Kindergarten Cop / Mister Njet.

Fiktives Vinyl: Johnny Infantilo – Dunkle Triaden © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

You must see the movie, the sand in my eyes, I walk through a desert song when the heroine dies. +++ Nach dem Kino-Fiasko neulich (Kannawoniwasein/Anm.d.Red.) haben wir Donnerstagnachmittag einen zweiten Anlauf gewagt. „Diese Hunde, die wir nicht mögen“, hatte ich ständig runtergebetet, wenn uns an der Kasse bei Lidl einer mal wieder Paw-Patrol-Sammelbildchen zustecken wollte. Otto ist da stets konsequent und lehnt die entspannt dankend ab, andere Kinder sind bereits süchtig danach. In erwachsener Runde hatte ich dieses Anfixen mit Merchandise-Zeugs mal mit den Heroin-Dealern vorm Schulhof verglichen und böse Blicke geerntet, aber natürlich habe ich recht. +++ Auf jeden Fall! +++ In der Früchte-Gruppe in seiner Kita allerdings hören sie Paw-Patrol-Hörspiele immerzu auf CD, und da wollte ich mal nicht immer nur alles schlecht machen und verbieten. Man ist ja nicht Andrei Gromyko. Otto jedenfalls meinte, das seien ganz liebe Hunde, die würden den Menschen helfen. Und da man nichts ablehnen kann, ohne es zu kennen, habe ich gesagt: „Okay, weißt du was? Wir sehen uns den Film im Kino an – der ist sogar schon für Kinder ab null!“ +++ Alles klar, wieder ins Moviemento am Zickenplatz, wieder die Reihe ganz hinten, das würde ganz sicher zum Dahinschmelzen diesmal. +++ Ohne zu viel verraten zu wollen, beginnt der Film mit einem Schrottplatz in Flammen, dessen Betreiber in ihrer Barracke gefangen dem Feuer ausgeliefert sind. Dahinter steckt eine fiese Wissenschaftlerin, die irgendwie einen Meteoriten vom Himmel klauen will, der dann aber auf die Erde zu rast, eine Massenpanik auslöst und ganze Straßenzüge verwüstet. Hier greifen die niedlichen Hunde der Paw Patrol ein, sie fliegen in Kampfjets, sind auf Mad-Max-Gefährten unterwegs. Explosionen, Riesengetöse, alles schreit durcheinander, vieles spielt in der Nacht und in unterirdischen Gängen. Nach zwanzig Minuten sind wir leicht paralysiert wieder raus – zu Weihnachten gehen wir in Apocalypse Now. +++ Anfang der Neunziger war ich mit meiner Freundin mal im Kino. Gehörte zum Marmorhaus, glaube ich, war aber im Ku’damm Eck versteckt irgendwo. Korrigieren Sie mich, wahrscheinlich konnte man rauchen. Jedenfalls saßen wir drin, es lief eine Vorschau zu einem Schwarzenegger-Film, was auch immer. Nach einer Weile sahen wir uns an und dachten, die Vorschau geht aber echt ganz schön lange. Ich weiß nicht, ob wir uns Kindergarten Cop dann noch zu Ende angeschaut haben, aber ich glaube fast, nicht. +++ Witzig…

 

Überschrift inspired by: Kindergarten Cop (Filmkomödie mit Arnold Schwarzenegger) © Ivan Reitman (Regie), USA 1990

Überschrift inspired by: Andrei Gromyko (* 5. Juli 1909 in Staryje Gromyki bei Gomel, heute Belarus; † 2. Juli 1989 in Moskau), Außenminister der UdSSR

Lyrics: The Secret Life of Arabia © David Bowie, 1977

Paw Patrol – Der Mighty Kinofilm (PAW Patrol: The Mighty Movie, animierte Action-Komödie ohne Altersbeschränkung) © Cal Brunker (Regie), USA/CAN 2023

Apocalypse Now (Antikriegsfilm mit Martin Sheen, Marlon Brando u.a.) © Francis Ford Coppola (Drehbuch, Regie), USA 1979

Marmorhaus, ehemals ältestes Kino am Kurfürstendamm. Eröffnet 1913, geschlossen 2001

Altes Ku’damm Eck – Multifunktionsgebäude, Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße, Architekt Werner Düttmann u.a. Erbaut 1969 – 1972, abgerissen 1998

Künstlerische Intelligenz / Lookin‘ After Number One.

