Die kulturelle Abneigung / Schweinehund in Aspik.

Fiktives Vinyl: Die kulturelle Abneigung – Nacken im Atem © Kai von Kröcher, 2022

 

Zwischen Weißwein im Tetra-Pak und dem Wehrdienst in der NVA – was sind schon Worte. +++ Wirkt vielleicht etwas bemüht, die Schallplatte heute da oben – wen ham sie da bloß an das Cover gelassen? +++ Gestern war ich in einem Buchladen. Nicht dem meines Vertrauens – sondern so einem, wo es immer so ziemlich alles ganz sicher gibt. Und zwar sofort, weil es natürlich pressierte. +++ Das Album Nacken im Atem liegt nun schon etwas länger hier auf dem Schreibtisch – die Band (Die kulturelle Abneigung/Anm.d.Red.) finde ich unheimlich intensiv. +++ Mit meinem Sohn jedenfalls stand ich dann unten in der Schlange, wo man sich Bücher als Geschenk einpacken lässt. Dauerte eine ziemliche Ewigkeit, die junge Tante vorn an der Spitze kostete den Service bis zum Äußersten aus. Obwohl sie gar nicht so aussah. Als gäbe es in ihrem Leben jemanden, dem sie hätte irgendwas schenken können. +++ Eine unüberprüfbare Behauptung. +++ Otto jedenfalls war geduldig und ohne zu murren. Die Frau aber hinter dem Tresen, die die Bücher für einen einpackte, es ging auf den Feierabend zu. Sie war schon älter bis kurz vor der Rente. Die Haare trug sie militant kurz – und über dem üppigen Busen ein Iron-Maiden-T-Shirt. Wenn man vom Teufel spricht. Jedenfalls kein Job für mich, dachte ich so. Dann der Typ vor uns. Lässt einen Comic einpacken. Und sich alle verfügbaren Geschenkpapiere und -bänder zeigen. Die Frau jetzt kurz vor der passiven Detonation. Da zeigt der Typ auf ihr T-Shirt und meint: „Waren Sie auch auf dem Konzert in der Waldbühne?!“

 

Überschrift inspired by: Nacken im Atem © Die kulturelle Abneigung, 2022

Überschrift also inspired by: Schmetterling in Aspik © Walter Boarding, 2022

Lyrics: Niemand © Belgrad, 2017

A Hard Rain’s Gonna Fall / Liebesgrüße aus Sauingen.

Fiktives Vinyl: Rost – Satanischer Salafismus © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

 

Ein Wind, der immer neuen Regen brachte – ein alter Hase, der verlegen lachte. +++ Die Platte heute, Rost, das bleibt unter uns: Ein Seitenprojekt des bekannten Bandleaders Carlos Santana. Resultat einer kurzen Zusammenarbeit mit Bluesgrößen aus der Asse (Niedersachsen) im vergangenen Herbst. Das Coverfoto dazu entstand, wenn ich das rekonstruiere: Vor zehn Jahren genau, Anfang September, habe ich es am Engelnstedter Weg aufgenommen – zwischen Vallstedt und Salzgitter-Lebenstedt, das sagt Ihnen jetzt nichts. Wenn Sie genau hinschauen, entdecken Sie aber ganz hinten im Hintergrund den Schacht Konrad – Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung. +++ Gestern im Schokoladen spielten Mietminderung, eine Band aus dem Umfeld des club49. Das Debütalbum damals gefiel mir sehr gut, und möglicherweise hatte der Bandname mich im Unterbewusstsein mit zu meinem Fiktiven Vinyl angeregt. +++ Vielleicht aber auch nicht. +++ Leider sind die Songs auf mysteriöse Weise aus meinem iTunes verschwunden – eine Art Kunstraub. +++ Von Bob Dylan kenne ich meistens anscheinend immer nur die Versionen anderer Künstler. +++ So eine Wolke wie auf dem Bild – im Übrigen ist die echt und nicht in Photoshop hergestellt. Sieht aus wie das fliegende Tier aus der Unendlichen Geschichte von Ende – den Film damals habe ich irgendwie nicht verstanden, wahrscheinlich bin ich nicht so der Fantasy-Typ. +++ Solch eine Wolke würde uns heutzutage erfreuen – mit strahlenden Grüßen aus Sauingen. +++ Die Geschichte mit Carlos Santana kaufe ich Ihnen trotzdem nicht ab…

