Schnee von gestern / Jetzt erst recht.

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Blick vom Karstadt-Parkhaus rüber zur Neuen Welt © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: halbstark, Gneisenaustraße © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Urbanhafen mit Barschiff Pik-As © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Urbanhafen mit Fraenkelufer 48 © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Trulla am Zickenplatz vor Café Achteck © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: Oranienstraße mit VW-Polo © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

Kreuzberg – zwischen den Zeiten: LPG am Mehringdamm © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

 

Und ich weiß, du bleibst für immer, die Alben sind voll mit unseren Bildern. +++ Seltsam war gestern nur, ich hatte mir diese Bilder angesehen, die Jungs da beim Eishockey: In dem Haus, ein paar Winter später bin ich da eingezogen, drei Fenster da oben unter der Dachrinne. Und noch einmal zwanzig Jahre später dann wieder raus auf die andere Seite, ist ja egal. Jedenfalls, in diesen Wintern ist es echt lange kalt gewesen, wochenlang bis zu zwanzig Grad unter Null, glaube ich. +++ Gibt es ja heute nicht mehr, keine drei Tage. +++ Doch als ich gestern dann aus dem Haus ging, da waren die ersten fünf Kids auf dem Eis, Mädchen auf Schlittschuhen, lachende Mütter am Ufer. Ich dachte, baut keinen Scheiß – ich will euch nicht gleich hier aus dem Wasser ziehen. +++ Ich bin dann schnell weiter, letztens den Schrittzähler am Handy entdeckt, tagelang laufen. +++ Als ich zurückkam, war immer noch keiner eingebrochen – hatten sich allerdings auch nur zwei Meter weit auf den Kanal raufgetraut.

 

Überschrift inspired by: Tage des letzten Schnees (Fernsehfilm nach dem Roman von Jan Costin Wagner, mit Henry Hübchen, Barnaby Metschurat u.a.) © ZDF, D2019

Überschrift also inspired by: Stirb langsam: Jetzt erst recht (Die Hard with a Vengeance), mit Bruce Willis u.a. © John McTiernan (Regie), USA 1995

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Meet El Presidente / Interhotel.

Schönste Plätze Europas: das hat doch mit Rock ’n‘ Roll nichts mehr zu tun © Kai von Kröcher, 2020

 

Da wo die Stadt aufhört, zwischen Porta, Kik und Pizza – auf einer Fahne stand dein Name. +++ Hängt Ihnen das Kantinenessen auch so zum Halse raus? +++ Aus der Quarantäne Reichenberg heute wieder ein gutes Video: Interhotel mit ihrem hypnotisierenden Maxi Maniac (anklicken) – ein Chanson, aus dessen Parolen ich das Wort ‚Pissoir‘ herauszuhören beliebe, kann das sein? +++ Interhotel war eine am 1. Januar 1965 gegründete Hotelkette in der DDR: Interhotels waren Hotels der gehobenen Klasse, in denen bevorzugt Gäste aus dem sozialistischen Ausland (SW), den nichtsozialistischen Wirtschaftsgebieten (NSW) und des FDGB der DDR beherbergt wurden. +++ (Wikipedia) +++ Ich finde es – ehrlich gesagt – beschämend, wie respektlos jetzt mit dem Präsidenten Trump umgesprungen wird.

 

Überschrift inspired by: Maxi Maniac © Interhotel, 2020

Überschrift also inspired by: Meet El Presidente © Duran Duran, 1987

Lyrics: Louise © Die Höchste Eisenbahn, 2019

Der doppelte Admiral: Skulptur im Schnittpunkt der Admiral- und der Kohlfurter Straße von der Bildhauerin Ludmilla Seefried-Matejkova, 1985

One More Second / Günter Mittags 52ster Geburtstag.

