Ist doch egal, eigentlich. +++ Ehrlich gesagt, habe ich nicht mal zu Karl May eine Meinung, ich habe ihn nie gelesen. Aber ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen, die hat mit der Sache allerdings nichts zu tun. +++ Die Band heute ist relativ frisch, ihr Name lässt es erahnen: Wie man auf einen so ekelerregenden Albumtitel aber kommt, das bleibt mir ein Rätsel. +++ Als Kind nämlich, und dazu muss man vielleicht wissen, das war mir als Steppke aber nicht klar: Einer der größten, wenn auch dem breiten Publikum weitgehend unbekannt – einer der großen Söhne meiner Geburtsstadt nämlich ist Friedrich Gerstäcker, ein Abenteuerschriftsteller, dessen eine Tochter, Marie, später einen Onkel Ricarda Huchs heiraten sollte – was Sie vermutlich gar nicht gewusst haben. Meine Großmutter jedenfalls hatte mir einmal Bücher von Gerstäcker geschenkt. Seine Romane trugen so Titel wie Die Regulatoren in Arkansas, aber so richtig überspringen hatte der Funke damals nicht wollen. +++ Hatte ich die Geschichte mit Roy Black auf der Funkausstellung damals eigentlich schon zu Ende erzählt? Die läuft ja zurzeit gerade, die IFA (Internationale Funkausstellung Berlin/Anm.d.Red.). Scheint heute zu enden, falls Sie noch hingehen möchten: Genau genommen aber ging es doch eher um Rex Gildo auf der ITB damals, wenn ich nicht irre. +++ Okay. +++ Gerstäcker jedenfalls hatte ich nie gelesen, und die Bücher von damals, die habe ich heute natürlich nicht mehr. Und als ich das letzte Mal in meiner Geburtsstadt war und mit dem Auto so herumfuhr, da dachte ich: Mal schauen, was der alte Gerstäcker so macht. In den südlichen Outskirts von Braunschweig nämlich gibt es ein sehr schönes Schlösschen mit dem englischen Namen Schloss Richmond. Englische Aussprache, weil nach Richmond Park an der Themse benannt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein sehr schönes Schloss, und in den Nebengebäuden zu meiner Zeit war ein Gerstäcker-Museum beheimatet, in dem ich nie war – als Angry Young Man interessiert man sich für so etwas nicht. +++ Jetzt wollen wir langsam die Kurve hier kriegen, ich will heute meine Webseite nämlich mal ausmisten. +++ Als ich also eines der letzten Male oder so in der Löwenstadt war und mit dem Auto umherfuhr. Da bin ich da hin, die Wolfenbütteler Straße entlang. An der Wolters-Brauerei vorbei, die mächtige Eisenbahnunterführung durch. Dann die faschistische Müllerschule, so was gibt es tatsächlich. Und kurz dann vorm Stadtrand das wirklich sehr schöne Schloss Richmond – der perfekte Cliffhänger, wenn man so will!

 

Überschrift inspired by: Love As A Weapon © Little Scream, 2016

Überschrift also inspired by: Mit dem Zweiten sieht man besser (Slogan) © ZDF/Agentur Serviceplan, 1999

Überschrift also inspired by: Liebe in Zeiten © Erdal Bronko, 2022

Lyrics: Der letzte Song (Alles wird gut) © Kummer feat. Fred Rabe, 2021

Fitzcarraldo (mit Klaus Kinki, Claudia Cardinale) © Werner Herzog (Drehbuch/Regie/Produktion), D 1982

I Love My Boyfriend © Princess Chelsea, 2018

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul), dt. Schriftsteller

Friedrich Wilhelm Christian Gerstäcker (* 10. Mai 1816 in Hamburg; † 31. Mai 1872 in Braunschweig), dt. Schriftsteller

Fiesta Mexicana © Rex Gildo, 1972

Du bist nicht allein © Roy Black, 1965

IFA | Internationale Funkausstellung | Messegelände unter dem Funkturm | Berlin | 2. – 6. September 2022

Fachschule für die Aufstiegsfortbildung von staatlich geprüften Technikern für Müllereiverfahrenstechnik und Mühlenbau, Braunschweig

Prince Charming / I Love My Boyfriend.