 

Überschrift inspired by: A Hard Rain’s Gonna Fall © Bryan Ferry, 1973 (Dylan-Cover)

Überschrift also inspired by: Salzgitter-Sauingen – nördlich verläuft die A39, im Südwesten befindet sich das ehemalige Eisenerzbergwerk „Schacht Konrad“

Lyrics: An einem Sonntag im April © Element of Crime, 1994

Die satanischen Verse (The Satanic Verses, Roman) © Salman Rushdie, 1988

Samba pa ti © Santana, 1973

Die Asse: bewaldeter Höhenzug ostsüdöstlich von Wolfenbüttel

Schacht Konrad: stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk im Stadtgebiet Salzgitter, etwa acht Kilometer von Braunschweig entfernt

Konrad Ende, früherer Aufsichtsratsvorsitzender der Salzgitter AG

Anderslautende Vereinbarungen (EP) © Mietminderung, 2022

Schokoladen | Ackerstraße 169 – 170 | Berlin-Mitte

club49 | Szenegaststätte der Herzen | Ohlauer Str. 31 | Berlin-Kreuzberg

Die Unendliche Geschichte (Romanverfilmung nach Michael Ende) © Wolfgang Petersen (Regie), D/USA 1984

 

Gibraltar / Those Lost At Sea Sing a Song On Christmas Day.

Fiktives Vinyl: Hexenjagd – Tauberbischofsheim © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

Mommy come back cause the water’s all gone. +++ Gibraltar. +++ Gutes Album übrigens: Tauberbischofsheim der Berliner Band Hexenjagd!

 

Überschrift inspired by: Das Boot © Wolfgang Petersen (Drehbuch/Regie), D 1981

Überschrift also inspired by: Listen! Those Lost At Sea Sing a Song On Christmas Day © Get Well Soon, 2008

Lyrics: Glass Spider © David Bowie, 1987

The Number of the Beast / 4 Fehler bei der Anschaffung einer Wärmepumpe.

Fiktives Vinyl: Betty Kyoto – Anschluss der Bestie © Kai von Kröcher, 206/2022

 

Maybe it’s just a trick of the mind, but somewhere there’s a morning sky. +++ Haben Sie sich mal näher mit Träumen beschäftigt? Mit 17 hat keiner mehr welche, sagte die Sparkasse früher. Schlagen Sie mich, aber das war, wenn ich nicht irre – deren Slogan damals in einem Werbespot. Mit 17 sollte aber auch echt keiner mehr welche haben. Betty Kyoto jedenfalls wollte mit 17 Schlagerstern werden, und das hat sie ja nun auch geschafft. +++ Die Inspiration zu ihrem Debütalbum (oben, präsentiert von CityRadioSaarland) kam übrigens vorgestern am Sonntag: Der 1. Platz der Top 100 – nach ungefähr zwölf Stunden Hardrock und Metal am Stück: der 1. Platz war dann – tataaaaa! – die Number of the Beast von, da müsste ich nachsehen. +++ Nur ein Spaß, so was weiß man natürlich! +++ Die Number of the Beast übrigens lautet „666“, warum das auch immer. Das Lied selbst aber dürfte von Iron Maiden sein. +++ Hat Ihnen Ihr Englischlehrer auch immer gepredigt, das „R“ in „Maiden“ spreche man nicht, also nur lautlos? In „Iron“ natürlich, so wie auch das vordere „I“ beispielsweise in „Medicine“. +++ Apropos: Wenn Christoph Kramer auf die Übersetzung nicht kam für Bundesland neulich Abend – wirft das nicht Fragen auf? Er ist da ins Schwimmen gekommen, hat förmlich im Nebel gestochert: „Bundesland, like äh Berlin – or Bavaria, you know.“ +++ Betty Kyoto jedenfalls kommt ebenfalls ganz bestimmt nicht aus Japan, das ist nur ihr Künstlername – ihr Alter gibt die Plattenfirma mit 53 an. +++ Mist, der erste Platz war ja Ozzy mit Paranoid – Maiden kam nur auf elf!  🙁