Die Zeit steht still und es wird Herbst: Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2020

 

Like when the earth shakes then the silence that follows. +++ „Erstaunlich!“, wie der Grüffelo es ausdrücken würde. +++ Erstaunlich, wie schnell die Menschen einen vergessen haben… +++ „Person, Man, Woman, Camera, TV!“

 

Überschrift inspired by: One More Second © Matt Berninger, 2020

Überschrift also inspired by: Günter Mittag (* 8. Oktober 1926 in Stettin; † 18. März 1994 in Berlin), von 1966 bis zum Herbst 1989 Mitglied des Politbüros des Zentralkommitees der SED

Bildunterschrift also inspired by: Seemann © Rammstein, 1995

Lyrics: Caves © Gregory Alan Isakov, 2018

Der Grüffelo (The Gruffalo, Kinderbuch) © Julia Donaldson/Axel Scheffler, 1998

Little Bombardier / Was Sie immer schon über Drago Stepanović.

Des Kaisers neue Kleider: Rewe am Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2020

 

In a world of fading sadness, an emerald ring, a photograph. +++ Ich meine, mit Trump ist es im Prinzip wie bei Didi & Stulle und Kiss damals: Wir kennen Trump voll, aber der kennt uns eben voll nicht. +++ Aber vier Jahre ertrage ich das nicht noch einmal, da will ich ganz ehrlich sein. +++ Was bei diesem ganzen „Wir-befragen-den-DJ-Kröch-jetzt-mal-nach-seinen-Prognosen-zur-laufenden-US-Wahl“ ein bisschen hinten vom Teller gefallen ist: Gerd Müller feierte irgendwie gestern oder vorgestern gerade seinen 75sten Geburtstag, wobei „feiern“ beim Bomber der Nation mittlerweile leider das falsche Wort ist. +++ Was mir jetzt aber einfiel, das ist ja immerhin nicht ganz unlegendär: Ich habe nämlich, und das könnte 1993 vor dem DFB-Pokalfinale Hertha-Amateure gegen Bayer Leverkusen gewesen sein. Als ich beim Privatradio arbeitete, damals. Im Vorfeld dazu jedenfalls habe ich Gerd Müller einmal interviewt. Gerd Müller, Franz Beckenbauer – und wenn ich mich recht erinnere, hing Steppi Stepanović auch in dem Zimmer mit rum. +++ Das Ding nämlich ist, ich kann mich nur noch äußerst vage erinnern, als hätt‘ ich das alles nur geträumt, Nouvelle Vage. +++ Das muss sich einer mal vorstellen, da interviewt man die größten Fußballer der Bundesrepublik Deutschland, die Helden der Kindheit – und hinterher kann man sich nicht mehr erinnern. +++ Und Sie fragen nach meiner Einschätzung zur US-Wahl 2020, Sie haben vielleicht Humor. +++ Den Raum damals, das muss ja irgendein höher klassiges Berliner Hotel gewesen sein. Den habe ich jedenfalls echt ziemlich klein vor Augen, ein durchschnittliches Wohnzimmer vielleicht. Und Gerd Müller sitzt am entgegengesetzten Ende zur Tür hinten am Tisch und trinkt eine Tasse Filterkaffee, hatte ja eine schwierige Phase hinter sich. +++ Alles, was ich heute noch weiß: einer von beiden, also der Kaiser oder der Bomber. Hat mir erzählt, dass das immer sehr schön ist, zum Pokal nach Berlin, die Atmosphäre und so – muss ein investigatives Interview gewesen sein. +++ Das Bild oben muss ich wohl bei schlechtem Wetter noch mal neu machen – ist ja zum Glück gerade November.

 

Überschrift inspired by: Little Bombardier © David Bowie, 1967

Überschrift also inspired by: Dragoslav Stepanović (* 30. August 1948 in Rekovac), ehem. serbischer Fußballspieler und -trainer, DFB-Pokalsieger 1993 als Trainer mit Bayer 04 Leverkusen

Überschrift also inspired by: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (Everything You Always Wanted to Know About Sex * But Were Afraid to Ask) © Woody Allen (Drehbuch, Regie), USA 1972

Lyrics: Reason Or Rhyme (Babylon Berlin Edition) © Bryan Ferry Orchestra, 2017

Didi & Stulle – Einen drin (Comic Band Nr. 1) © Fil, 1998 (Reprodukt)

Gerd Müller (* 3. November 1945 in Nördlingen), ehemaliger deutscher Fußballnationalspieler, Welt- und Europameister

Franz Beckenbauer (* 11. September 1945 in München), ehem. dt. Fußballnationalspieler, Europameister, Weltmeister als Spieler wie auch als Trainer

Hide in Your Shell / The Deaf Ones from Kottbusser Tor (revisited).