Fiktives Vinyl: Erdal Bronko – Liebe in Zeiten © Kai von Kröcher, 2021/2022

 

You go to store on Fridays, you go to church on Sundays. +++ Um es kurz zu machen: die Mutter da letztens im Bus (Ihr seid solche Fucker berichtete). Erstens, live miterlebt war die Geschichte wesentlich aufwühlender. Und zweitens, da wollen wir schon bei der Wahrheit bleiben. Zweitens hatte die Mutter dem Kind mitnichten Coca-Cola zu trinken gegeben, sondern die Hipp Anfangsmilch unter den koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken sozusagen – Coca-Cola Zero nämlich. +++ Witziger wird die Geschichte jetzt aber trotzdem nicht. +++ Okay. +++ Ich habe mich gestern viel durch Princess Charming gehört, und schlauer bin ich noch immer nicht draus geworden. +++ Da lobe ich mir doch Künstler wie Erdal Bronko: Sein Album Liebe in Zeiten ist da wesentlich positionierter, rein von der Optik her. +++ Was mich aber am meisten erstaunt: Zwei ihrer Songs (Princess Charming/Anm.d.Red.) kannte ich schon aus dem Radio. Und ich wusste sofort, dass ich da irgendwas daran gemocht hatte. +++ Vielleicht bin ich ein Schizo, das wäre ja immerhin möglich. +++ Zu dem Cover (oben) noch ein paar Hintergrund-Informationen: Das Teststübchen da auf dem Bild liegt an unserer Strecke morgens zur Kita. Auf der B-Route, sozusagen. Knapp tausendfünfhundert Schritte hin, tausendfünfhundert Schritte zurück, der SUV bleibt zu Haus.

 

Überschrift inspired by: Prince Charming © Adam and the Ants, 1981

Überschrift also inspired by: I Love My Boyfriend © Princess Chelsea, 2018

Lyrics: Nutbush City Limits © Ike & Tina Turner, 1973

Turbinendefekt / No Church On Sunday.

Fiktives Vinyl: Bürkner – Besuch bei der Domina © Kai von Kröcher, 2006/2022

 

Last night I saw my parents, thought they had disowned me – they bought me dinner from McDonald’s because it’s my favorite. +++ Waren Sie schon einmal ratlos? Vorhin im Internet stieß ich auf die neuseeländische Sängerin Princess Chelsea, ich weiß nicht, ob Sie die kennen. Ratlos bin ich in dem Sinne, ob das nun einfach genial ist – oder vollkommener Mist. +++ Ebenfalls aus dem Internet, dort findet man viel: Edeka jedenfalls verkauft ab sofort keine Cola mehr, heißt es da – keine Coke. +++ Mögen Sie Bürkner? +++ Neulich, vor einigen Wochen, an einem sonnigen Sonntag wie heute. Manchmal lässt man sich halt einfach so treiben, und so saß ich nachmittags plötzlich in einem Linienbus im Süden Berlins. +++ Lichterfelde-Süd nach Mariendorf, ist aber eigentlich egal. +++ Jedenfalls sitze ich da, und spannender wird die Geschichte jetzt nicht mehr werden. Ich sitze da so auf einem Sitzplatz und schau aus dem Fenster. Eine Familie steigt ein – Vadder, Mutter und zwei Kids. Russen oder Ukrainer, denke ich so – das einzige ungefähr, was ich auf Russisch verstehe, ist это книга und хлеб. Wie gesagt, die Story ist ziemlich lahm: Der Vater mit dem einen Kind sitzt auf ’ner Sitzbank und stiert auf sein Handy. Um währenddessen das andere Kind, ein Mädchen, etwa zwei Jahre, in einem Buggy. Um das Mädchen bei Laune zu halten, setzt seine Mutter ihm eine Halbliter-PET-Flasche Coca-Cola an den Hals, die nuckelt es aus auf ex. +++ Apropos: Das Coverfoto heute wurde aufgenommen in einer Ortschaft an der Algarve, die heißt Odiáxere.

