Das verkaufte Gesicht / Bigmouth Strikes Again.

Searching for the Old Döblin Spirit: Silvesternachmittag rund um den Alexanderplatz (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2020/2021

 

 

Nimm ‚Berlin is not for sale‘, aber weißt du was, es ist schon längst verkauft, du warst nur zu breit um das mitzubekommen. +++ Anfang der Achtziger – wer sich erinnert, der war nicht dabei. Sagt man doch so. Jedenfalls waren wir, zwei Kumpels und von dem einen die Freundin, da sind wir nach West-Berlin und dann Bahnhof Friedrichstraße rüber nach Ost-Berlin. Richtigen Plan hatten wir nicht. Draußen bot ein Privat-Taxi seine Dienste an, die durften da irgendwie auch in der Schlange zwischen den offiziellen mit anstehen. Die hatten ja drüben nichts, auch keine Taxis. Alexanderplatz jedenfalls redete uns der Fahrer vehement aus, stattdessen fuhr er uns weit ab zum Treptower Park, ein ganz formidables Fischrestaurant, im Keller versteckter Geheimtipp im alten Haus Zenner, Gäste teilweise in Uniform, John-le-Carré-Feeling, aber worauf will ich jetzt eigentlich hinaus? +++ Döblin jedenfalls und so weiter, meinte er, das sei ein Roman, alles doch nur noch Mythos: toter Beton, mehr sei nicht übrig. +++ Das Bild stammt vom letzten Tag des vergangenen Jahres, so ein Licht hat man selten. +++ Ist einer von Ihnen da draußen an den Kassettenrekordern zufällig so eine Art Feinmechaniker, oder wie auch immer man das jetzt bezeichnen will? Ich bräuchte pressierenderweise nämlich mal eine spezielle Objektivhalterung mit Schraubgewinde, nur bin ich – wenn man durchschnittlich handwerklich Unbegabten landläufig zwei linke Hände nachsagt, dann habe ich mindestens drei. +++ Das Bild oben: wie so oft eine Arbeit im Progress, der Weisheit nicht letzter Schluss. +++ Person, man, woman, camera, TV.

 

Überschrift inspired by: Das verkaufte Gesicht (Jugendbuch) © Hajo Sanke, 1971

Überschrift also inspired by: Bigmouth Strikes Again © The Smiths, 1986

Lyrics: AIM #@%!$ © The Aim of Design is to Define Space, 2019

A Ecke O / Das große Silvester-Preisrätsel.

Dürften Sie eine Straßenkreuzung sein: Adalbert- Ecke Oranienstraße (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2020

 

Ein Nachbar streut Salz auf die spiegelnden Straßen. +++ Stimmt nicht. +++ Auch eine merkwürdige Truppe, diese Blumfeld, werd ich nicht schlau draus. +++ Ist unser Mann bei Universal heute zufällig online? Ich würde jetzt nämlich, also, ich wäre bereit. Würde mein Œuvre verkaufen wollen, den kompletten Katalog, sozusagen. Wenn Sie denn Bildrechte überhaupt nehmen, da bin ich jetzt überfragt. Wäre zumindest ein interessantes Spekulationsobjekt: Der ganze Kladderadatsch, um den Ernst aus dem Anliegen zu nehmen. Alles zusammen also für ein etwa knappes Hundertstel von dem, was Sie meinen Quellen zufolge dem Sänger Bob Dylan neulich für seine Songrechte gezahlt haben? Klingt erst einmal übertrieben viel für einen Nachwuchskünstler, das müsste man durchrechnen. +++ Okay. +++ Apropos Fotos: Ende letzten Jahres war hier ja eine vielbeachtete Weihnachtsverlosung ausgerufen worden, das Bild Altenheim Böckhstraße seinerzeit ging in die Löwenstadt an der Oker. +++ Haben Sie zufällig schon einmal den Ausdruck gehört, es geht einem was unter die Haut? Sagt man ja gerne mal so, das übliche Geschwätz von der Straße. Allerdings gestern, ich saß gerade an dem Bild heute hier oben, an der Schrift sozusagen. Voll konzentriert, Zungenspitze zwischen den Zähnen. Neben dem Ohr, nah im Hintergrund, lief von KEØMA der Song Protected. Jetzt werden Sie vielleicht denken, was hört der für ’ne Kacke, doch darum geht es hier nicht. Obwohl ich auf den Fokus fokussiert an meinem Bild oben saß, schob sich ein weiteres Bild vor mein geistiges Auge: Mit zwei scharfen Spachteln, vielleicht im OP-Raum – man löste meine Haut oder so in der Art von Knochen und Fleisch. Vorsichtig wurde sie angehoben – und dann schob sich die Stimme Kat Frankies lautlos und dunkel dazwischen, floss in mich hinein. +++ Lange Rede, kurzer Sinn – das Preisrätsel 2020 mit großer Bilderverlosung, Sie ahnen es schon: Die Bilderverlosung muss aus Gründen von Covid19 in diesem Jahr leider ausfallen – und dennoch bleibe ich stoisch dabei: die meisten Menschen mit Maske wirken attraktiver auf mich als einfach nur mit Gesicht.

