Little Bombardier / Was Sie immer schon über Drago Stepanović.

Des Kaisers neue Kleider: Rewe am Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2020

 

In a world of fading sadness, an emerald ring, a photograph. +++ Ich meine, mit Trump ist es im Prinzip wie bei Didi & Stulle und Kiss damals: Wir kennen Trump voll, aber der kennt uns eben voll nicht. +++ Aber vier Jahre ertrage ich das nicht noch einmal, da will ich ganz ehrlich sein. +++ Was bei diesem ganzen „Wir-befragen-den-DJ-Kröch-jetzt-mal-nach-seinen-Prognosen-zur-laufenden-US-Wahl“ ein bisschen hinten vom Teller gefallen ist: Gerd Müller feierte irgendwie gestern oder vorgestern gerade seinen 75sten Geburtstag, wobei „feiern“ beim Bomber der Nation mittlerweile leider das falsche Wort ist. +++ Was mir jetzt aber einfiel, das ist ja immerhin nicht ganz unlegendär: Ich habe nämlich, und das könnte 1993 vor dem DFB-Pokalfinale Hertha-Amateure gegen Bayer Leverkusen gewesen sein. Als ich beim Privatradio arbeitete, damals. Im Vorfeld dazu jedenfalls habe ich Gerd Müller einmal interviewt. Gerd Müller, Franz Beckenbauer – und wenn ich mich recht erinnere, hing Steppi Stepanović auch in dem Zimmer mit rum. +++ Das Ding nämlich ist, ich kann mich nur noch äußerst vage erinnern, als hätt‘ ich das alles nur geträumt, Nouvelle Vage. +++ Das muss sich einer mal vorstellen, da interviewt man die größten Fußballer der Bundesrepublik Deutschland, die Helden der Kindheit – und hinterher kann man sich nicht mehr erinnern. +++ Und Sie fragen nach meiner Einschätzung zur US-Wahl 2020, Sie haben vielleicht Humor. +++ Den Raum damals, das muss ja irgendein höher klassiges Berliner Hotel gewesen sein. Den habe ich jedenfalls echt ziemlich klein vor Augen, ein durchschnittliches Wohnzimmer vielleicht. Und Gerd Müller sitzt am entgegengesetzten Ende zur Tür hinten am Tisch und trinkt eine Tasse Filterkaffee, hatte ja eine schwierige Phase hinter sich. +++ Alles, was ich heute noch weiß: einer von beiden, also der Kaiser oder der Bomber. Hat mir erzählt, dass das immer sehr schön ist, zum Pokal nach Berlin, die Atmosphäre und so – muss ein investigatives Interview gewesen sein. +++ Das Bild oben muss ich wohl bei schlechtem Wetter noch mal neu machen – ist ja zum Glück gerade November.

 

Überschrift inspired by: Little Bombardier © David Bowie, 1967

Überschrift also inspired by: Dragoslav Stepanović (* 30. August 1948 in Rekovac), ehem. serbischer Fußballspieler und -trainer, DFB-Pokalsieger 1993 als Trainer mit Bayer 04 Leverkusen

Überschrift also inspired by: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (Everything You Always Wanted to Know About Sex * But Were Afraid to Ask) © Woody Allen (Drehbuch, Regie), USA 1972

Lyrics: Reason Or Rhyme (Babylon Berlin Edition) © Bryan Ferry Orchestra, 2017

Didi & Stulle – Einen drin (Comic Band Nr. 1) © Fil, 1998 (Reprodukt)

Gerd Müller (* 3. November 1945 in Nördlingen), ehemaliger deutscher Fußballnationalspieler, Welt- und Europameister

Franz Beckenbauer (* 11. September 1945 in München), ehem. dt. Fußballnationalspieler, Europameister, Weltmeister als Spieler wie auch als Trainer

Marmor, Stein und Eisen bricht / Love Reign o’er Me.

