Porträt der Journalistin Sylvia von Harden / The Whole of the Moon.

Oktapolaris: Ecke Dimitroff © Kai von Kröcher, 2020

 

There’s nothing in this world I really miss. +++ Kennen Sie zufällig auch dieses Gefühl, wenn es Frühling wird? Er schon in der Luft liegt, sich aber nicht greifen lässt? +++ Das verlorengegangene Bild von gestern dagegen ist später dann doch noch aufgetaucht (oben) – da war ich zuerst wohl wieder einmal etwas verpeilt gewesen: Ich hatte anfangs – es war noch vor sieben in der Früh; in den Baumkronen draußen deutete sich ein klarer und sonniger Morgen an. +++ Die erste Stunde jedenfalls bin ich noch im Bett sitzengeblieben, hatte mir eine dampfende Tasse Bohnenkaffee daneben gestellt. Am Bild gearbeitet und es auf dem Schreibtisch abgespeichert. Später irgendwann dann stürzte Old Photoshop ab, und da verlor sich plötzlich die Spur: Alles für’n Arsch, wie Friedrich Merz es vielleicht ausdrücken würde. Vermeintlich für’n Arsch, weil, aber ist ja egal. +++ Das Bild von der Schönhauser Allee jedenfalls wollte mir anfangs, letzten Herbst also. Mehrere Stunden hatte ich da an der Kreuzung gestanden. +++ Mein erster Freund in Ost-Berlin seinerzeit, der Republikflüchtling Franz. Vor seiner Flucht nach Moabit oder Charlottenburg hatte er da seine Wohnung gehabt, Dimitroffstraße – und bald nach dem Mauerfall ist er dort wieder eingezogen. Eine komische Vorstellung, da denkt man, man kommt niemals wieder zurück. Und dann, nur Monate später. Da steht dann das Frühstücksgeschirr noch auf dem Tisch, die Schrippen noch warm. +++ Bildlich gesprochen. +++ Franz jedenfalls, und daran muss ich an dieser Ecke jedesmal denken – ohne Quatsch, jedes Mal! Er hatte hochgezeigt auf das Dachgeschoss des Hauses da auf der Spitze (auf dem Bild fast ganz rechts). Und trocken gesagt: „Da oben hatte Otto Dix sein Atelier.“ Das kam mir auf eine Art so verwunschen vor. +++ Anfangs jedenfalls fand ich das fertige Bild (oben) völlig misslungen. Mehrere Stunden an der Kreuzung für’n Arsch – neulich fiel es mir dann eher durch Zufall nochmals in die Hände: Heute nun also das ganze wunderbare Stück…

 

Überschrift inspired by: Porträt der Journalistin Sylvia von Harden © Otto Dix, 1926 (Musée National d’Art Moderne, Paris – auch: „Bildnis der Journalistin Sylvia von Harden“)

Überschrift also inspired by: The Whole of the Moon © The Waterboys, 1985

Lyrics: Petrol Fumes © Billy Nomates, 2021

Wilhelm Heinrich Otto Dix (* 2. Dezember 1891 in Untermhaus, Gera; † 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel), dt. Maler und Grafiker

Sylvia von Harden (* 28. März 1894 in Hamburg; † 4. Juni 1963 in Croxley Green/Hertfordshire), dt. Lyrikerin und Journalistin

Berlin – Ecke Schönhauser (DEFA-Spielfilm) © Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch), Gerhard Klein (Regie), DDR 1957

Ein unmöglicher Mensch / Ich möchte es einmal besser haben als mein Kind.

Ecke Dimitroff: Ich möchte es einmal besser haben © Kai von Kröcher, 2020

 