Kottbuzzer: Der dopptelte Admiral © Kai von Kröcher, 2020

Kottbuzzer: We Are the Champions © Kai von Kröcher, 2020

 

Maids of Bond Street shouldn’t have love affairs. +++ Wenn man zu viel in einen Text packen will, zu viel Information. Ist mir schon häufiger so passiert: Geht meistens nach hinten los. +++ Jedenfalls, gestern am früheren Spätnachmittag, die Dämmerung setzte leicht ein. Ich brachte die Hamsterkäufe nach Haus: 2x Spaghetti, ein Gläschen Nudelsoße „Toskana“, ein Fläschchen Beaujolaischen. Schnallte die Spiegelreflex um den Hals und ging noch einmal dorthin, wo es sehr weh tut: Seit ewiger Zeit, seit etwa drei Wochen. Seit ewiger Zeit schon will ich die Fahrräder am Kottbusser Tor fotografieren. Das ist das, was die Außerirdischen von uns hier als erstes entdecken, wenn sie – aber egal. +++ Mein Photoshop geht mir immer noch sehr auf die Nerven, plötzlich ist alles irgendwie anders – als müsste man nach einem Unfall neu laufen lernen. +++ Sagt man das so? +++ Verglichen mit dem Corona-Virus scheint mir mein „Photoshop-Trouble“ vielleicht doch gerade die bessere Option. +++ Lustig, aber gestern Abend, ein bisschen später, da kam der Typ auf seinem Fahrrad langsam herangefahren. Sie kennen ihn: Man hört ihn schon immer eine Weile, bevor man ihn sieht. Ich machte gerade verwackelte Kunstimpressionen vom Kottbusser Tor. Da schnitt sich ins werdende Dunkel der Schrei seiner Trillerpfeife. Das obligatorische „We are the Champions“ in rauschender Dauerschleife. Dann sah man ihn selbst: den älteren Herrn auf dem Fahrrad, sich mit politischen Botschaften, äh, wie sagt man dazu? Vorne und auf dem Rücken ein großes Stück Pappe. +++ In schneckenhafter Rasanz gleitet er durch die Straßen und winkt dabei, wie im Rausch, einer imaginären Masse von Menschen. Ich habe mich oft gefragt, was er sieht. +++ Auf meinen Fotos übrigens sieht man ihn nicht. Nicht wirklich, kann ihn höchstens erahnen. +++ Im letzten Sommer sah und hörte ich ihn sogar mal am Wittenbergplatz: die Menge tobte, das politische System wurde gekippt: „Danke, Merkel – wham, bam, thank you Ma’am!“

 

Überschrift inspired by: Hide in Your Shell © Supertramp, 1974

Überschrift also inspired by: Dirge © Death in Vegas, 1999

Bildunterschrift inspired by: der doppelte Admiral – Plastik (Admiral- Ecke Kohlfurter Straße) © Ludmila Seefried-Matejkova (Bildhauerin), 1985

Bildunterschrift also inspired by: We Are the Champions © Queen, 1977

Lyrics: Maid of Bond Street © David Bowie, 1967

Suffragette City © David Bowie, 1972

Make Art not Friends / Things may appear bigger then they are.

Kurfürstendamm, Kranzler-Eck © Kai von Kröcher, 2019

Wittenbergplatz, 29er Bus © Kai von Kröcher, 2019

Kochstraße, Checkpoint Charlie © Kai von Kröcher, 2019

Da oben hatte ich gesessen, wo das Fenster beschmiert ist © Kai von Kröcher, 2019

Kremanski © Kai von Kröcher, 2019

Chez Dirk, Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2019

Wo das Leben dich in die Arme schließt © Kai von Kröcher, 2019

Blick aus dem Fenster (Urban mit Mond) © Kai von Kröcher, 2019

Blick aus der Küche: Heute ist auch noch ein Tag © Kai von Kröcher, 2019

 

