She Cries On Every Tune / Ich find‘ das besser: Taucher.

Deep Fuck Records: Jürgen Stalin – Music Feels Better With You © Kai Heimberg (Foto), 2017 / Kai von Kröcher (Layout), 2021

 

Anybody listening, the city’s on fire, the town is burning down. +++ Ist Ihnen aufgefallen, dass man die Joachimsthaler Straße seit 2014 wieder mit „th“ schreibt, wie es sich letztlich auch gehört? Dem Vorschlag zur Rückbenennung hatten CDU und Piratenpartei in der Bezirksverortnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf damals zugestimmt, während Grüne und SPD zunächst unschlüssig reagierten. +++ Das Plattencover (oben) kommt Ihnen vermutlich bekannt vor; in einer vorläufigen Version hatten wir es hier bereits letzten Freitag. +++ Darf man Gewaltherrscher als Künstlernamen zweckentfremden, oder verstößt das gegen die Gesetze des guten Geschmacks? Oder bestimmt am Ende doch einfach der Markt die Gesetze? +++ Das wäre nämlich die Frage. +++ Weitere Fragen, die mich seit längerem schon beschäftigen: Woher weiß man, dass sich das Klima an eine Obergrenze von anderthalb Grad Celsius halten wird? Und wie hält Armin Laschet es mit dem Rosenmontagsumzug im kommenden Frühjahr? +++ Für das gelungene Coverfoto vielen herzlichen Dank an Kai Heimberg!

 

Überschrift inspired by: Teardrops © Womack & Womack, 1988

inspired by: Da war so viel los © Udo Lindenberg & das Panikorchester, 1975

Lyrics: Fire © Ayo, 2013

Иосиф Виссарионович Сталин (* 6. bzw. 18. Dezember 1878 in Gori, russisches Kaiserreich; † 5. März 1953 in Kunzewo bei Moskau), kommunistischer Diktator georgischer Herkunft

Armin Laschet (* 18. Februar 1961 in Aachen, Ortsteil Burtscheid), dt. Politiker

Back to Nature / Gentlemen take Polaroids.

Oktapolaris: Wuhlheide, Berlin © Kai von Kröcher, 2021

 

The girl was never there, it’s always the same, I’m running towards nothing again and again and again and again.

 

Überschrift inspired by: Back to Nature © Magazine, 1979

Überschrift also inspired by: Gentlemen Take Polaroids © Japan, 1980

Lyrics: A Forest © The Cure, 1980

MS Franziska / Postcards from Italy.

Auf Robbenjagd im Wattenmeer: MS Nordfriesland © Kai von Kröcher, 2021 (Oktapolaris, Rohschnitt)

 

1990 gab es einen Sänger, jedes Kind und jeder alte Mann kannte seine Songs. +++ Manche Quellen führen mich bereits als Wegbereiter der oktapolaren Fotografie, das ehrt mich natürlich. +++ Auf der Nordseeinsel dort oben hatte ich ständig irgendwelche längst vergessenen Textfetzen aus Udo-Lindenberg-Songs auf den Lippen – einmal beim Frühstück zitierte ich gedankenverloren und unverhofft von der LP Votan Wahnwitz: „Ich mach‘ einen Zirkus auf.“ Mein Sohn starrte mich fassungslos an: „Duuuuu?!!“ +++ Irgendwie hätte ich immer schwören können, auf der MS Franziska habe neben Paul Dahlke Marianne Hoppe in der Hauptrolle gestanden. Sagt man das so? Von der Hoppe allerdings nicht die geringste Spur. +++ Kubismus muss Luxus sein!

 

Überschrift inspired by: MS Franziska (achtteilige Familienserie über die Rheinschifffahrt) © Südwestfunk/Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, D 1977

Überschrift also inspired by: Postcards from Italy © Beirut, 2006

Lyrics: Gene Galaxo – 1990 © Udo Lindenberg & das Panikorchester, 1976

Da war so viel los © Udo Lindenberg & das Panikorchester, 1975

Glücklich mit der Bachmann © Graf Tati, 2007

Marianne Stefanie Paula Henni Gertrud Hoppe (* 26. April 1909 in Rostock; † 23. Oktober 2002 in Siegsdorf/Oberbayern), dt. Schauspielerin

Philosophienseele / Growing up in Public.