 

Überschrift inspired by: The Number of the Beast © Iron Maiden, 1982

Überschrift also inspired by: 4 Fehler bei der Anschaffung einer Wärmepumpe

Lyrics: Move On © David Bowie, 1979

Mit 17 hat man noch Träume © Peggy March, 1965

Peggy March (* 8. März 1948 in Lansdale, Montgomery County, Pennsylvania als Margaret Annemarie Battavio), US-amerikanische Sängerin

Offenbarung des Johannes (oder die Apokalypse): die Zahl 666 wird als „die Zahl des Tieres“, also des Teufelsvertreters auf Erden, bezeichnet

Bad Medicine © Bon Jovi, 1988

Paranoid © Black Sabbath, 1970

War Pigs / Ein Pferd namens Dirty Dancing.

Fiktives Vinyl: Anne Locarno – Ein Pferd namens Dirty Dancing © Kai von Kröcher, 2014/2022

Ooo-ooo-ooo-ooo.. Ooo-ooo-ooo-ooo.. Aaa-aaa-aaa.. Oh, I gotta hear you sing.. Aaa-aaa-aaa.. Oaoh.. AAA-AAA-AAA!! Oh.. AAA-AAA-AAA!! Oh.. God, oh no.. Oh, God no..oh..ah..no ah..AAh..oh..AAWAAH!!..oh. +++ Den Fußballer in dem Buch letztens, den hätte man einfach ‚Grzyb‘ nennen können. ‚Karl-Heinz Handschuh‘ vielleicht. Aber ‚Bronnen‘ – so heißt doch nun wirklich kein Mensch?! +++ Christoph Kramer da auf der Brücke da neulich. Hatte seiner Crowd noch etwas über Mallorca erzählt, ich konnte mich an die Sache erinnern. Die Story hatte es wirklich gegeben: Ein oder mehrere Politiker hierzulande hatten gefordert, das ist schon ein Weilchen her: die Insel müsse annektiert und als 17. Bundesland der BRD einverleibt werden. In etwa so wie beim Sudetenland damals – und dann fiel Christoph Kramer die Übersetzung für ‚Bundesland‘ nicht mehr ein. +++ Sollte mein Schallplattencover mit dem Pferd (oben) ähnlich erfolglos sein, was die Instagram-Likes angeht. Wie die Katze da gestern. Das war ja verheerend – womöglich hatten die User gemeint, ich habe das Tier damals gequält. Sah ja ein bisschen so aus – würde ich sicherlich aber nie tun. ‚In Ekstase gekrauelt‘ trifft es wohl besser, ‚in den Wahnsinn gestreichelt‘. +++ Im Radio gestern liefen den ganzen Tag über Hardrock- und Heavy-Metal-Songs, ich fand das erstaunlicherweise gar nicht so schlimm. Experten und Hörer hatten eine Top 100 gewählt, und selbst der unvermeidliche Ozzy Osbourne ging mir nicht auf den Nerv. Da scheine ich altersmilde geworden. Spontan würde ich Child in Time als meinen All Time Favorite einschätzen, da kriege ich nach wie vor eine Gänsehaut. +++ Und was die Klicks jedenfalls angeht, da erzählte im Radio gestern Anja Caspary, und die sollte es wissen. Sie meinte, das Video zu November Rain sei bislang über eine Milliarde mal angeklickt worden – da bin ich mit meinen Schallplattencovern durchaus noch steigerungsfähig…

 

Überschrift inspired by: War Pigs, © Black Sabbath, 1970

Überschrift also inspired by: Ein Pferd namens Dirty Dancing © Anne Locarno, 2022

Lyrics: Child in Time © Deep Purple, 1969

Wolfgang Grzyb (* 29. Juli 1940 in Braunschweig; † 7. Oktober 2004), dt. Fußballprofi, Deutscher Meister mit Eintracht Braunschweig