 

Überschrift inspired by: A Ecke O © Winson, 2004

Überschrift also inspired by: Das große Silvester-Preisrätsel 2019

Lyrics: Schnee © Blumfeld, 2006

Protected © KEØMA, 2016

The Spy Who Loved Me / Wo ist denn der Eigendorf.

Auf charmante Art unvollendet: Berlin, Ecke Schönhauser (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2020

 

High on diesel and gasoline, psycho for drum machine, shaking their bits to the hits. +++ Diesen Post heute, also den Text, den werden die wenigsten Insider unter uns ganz verstehen. Auf dem Bild erkennt man zunächst auch erstmal gar nichts, verklausulierte Fotografie. +++ Man muss aber nicht immer alles verstehen, gibt eh zu viel Information in der Welt – und morgen ist Heiligabend. +++ Dieser Post heute geht raus an meinen alten Freund oben am Prenzlauer Berg. Nach dem Shutdown ist vor dem Shutdown: Wir sehen uns wieder, mein Lieber – zum Geburtstag das Allerbeste aus Kreuzberg! +++ Das Bild oben ist dann am Ende doch gar nicht so schlecht, sobald man es halbwegs durchschaut hat…

 

Überschrift inspired by: Nobody Does It Better © Carly Simon, 1977

Überschrift also inspired by: The Spy Who Loved Me (u.a. mit Roger Moore, Barbara Bach – und Richard Kiel als „der Beißer“) © Lewis Gilbert (Regie), UK 1977

Überschrift also inspired by: Lutz Eigendorf (* 16. Juli 1956 in Brandenburg an der Havel; † 7. März 1983 in Braunschweig), Fußball-Nationalspieler der DDR

Bildunterschrift inspired by: Berlin – Ecke Schönhauser © Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch), Gerhard Klein (Regie), DDR 1957

Lyrics: Beautiful Ones © Suede, 1996

Deutsches Spionagemuseum Berlin | Leipziger Platz 9 | 10117 Berlin-Mitte

All you are dreaming of / Der Georg Elser der Fotografie.

Lok up, Lock down: Old U-Bhf. Möckernbridge by the Sea © Kai von Kröcher, 2020

 