Kontrolleure ahnen Betrug: Kotti-Kind, Coming of Age © Kai von Kröcher, 2021

 

She’ll expose you when she snows you. +++ Wussten Sie, dass Harald Glöööckler bürgerlich Harald Glöckler heißt? +++ Gestern Abend bekam ich eine SMS, es lief wohl gerade die sorgenumwobene Sachsen-Anhalt-Wahl: „Dem Höcke kann ich nie wirklich böse sein, der hat original deine Augen!“ +++ Jetzt ist es raus. +++ Währenddessen war ich gerade mit meinem Sohn draußen auf Tour. Er besitzt mehrere Fahrzeuge und hatte sich gestern fürs Bobby-Car entschieden. Der Vorteil daran: falls er den Trödelgang eingelegt hat, gibt es hinten dran eine Stange zum Schieben. Jedenfalls waren wir auf dem sonnendurchfluteten Heimweg, die Menschen saßen auf der Admiralbrücke und genossen die Freiheit. Otto fuhr vor mir her und spreizte ständig den linken Arm ab beim Fahren. Warf ihn so von sich und zog ihn dann wieder steif an sich ran. Im Prinzip wie ein Hitlergruß. Also, ich meine das, was Hitler selbst immer gemacht hat; der war ja der einzige, der in dem Sinne keinen Hitlergruß machen musste. +++ Sagt man das noch: ‚Hitlergruß‘? +++ Jedenfalls dachte ich so, was macht er da eigentlich die ganze Zeit? Irgendwann fragte ich ihn: „Sag mal, was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“ „Ich rauche.“ +++ Eben bei den Quellenrecherchen hörte ich mich wieder einmal ein bisschen durch Graf Tati & Les Alles. Der perfekte Soundtrack für einen strahlenden Frühhochsommertag wie heute, als Einstieg empfohlen: Heroin Top Model (Kotti-Kind-Remix) © Graf Tati & Les Alles, 2020, checken Sie’s aus! +++ Nur, dass der Anfang mich an irgendetwas erinnert, und ich komme nicht drauf. +++ Und das macht mich verrückt. +++ Ach so: Der eigentliche Joke, den ich heute als Aufmacher bringen wollte: „Was haben Höööcke und Glöööckler und Kröööcher gemeinsam“ – nur was für Insider!

 

 

Überschrift inspired by: Sophiensäle | Sophienstraße 18 | 10178 Berlin

Überschrift also inspired by: Growing Up In Public © Lou Reed, 1980

Bildunterschrift inspired by: Berlin © Ideal, 1980

Bildunterschrift also inspired by: Heroin Topmodel © Graf Tati & Les Alles, 2020 

Lyrics: Bette Davis Eyes © Kim Carnes, 1981 (Cover)

Harald Glöööckler (* 30. Mai 1965 in Maulbronn-Zaisersweiher), Modedesigner und Unternehmer

Björn Höööcke (* 1. April 1972 in Lünen), rechtsextremer deutscher Politiker

Kai von Kröööcher (21. März 1964 in Braunschweig), deutscher Fotograf und Philosoph

Dave Dee, Dozy, Beacky, Mick and Tich / Wer leiden will, muss fühlen.

Und keiner weiß mehr, wie es früher war: Oktapolaris, Grunerstraße © Kai von Kröcher, 2021

 

No need to run and hide, it’s a wonderful life. +++ Auf dem Weg von der Kita zurück fließen einem immer so druckreife Philosophien durch den Kopf, zu Hause angekommen sind sie vergessen. +++ Von der Festplatte gelöscht, sozusagen. +++ Wie finden Sie das Bild eigentlich heute? Das war ein sonniger Tag im März dieses Jahr, da war ich zu Fuß von zu Haus bis zum Alexanderplatz spaziert – und zurück. Die zerrissene Stadt – am eingebauten Schrittzähler gemessen erstaunlich wenig. +++ Und was haben Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick und Tich mit der Sache zu tun?

 

Überschrift inspired by: Don’t Get Weird On Me, Babe © Lloyd Cole, 1991

Bildunterschrift taken from: Flugzeug ohne Räder © Keimzeit, 1990

Lyrics: Wonderful Life © Black, 1986

Disziplin und Lebensfreude / Wiederherstellungsmodus.