 

Überschrift inspired by: Nord Stream 1 – wurde im November 2011 in Betrieb genommen und verläuft von Выборг nach Lubmin bei Greifswald

Überschrift also inspired by/Lyrics: No Church On Sunday © Princess Chelsea, 2014

Odiáxere: Gemeinde im Kreis von Lagos im Distrikt Faro (Portugal)

Not Dark Yet / Hinter Kohlenpottkulissen.

Fiktives Vinyl: Irm Karma – Hart für Grzimek © Kai von Kröcher, 2013/2022

 

Beim Anblick der Infrastruktur und der verkniffenen deutschen Gesichter fühlte er sich sofort zu Hause. +++ Sicherlich eine der verstörendsten Platten der vergangenen Wochen: Irm Karma mit ihrem Debüt Hart für Grzimek, da machen wir uns mal nichts vor. +++ Draußen kläfft ein Hund. +++ Die Abende, oder besser gesagt – die Tage: Die Tage werden jetzt wieder kürzer. Im Moment trete auch ich etwas kürzer, da mit einer veritablen Männergrippe gesegnet. Aber essen will der Mensch trotzdem, und so ging es im Schongang gestern zum DelikatessNettoMarkendiscount, versteckt an der Urbanstraße gelegen. „Erst das Essen, dann die Doppelmoral“, wie es bei DJ Doppelmoral neulich so trefflich bemerkt. Auf dem Rückweg setzte ich mich kurz auf die Parkbank da oben am Wrangelbrunnen. Und plötzlich – niemand kann heute noch sagen, woher – plötzlich schoss mir der alte Klaus Lage mit seinem Titelsong aus einem Schimanski-Film über die Lippen. Mein ganz privater Krimi, ein hartnäckiger Ohrwurm – und da hatten Irm Karma endlich den passenden Albumtitel. +++ Ursprünglich hatte die Scheibe heißen sollen „halbtrocken“, aber was soll das sein? +++ Gesellschaftskritik, Kritik an denen da oben? Patrick Lindner, und dass die Grünen, die stets uns den Moselwein predigen. Dass die ihre Kinder dann aber doch mit dem SUV in die Schule fahren? +++ School’s out 4 ever. +++ Das Textzitat (oben) übrigens stammt aus dem Roman Becks letzter Sommer von Benedict Wells – ausgelesen habe ich den jetzt die Tage, da ich sterbend darniederlag. Ein gutes Buch für Menschen mit Affinität zur Musik und zum Leben. Für Lehrer – und für A&Rs natürlich aus Reihen der Industrie. Für Bob-Dylan-Fans und seine Hasser. Ein paar Mal, und das bleibt unter uns: ein paarmal habe ich ohne Quatsch Tränen gelacht. +++ Genau: Irm Karma sind eine Band, die kann man sich merken – warum ich kein Porsche-Grün für die Schrift eingesetzt habe?!

 

Überschrift inspired by: Not Dark Yet © Bob Dylan, 1997

Überschrift also inspired by: Faust auf Faust © Klaus Lage Band, 1985

Textauszug aus: Becks letzter Sommer (Roman) © Benedict Wells, 2008 (Diogenes)

Erst das Essen, dann die Doppelmoral © DJ Doppelmoral, 2022

Zahn um Zahn (Schimanski-Kinofilm mit Götz George) © Hajo Gies (Regie)/WDR, D 1985

Bernhard Klemens Maria Hofbauer Pius Grzimek (* 24. April 1909 in Neiße, Oberschlesien; † 13. März 1987 in Frankfurt am Main), dt. Tiermediziner, Zoologe, Verhaltensforscher, Tierschützer, Tierfilmer

School’s Out © Alice Cooper, 1972

Look Beck in Tanger / Greetings from Dog Heaven.