Transition, transmission. +++ Manchmal macht man ja nun doch schon mal eine Entdeckung. Da denkt man, der Drops ist gelutscht, Elvis ist tot – und dann so was: Dieses Bild (oben) zog ich gestern durch Zufall aus einer Festplatte und hatte es, sagen wir mal – ich hätte mich nie und nimmer mehr dran erinnert. +++ Sachen gibt’s. +++ TVC 15, soweit ich es in all den Jahren nicht komplett immer falsch verstanden habe – TVC 15 jedenfalls ist ein Song über das (amerikanische) Fernsehen. Und damit schließt sich schon wieder der Kreis. +++ Mein alter Freund Ralf aus Kindertagen nämlich, der mit dem Gasthof damals, der sich vor kurzem nach vierzig Jahren über Facebook bei mir gemeldet hatte (Ihr seid solche Fucker berichtete), Sie erinnern sich möglicherweise. Der hatte mir mal einen Link geschickt, den leite ich Ihnen ein paar Zeilen weiter unten gerne mal weiter. +++ Da geht es um einen Fernsehbericht, eine Rückblende ins Jahr ’77, der bis dato teuerste Bundesligatransfer – Paule Breitner, Sie wissen Bescheid… +++ Vor ein paar Tagen war der im heimatlichen NDR-Fernsehen nun wohl wiederholt worden, ein sogenannter Zweiminüter. Gleich bei Sekunde 00:05 sieht man, mit den blonden Haaren im weißen T-Shirt im Bild vorne rechts, meinen Kumpel Ralf – und links daneben, der größere Typ in der orangenen Jacke von hinten – das dürfte kein Geringerer als ich selbst sein mit dreizehn! Im Fernsehen! Laut Ralf nämlich seien wir damals zu Paules Einführung gemeinsam nach Braunschweig gefahren – und auch hieran kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern. +++ Den Link zu dem Video können Sie bitte hier anklicken! +++ Ein ebenfalls sensationeller Fund, ohne zu übertreiben – im ersten Moment dachte ich ernsthaft, ein verschollen geglaubter Monet oder so: Dieses Bild gestern oben, ich sprach eingangs davon. Ich fand es zunächst als impressionistisches Breitwandpanorama, brachte es in seine Form – und machte ganz zum Schluss den Quatsch mit der Schrift und der Farbe, darüber möge die Nachwelt befinden! Ich weiß noch, ich hatte es damals zu den, sozusagen: Resigniert zu den Akten gelegt. Hatte gedacht, was für’n Scheiß. +++ Ob es heute wohl vor den Geschäften zu Massenschlägereien kommt? Das vorweihnachtliche Superspreader-Event, wir werden es sehen. Ich selbst habe mir gestern im benachbarten Baumarkt noch drei Regalbretter und die dazugehörigen Wandhalterungen besorgt, die werde ich während des Shutdowns gemütlich anschrauben – Insider dürften gespannt sein! +++ Jetzt hat auch Liam Gallagher einen Weihnachtssong auf den Markt gebracht, der alte Krawallbruder! +++ Und um auch den heutigen Post mit dem obligatorischen Paukenschlag beenden zu lassen – ich hoffe, ich plaudere keine Interna aus! Der Mittelfeldspieler der Braunschweiger Eintracht nämlich, der sich in dem Fernsehbeitrag kurz an die Saison mit Paul Breitner erinnert. In den frühen Siebzigerjahren jedenfalls war Dietmar Erler, so viel steht mal fest. Erler war ein Bekannter meiner großen Schwester – und als solcher auch einmal bei uns zu Haus. Auch daran erinnere ich mich nicht – oder höchstens diffus. Die beiden seien damals auf ein Glas Wolters-Bier in den Gasthof meines Kumpels Ralf gegangen, besser gesagt, dessen Vaters – damals der Talk of the Town! +++ Und damit schließt sich für heute der nun auch endgültig letzte Kreis, haben Sie eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

 

Überschrift inspired by: All You Are Dreaming Of © Liam Gallagher, 2020

Überschrift also inspired by: Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau), Hitler-Attentäter

Bildunterschrift inspired by: Corona-Shutdown vom 16.12.2020 bis 10. Januar 2021 (oder länger)

Lyrics: TVC 15 © David Bowie, 1976

Paul Breitner (* 5. September in Kolbermoor, Oberbayern), ehem. dt. Fußballnationalspieler, Schauspieler, Kolumnist und Maoist

Claude Monet (* 14. November 1840 in Paris; † 5. Dezember 1926 in Giverny, Normandie), frz. Maler, „Erfinder“ des Impressionismus 

Dietmar Erler (* 7. April 1947), ehem. dt. Bundesliga-Profi bei Borussia Dortmund und Eintracht Braunschweig

Hofbrauhaus Wolters, größte Privat-Brauerei Niedersachsens mit Sitz in Braunschweig und einer Brautradition seit 1627

Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht e.V. (* 15. Dezember 1895), Deutscher Fußballmeister 1966/67

Talk of the Town © The Pretenders, 1981

Burning the Heather / Was Sie immer schon über Anton Bruckner.