Fiktives Vinyl: Ronnie – Künstlerische Intelligenz © Kai von Kröcher, 2017/2023

 

Don’t hate me, but you’re not what I thought you was. +++ Geht mir auch manchmal so. +++ Den uneingeplanten Post heute haben Sie übrigens zwei Faktoren zu verdanken, denn eigentlich gibt es hier gar nichts zu sagen: 1. der Entdeckung der künstlichen Intelligenz in der Bildbearbeitung und 2. der Prokrastination! +++ Letztens bekam ich eine inoffizielle Anfrage seitens der dpa, meine fiktiven Schallplatten betreffend. Ob ich denn noch daran arbeite, die seien doch gut. Das war ungemein motivierend, ich habe die Arbeit direkt wieder aufgenommen. Nach einem zwischenzeitlichen Tief seinerzeit aus Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten, aber ist ja auch wurscht. Ich habe die Plattenhüllen mir allesamt noch einmal vorgenommen und bin jetzt gerade dabei, eine Top 100 zusammenzustellen. +++ Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, darüber zu reden. +++ Letzte Nacht jedenfalls hatte ich eine bahnbrechende Eingebung – an dem Motiv (oben) hatte ich mir bis dahin immer wieder die Zähne ausgebissen, und plötzlich sagte mir eine innere Stimme, versuch es doch mal mit KI! Wie von Zauberhand gesellte sich auf einmal dieser ansprechende Hund in das Bild, das kann ich Ihnen gar nicht erklären. +++ Am Ende des Sommers, an einem immer noch reichlich aufgeheizten Sonntagnachmittag. Wir hatten uns bei den Kaulsdorfer Seen verabredet – Otto, his Mother and I. Die beiden schickten mir ihre Position auf mein Handy – ich dachte, wie modern ist das denn! Dann blieb ich mit dem Fahrrad an den Zäunen des Wasserschutzgebietes hängen und fuhr einen Umweg von gut einer Stunde, was natürlich grob übertrieben ist. +++ Fun Fact nebenbei: Weil es Ende des Sommers war, hatte ich vorsorglich keine Badesachen eingepackt, was sich als bescheuert herausstellte. +++ Gegen Abend nahmen wir auf dem Rad Schleichwege zurück in die Stadt. Und plötzlich – plötzlich bogen wir irgendwo um die Ecke, und quietschend jauchzte ich auf vor lauter Glück: „Kannawoniwasein, das ist ja das Cover von Ronnie!“ +++ Diese Location hatte ich vollständig vergessen, direkt U-Bahnhof Biesdorf-Süd. Das Foto stammt aus dem Jahr 2017, aber es sieht dort noch immer genau so aus. Sogar der Mülleimer! Nur das Haus dahinten hatte ich umgefärbt. Und dann dieser gräßliche Hund! Und die Straße heißt natürlich nicht Unter der Maate – so hieß eine Straße auf meinem Dorf, wo ein Freund von mir damals wohnte. Der ist Professor für Festkörperphysik heute in Karlsruhe, was der wohl so treibt. +++ Naja, und eigentlich hatte ich mir für heute Vormittag eine To-do-Liste geschrieben, bestehend aus einem einzigen Punkt: Kamera checken und so, das wäre ganz wichtig. Und wenn ich nachher los muss, meinen Sohn von der Kita abholen. Da werde ich sicherlich wieder denken, hättest du mal gleich heute früh damit angefangen, dann wär‘ dir nicht wieder die Zeit weggerannt!

 

Überschrift inspired by: Künstlerische Intelligenz © Ronnie, 2021

Überschrift also inspired by: Lookin‘ After Number One © The Boomtown Rats, 1977

Lyrics: Don’t Hate Me © Lola Young, 2023

Kannawoniwasein (Kinder- Jugendfilm nach dem Roman von Martin Muser) © Stefan Westerwelle (Regie), D 2023

Kleine Probleme (Roman) © Nele Pollatschek, 2023

Moves Like Jagger / Kannawoniwasein.

