Das Leben der Andrea Renftenberg / The Black Sheet of Paper.

Das individuelle Weihnachtsgeschenk: Warum in diesem Jahr nicht zur Abwechslung mal Nuttenbrosche? © Kai von Kröcher, 2020/2022

 

Look into the night sky, check the constellations. +++ In meinem Kopf fängt Rock ’n‘ Roll Nigger schon immer und nach wie vor immer noch eindeutig und widerspruchslos mit B.B. King an: „B.B. was a black sheep, B.B. was a whore“. Leider kann ich das gerade nicht überprüfen, aber „Baby“ ergibt doch irgendwie gar keinen Sinn? +++ Okay. +++ Heute gibt es hier mal eines meiner heimlichen Lieblings-Cover: Die Band Nuttenbrosche mit der LP 1985 – ein atmosphärisch ungemein dichtes Werk. +++ Das mit dem Einstieg in den Onlinehandel hört sich vielleicht erstmal gewagt an, aber was soll da schon schief gehen? Im allerschlimmsten Fall meldet sich keine Sau und ich verkaufe kein einziges Bild – neudeutsch: so what? Als ich heute aus meinem Termin in der Nuklearmedizin kam (was sich übrigens unendlich dramatischer anhört, als es letztendlich ist) und relativ leidenschaftslos an den Weihnachtsbuden unter der Autobahnbrücke am Bierpinsel vorbei schlenderte, kam mir schlagartig die wohl erste große Enttäuschung meines Lebens seinerzeit in den Sinn: Zuckerwatte. Enttäuschender als Zuckerwatte – da kann sich mein Weihnachtsgeschäft noch so sehr ins Zeug legen, gegen Zuckerwatte kommt es nicht an. +++ Für nächstes Jahr Weihnachten, auch dieser Einfall kam mir unter der Autobahnbrücke am Bierpinsel. Im kommenden Jahr werde ich zu Weihnachten einen Kalender für 2027 anbieten. Das klingt jetzt erst einmal nicht sehr aufständlerisch – aber die Idee ist brillant. Zwischen 1985 und 2027 liegen übrigens zweiundvierzig Jahre, wenn ich mich nicht verrechnet habe. +++ Zwölf fiktive Albumcover zum Abreissen, lassen Sie das kurz auf sich wirken. +++ Bestellungen für dieses Jahr Weihnachten oder unverbindliche Anfragen bitte bis 20.11. an: vonkroecher@gmx.net

 

Überschrift inspired by: Das Leben der Anderen (Politdrama) © Florian Henckel von Donnersmarck (Drehbuch, Regie), D 2006

Überschrift also inspired by: Black Hole Sun © Soundgarden, 1994

Lyrics: Nuclear Reactions © Bill Wyman, 1982

Fiktives Vinyl: https://kaivonkroecher.de/startseite/fotografie/portfolio-fake-records-fiktives-vinyl

Moves Like Jagger / Kannawoniwasein.

Angry: Jürgen Stalin – Weltwunden © Kai von Kröcher, 2003/2022

 

While Angry from Manchester writes to complain about all the repeats on TV. +++ Weil ich mit Otto so wenig fernsehe – selbst unser geliebtes Dekker-Video This Here Island haben wir ewig nicht mehr geschaut. Manchmal so’n Zeichentrickdingens mit einem Trecker und einem tanzenden Pferd, da geht uns beiden das Herz auf. Ansonsten lebt Otto in einem Tal der Ahnungslosen. Um durch Entzug nun aber nicht künstlich Sehnsüchte zu wecken, hatte ich neulich gesagt, wir gehen ins Kino. Haben uns beide sehr drauf gefreut, gestern sind wir dann los. In gleißender Nachmittagssonne ins Moviemento am Zickenplatz: Kannawoniwasein, mein Sohn konnte den Titel schon fehlerfrei aufsagen. So saßen wir also in Saal 3, außer uns noch ein anderer Father mit Son. Der Film ging auch gleich werbefrei los, und bald merkte ich, mein Sohn fühlt sich nicht wohl. Er verkrampfte mehr und mehr, hängte sich eng an mich ran. Nach zwanzig Minuten war für ihn Schluss – der Film sei ihm zu krass, flüsterte er mir ins Ohr. Zurück im Foyer, boxte ich ihm aufmunternd den Bizeps, der sei ja schließlich auch erst ab sechs – und er in einer Woche erst fünf! „Ja“, sagte er: „Nächstes Mal gucken wir einen Film, der ab vier ist!“ +++ Einige meiner Freunde wünschen Mick Jagger auf nichts weniger als den elektrischen Stuhl – mich aber hatte das Video vorgestern geflasht! Das kam aus vollkommen heiterem Himmel. Mit Synchronizitäten im Alltag kenne ich mich ja meisterhaft aus, da hätte es mich nach meinem Traum auch nicht gewundert, wäre zum Beispiel Ron Wood plötzlich tot oder so. Mit einem neuen Song allerdings hätte ich nun weiß Gott nicht mehr gerechnet, und dann gleich so ein Brett! Das Riff setzte mich direkt unter Strom, zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren habe ich in der Wohnung getanzt. Die Rückenschmerzen sind plötzlich weg, die alten Moves wieder da – mein Vater drückt mir den BMW-Schlüssel in die Hand, an einem brütend heißen Junimorgen im Jahre 1982 fahre ich mit vier meiner Freunde auf der Autobahn nach Hannover. Niedersachsenstadion, erste Reihe, Vorprogramm Peter Maffay: „Halllo Rrrrockerrr!“ +++ Anders als Kannawoniwasein hat Otto das Angry-Video begeistert verschlungen. Die Typen seien in Wirklichkeit jetzt steinalt, hatte ich ihm erklärt. Man sehe hier Aufnahmen von früher – auch den verstorbenen Charlie Watts an den Drums, Mick Taylor, Bill Wyman natürlich (der ja der Stiefvater seiner eigenen Stiefmutter ist, doch das hätte ihn nur unnötig verwirrt). Otto hat das Video analysiert, auf unserem Bett dann die blonde Amibraut in dem roten Mercedes Cabrio nachgespielt. Wenn er ein bisschen älter ist, nehme ich ihn mit ins Olympiastadion – don’t get angry with me!