Schillingbrücke, aus dem 140er heraus fotografiert: Was he pushed or was he lead © Kai von Kröcher, 2020

 

Little do they know about the monkeys in my head. +++ Neulich machte ich mit meinem Sohn einen Schlenker. So würde Martenstein seine Kolumne auch anfangen, der Idiot. Den ich sonntags beim Brötchenholen immer treffe (Ihr seid solche Fucker berichtete). Wobei ‚treffen‘ nicht das richtige Wort ist. Das ist ein bisschen wie Didi & Stulle beim Kiss-Konzert damals. Sie erinnern sich: Didi & Stulle stehen beim Open-Air in der Menge, und irgendwann müssen sie geerdet feststellen, dass sie Kiss beide zwar voll kennen, Kiss sie selber aber voll nicht. +++ Jedenfalls war es am Nieseln, ich sagte zu meinem Sohn: „Wenn du magst, können wir hier heute mal durchlaufen.“ Eine beruhigte Wohngegend im Schatten der Urbanstraße. Ohne Sohn würde man diese Welten niemals betreten, aber letztens hatte er einen Aufstand gemacht, weil ich keine Lust auf Ghetto gehabt hatte. Sechzigerjahre vielleicht, ziemlich verwinkelt, düstere Durchgänge zum Gespenstergeheul machen. In einer Sackgasse ein Spielplatz. Weit und breit keine Seele, das Tageslicht kurz davor, vom Grauen ins Blaue zu kippen. +++ Düttmann-Siedlung, wusste ich auch nicht, nie gehört: benannt nach Werner Düttmann, der hat unter anderem die Verkehrskanzel Ku’damm Ecke Joachimsthaler Straße gebaut oder entworfen. Hinter Gardinen RTL2, ein verdammtes Klischee. In einer sogenannten Nestschaukel raste Otto durch Raum und Zeit, die Luft schmeckte nach Herbst. An einem der Fenster jedenfalls mit dem Rücken zum Hof ein blasser junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren. Erinnerte mich von hinten spontan an den Jimmy aus Quadrophenia, bloß dass er keinen Parka anhatte, sondern dass er nackt war und sich gerade entspannt einen schrubbte. +++ Drafi Deutscher kam mir spontan in den Sinn, da war doch mal was: Ich nahm mir vor, ihn bei Gelegenheit zu googeln. +++ Eigentlich wollte ich heute nur dieses schöne Bild posten…

 

Überschrift inspired by: Marmor, Stein und Eisen bricht © Drafi Deutscher, 1965

Überschrift also inspired by: Love Reign o’er Me © The Who, 1973

Bildunterschrift inspired by: Zipperface © The Popgroup, 2016

Lyrics: Security Check © Sophie Hunger, 2020

Harald Martenstein (* 9. September 1953 in Mainz), dt. Journalist und Autor, u.a. Tagesspiegel, radioeins etc.

Didi & Stulle – einen drin (graphische Novelle, Band Nr. 1) © Fil/Reprodukt-Verlag, 1998

I Was Made For Lovin‘ You © Kiss, 1979

Düttmann-Siedlung, irgendwo zwischen Urban-, Graefe-, Jahnstraße und Hasenheide

Werner Düttmann (* 6. März 1921 in Berlin; † 26. Januar 1983 ebenda), dt. Architekt, Stadtplaner und Maler

Verkehrskanzel, Berlin-Charlottenburg: kastenförmige, gläserne Kanzel auf einem einzelnen Betonpfeiler in 4,5m Höhe, errichtet 1955 von Bruno Grimmek nach Plänen von Werner Klenke und Werner Düttmann 

Quadrophenia (u.a. mit Sting, Phil Daniels, basierend auf dem gleichnamigen Konzeptalbum von The Who) © Frank Roddam (Regie und Mitarbeit am Drehbuch), GB 1979

Quadrophenia © The Who, 1973

Drafi Deutscher (* 9. Mai 1946 in Berlin; † 9. Juni 2006 in Frankfurt am Main), dt. Sänger, Komponist, Musikproduzent