Angry: Jürgen Stalin – Weltwunden © Kai von Kröcher, 2003/2022

 

While Angry from Manchester writes to complain about all the repeats on TV. +++ Weil ich mit Otto so wenig fernsehe – selbst unser geliebtes Dekker-Video This Here Island haben wir ewig nicht mehr geschaut. Manchmal so’n Zeichentrickdingens mit einem Trecker und einem tanzenden Pferd, da geht uns beiden das Herz auf. Ansonsten lebt Otto in einem Tal der Ahnungslosen. Um durch Entzug nun aber nicht künstlich Sehnsüchte zu wecken, hatte ich neulich gesagt, wir gehen ins Kino. Haben uns beide sehr drauf gefreut, gestern sind wir dann los. In gleißender Nachmittagssonne ins Moviemento am Zickenplatz: Kannawoniwasein, mein Sohn konnte den Titel schon fehlerfrei aufsagen. So saßen wir also in Saal 3, außer uns noch ein anderer Father mit Son. Der Film ging auch gleich werbefrei los, und bald merkte ich, mein Sohn fühlt sich nicht wohl. Er verkrampfte mehr und mehr, hängte sich eng an mich ran. Nach zwanzig Minuten war für ihn Schluss – der Film sei ihm zu krass, flüsterte er mir ins Ohr. Zurück im Foyer, boxte ich ihm aufmunternd den Bizeps, der sei ja schließlich auch erst ab sechs – und er in einer Woche erst fünf! „Ja“, sagte er: „Nächstes Mal gucken wir einen Film, der ab vier ist!“ +++ Einige meiner Freunde wünschen Mick Jagger auf nichts weniger als den elektrischen Stuhl – mich aber hatte das Video vorgestern geflasht! Das kam aus vollkommen heiterem Himmel. Mit Synchronizitäten im Alltag kenne ich mich ja meisterhaft aus, da hätte es mich nach meinem Traum auch nicht gewundert, wäre zum Beispiel Ron Wood plötzlich tot oder so. Mit einem neuen Song allerdings hätte ich nun weiß Gott nicht mehr gerechnet, und dann gleich so ein Brett! Das Riff setzte mich direkt unter Strom, zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren habe ich in der Wohnung getanzt. Die Rückenschmerzen sind plötzlich weg, die alten Moves wieder da – mein Vater drückt mir den BMW-Schlüssel in die Hand, an einem brütend heißen Junimorgen im Jahre 1982 fahre ich mit vier meiner Freunde auf der Autobahn nach Hannover. Niedersachsenstadion, erste Reihe, Vorprogramm Peter Maffay: „Halllo Rrrrockerrr!“ +++ Anders als Kannawoniwasein hat Otto das Angry-Video begeistert verschlungen. Die Typen seien in Wirklichkeit jetzt steinalt, hatte ich ihm erklärt. Man sehe hier Aufnahmen von früher – auch den verstorbenen Charlie Watts an den Drums, Mick Taylor, Bill Wyman natürlich (der ja der Stiefvater seiner eigenen Stiefmutter ist, doch das hätte ihn nur unnötig verwirrt). Otto hat das Video analysiert, auf unserem Bett dann die blonde Amibraut in dem roten Mercedes Cabrio nachgespielt. Wenn er ein bisschen älter ist, nehme ich ihn mit ins Olympiastadion – don’t get angry with me!

 

Überschrift inspired by: Moves Like Jagger © Maroon 5, 2011

Überschrift also inspired by: Kannawoniwasein (Roadmovie) © Stefan Westerwelle (Regie), D 2023

Bildunterschrift: Angry © The Rolling Stones, 2023

Lyrics: Nothing Ever Happens © Del Amitri, 1989

This Here Island © Dekker, 2019

Das Lied über die Tiere (Zeichentrick) © Lidia Gottmann (Autorin), 2017

Father and Son © Cat Stevens, 1970