Von wo wir sind, können wir die Berge seh’n: Leipzig, Oktapolaris (feat. Gentleman of the Year) © Kai von Kröcher, 2021

 

Von wo wir sind, können wir die Berge seh’n. +++ Lustig: Gestern dachte ich kurz, ich poste hier einfach mal eine Fake-Nachricht. Dass in den letzten zwei Jahren nämlich irgendein Unbekannter unter meinem Namen regelmäßig diesen ganzen Unsinn hier geschrieben und zu verantworten hat. Das fand ich zum Brüllen komisch. Irgendwo zwischen dem Home-Office und dem fabulous Netto-Markendiskount lag ich im Rinnstein und kringelte mich vor Amüsement. +++ Wie gesagt, eine Fake-News. +++ Was aber tatsächlich sehr lustig ist an der Sache: Als ich mich gestern an meinen Zentralrechner setzte, lag im Mailfach die Message, auf meiner Webseite gebe es Probleme, einige Plugins seien fehlerhaft. Was immer das sein mag – es funktionierte jedenfalls gar nichts mehr. Nüscht. Nicht mal anschauen ließ sich die Seite noch. +++ Und dabei wollte ich heute doch einfach nur einem befreundeten Künstler zum Geburtstag gratulieren – und zu dem, was er da aktuell gerade treibt. +++ Gentleman of the Year: Schade, dass man auf dem Bild (oben) nichts erkennt! +++ Aber wenigstens komme ich heute wieder rein, das ist ja nun auch schon mal was. Jetzt noch die Daumen drücken, dass das mit dem sogenannten Wiederherstellungsmodus auch wirklich funktioniert. +++ Internet, Alter! – da machste was mit, sage ich Ihnen!

 

Überschrift inspired by: Disziplin und Lebensfreude © Kai von Kröcher, 2021

Überschrift also inspired by: Wiederherstellungsmodus © Internet, 2021

Lyrics: Nahuel Huapi © Bilderbuch, 2021

Mitleid ist eine kühle Institution / Das Dasein ein Bienenstock.

Pfingstmontagabend – über dem Plattenbauviertel neigt die Sonne dem Untergang sich entgegen © Kai von Kröcher, 2021

 

Du stehst im Garten und weinst, aber du lächelst dabei.

 

Überschrift inspired by: Berlin, Schlesischer Bahnhof (Roman) © Julius Berstl, (?)

Lyrics: Mira © Die Höchste Eisenbahn, 2013

Er kommt spät, dieses Jahr, aber er kommt / A phrase we keep repeating.

Frühling in Zeiten der Pandemie: Urbanhafen mit Baum © Kai von Kröcher, 2021

 

Mars ain’t the kind of place to raise your kids, in fact it’s cold as hell. +++ Irgendwann hätte ich gerne diese 15 Minuten, in denen ich nicht berühmt sein werde.

 

Überschrift inspired by: Seasons in the Sun © Terry Jacks, 1974

Überschrift also inspired by: Nuestra Victoria © Marinero, 2021

Lyrics: Rocket Man © Elton John, 1972

Inspired by: I Can’t Read © Tin Machine, 1989

Dedicated to: Jordan von Kröcher (* 27. April 1928 in Magdeburg; † 17. Dezember 2005 in Vallstedt, Niedersachsen)

Still Fire in Bone / Die gelassene Überlegenheit der modernen Handyfotografie

Rostock-Lichtenhagen: Stil-Ikone der Nachwendezeit (Original-Foto: Martin Langer, 1992) © Kai von Kröcher, 2021 (Handyfotografie)

Bodo Bär auf der Baustelle: Skalitzer Straße © Kai von Kröcher, 2021 (Handyfotografie)

Körtestraße: Deko-Idee zur Nach-Weihnachtszeit © Kai von Kröcher, 2021 (Handyfotografie)

Heimweg vom Einkaufen mit Sohn: Urbanhafen © Kai von Kröcher, 2021 (Handyfotografie)

Urbankrankenhaus: Schlafzimmerblick auf den Parkplatz zur Blauen Stunde © Kai von Kröcher, 2021 (Handyfotografie)

 