Burning Heather (Oktapolaris II): Bauhaus mit Heizkraftwerk Wilmersdorf © Kai von Kröcher, 2020

 

Burning Heather (Oktapolaris I): Bauhaus mit Heizkraftwerk Wilmersdorf © Kai von Kröcher, 2020

 

Autuum is here and they’re burning the heather. +++ Da haben wir heute also das Bild, von dem hier so oft schon die Rede war. Das gestern erwähnte Textzitat habe ich, aber das passiert mir fast jedes Mal. Ich merkte erst später, ich hatte das „the“ vergessen. „The Heather“ hätte es heißen müssen, dann aber fand ich es ohne „the“ besser. +++ The The. +++ Müsste man vielleicht einen Muttersprachler mal fragen, ob das ohne okay ist. +++ Da hatte ich gestern doch – apropos: Gestern hatte ich ein Video in der Post. The Chap aus London und aus Berlin. Pendeln ja irgendwie immer – heutzutage macht man das mit Computern. Homebase der Club, sozusagen – Mittelpunkt zwischen Berlin-Neukölln und London. +++ Könnte man sagen, sagen darf man ja viel. +++ Hier also das Video, wer ein Stunde Quarantäne-Zeit abzwacken kann: THE CHAP LIVE AT HOME.+++ Home-Videos sind ja mittlerweile ein eigenes Genre. +++ Das Bild heute in zwei leicht verschiedenen Versionen, relativ farbenfroh.

 

Überschrift inspired by / Lyrics: Burning the Heather © Pet Shop Boys, 2019

Überschrift also inspired by: 9. Sinfonie d-Moll © Anton Bruckner, 1896

Überschrift also inspired by: Everything You Always Wanted to Know About Sex * But Were Afraid to Ask © Woody Allen (Drehbuch, Regie) USA 1972

TVC fofftein / Strafe der Romantik.

Wenn’s astrein werden soll: Halensee mit Bauhaus und Heizkraftwerk Wilmersdorf © Kai von Kröcher, 2020

 

Autuum is here and they’re burning the heather. +++ „Neues Heidekraut“ heißt dann wohl ganz profan Heather Nova, fiel mir auf dem Weg neulich zur Kita ein. +++ Ohne Quatsch arbeite ich gerade an einem Bild, dem habe ich ein Textzitat der Pet Shop Boys zugrunde gelegt. Ein zugegeben spontan relativ schöner Song. Das Bild selbst allerdings – trotz größter Sorgfalt – scheint mir doch ein schönes Stück Flickwerk zu werden. Sagt man das so? Schönes Stück Flickwerk? +++ Fühlen auch Sie sich dann und wann instrumentalisiert? +++ Heute jedenfalls habe ich oben für Sie schon mal einen winzigen Ausschnitt daraus, äh, haben wir da oben schon mal eines von etwa 270 Einzelbildern, falls Sie verstehen. +++ Aber das Gesamtwerk passt hinten und vorne nicht, falls Sie ebenfalls verstehen. +++ Sieht bisher scheiße aus. +++ Dafür der Lichtblick heute am Morgen: Auf dem Wege vom Bäcker nach Hause, ein trüber Novembertag mitten im kalten Dezember. Kein Mensch auf der Straße, dafür Geldscheine auf dem Gehweg zu meinen Füßen. Bisher hatte ich nur immer verloren, niemals gefunden. Hätte man schön einen von saufen gehen können, wären die Kneipen zurzeit nicht geschlossen. +++ Womit wir bei meinen Geschenktipps für die diesjährige Quarantäne-Weihnacht wären: Die tolle Hörbuch-Edition von Volker Hauptvogels autobiografisch inspiriertem Roman Fleischers Blues zum Beispiel will ich seit Jahren schon kurz vor dem Fest jedes Mal immer empfehlen. Zeitreise in das West-Berlin der Spätsiebzigerjahre, bei der Deutschen Grammophon seinerzeit veröffentlicht und authentisch gelesen, wenn es so etwas gibt – authentisch gelesen von Guntbert Warns. +++ Der einzige Schock allerdings, sofern man zufällig mit dem Thin White Duke sozialisiert worden ist, da stockt einem schon kurz der Atem. Regie und Autor waren beim Einlesen in diesem Moment wohl gerade Kaffee holen, und der Toningenieur hat früher immer George Benson gehört. Da geht es jedenfalls, wenn ich mich richtig erinnere. Da geht es um das David-Bowie-Konzert ’76 in der Deutschlandhalle, und Warns kündigt den nächsten Song mit TVC Fifteen an. +++ Alter Gevatter! +++ Nicht-Insider verstehen allerdings gerade nur Bahnhof und ansonsten ist eh alles super – noch immer ein toller Roman! +++ Ebenfalls gut zu verschenken natürlich: Carte postale, die pressfrische Vinyl-Single von Interhotel (B-Seite: Fatigue de l’été). +++ Müssen Sie selber alles mal googeln, wenn Sie noch auf der Suche nach dem besonderen Geschenk sind – mir läuft gerade die Zeit davon…