Karl-Heinz Handschuh (* 30. November 1947 in Reichenbach an der Fils), dt. Fußballprofi, u.a. VfB Stuttgart und Eintracht Braunschweig

John Michael „Ozzy“ Osbourne (* 3. Dezember 1948 in Birmingham-Aston), britscher Rockmusiker

Ricky Shayne (* 4. Juni 1944 in Kairo; bürgerlich George Albert Tabett), französisch-libanesischer Schlagersänger

Anja Caspary (* 13. Dezember 1964 in Frankfurt am Main), dt. Hörfunkjournalistin aus Berlin

November Rain © Guns N‘ Roses, 1991

Pasta e cavolfiore alla napoletana / Gegen die Strömung, gegen den Wind.

Fiktives Vinyl: Morten Forsheimer – Gegen den Strom © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

You say you want somebody who can hear you scream. +++ Keine Sorge – die Katze lebt! Zumindest damals erfreute sie sich einer allerbesten Gesundheit. +++ Weil die Platte von Morten Forsheimer ja Gegen den Strom heißt, da fiel mir gerade eine Textzeile wieder ein, siehe Überschrift (rechts). Ein bisschen geklaut bei Bob Seger, aber egal. Und da fiel mir dann, und das muss wohl 2005 oder sechs in etwa gewesen sein. Da fiel mir die passende Anekdote dazu natürlich auch wieder ein. +++ Eine befreundete Basslegende, die hat mir das damals erzählt. Die waren zu Aufnahmen da gerade im Studio. Mit einem Sänger, der hatte zuvor in Berlin hier einen regionalen Saisonhit gehabt – wie immer man das jetzt auch nennen will. Jeder zumindest, der irgendwie cool oder witzig war und einen guten Humor hatte. Jeder hier kannte und liebte dieses Lied – sicher Sie auch. +++ Und nun waren die also wieder im Studio – und zwar, so viel sei verraten: in Bochum, ich komm‘ aus dir. Und wie sie so da waren, und da kamen sie vielleicht gerade von draußen von einem Spaziergang zurück wieder ins Studio. Der Produzent jedenfalls hörte seinen Anrufbeantworter ab, die anderen lauschten mit halbem Ohr leidenschaftslos mit. Da war eine Ansage drauf auf dem Band, die ging ungefähr so: „Ja, du, äh, Olaf! Du, hier ist Udo – Udo Lindenberg, und ich wollt‘ dich mal fragen. Weil, ich habe jetzt so ’n paar Sachen fertig geschrieben fürs neue Album – und ich wollte mal fragen, ob du die nicht produzieren magst.“ +++ So ungefähr, bloß ganz genau darauf hatte Olaf nun natürlich grad‘ überhaupt keinen Bock. Und damals haben sie da im Studio – und später wir auch. Da haben wir alle sehr über den armen Udo gefeixt. +++ Die Platte hat dann irgendwer anders produziert. Und, wenn ich nicht irre, wurde sie nicht nur ein Riesen-Comeback – sie wurde einer der fulminantesten Mega-Seller im Deutschland der Nach-Adolf-Hitler-Zeit überhaupt. +++ Von so was kann Morten Forsheimer natürlich nur träumen – und gerade muss ich leider entdecken: Es gibt bereits eine CD, die heißt auch Gegen den Strom – eine Best-of, vermute ich mal!

 

Überschrift inspired by: Pasta e cavolfiore alla napoletana (dt.: Nudeln mit Blumenkohl)

Überschrift also inspired by: Gegen die Strömung © Udo Lindenberg, 1981

Lyrics: Shine A Light © Paolo Nutini, 2022

Against the Wind © Bob Seger & the Silver Bullet Band, 1980

Wovon lebt eigentlich Peter © Winson, 2004

Bochum © Herbert Grönemeyer, 1983

Stark wie Zwei © Udo Lindenberg, 2008

Gegen den Strom © Udo Lindenberg, 2006

Geh nicht in die Stadt / Teil einer Legende.