Und ich geh noch einmal den Kurfürstendamm entlang; am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang. +++ Ob das nicht stört, wollte die Frau neben mir gestern im Bus wissen. Die beschlagenen Scheiben, meinte sie. Das sehe doch gut aus, murmelte ich. „Wenn man sich so die Lichter anguckt…“, dachte sie nach. Ich gab ihr noch eine Weisheit mit auf den Weg, daran hat sie noch heute zu knabbern: „Kommt halt immer drauf an, was man will: Wenn ich ein klares Bild will, dann bin ich hier falsch.“ +++ Vielleicht sollte ich in diesem Jahr mal eine Weihnachtsverlosung, wie sagt man das, ausloben? Eine Art Preisrätsel – zu gewinnen gibt es ein Foto, wie finden Sie diese Idee? +++ Welches ist überhaupt Ihr sehnlichster Wunsch zum diesjährigen Fest? a) ein schnelles Mobilfunknetz (auch im strukturschwachen Raum); b) Regenwald; c) endlich einmal wieder richtig schön durchgeknattert zu werden. +++ Haircut 100: die Altersmatte für Männer spaltet den Bürger in Lager wie einst Real Madrid – ein Leser aus Zehlendorf neulich schreibt: „Das Hinterfragen deiner Frisur ist vielleicht berechtigt, aber nicht so wichtig.“ +++ Ich könnte als Preisfrage zum Beispiel ausloben, was denn wohl Jumper Cable Lips sind. Da wären Muttersprachler natürlich im Vorteil, zumindest die aus Amerika – ich nehme mal an, das wird was am Auto sein. +++ Ich spiele nämlich mit dem Gedanken, mir mal die Lippen aufspritzen lassen – ich fände das eigentlich ganz gut. +++ Nehmen Sie das tatsächlich für bare Münze, das mit den Herbstfotos? Was ich da letztens geschrieben hab, dass die nur Platzhalter sind für etwas Größeres? Etwas, das größer ist als wir alle zusammen? Dummies in dem Sinne also vielleicht, oder ein Erlkönig? +++ Wer reitet so spät durch Nacht und Wind: Neben den Fußballernamen ploppen nun neuerdings auch andere Kiezgrößen in meinem Kopf auf, Ingo Zamperoni zum Beispiel andauernd. +++ Letzte Woche in etwa klingelte das elende Telefon. Das klingelt bei mir ja zum Glück nie: ‚Was ist das denn jetzt schon wieder für ein Arschloch‘, dachte ich so. „Berliner Volksbank hier, spreche ich mit dem Herrn Otto So-und-so?“ „Nee, der Herr Otto So-und-so kann noch nicht sprechen.“

 

Überschrift inspired by: Make Art Not Friends © Sturgill Simpson, 2019

Überschrift also inspired by: Objects in mirror are closer then they appear © Johnny Rotten

Lyrics: Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang © Element of Crime, 2018

So wie einst Real Madrid © Sportfreunde Stiller, 2000

40 Day Dream © Edward Sharpe & the Magnetic Zeros, 2009

Erlkönig (Ballade) © Johann Wolfgang von Goethe, 1782

 

Believe in Miracles / Ein kleiner Schritt für die Menschheit.

Herbstfotografie: „Am Fenster“ © Kai von Kröcher, 2019

 