Am 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirge. +++ Vor vielen Jahren einmal fuhr ich, und anscheinend wird das wohl kurz vor einem Geburtstag gewesen sein – meinem neunundvierzigsten sehr wahrscheinlich. Alleine saß ich im Auto und fuhr über den teils noch verschneiten Riedbergpass – rechts und links der Straße zumindest –, den immerhin höchsten befahrbaren Gebirgspass in Deutschland. Im Radio lief – da hatte ich, glaube ich, Bayern zwei eingeschaltet, die Kulturwelle des Bayrischen Rundfunks, das verlieh der Landschaft etwas Gebildetes. Da die Sendung aus München kam, wunderte ich mich nicht, dass es um Meister Eder ging und um den Monaco, um Gustl Bayrhammer und Helmut Fischer nämlich. +++ Doch worauf will ich hinaus? +++ Mit den Killers verhielt sich das irgendwie immer seltsam: Hot Fuzz, dieses „blaue“ Album von 2004 – im Club damals spielte ich das in der Anfangszeit rauf und runter. Allerdings – ob der Sänger danach eine Stimmtransplantation hatte vornehmen lassen oder so, keine Ahnung. Von da an jedenfalls, wann immer diese Band etwas Neues herausbrachte, ich musste mich (sprichwörtlich) jedesmal übergeben. Angeekelt musste ich das Radio direkt ausschalten. +++ Mein Sohn übrigens ist nicht nur Fan von Baustellen und Baufahrzeugen – er liebt auch die Blaue Stunde. Von daher ein paar dieser Fotografien heute da oben. +++ Nina Kunzendorf zum Beispiel, da hatte ich mir neulich einen Podcast angehört: Sie hat ein beinah erotisches Faible für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, wie es klang – wie viele Stunden habe ich früher auf dem Traktor verbracht! +++ Wo waren wir stehengeblieben? +++ Auf Bayern II jedenfalls hatten sie über Helmut Fischer und Gustl Bayrhammer gesprochen. Und darüber, dass beide erst im Alter von über fünfzig ihre Berufung zum Schauspieler erfüllt fanden, obwohl mir das Quatsch zu sein scheint. Oder die Erinnerung spielt mir einen Streich. Jedenfalls fuhr ich da oben über den Riedbergpass gerade vor meinem neunundvierzigsten Geburtstag, und ich dachte: ‚Dann bleibt dir noch Zeit!!!‘ +++ Dieses ikonische Foto da oben mit dem Typen da in dem Deutschlandtrikot mit dem Hitlergruß und dem Pissfleck in der Hose – als ich da neulich an dem Plakat vorbeilief. Ich fragte mich jedenfalls, ob der eigentlich nie gegen die Veröffentlichung dieses Bildes geklagt hat. Recht auf das eigene Bild, und so weiter. Oder ob man mit so einem Foto direkt sämtliche Bürgerrechte aberkannt bekommt. Oder ob er durch dieses Bild eine Person des öffentlichen Lebens geworden ist, ein Perpetuum Mobile, sozusagen. Oder ob er vielleicht fürstlich entschädigt worden ist. Und ob ihm das alles denn wenigstens furchtbar peinlich ist. Oder einfach nur scheißegal. Und ist er nicht vielleicht längst schon tot? Oder ein treu sorgender Familien- und Großvater?

 

Überschrift inspired by: Fire In Bone © The Killers, 2020

Überschrift also inspired by: Die Überlegenheit der modernen Handyfotografie © Kai von Kröcher, 2021

Textauszug aus: Lenz (Erzählung) © Georg Büchner, 1835/1839

Bildunterschrift u.a. inspired by: Bodo Bär auf der Baustelle (Kinderbuch) © Hartmut Bieber, 2005

Riedbergpass, in den Allgäuer Alpen gelegen und 1405 m ü. NHN höchster befahrbarer Gebirgspass in Deutschland 

Adolf Gustav Rupprecht Maximilian „Gustl“ Bayrhammer (* 12. Februar 1922 in München; † 24. April 1993 in Krailing), bayerischer Volksschauspieler

Helmut Fischer (* 15. November 1926 in München; † 14. Juni 1997 in Riedering/Chiemgau), dt. Schauspieler und bayerischer Volksschauspieler

Nina Kunzendorf (* 10. November 1971 in Mannheim), dt. Schauspielerin

Rostock-Lichtenhagen, zwischen dem 22. und 26. August 1992 berühmt und berüchtigt geworden durch die schlimmsten rassistischen Ausschreitungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Verworrene Städte / You’ll have to scream louder.

Deep Fuck Records: Karl-Marx-Allee, Neukölln © Kai von Kröcher, 2018/2021

 

Oooh, nothing’s ever gonna really be the same right after this.

 

 

Überschrift inspired by: Verworrene Städte (Lyrik) © Sylvia von Harden, 1920

Überschrift also inspired by: You’ll Have to Scream Louder © Tindersticks, 2020 (Cover) 

Lyrics: Petrol Fumes © Billy Nomates, 2021