Fiktives Vinyl: Jennifer Bronnen – Teil meiner Legende © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

Still in peaceful dreams I see the road leads back to you. +++ Teil meiner Legende: ein sehr persönliches Album hat die Bronnen da diesmal abgeliefert. Vertonte Essays einer ambivalenten Biografie: Nachts hinterm Tierpark, Auf der U5, Sie warten unten im Lada und vor allem aber diese selbstbetitelte Reminiszenz namens Bronnen – musikalische Reisen zurück in die Zeit, da spielte im Jahn-Sportpark noch ein Lutz Eigendorf – und die mächtigsten Augenbrauen der Welt saßen im Kreml und gehörten zu Leonid Breschnew. +++ Auf der Admiralbrücke gestern am Abend kurz vor der Dämmerung, da erinnerte ein Typ mich spontan sehr extrem an den Fußballspieler Christoph Kramer. Offensichtlich ein Amerikaner, allerdings tat er ein bisschen lispeln. Weshalb ich ihn anfangs für einen Deutschen hielt, der einfach sehr gutes Englisch spricht. Er war jung, pausbäckig-euphorisch, saß auf dem Bordstein, trug abgeschnittene Jeans und einen rotblonden Schnauzbart. Natürlich musste ich zwangsläufig an das Endspiel von Rio denken, wie Kramer da zum Schiedsrichter geht. Hatte man beim Spiel damals noch alles natürlich nicht mitgekriegt: „Entschuldigen Sie, ist das hier das Endspiel von Rio?“ Und der Schiedsrichter schnurstracks zur deutschen Bank – und macht mit dem Finger an seiner Stirn ganz bestimmt diese Geste mit dem Vogelgezwitscher: „Sagt mal Leute – mit eurem Jungen, da stimmt doch was nicht?!“ +++ Apropos: Das Foto der Bronnen (oben), das hatte ich nämlich gemacht – da war ich noch vor dem Aufstehen zu Hause raus und ins Auto. Und ziellos bin ich dann gegen Osten gefahren. Osten währt am längsten, das wissen Sie ja. Und vor den Toren der Stadt, bereits Märkisch-Oderland – da habe ich etwas getan, das würde ich heute nur noch im Notfall tun: Bei McDonald’s hineingesetzt, Kaffee getrunken und (wahrscheinlich) ein Stückchen Erdbeerkuchen verputzt. Und dabei heimlich das Bild von der Bronnen gemacht – und draußen hinter den Bäumen geht gerade die Sonne auf. +++ Die Bronnen ist natürlich gar nicht die Bronnen – die Bronnen war irgendeine, die auch gerade bei McDonald’s herumsitzt. Und diesen Dreckskonzern zu dem macht, was er heute ist. +++ Ich auf der Brücke da gestern musste mir jedenfalls ziemlich das Schmunzeln verkneifen – die Geschichte mit Christoph Kramer ist ja nun echt nicht die unlustigste, die ich in meinem Leben gehört habe. +++ Zum Schluss wieder so ’n Ding mit der Duplizität: Auf den Namen der Sängerin (oben) bin ich gekommen, mein alter Schulfreund Ben Hackett hatte sich damals da drüber beölt. Hatte sich gar nicht mehr einkriegen können. Ben Hackett hatte ein Buch gelesen, ich glaube, ein Jugendbuch – wir gingen ja noch zur Schule. Und in dem Buch jedenfalls taucht einer auf, der heißt Bronnen: der Fußballer Bronnen. +++ „Bronnen“ – darüber konnte Hackett sich totlachen. Ich fand das auch super. Und Hackett hatte am 20. April immer Geburtstag, wie früher der Führer – und an einem 20. April vor zehn Jahren habe ich auch das Foto oben gemacht, Gänsehaut…

 

Überschrift inspired by: Geh nicht in die Stadt (heut‘ Nacht) © Juliane Werding, 1984

Überschrift also inspired by: Teil meiner Legende © Jennifer Bronnen, 2022

Lyrics: Georgia On My Mind © Ray Charles, 1960 (Cover)

Lutz Eigendorf (* 16. Juli 1956 in Brandenburg an der Havel; † 7. März 1983 in Braunschweig), Fußballnationalspieler der DDR, mutmaßlich umgebracht durch das MfS

Leonid Iljitsch Breschnew (* 19. Dezember 1906 in Kamenskoje; † 10. November 1982 in Moskau), Staatsoberhaupt der UdSSR ukrainischer Nationalität

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: Sportanlage im Prenzlauer Berg

Christoph Kramer (* 19. Februar 1991 in Solingen), dt. Fußballweltmeister in Diensten von Borussia Mönchengladbach

Osten währt am längsten © Deutsch Amerikanische Freundschaft, 1980

Goats Head Soup / Es wird keine Unruhen geben.