Brucie dreams life’s a highway, too many roads bypass my way – or they never begin. +++ Beim frühmorgendlichen Sonnenspaziergang heute zum Bäcker musste ich komischerweise an Martenstein meine Urgroßtante Bertha denken. Im Kopf hatte ich dabei ein Schwarzweißbildnis Rosa Luxemburgs, doch ganz bestimmt will ich Bertha nicht zur linken Revoluzzerin stilisieren, das wäre Quatsch. Ich kannte sie (naturgemäß) leider nicht, aber zumindest war sie, wie es in verschiedenen Quellen da heißt. Sie war Sozialreformerin – und Mitbegründerin der Vereinigung Konservativer Frauen (VKF), was auch immer das beides gewesen sein mag. Vor allem aber, und bis vor kurzem war mir das absolut nicht bekannt – jedenfalls: Ihr Leben lang war sie nie verheiratet, lebte stattdessen ganz offensichtlich in einer Beziehung mit der Schriftstellerin Adeline Gräfin zu Rantzau, was mir, so als Laien, für die damalige Zeit dann doch über das gewöhnliche Quäntchen ungehörig und revolutionär und gar nicht so übertrieben konservativ erscheint. +++ Auch Bertha veröffentlichte mehrere Bücher, aber besonders interessant dabei finde ich, dass die Rantzau und meine Urgroßtante einige Zeit in der Künstlerkolonie Worpswede verlebten, möglicherweise sogar – aber das ist jetzt reine Spekulation oder Wunschdenken. Möglicherweise jedenfalls zu der Zeit, als auch Paula Modersohn-Becker dort in Worpswede lebte und arbeitete (und verstarb). +++ Die Welt ist ein Dorf; was mich am Leben aber am allermeisten so fertig macht, ist, dass das alles immer so vergänglich sein muss – und dass sich schon bald keine Sau mehr an irgendwen oder -was erinnert. +++ Im übrigen muss es für mich keinen Frauentag geben – bei mir sind rund um die Uhr, 24 Tage die Woche, alle Menschen gleich – außer Doofe. +++ Wie sagt mein Sohn Otto immer so schön: „Man(n) kann über den Papa sagen, was man will – aber ein Sssrein (Schwein/Anm.d.Red.) ist er nicht.“ +++ P.S.: Das Bild heute (oben) wäre eigentlich wesentlich breiter gewesen, ein Cinemascope sozusagen. Ist mir bei der Bearbeitung vorhin allerdings abgekackt, das war irgendwie blöd – das Bild selbst dagegen war super…

 

Überschrift inspired by: Ein unmöglicher Mensch (Drama) © Adeline zu Rantzau/Verlag Martin Warneck, Berlin, 1906

Überschrift also inspired by: Ich möchte es einmal besser haben als mein Kind © Kai von Kröcher, 2021

Lyrics: Cars and Girls © Prefab Sprout, 1988

Rosa Luxemburg (* 5. März 1871 als Rozalia Luxenburg in Zamość, Kaiserreich Russland; † 15. Januar 1919 in Berlin), Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung

Bertha von Kröcher (* 24. Mai 1857 auf Schloss Isenschnibbe, Altmark; † 12. März 1922 in Berlin), dt. Sozialreformerin und Schriftstellerin

Adeline Gräfin zu Rantzau (* 26. Juni 1867 in Rastorf, Schleswig-Holstein; † 29. September 1927 in Kiel), dt. Schriftstellerin

Paula Modersohn-Becker (* 8. Februar 1876 in Dresden; † 20. November 1907 in Worpswede), dt. Malerin und bedeutende Vertreterin des Expressionismus

Internationaler Frauentag (8. März – International Women’s Day, IWD), entstanden auf Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

Otto (* 15. September 2018), dt. Sohn

Uhlandstraße, zurückbleiben / Du gehörst nicht nach Plus.

Fiktives Vinyl: Fernwärme Chantal – Netto Marken-Discount (für Wolf Klein) © Kai von Kröcher, 2021

 

