Künstlerische Intelligenz / Lookin‘ After Number One.

Fiktives Vinyl: Ronnie – Künstlerische Intelligenz © Kai von Kröcher, 2017/2023

 

Don’t hate me, but you’re not what I thought you was. +++ Geht mir auch manchmal so. +++ Den uneingeplanten Post heute haben Sie übrigens zwei Faktoren zu verdanken, denn eigentlich gibt es hier gar nichts zu sagen: 1. der Entdeckung der künstlichen Intelligenz in der Bildbearbeitung und 2. der Prokrastination! +++ Letztens bekam ich eine inoffizielle Anfrage seitens der dpa, meine fiktiven Schallplatten betreffend. Ob ich denn noch daran arbeite, die seien doch gut. Das war ungemein motivierend, ich habe die Arbeit direkt wieder aufgenommen. Nach einem zwischenzeitlichen Tief seinerzeit aus Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten, aber ist ja auch wurscht. Ich habe die Plattenhüllen mir allesamt noch einmal vorgenommen und bin jetzt gerade dabei, eine Top 100 zusammenzustellen. +++ Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, darüber zu reden. +++ Letzte Nacht jedenfalls hatte ich eine bahnbrechende Eingebung – an dem Motiv (oben) hatte ich mir bis dahin immer wieder die Zähne ausgebissen, und plötzlich sagte mir eine innere Stimme, versuch es doch mal mit KI! Wie von Zauberhand gesellte sich auf einmal dieser ansprechende Hund in das Bild, das kann ich Ihnen gar nicht erklären. +++ Am Ende des Sommers, an einem immer noch reichlich aufgeheizten Sonntagnachmittag. Wir hatten uns bei den Kaulsdorfer Seen verabredet – Otto, his Mother and I. Die beiden schickten mir ihre Position auf mein Handy – ich dachte, wie modern ist das denn! Dann blieb ich mit dem Fahrrad an den Zäunen des Wasserschutzgebietes hängen und fuhr einen Umweg von gut einer Stunde, was natürlich grob übertrieben ist. +++ Fun Fact nebenbei: Weil es Ende des Sommers war, hatte ich vorsorglich keine Badesachen eingepackt, was sich als bescheuert herausstellte. +++ Gegen Abend nahmen wir auf dem Rad Schleichwege zurück in die Stadt. Und plötzlich – plötzlich bogen wir irgendwo um die Ecke, und quietschend jauchzte ich auf vor lauter Glück: „Kannawoniwasein, das ist ja das Cover von Ronnie!“ +++ Diese Location hatte ich vollständig vergessen, direkt U-Bahnhof Biesdorf-Süd. Das Foto stammt aus dem Jahr 2017, aber es sieht dort noch immer genau so aus. Sogar der Mülleimer! Nur das Haus dahinten hatte ich umgefärbt. Und dann dieser gräßliche Hund! Und die Straße heißt natürlich nicht Unter der Maate – so hieß eine Straße auf meinem Dorf, wo ein Freund von mir damals wohnte. Der ist Professor für Festkörperphysik heute in Karlsruhe, was der wohl so treibt. +++ Naja, und eigentlich hatte ich mir für heute Vormittag eine To-do-Liste geschrieben, bestehend aus einem einzigen Punkt: Kamera checken und so, das wäre ganz wichtig. Und wenn ich nachher los muss, meinen Sohn von der Kita abholen. Da werde ich sicherlich wieder denken, hättest du mal gleich heute früh damit angefangen, dann wär‘ dir nicht wieder die Zeit weggerannt!

 

Überschrift inspired by: Künstlerische Intelligenz © Ronnie, 2021

Überschrift also inspired by: Lookin‘ After Number One © The Boomtown Rats, 1977

Lyrics: Don’t Hate Me © Lola Young, 2023

Kannawoniwasein (Kinder- Jugendfilm nach dem Roman von Martin Muser) © Stefan Westerwelle (Regie), D 2023

Kleine Probleme (Roman) © Nele Pollatschek, 2023

Kleine Probleme / Tag der geschlossenen Tür.

3D-Abstraktion (Filzmalstift auf Papier) © Ottilie, 2023

 

And if the homework brings you down then we’ll throw it on the fire and take the car downtown. +++ Auf meinem Wandkalender an, äh, der Wand, einer Art Jahresplaner. Für letzten Sonnabend hatte ich da hineingeschrieben: ‚Tag der offenen Tür‘. +++ Offene Tür, schön und gut – aber für was?! +++ Hier machen wir kurz einen Sprung und finden uns letzten Sonnabend morgens pünktlich um elf in einer Grundschule in Friedrichshain wieder. Ottos künftige Lehranstalt, das mit der Tür hatte sich also geklärt – nächsten Herbst geht es los! +++ Mit besagtem Herrn Vorschulkind durchstreifte ich neulich die Straßen der deutschen Hauptstadt, und spontan blieb ich an einem Buchladen stehen: „Haben Sie kleine Probleme?“, fragte ich betont zweideutig die Verkäuferin – den Joke ließ ich mir natürlich nicht nehmen! Im Radio hatte ich über das Buch sprechen gehört, die Geschichte eines Prokrastinierers und seiner To-do-Liste – ohne zu fackeln nahm ich es mit. Phasenweise hat es mich regelrecht irre gemacht, eins zu eins fand ich mich darin wieder, es machte mich panisch und fügte mir innere Schmerzen zu. Mittendrin vielleicht etwas viel gewollt-komisches Geschwafel mit sich selbst, aber nu bin ich ja auch kein Literaturkritiker, Gott sei Dank! +++ Als wir nach zwei Stunden letzten Sonnabend die Schule übrigens wieder verlassen hatten, fühlten wir beide uns, Mama und Papa, wir fühlten uns krank. An diesem grau vernieselten Oktobernachmittag schenkten wir uns dunklen Kaffee ein, ich stellte fest: „Ich glaube, ich werde krank!“, sie sagte: „Ich glaube, ich auch.“ +++ Mysteriös – oder auch einfach nur psychosomatisch: drei Tage lang jedenfalls hing ich angeschlagen leicht in den Seilen, heute liege ich alle Viere von mir gestreckt in Schüttelfrost eingemummelt auf der Matratze.

 

Überschrift inspired by: Kleine Probleme (Roman, Galiani/Berlin) © Nele Pollatschek, 2023

Überschrift also inspired by: Tag der geschlossenen Tür (Roman, Piper/München) © Rokko Schamoni, 2011

Lyrics: Kooks © David Bowie, 1971