Fiktives Vinyl: Friday Tong – Blackout © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Just an old, sweet song keeps Georgia on my mind. +++ Können Sie sich eigentlich auch annähernd nur vorstellen, wie viel Überwindung das kostet? Sich ständig aufs Neue zu motivieren? Dieser sogenannte kreative Prozess? Wenn von vornherein feststeht, auch diesmal fallen kein Ruhm und kein Geld dabei ab? +++ Ganz genau: gar keine Überwindung kostet das! Überwindung würde es kosten, im Schlachthof zu jobben, das wäre jetzt meine Vermutung. +++ Friday on my Mind: der Name heute der Interpretin führt auf den Dings, auf den Holzweg: Könnte es sich bei ihr beispielsweise um eine texanische Country-Chanteuse handeln? Oder stammt sie nur einfach aus Asien? +++ Die Auflösung ist simpel wie elegant – Friday Tong, ihr Pseudonym ein einfaches Wortspiel: die Singer/Songwriterin aus Rüdersdorf bei Berlin trägt amtlich den Namen Frida Ytong. +++ Schon witzig auf eine Art! +++ Das Coverfoto, und das ist jetzt kein Scherz: Das Coverfoto entstand einst in Brandenburgs endloser Kiefer nahe dem Örtchen Ziegenhals – laut meiner Metadaten um 3:05 Uhr in der Früh. Was aber, bitte schön, hätte ich denn da alleine zu suchen gehabt? Um diese Zeit! In meiner Erinnerung bin ich während der Dämmerung damals gelassen dort herumgestakst – und habe sehr schöne Bilder gemacht. +++ Was Ihnen zu Ziegenhals bislang übrigens unbekannt war: Im dortigen Sportheim seinerzeit hielt kein Geringerer als Ernst Thälmann seine letzte politische Ansprache. Bevor die Nationalsozialisten ihn kurz darauf festnahmen und er – nach über elf Jahren Einzelhaft – auf mutmaßlich persönliche Anweisung Hitlers im Konzentrationslager Buchenwald erschossen worden ist. Die Tat geschah nächsten Donnerstag vor nunmehr 78 Jahren in einem Heizungskeller nahe des Krematoriums.

 

Überschrift inspired by: Goats Head Soup © The Rolling Stones, 1973

Überschrift also inspired by: „Es wird keine Unruhen geben.“ (Olaf Scholz, Bundeskanzler, 11.08.2022)

Lyrics: Georgia On My Mind © Ray Charles, 1960 (Cover)

Friday On My Mind © David Bowie, 1973 (Cover)

Ytong ist ein Markenname der Firma Xella in Duisburg für Wandbausteine aus Porenbeton

Ernst Johannes Fritz Thälmann (* 16. April 1886 in Hamburg; † 18. August 1944 im KZ Buchenwald), dt. Politiker der Weimarer Republik

Rot Front, Teddy! Ein Lesebuch für Thälmannpioniere © Reimar Dänhardt, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1976

 

Toxische Tantigkeit / Der Kampf um die Seele der Republikaner.