Ach, auch mein Gefieder nässt der Regen, flieg ich durch die Welt. +++ Heute würde ich gerne mit Ihnen noch einmal über die Möwen von neulich sprechen. Das Besondere nämlich, am Wasser zu stehen und Möwen zu füttern – man kann Blickkontakt mit ihnen aufnehmen. Stücke von Brot, Kuchen und Kokain in die Luft werfen und mittels Gedankenübertragung, nee, das ist Quatsch. Aber man kann für die paar Minuten am Ufer tatsächlich eine Art Beziehung zu den Tieren aufbauen. Und während sie von Runde zu Runde immer enger um einem seinen Kopf herumfliegen, da muss man zwangsläufig an den Schwarzweißklassiker Die Vögel von Edgar Wallace denken – denn die Schnäbel zum Beispiel, wenn man die sich so aus der Nähe ansieht, da möchte man keinen von denen ins Auge bekommen. +++ Dänen lügen nicht. +++ Was mir dabei einfällt: Lance Armstrong war nie auf dem Mond, Ulle höchstens einmal auf ’nem Trip. +++ Hervorragender Joke! +++ Bei Kaiser’s Rewe am Kottbusser Tor haben sie im Untergeschoss übrigens Toilettenpapier ihrer Eigenmarke, das nennt sich Believe in Miracles – vielleicht sollte ich doch noch auf Werbetexter bzw. auf Produktnamenausdenker umsatteln. +++ Was mir später nämlich dann zu den Möwen noch einfiel, da waren doch am Ende noch diese zwei jungen Frauen mit ihren Analogkameras gekommen (Ihr seid solche Fucker berichtete). Ich stand mit dem Kopf inmitten des gierigen Vogelschwarms, zu meinen Füßen, im Wasser, geiferten Schwäne, Enten und Blesshühner nach einem Stück Rossmann Knabberstange für Kinder. Otto saß in seinem Buggy und sah sich die Sache aus einem gewissen Sicherheitsabstand heraus an. Ein ziemliches Tohuwabohu also, und die eine der analogen Frauen kroch knipsend über den Boden, hielt staunend kurz inne und meinte halb außer Atem: „Krass, die ganzen Viecher!“ +++ Ich fand das sehr auf den Punkt gebracht.

 

Überschrift inspired by: Believe in Miracles („Toipa“, 3-lagig) © Rewe, 2019

Überschrift also inspired by: „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit“ © Neil Armstrong, 1969

Bildunterschrift inspired by/Lyrics: Am Fenster © City, 1977

Die Vögel („The Birds“) © Alfred Hitchcock (Regie), USA 1963

Dänen lügen nicht © Otto Waalkes, ca. 1975

Außer Atem („À bout de souffle“) © Jean-Luc Godard (Drehbuch/Regie), F 1960

D’yer Mak’er / The Deaf Ones from Kottbusser Tor.

Urbanhafen im Herbst (Sonnenuntergang) © Kai von Kröcher, 2019

 

It’s so cold in the air, put the bud in my ear. +++ Der Post gestern war noch nicht sonderlich lange in die Umlaufbahn eingetaucht, sagt man das so? Er war jedenfalls noch nicht allzu lange „draußen“, da fiel mir schon siedend heiß ein: Maker’s Mark hat überhaupt keinen Schraubverschluss, sondern eher einen kleinen Korken. Dass er aber Maker’s Mark heißt, das wollte mir noch immer nicht einfallen. Und dass er angeblich kein Kentucky Straight Bourbon ist, sondern irgendwas anders – das lässt jetzt auch nicht gerade auf besonders viel Insiderwissen schließen, aber egal. +++ Hauptsache, die Quote stimmt. +++ Sex. +++ Heute also wieder mal ein Herbstfoto: Ich werde diesen Ausblick vermissen, aber Leben heißt Veränderung – das sagt schon die Deutsche Wohnen. +++ Was ich sonst noch erzählen wollte: Otto hört gerne Radio – beim Frühstück fordert er mich immer auf, das Transistorgerät einzuschalten. Besonders gut gefiel ihm heute der Bombay Bicycle Club. +++ Auf der Straße heute winkte er übrigens mehrmals Tauben zu. Eine saß schlaftrunken am Kottbusser Damm an einem Fenster im ersten Stock – sich sanft in den Halbschlaf dösend, den Kopf eingemummelt im aufgeplusterten Gefieder. „Drecksviecher“, dachte ich schamvoll – zu Otto sagte ich voller Verständnis: „Die wird sich ihr Dasein auch nicht ausgesucht haben!“ +++ Toll allerdings ist dieser riesige Taubenschwarm da am Kottbusser Tor, der zieht über dem Hochbahnhof seine Kreise. Aufgescheucht jedesmal, nehme ich an, wenn ein U-Bahnzug einfährt. +++ Erinnert mich immer an den Film Birdy; der Soundtrack war, glaube ich, von Peter Gabriel, kann das sein? +++ Deswegen bin ich noch lange kein schlechter Mensch! +++ Besser gefielen mir heute aber die Möwen, die ich mit Otto unten am Urbanhafen fütterte: Ich warf Stücke von Rossmann-Kinderknabberstangen in die Lüfte, die Möwen führten unglaublich geschickt in der Luft ihre Manöver vor: Im Flug können sie auf einem Bierdeckel wenden und mit dem Schnabel blitzschnell Stücke von Rossmann-Kinderknabberstangen wegschnappen. Auf einmal knieten zwei jungen Frauen hinter uns auf dem Boden und schossen Analogfotos mit ihren Analogkameras und waren begeistert. +++ Und während unbescholtene Leser mit banalen Sonnenuntergangsfotos hier und harmlosen Vogelgeschichten eingelullt werden, wird hinter verschlossenen Türen längst schon an wegweisenden neuen Bildern gearbeitet, zumindest über sie nachgedacht. +++ Der oder das Blog hier fungiert demnach als eine Art Tarnkappenbomber, er lenkt von den falschen Tatsachen ab. +++ Das Bild ist sprachlich so was von schief, das könnte von Edmund Stoiber sein.