 

Überschrift inspired by: Moves Like Jagger © Maroon 5, 2011

Überschrift also inspired by: Kannawoniwasein (Roadmovie) © Stefan Westerwelle (Regie), D 2023

Bildunterschrift: Angry © The Rolling Stones, 2023

Lyrics: Nothing Ever Happens © Del Amitri, 1989

This Here Island © Dekker, 2019

Das Lied über die Tiere (Zeichentrick) © Lidia Gottmann (Autorin), 2017

Father and Son © Cat Stevens, 1970

 

 

Alice in Chains / Viertel vor irgendwas.

Fiktives Vinyl: Brest-Litowsk – Fesseln der Freiheit © Kai von Kröcher, 2017/2022

 

Ein wahres Wunder, wie die Vögel auf der Stromleitung da sitzen. +++ Ein paar interessante Fakten heute mal zu dem englischen Fotografen und Musiker William Perks, den mancher vielleicht als den Bassisten Bill Wyman der Londoner Band Rolling Stones kennt: Wymans Leidenschaft für amerikanischen Blues und Rock ’n‘ Roll wurde Ende der Fünfzigerjahre auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Oldenburg entfacht. Er gilt nicht nur als mutmaßlicher Erfinder des Fretless-Basses und ist nicht nur der Schwiegervater seiner Ex-Schwiegermutter, was alleine schon kurios genug wäre. Zudem ist er Stiefgroßvater seiner früheren Ehefrau Mandy Smith – ebenso war er ein Freund Marc Chagalls. +++ Apropos ‚Niedersachsen‘: Betterov scheint ja aus Bad Salzungen in Thüringen. Dort sieht es, zumindest auf Fotos im Internet, echt ganz schön aus. Sein Viertel vor irgendwas-Video hatte ich mir neulich mit meinem Sohn angeschaut. Sie wissen ja, was ich von Kindern und Bildschirm halte, bei Betterov aber machte ich eine Ausnahme. Otto konnte sich sogleich dann auch für den Typen begeistern, der da brüllt, es sei ein Skandal, dass sie das Haus da vorne abreißen. Haha, und dieser Typ – und überhaupt diese ganze Runde da in dem Video. Das alles könnte original genauso gut irgendwo in Ostfalen, im Raum Braunschweig-Peine-Hannover, gedreht worden sein. Das ist so verstörend real, da schnürt sich alles in einem zusammen. +++ Ein paar interessante Fakten zu meiner großen Weihnachtsverlosung neulich noch hinterher: Das Plattencover heute (oben) war bislang unveröffentlicht, doch finde ich Foto, Titel und Interpreten recht gut. Eine Stromleitung sehe ich da zwar nicht – in dem Haus links am Bildrand aber ist unten der mythisch-verehrte Admiralbrücken-Späti drin…

 

Überschrift inspired by: Alice Weidel (* 6. Februar 1979 in Gütersloh), dt. Politikerin

Überschrift also inspired by: Down in a Hole © Alice in Chains, 1992

Überschrift also inspired by/Lyrics: Viertel vor irgendwas © Betterov, 2020

Bill Wyman (* 24. Oktober 1936 als William George Perks in Penge, London), britischer Musiker und Fotograf, Autor und Gastronom

Mandy Smith (* 17. Juli 1970 in London), Model und Sängerin 

Marc Chagall (24. Juni 1887 als Мойше Хацкелевич Шагал in Peskowatik, Russisches Kaiserreich, heute Belarus; † 28. März 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich), russisch-französischer Maler

Wyman Shoots Chagall (Fotografien und Erinnerungen) © Bill Wyman, 1998