Fiktives Vinyl: DJ Doppelmoral – Erst das Essen, dann die Doppelmoral © Kai von Kröcher, 2007/2022

 

Liebe wird verboten, denn Liebe bringt Gefahr für den neuen Staat. +++ Da scheint’s sogar einen Begriff für zu geben, einen Fachausdruck – der fällt mir im Moment leider nicht ein. Für die Farben bei dem Plattencover da gestern, die Lieblingsfotografin neulich erzählte das mit Blick auf das Bild. Habe ihr Lehrer sie einst mal gelehrt: Fotografie in den Bergen, in der Entfernung – dieser bläuliche Stich. +++ Die Überschrift heute ist spontan aus dem Tagesspiegel abgeschrieben, der Teil mit der Tantigkeit stammt aber von mir. +++ Meine Freundin nämlich der frühen Nuller sprach gerne von „Tanten“ – und warf mir eine gewisse „Onkeligkeit“ vor. +++ Zum Stich in den Bergen findet im Netz sich auf die Schnelle wohl nichts, da gibt es nur Tipps: Ausreichend Proviant einpacken, kein schweres Gepäck, nicht in die Sonne sehen, Vorsicht bei Kühen, Abstieg auf keinen Fall in der Dunkelheit! +++ Den Song mit der verbotenen Liebe von Peter singe ich neuerdings oft mit dem Sohn. Wir variieren den gern: Ole wird verboten, denn Ole bringt Gefahr für den neuen Staat. Sunny Sommer wird verboten, Sunny Sommer bringt Gefahr für den neuen Staat – Ole und Sunny Sommer sind Ottos Stofftiere. Apfelschorle wird verboten, Kita wird verboten, auch Nils Holgersson wird zum Beispiel verboten, den wollen wir beide nun endlich bald lesen. Und natürlich die Holzeisenbahn – auch die für den neuen Staat äußerst gefährlich. +++ Man könnte das googeln, aber Verbotene Liebe – das war doch mal eine Vorabendserie? Und DJ Doppelmoral? Gehört der nicht auch längst verboten – von seinen Fans „DoMo“ genannt?! +++ Das Fiktive Vinyl ist aus Gründen heute gespiegelt, in einem Hotelzimmer in Wismar seinerzeit fotografiert.

 

Überschrift inspired by: Toxische Leidenschaft © Elisa Golodkowski, 2022

Überschrift also inspired by: Konservative verzweifelt gesucht – der Kampf um die Seele der Republikaner © Der Tagesspiegel, 10.08.2022

Lyrics: Liebe wird verboten © Peter Maffay, 1980

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ (aus: Die Dreigroschenoper) © Bertolt Brecht, 1928

Solo Sunny (mit Renate Krößner als Ingrid „Sunny“ Sommer) © Konrad Wolf (Regie), Wolfgang Kohlhaase (Co-Regie), DDR 1979

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen (Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige, Roman) © Selma Lagerlöf, 1906/1907

Hannelore von Bingen / Dirk, wie ist die Luft dort oben.

Fiktives Vinyl: Marchlewski – Abwärtsvergleich © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

I’m just a kid, I suffocate and slip, I hate that we’re all sick, yeah yeah yeah. +++ Was mir an dem Schallplattencover heute besonders gefällt: Es ist nur ganz sparsam bearbeitet, die Farben und alles – bereits auf dem digitalen Negativ tendenziell so; selbst die Kuh genau an der Stelle angeschnitten wie oben – eine komplette Kuh hätte genervt. +++ Also scheine ich in den vergangenen Jahren doch nicht nur an der Nordsee, sondern auch in den Bergen gewesen. +++ Ich möchte Sie bitten, mir kurz in die Karten zu blicken – hinter die Kulissen sozusagen der Musikindustrie: die Platte nämlich hieß ursprünglich Hannelore von Bingen, die Band dazu „Kaufkraft“. Aber mal ehrlich, was soll das bedeuten – ist doch nur heiße Luft! +++ Marchlewski als Straßenname hatte mich immer schon fasziniert, wo genau allerdings er herkam, war mir Mysterium.

 

Überschrift inspired by: Hildegard von Bingen (* 1098 in Bermersheim oder in Niederhosenbach; † 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg am Rhein), erste Vertreterin der dt. Mystik des Mittelalters

Überschrift also inspired by: Dirk, wie ist die Luft dort oben © Sportfreunde Stiller, 2004

Lyrics: Sophie © Arlo Parks, 2019

Julian Baltazar (Balthasar) Marchlewski, genannt Karski (* 17. Mai 1866 in Włocławek, Kongresspolen; † 22. März 1925 in Nervi bei Genua, Italien), Mitbegründer des Spartakusbundes