 

Überschrift inspired by: D’yer Mak’er © Led Zeppelin, 1973

Überschrift also inspired by: Kottbusser Tor | 10999 Berlin

Lyrics: Eat, Sleep, Wake © Bombay Bicycle Club, 2019

Maker’s Mark, Kentucky Straight Bourbon – seit 1959 in Loretto/Kentucky gebrannt

Birdy © Alan Parker (Regie), UK 1984

Edmund Stoiber (*1941 in Oberaudorf/Oberbayern), dt. Wortakrobat und Politiker

Daytona Demon / Royal Pain in the Ass.

Kanzelwand mit Kanzler Kohl © Manuela Steinemann, 2012

 

Far beyond your wildest dreams, I’ve seen chaos and order reign supreme, I’ve seen the beauty of the universe. +++ Neulich bei Kaiser’s Rewe am Kottbusser Tor, da stand hinter den Kassen ein Grill herum, wahrscheinlich im Angebot. Bin ja nicht so der Griller, und jetzt gibt mir die Klimavernunft posthum sogar recht. +++ Sind Sie sich auch immer nicht sicher, ob man „Rechtgeben“ groß und zusammen oder klein schreibt? Wurscht, sagt der Duden – Hauptsache stets auseinander! +++ Jedenfalls, das war vor ungefähr einer Woche: der Grill trug den Namen Dayton, und ich überlegte, ob die Kids heutzutage noch immer so gern Suzi Quatro hören wie damals zu meiner Zeit. +++ Das Foto oben – ich weiß nicht mal genau, wo ich das letztens gefunden habe: das ist einer dieser göttlichen Schüsse der Lieblingsfotografin, Kleinwalsertal vor tatsächlich schon wieder sieben Jahren. +++ Den Namen „Dayton“ in Verbindung nicht mit einem Holzkohlegrill, sondern im Zusammenhang mit dem Amoklauf in Ohio zum ersten Mal hörte ich dann noch am selben Abend – da war sie also wieder, die „Duplizität der Ereignisse“. +++ Grüße an Game over, Krauts! +++ Der gemütliche Präsident Trump aus Amerika jedenfalls ist da ja dann persönlich hingefahren und hat Autogramme gegeben: In seiner Ansprache blöderweise hat er Dayton mit Toledo verwechselt. +++ Okay, das stand vorgestern schon in der Zeitung, das war Ihnen nicht neu. +++ Der zweite Teil der Überschrift heute könnte natürlich auch „Königin der Berge“ heißen, doch neulich, beim Schuhezubinden in der Nähe vom Gleidreieck. Da habe ich mir den Hexenschuss meines Lebens eingefangen, da habe ich später beim Arzt sieben Spritzen ins Kreuz und eine in die linke Pobacke bekommen, die verursachten den sprichwörtlichen Pain in the Ass. +++ Auf Französisch wär’s ein Brot, vielleicht ein Baguette. +++ Aber was mir gestern für eine echt kluge Beobachtung durch den Kopf ging, ich hoffe, die gibt es nicht schon von jemandem anders: Wenn man nämlich in der Autowerkstatt arbeitet (oder vielleicht sogar auf dem Schrottplatz) – dann interessiert man sich wahrscheinlich ziemlich für Autos, ist am Ende ein Autonarr. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Das kann man jetzt endlos so fortsetzen: Blumen und Pflanzen – Gärtnerei. Musik – Tonstudio und Plattenfirma. Küsse und Liebelei – Pornodarsteller. Und so weiter, die Gesetzmäßigkeit ist nicht schwer zu durchschauen. Und wenn man dann also Tiere mag, dann sucht man sich einen Job auf dem Schlachthof. +++ Urlaubszeit – schönste Zeit!!!