 

Überschrift inspired by: TVC 15 © David Bowie, 1976

Überschrift also inspired by: Straße der Romantik © Kai von Kröcher, 2020

Bildunterschrift inspired by: „Wenn’s gut werden soll“ (Werbeslogan) © Bauhaus, 2016 (?)

Lyrics: Burning the Heather © Pet Shop Boys, 2019

Walk This World © Heather Nova, 1995

Fleischers Blues (Hörbuch, gelesen von Guntbert Warns; Regie: Diethard Küster) © Volker Hauptvogel (Romanvorlage), 2016

On Broadway © George Benson, 1978

Carte Postale © Interhotel, 2020

Bad Bunny / Ich fahr‘ jeden Tag nach Mendocino.

Straße der Romantik: Is this the Way to Amarillo (A100) © Kai von Kröcher, 2020

 

Don’t need an egomaniac in my life to drive me wild. +++ Was man in den Medien so hört, ist Bad Bunny aus Puerto Rico der meistgestreamte Künstler des Jahres bei Spotify, wahrscheinlich habe ich einfach den Anschluss verpasst. +++ Ist das jetzt gut oder schlecht? +++ Straße der Romantik ist der Untertitel dieses Bildes, es entstand an der Sonnenallee in Blickrichtung Süden am Ausbau des Autobahnteilstück des Stadtrings A100. Was für ein langes Wort! Wenn ich es recht bedenke, hatte auch Regisseur Ralf Beyerle vor gar nicht so allzu langer Zeit einen Film mit dem Titel Mendocino gedreht. Aber auch das stimmt schon wieder nicht, fällt mir gerade auf: Ralf Beyerle vor Jahren „lief“ einmal auf dem Wettbewerb von Mendocino – das nämlich ist der Michael-Holm-Bezug, das war mir doch irgendwo noch in Erinnerung. +++ Mendocino werfe ich seltsamerweise immer in einen Topf mit Sacramento von Middle of the Road oder mit Amarillo. +++ Nachspiel (Aftermath) damals übrigens war ein sehr guter Film. +++ Jetzt muss ich aber gleich los, die Konkurrenz schläft nicht…

 

Überschrift inspired by: Bad Bunny (* 10. März 1994 als Benito Antonio Martínez Ocasio in San Juan), aus Puerto Rica stammender Latin-Trap- und Reggaeton-Sänger

Überschrift also inspired by: Mendocino © Michael Holm, 1969 (Cover)

Bildunterschrift inspired by: Is This the Way to Amarillo © Tony Christie, 1971

Lyrics: Free © SAULT, 2020

Nachspiel (Aftermath, Kurzspielfilm) © Ralf Beyerle (Drehbuch/Regie), D 2015

Sacramento © Middle of the Road, 1971

Speaking of the Devil / Die Klassik der Handyfotografie neu entdecken.

Look Back in Anger: Jannowitzbrücke now and in ’36 © Kai von Kröcher, 2020

 