Fiktives Vinyl: Frühling in Pasadena – Seelenstriptease © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Every word her siren’s sung: believe in no one. +++ Bevor ich heute nun wieder nur hirnrissigen Unfug erzähle, mit Hitler und so, da belasse ich es einfach (oben) beim Schallplattencover! +++ Und gehe mal draußen spazieren. +++ Um den Kanal morgens ist es besonders schön. +++ Sagt Ihnen zufälligerweise der Name Rauli Kantas etwas, beziehungsweise – haben Sie ihn je einmal spielen gehört? +++ Letztens träumte ich von der Frau mit dem Hund. Die kennen Sie ja: Die, die auf der Admiralbrücke manchmal die jungen Leute anschnauzt, sie sollen gefälligst verschwinden. Wie ich seit längerer Zeit weiß, hat die Frau mit dem Hund auch einen Vornamen – und vor knapp dreißig Jahren hatte sie tatsächlich auch einen Hund. Damals schon wurde sie zusehends immer merkwürdiger, rannte den ganzen Tag mit dem Tier um den Hafen. Jemand erzählte, sie habe ihr Kurzzeitgedächtnis verloren, das schien mir plausibel. Dem Hund tat das nicht gut, diese ewige Rumrennerei. Er wirkte zunehmend verwahrloster und verfilzt. Ausgezehrt bis auf die Knochen – und eines Tages war er dann nicht mehr da. +++ Okay. +++ Die Frau mit dem Hund hat, das sollten Sie vielleicht wissen – verschiedene Aggregatzustände, könnte man sagen: Normale Konstitution, wenn sie irgendwo an der Hausecke steht und dich freundlich grüßt. Vor ominösen Glasscherben warnt, die angeblich da irgendwo liegen. Alles im grünen Bereich. Unheimlich wird sie mir, wenn sie einfach nur in der Ecke herumsteht, wie eine Verfolgte sich die ganze Zeit umsieht und dir im Wahn Blicke zuwirft. +++ Wozu erzähl‘ ich das alles? +++ In ihren lichten Momenten aber hat sie Humor, einen guten Humor. Dunkel erinnere ich mich, da war draußen die ganze Straße mit den Lastkraftwagen einer Filmproduktion zugeparkt. Auch wieder schon Jahre her – ich glaube sogar, ein Tatort mit Meret Becker. Und überall in den Hausfluren hingen Zettel, man danke für das Verständnis und so. Und die Frau mit dem Hund steht draußen und feixt sich einen – und dann sagt sie etwas, ich kriege das nicht mehr zusammen. Aber sehr lustig: Irgendetwas so von wegen, wahrscheinlich drehen die eh nur schwarzweiß. +++ Und neulich jedenfalls habe ich von ihr geträumt: Ich sollte ihr die Steuererklärung machen. +++ Ich. +++ Die Steuererklärung. +++ Der Frau mit dem Hund. +++ Ich kriegte da kalte Füße, ich sagte: „Was soll ich der Frau mit dem Hund ihre Steuererklärung machen – ich habe das für mich selber ja nie auf die Reihe gekriegt!“

 

Überschrift inspired by: Becks letzter Sommer (Roman) © Benedict Wells, 2008 (Diogenes)

Überschrift also inspired by: Look Back in Anger © David Bowie, 1979

Überschrift also inspired by: Greetings from Dog Heaven © Rauli Kantas, 2022

Lyrics: Silver Moon © David Sylvian, 1986

Meret Becker (* 15. Januar 1969 in Bremen), dt. Schauspielerin