 

Überschrift inspired by: Daytona Demon © Suzi Quatro, 1973

Überschrift inspired by: The Catcher in the Rye (Roman) © J.D. Salinger, 1951

Lyrics: Things I’ve Seen © Spooks, 2000

Königin der Berge (Roman) © Daniel Wisser, 2018

Ein Haus auf dem Land / Eine Wohnung in der Stadt (Roman) © Jan Brandt, 2019

Amoureux solitaires / Melancholie II.

Amoureux solitaires (Kottbusser Tor) © Kai von Kröcher, 2019

 

Poison is the wind that blows from the north, west, south and east. +++ Mir ist neulich vielleicht was passiert – ich weiß gar nicht, ob man das hier so erzählen darf. Otto lag schon im Bett und schlief den Schlaf des Gerechten. Ein strahlender Sommertag ging zu Ende, Mitte April. Nach vorne raus, am Kanal, saßen einige hundert wildgemischter Menschen und, ja, saßen da halt so rum. Ich meinerseits stand hinten am Küchenfenster und sah der Dämmerung zu, wie sie sich geheimnisvoll über den Nachbarhof legte. Kaum irgendwo brannte ein Licht, nur im Treppenhaus der Remise glimmte wie stets eine einsame Birne, gegen Einbrecher wahrscheinlich. Da fiel mir eine Gestalt in einer Art weißem Nachthemd auf, die sich am Eingang dort zu schaffen machte. Nach einer Weile knarrte die Tür, eine Silhouette huschte die Stufen hoch, durchs Wohnzimmer im ersten Stock tastete sich der Kegel einer Taschenlampe. Was macht man in so einem Augenblick? Ich tippte den Polizeiruf 110 in mein Handy und druckste herum, ich wisse ja auch nicht. Kurze Zeit später betraten erst drei Uniformierte vorsichtig den Hof, dann waren es fünf, dann ungefähr sieben. Taschenlampen stachen suchend ins Dunkel, aus einem Fenster rief jemand: „Vorsicht, da sind Beete!“ Jetzt tauchten auch rechts in der Durchfahrt zum Nachbargrundstück behelmte Beamte auf, über den Daumen insgesamt zehn – da klingelte mein Telefon. +++ Okay, erinnern Sie sich noch an das Bild Amoureux solitaires, das unter der Autobahnauffahrt Schlangenbadener Straße damals entstanden war? Das Foto oben könnte eine Art Fortsetzung davon sein – so, wie auch die ominöse Gaststätte Melancholie II damals wahrscheinlich eine Fortsetzung von etwas war: von der Melancholie I höchstwahrscheinlich. +++ Apropos Fortsetzung: die Geschichte oben wird fortgesetzt, irgendwo muss ja der Cliffhänger sein. +++ Melancholie II ist ja nun seit eine Weile auch schon verschwunden, und ob es eine Melancholie I tatsächlich irgendwo jemals gab, kann niemand mit Sicherheit sagen.

 

Überschrift inspired by: Amoureux solitaires (Schlangenbaden) © Kai von Kröcher, 2018

Überschrift also inspired by: Melancholie II | Brückenstraße 1 | Berlin-Mitte (†)

Lyrics: Mercy Mercy Me / I Want You © Robert Palmer, 1991 (Cover)

Amoureux solitaires © Lio, 1979