And I couldn’t awake from the nightmare that sucked me in and pulled me under. +++ Erinnert sich da draußen an den Radiorekordern einer noch an den Plus Markendiscounter am Kottbusser Tor? Ich bin damals ja eher zu Minus gegangen, da gab es wenig fürs Geld. +++ Aber mal ohne Quatsch: Anja Maria erzählte mir einst eine Geschichte, die hat sich als Evergreen in meine Synapsen gebrannt. +++ Ein Faible für Plus seinerzeit hatte auch der von mir sehr geschätzte und hochdekorierte Künstler Wolf Klein – der setzte der Warenhandelsgesellschaft nicht nur nach deren Übernahme durch Netto lange noch wundersame Hommagen. Wolf Klein betrieb auch längere Zeit auf dem U-Bahnhof Möckernbrücke den Blumenladen – eine Galerie ausschließlich mit fotografierten Blumen. Darüber schrieb er dann lustige, böse Geschichten, die endeten stets mit dem Bahnhofsvorsteher: „Uhlandstraße – zurückbleiben, bitte!“ +++ Anja Maria hatte ich auf der U15 von Uhlandstraße nach Kreuzberg zurück kennengelernt, bepackt mit den Weihnachtseinkäufen von ’97: „Schlesisches Tor – zurückbleiben, bitte!“, da schließt sich ein Kreis. +++ Und Anja Maria erzählte halt diese Geschichte, sie erzählte immer sehr tolle Geschichten. Da war sie einkaufen bei Plus am Kottbusser Tor – der war damals da, wenn ich nicht irre, wo heute Dirk Rossmann seine Drogerie hat. Sie stand da relativ weit abgeschlagen in der Schlange zur Kasse, und vorne stockte der Ablauf, ein Tumult bahnte sich an. Ein Kunde beschimpfte, glaube ich, die Kassiererin wegen des Kopftuchs, das sie während der Arbeit trug. +++ Bahnhofsvorsteher? +++ Das zog sich jedenfalls alles sehr hin, da bei Plus. Langsam wurden die Leute unruhig, wollten bezahlen. Der außer sich wetternde Kunde ließ aber nicht locker, die Kassiererin saß wehrlos da und perplex. Lautlos begannen die Leute zu murren, während vorne politische Zustände in der Türkei angeprangert wurden: Mit ihrem Kopftuch gehöre sie hier nicht her, stauchte der Kunde sie zusammen. Und jetzt, nach zähen Stunden des Wartens – da regte sich ein recht runtergekommener dürrer Mann in der Schlange, in meiner Vorstellung schwirrten Fliegen um seinen Kopf. Der bäumte sich sozusagen auf doppelte Körpergröße auf. Für einen Moment lang lag eine gespenstische Stille über der Szenerie. Die Frau mit dem Kopftuch gehörte also nicht nach Deutschland, eine verfahrene Situation. Und jetzt kommt der verlauste Typ mit den Fliegen um den Kopf in Spiel – er hebt seine Stimme. Nachdem der ganze Laden eine gefühlte Ewigkeit lang in einer sprachlosen Blase gefangen war. Die Kassiererin gehört nicht nach Deutschland, wir erinnern uns. Und nun kommt der resolute, trockene Return von dem Typen weit hinten: „Und du gehörst nicht nach Plus!“ +++ Hätten Sie denn die Pointe besser erzählt? +++ Von Facebook vor zwei Stunden der Hinweis: „Die Seite Ihr seid solche Fucker verstößt durch vulgäre Ausdrücke gegen unsere Richtlinien.“ +++ Und Wolf Klein hat heute Geburtstag – herzlichen Glückwunsch! Sollten heute nicht auch Blumenläden und Friseure endlich wieder öffnen?!

 

Überschrift inspired by: Uhlandstraße, zurückbleiben © Wolf Klein, (?)

Überschrift also inspired by: Du gehörst nicht nach Plus!

Lyrics: So Real © Jeff Buckley, 1994

Plus Warenhandelsgesellschaft mbH (1972 – 2019), Tochter der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG mit Sitz in Mühlheim an der Ruhr

Netto Marken-Discount | Urbanstraße 122 | 10967 Berlin-Kreuzberg

https://www.instagram.com/wolf.klein

Eins, null, fünf, drei, null, vier, sechs, vier, fünf, drei / Dann geh doch zu Netto.

Hey, du: Netto Marken-Discount, Urbanstraße 122 © Kai von Kröcher, 2021 (Repro)

 

I was waiting for the bus one day. +++ Tinder 1.0 (Version ’93): Was ist das für eine Frau, die sich fünf Stunden in der Gemüseabteilung aufhält? Und kommt in den Einkaufswagen bei Netto eigentlich nicht ein 1-Euro-Stück? +++ Vielleicht habe ich während des Lockdowns bislang auch einfach nur zu viele Krimis im Fernsehen geschaut…

 

Überschrift inspired by: Graf Zahl © Paul Kalkbrenner, 2021

Überschrift also inspired by: Netto Marken-Discount | Urbanstraße 122 | 10967 Berlin

Lyrics: Caroline © Arlo Parks, 2020

16 Uhr 50 ab Paddington („Murder She Said“, mit Margarete Rutherford als Miss Marple) © Agatha Christie (Drehbuch), UK 1961 

The Ice Maiden / Fünf, sechs, vier, sechs.

Fiktives Vinyl: Der feige Mensch – Das Bersten von Sellerie © Kai von Kröcher, 2021

 

Wir sind sehr stolz auf Katharina Witt, Katharina. +++ Gestern zum ersten Mal mit dem Sohn auf dem Eis: Der Urbanhafen füllte sich gerade mit Schlittschuhläufern, als hinter den Hügeln der Polizeiapparat sich in Position brachte: Einen Tag vorher erst war im Treptower Park ein Eisbader nach drei Stunden Suche unter dem Eis geborgen worden – in solchen Fällen kann man Menschen angeblich sogar noch nach sechs Stunden reanimieren, theoretisch wäre das möglich. +++ Heißt es.