Hear this Robert Zimmermann, I wrote a song for you. +++ Erinnern Sie sich eigentlich noch an das Lied Wenn i mit dir doanz von Nicki? +++ Die Sängerin Nicki übrigens hieß mit bürgerlichem Namen Doris Hrda und war (oder doch eigentlich ist) die gemeinsame Tochter von Alfred Hrdlicka und dem gebürtigen Braunschweiger Bundesliga-Profi Wolfgang Grzyb. +++ Stimmt nicht. +++ Ich kam mit der S-Bahn heute aus Köpenick, die Kunst unterstützen. Den S-Bahnhof Jannowitzbrücke mit seiner Geschichte und Bob Dylan mit seiner Verbindung dazu, das hatten wir neulich ja gerade erst. Jetzt aber holte ich mein Smartphone von Aiweiwei aus der Manteltasche und schoss ein paar Repros, wie wir Fotografenkollegen gerne zu sagen pflegen. Mal bierernst, mal im Scherz. Ich liebe diese historischen Aufnahmen da unten in der U-Bahn. Sie führen einem vor Augen, wie scheiße das meiste hier oben im Hier und Jetzt jetzt aussieht. Wobei die Chinesische Botschaft noch immer ein maoistischer Hingucker ist. +++ Am 30. August 1975 übrigens bekam Wolfgang Grzyb eine Rote Karte gezeigt im Spiel gegen – das müsste man noch einmal separat recherchieren. Grund hierfür allerdings war weder ein Foul noch ein Handspiel; Grzyb hatte sich damals als Grund einfach mit Manfred Scheffner aus Nußloch angelegt. +++ Von allen Fotos da unten an der Jannowitzbrücke gefallen mir die von 1936 tatsächlich am allerbesten. The Glorious Nazi Years – nicht einmal zehn Jahre später, da erzähle ich Ihnen nicht Neues…

 

Überschrift inspired by: Speak of the Devil © Chris Isaak, 1998

Bildunterschrift inspired by: Look Back in Anger © David Bowie, 1979

Lyrics: Song For Bob Dylan © David Bowie, 1971

Wenn i mit dir tanz © Nicki, 1986

Doris Andrea Hrda (* 2. November 1966 in Plattling, Landkeis Deggendorf), dt. Schlagersängerin

Alfred Hrdlicka (* 27. Februar 1928 in Wien; † 5. Dezember 2009 ebenda), österreichischer Bildhauer, Zeichner, Maler, Grafiker, Schachspieler und Schriftsteller

Wolfgang Grzyb (* 29. Juli 1940 in Braunschweig; † 7. Oktober 2004 ebenda), dt. Fußballspieler, u.a. Deutscher Meister mit Eintracht Braunschweig 1967

Dream Harder / White Lady Dogs on a Black Friday Night.

Half Moon on a Black Friday Afternoon: Weiße Siedlung, Neukölln © Kai von Kröcher, 2020

 

In a big country, dreams stay with you like a lover’s voice fires the mountainside. +++ Gegen Morgen hatte ich geträumt. Ein paar Tage ist das jetzt her. Tati und Cécile traten in Lengede auf, dem Nachbarort meiner Kindheit und Jugend. Hier war früher mein Zahnarzt, und hier ging ich später zur Fahrschule. Auch das sprichwörtliche „Wunder“ war hier geschehen: Das „Wunder von Lengede“ – im Herbst vor meiner Geburt. Am Ortseingang zu Lengede fing irgendwo die Finsternis an. +++ Tati und Cécile vertonten live einige Texte von Detlef Kuhlbrodt, dem Berliner Schriftsteller. Hinterher fuhren wir die Lengeder Hauptstraße hinunter, in meiner Erinnerung standen hier Bergarbeiterhäuser in Reihe geduckt. Red Hill Mining Town. Diesmal Fünfzigerjare-Architektur: lichtdurchflutet, verspielt. +++ Man kriegt oft eine zweite Chance im Leben. +++ Um die fade Geschichte hier abzukürzen, der Traum beseelte mich noch lange Zeit nach dem Aufwachen. Am Nachmittag schob der Postbote einen Brief durch den Türschlitz. Absender Tati und Cécile: Dieser Tage, schreiben sie da auf einer Interhotel-Grußkarte, irgendwann dieser Tage wird ihre Interhotel-Vinyl-Single fertig sein, wenn das mal kein Zeichen war. +++ Stellen Sie sich vor, heute ist Black Friday, und niemand schert sich einen feuchten Kehricht drum. Niemand bestellt online ein Fotowerk des Künstlers, das stellen Sie sich nur mal vor! +++ Das heutige Foto ist ein Outtake, sozusagen. Ein Nebenprodukt einer Fotosession unter dem Arbeitstitel A100/Estrel/Weiße Siedlung/Oktapolare. +++ Neuerdings sagen jetzt immer alle „tremendous“ – kennt denn keiner das altehrwürdige „knorke“ mehr? +++ Der Post heute ist ziemlich zusammengeschustert – muss los zur Kita…