 

Überschrift inspired by: The Ice Maiden © Prefab Sprout, 1990

Überschrift also inspired by: Graf Zahl © Paul Kalkbrenner, 2021

Lyrics: Born in the G.D.R. © Sandow, 1990

Schuhe aus dem Darknet / Nildelta-Blues.

Fiktives Vinyl: Froh ist, wer jetzt ein Zuhause hat (Alexanderplatz) © Kai von Kröcher, 2020/2021

 

How was she to know just how much he cared. +++ Bis vor kurzem noch sagte so mancher Früh- bis Mittelfrühgeborene zu meinem Sohn, „Mensch, du siehst ja aus wie Brian Connolly!“ (Brian Connolly: Sänger der Sweet, Träger der Brian-Connolly-Frisur/Anm.d.Red.). +++ Mittlerweile aber tragen wir beide, Otto und ich – wir tragen jetzt beide stolz und zufrieden den auch in dieser Saison wieder modernen und flotten Lockdown-halb-über-die-Ohren-Haarschnitt: Auch bei mir ist am Sonntag die Altersmatte endgültig gefallen. +++ Mein Korrekturprogramm übrigens streicht „Brian Connolly“ nicht an – im Gegensatz zum Beispiel zu „Martenstein“. +++ Vorgestern Abend, besagter Sonntag. Nach Einbruch der Dunkelheit führte ich meine Lockdownfrisur eine Runde durch den literarisch gesprochen kniehohen Schnee, an solchen Tagen kann man nicht einfach zu Hause herumsitzen. Auf dem Heimweg zurück vom Admiralbrückenspäti, relativ betrachtet waren fast keine Menschen unterwegs: Am Planufer kam mir die Silhouette eines Mannes entgegen, in einiger Entfernung folgte ein Hund. Der sich bei näherer Betrachtung allerdings als ein Wolf ein Fuchs entpuppte; entspannt und gelassen trottete er in Streichelnähe (Mindestabstand nach der virologischen A-H-A-Regel) unbeeindruckt an mir vorüber. Zweihundert Jahre früher hätte ich ihn erlegt wegen des kostbaren Pelzes, den er trug. +++ Wie war doch gleich nochmal der Running Gag von mir immer zu meinem Sohn? „Man kann über den Papa sagen, was man will – aber ein Schwein ist er nicht!“ +++ Bei der Begegnung mit dem Fuchs jedenfalls – ich weiß ja nicht, ob man im Nildelta „den Blog“ regelmäßig liest, aber ganz liebe Grüße!

 

Überschrift inspired by: Intro © Jan Delay, 2021

Überschrift also inspired by: Robert Leroy Johnson (* 8. Mai 1911 als Robert Leroy Dodds in Hazlehurst, Mississippi; † 16. August 1938 in Greenwood, Mississippi), König des Delta Blues‘

Lyrics: Alexander Graham Bell © The Sweet, 1971

Bohemian Rhapsody © Queen, 1975

Orts- und Zeitbestimmung von Gegenständen / Sehnsuchtsort Schwarzes Loch.

Deep Fuck Records: Blick aus der Greifswalder in die Christburger Straße nach Westen © Kai von Kröcher, 1999/2021

 

Everything’s in order in a black hole. +++ Den harmlosen Scherz auf dem Cover bitte ich großmütig zu verzeihen, der fiel mir gerade so ein! +++ Wer erinnert sich noch an die hochherrschaftliche Zweier-WG damals im Prenzlauer Berg? Ganz früher einmal, in dunkleren Zeiten, soll die Wohnung von einem Arzt, einem freundlichen Nationalsozialisten, bewohnt worden sein – woher wir diese Information hatten: keine Ahnung…

 

Überschrift inspired by: We Are Bellingcat – An Intelligence Agency for the People (Sachbuch) © Eliot Higgins, 2021

Überschrift also inspired by: Black Hole Sun © Soundgarden, 1994

Lyrics: Flourescent Adolescent © Arctic Monkeys, 2007

Schnee von gestern / Jetzt erst recht.