Überschrift inspired by: Dream Harder © The Waterboys, 1993

Überschrift also inspired by: White Lady Dogs © All Thing Blue, 2020

Lyrics: In A Big Country © Big Country, 1983

Morgens leicht, später laut: Singles © Detlef Kuhlbrodt/Edition Suhrkamp, 2007

Das Wunder von Lengede (2-tlg. Fernsehfilm, basierend auf dem Grubenunglück von 1963, u.a. mit Nadja Uhl, Heino Ferch, Heike Makatsch, Jan Josef Liefers) © Kaspar Heidelbach (Regie), D 2003

Red Hill Mining Town © U2, 1987

Carte Postale © Interhotel, 2020

Jannowitzbrücke / Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.

Wohin soll das führen: S-Bhf. Jannowitzbrücke (Panoramadrama) © Kai von Kröcher, 2020

 

Hard turns, shit deals, old friends. +++ Auf der Suche nach Bandnamen stolpere ich hin und wieder auch über das Wort Freizeitangebot, ich rechne dem Chancen aus. +++ „Sag, was ist das für eine Beatband?“, um es mit dem Fuchs, der Eule oder der Schlange im Grüffelo zu sagen: Ja, oder was könnte dieser Freizeitangebot zum Beispiel auch für ein Einzelinterpret sein? +++ Dieses Lied dieser Geierkombo von Annenmaykantereit, das ich neulich lobend und gleichzeitig peinlich berührt. Das ich da letztens erwähnt hatte. Das lief eben im Radio, und dieses Mal wusste ich auch, woran es mich beim ersten Mal Hören erinnert hatte: Lay Lady Lay von Bob Dylan. +++ Als hätte ich gemeinsame Erinnerungen mit Bob Dylan. +++ Bob Dylan, der als gebürtiger Robert Zimmermann übrigens ein Urgroßneffe des Berliner Baumwollfabrikanten Christian August Zimmermann ist. Jannowitz, wollte ich sagen – nicht Zimmermann: Christian August Jannowitz, der sozusagen den Bau damals der nach ihm benannten Brücke initiierte, hier schließt sich der Kreis. +++ Das ältere Paar da am rechten Bildrand, man erkennt es hier kaum – gerade hatte ich eine Assoziation, das soll jetzt bloß aber nicht geschmacklos sein oder klingen. Ich dachte an ein älteres Ehepaar, das hatte ich in irgendeinem Film mal gesehen. Da sitzt ein älteres Ehepaar ganz friedlich auf einer Parkbank, ein fast schon idyllisches Bild. Ganz bekannt, aber ich komme nicht drauf – ist das Holocaust? Dann aber kommt man näher und man sieht, die beiden sind tot. Vor ihrer Abholung und Deportation mit, sagen wir mal, Schlaftabletten selbst vergiftet. +++ Heute morgen im Radio hatten sie gesagt, das kommt jetzt ein bisschen Oberschüler-intellektuell angehaucht. Sie hatten gesagt, vor einhundert Jahren wurde Paul Celan geboren, den Nachnamen unterstreicht mein Rechtschreibprogramm mit dem Rotstift als Fehler – Annenmaykantereit allerdings auch. +++ Untertitel des Bildes heute: Wohin soll das führen mit der verdammten Panoramafotografie?!

 

Überschrift inspired by: Jannowitzbrücke (Berlin-Mitte), erstmals erbaut 1822, verändert und zerstört, neu wieder aufgebaut, verbindet Luisenstadt und Stralauer Viertel.

Überschrift also inspired by: Todesfuge (Gedicht) © Paul Celan, 1944/45

Lyrics: Funny Treats © Get Well Soon, 2020

Der Grüffelo (The Gruffalo, Kinderbuch) © Julia Donaldson/Axel Scheffler, 1998

Gegenwart © Annenmaykantereit, 2020

Lay Lady Lay © Bob Dylan, 1969

Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss (vierteilige TV-Miniserie) © Marvin J. Chomsky (Regie), USA 1978

Paul Celan (* 23. November 1920 als Paul Antschel in Czernowitz, Rumänien; † verm. 20. April 1970 in Paris, Suizid), deutschsprachiger Lyriker