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Blick vom Karstadt-Parkhaus rüber zur Neuen Welt © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: halbstark, Gneisenaustraße © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Urbanhafen mit Barschiff Pik-As © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Urbanhafen mit Fraenkelufer 48 © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Trulla am Zickenplatz vor Café Achteck © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Oranienstraße mit VW-Polo © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: LPG am Mehringdamm © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

 

Und ich weiß, du bleibst für immer, die Alben sind voll mit unseren Bildern. +++ Seltsam war gestern nur, ich hatte mir diese Bilder angesehen, die Jungs da beim Eishockey: In dem Haus, ein paar Winter später bin ich da eingezogen, drei Fenster da oben unter der Dachrinne. Und noch einmal zwanzig Jahre später dann wieder raus auf die andere Seite, ist ja egal. Jedenfalls, in diesen Wintern ist es echt lange kalt gewesen, wochenlang bis zu zwanzig Grad unter Null, glaube ich. +++ Gibt es ja heute nicht mehr, keine drei Tage. +++ Doch als ich gestern dann aus dem Haus ging, da waren die ersten fünf Kids auf dem Eis, Mädchen auf Schlittschuhen, lachende Mütter am Ufer. Ich dachte, baut keinen Scheiß – ich will euch nicht gleich hier aus dem Wasser ziehen. +++ Ich bin dann schnell weiter, letztens den Schrittzähler am Handy entdeckt, tagelang laufen. +++ Als ich zurückkam, war immer noch keiner eingebrochen – hatten sich allerdings auch nur zwei Meter weit auf den Kanal raufgetraut.

 

Überschrift inspired by: Tage des letzten Schnees (Fernsehfilm nach dem Roman von Jan Costin Wagner, mit Henry Hübchen, Barnaby Metschurat u.a.) © ZDF, D2019

Überschrift also inspired by: Stirb langsam: Jetzt erst recht (Die Hard with a Vengeance), mit Bruce Willis u.a. © John McTiernan (Regie), USA 1995

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Unbelievable / And it’s sure been a long cold Winter.

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Exil am Paul-Lincke-Ufer © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Commerzbank am Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: ‚Türkenmarkt‘ am Maybachufer © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Winterlager am Erkelenzdamm © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Hasenheide mit Garnisonkirche © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Zickenplatz mit Café Achteck © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Oranienstraße mit VW-Polo und Kogge © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Kottbusser Brücke (im Rücken die Ankerklause) © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Kottbusser Straße mit Weihnachtseinkäufen © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

 

Whether you live or die or just forget about your life. +++ Heute mal keine Plattenhülle. +++ Getreu Carly Simons altem James-Bond-Motto („I wasn’t looking but somehow you found me“) – aber auch das ist wieder mal Quatsch: Auf der Suche nach einem Foto aus alter Zeit nämlich stieß ich heute auf einige Winterbilder. Wie Beate von Storch einst selbstsicher sagte: „Der Sonne ist es egal, ob wir Grünkernbratlinge essen oder nicht“, oder so ähnlich. +++ Bilder aus dieser Kreuzberg-Serie ziehe ich alle paar Jahre mal aus dem Hut – beziehungsweise: Dias, wie Gott sie schuf, direkt aus dem Scanner. Manches haben Sie hier schon gesehen, was schert es die Eiche. +++ Beim Frühstücken mit meinem Sohn vor ein paar Tagen spielten sie Unbelievable von EMF im Radio hinten im Hintergrund, und während ich noch darüber grübelte, von wem oder was das gleich noch mal war – da stellte Otto sich auf seinen Kinderstuhl-Klassiker und fing spontan an zu tanzen. +++ Das war’s dann auch schon wieder für heute, irgendwas wollt‘ ich noch sagen.

 

Überschrift inspired by: Unbelievable © EMF, 1990

Überschrift also inspired by: Winter © The Rolling Stones, 1973

Lyrics: You’re Tender And You’re Tired © Manic Street Preachers, 1998

Nobody Does It Better © Carly Simon, 1977

Beate von Storch (* 27. Mai 1971 in Lübeck), dt. Intellektuelle

Sampler Vol. 1 / Nobody up there likes me.

Deep Fuck Records: Heuschrecke & Qual(l)en Vol. 1 © Kai von Kröcher, 2018/2021 (Strausberger Platz)  

 

 

Überschrift inspired by: Somebody Up There Likes Me © David Bowie, 1975

Überschrift also inspired by: Heuschrecke & Qual(l)en Vol. 1  © Kai von Kröcher, 2018/2021