Die Zähne von David Bowie / Eine post-stalinistische Vorhölle.

Fiktives Vinyl: Tsching Gotch-Coke – 40 Jahre im Betriebe (Factory) © Kai von Kröcher, 2021

 

But such a life I’ve never known. +++ Zwischen den Jahren möchte ich auf ein paar leicht hinkende Anatolien zurückgreifen, bestehende Sachzwänge besser sichtbar machen zu können: Das Coverfoto von Reginald Prewsters Greatest Hits neulich – das war von der Plattenfirma seinerzeit fast eins zu eins so übernommen worden, wie es aus der Kamera kam. Kaum bearbeitet, hier und da leicht an den Kontrasten gedreht. Das Foto, so wie es ist, gehört zu den einhundert besten Aufnahmen der Welt. Gleiches bei der Schallplattenhülle von Tsching Gotch-Coke heute (40 Jahre im Betrieb, Factory Records/Anm.d.Red.) – das exakte Gegenteil von aufpoliert, womit wir bei dem Vergleich mit David Bowies Zähnen wären. +++ Apropos David Bowie: Später fand Otto den Song Yassassin dann doch ganz passabel. Der Dreijährige, den ich meinen Sohn nenne, ist ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht immer nur stur auf eine einmal gefällte Einschätzung pochen muss – das kann man ihm auch als Schwäche auslegen.

 

Überschrift inspired by: David Bowie (* 8. Januar 1947 in London; † 10. Januar 2016 in New York City), britischer Rockmusiker, Produzent, Schauspieler, Maler

Überschrift also inspired by: Nestor Burma – Blei in den Knochen (Graphic Novel nach einem Roman von Leo Malet) © Jacques Tardi, ca. 1989

Lyrics: Yassassin © David Bowie, 1979

Chingachgook, Romanfigur © James Fenimore Cooper, 1826

James Fenimore Cooper (* 15. September 1789 in Burlington, New Jersey; † 14. September 1851 in Cooperstown, New York), amerikanischer Schriftsteller

Dead Sun Rising / Reginald Bewster.

Deep Fuck Records: Reginald Prewster – Greatest Hits (Sire) © Kai von Kröcher, 2021

 

Auf der Playlist die eins, das warst du immer – wir sind nicht mehr da, doch bleiben deine Kinder. +++ Manche Leute halten mich ja für einen Blitzmerker, aber da täuschen sie sich: Diese ganzen Shitstürme im Netz hatten mich neulich wahnsinnig müde gemacht. Abends las ich meinem Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte vor, löschte das Licht – und schlief dann gleich neben ihm ein. Um dreiundzwanzig Uhr ungefähr allerdings war ich plötzlich hellwach und konnte nicht mehr einschlafen. Meine Gedanken kreisten um Baerbock, wie immer. Und um das Vorstellungsgespräch damals bei Fritz! Und erstmals wurde mir siedend heiß klar, dass, hätte es nicht ausgerechnet zu jener Zeit diese Ost/West-Quote gegeben, dass mein Leben vermutlich ganz anders verlaufen wär‘. Wahrscheinlich wäre jetzt ich mit Kathrin Thüring verheiratet, und nicht Tommy Wosch – das raubte mir förmlich den Schlaf. +++ Erinnert da draußen sich einer an Reginald Prewster? +++ Was haben Griechischer Wein (Udo Jürgens) und Bowies Yassassin gemeinsam? +++ Beides Gastarbeiterhommagen, die ich beide sehr liebe. +++ Neulich baute Otto sein Xylophon auf, und als Basisdemokrat fragte er mich: „Welches Lied soll ich spielen?“ Da hatte ich eine Idee, legte besagte Gastarbeiterhommage des britischen Rockgiganten (Bowie/Anm.d.Red.) auf – und Otto schlug dazu auf sein Holzinstrument ein, frag nicht nach Sonnenschein. +++ Sie werden lachen, aber Ottos Mutter hatte ich, als sie etwa zwischen dem sechsten und achten Monat mit ihm schwanger war. Da hatte ich ihr Schlagzeugunterricht bei Space Chaser-Drummer Matze S. geschenkt. Mit der Hebamme abgesprochen, übrigens: für so ’n Ungeborenes scheint Trommeln okay. Auf jeden Fall hat Otto ein auffallend geschultes Rhythmus- und Taktgefühl, anders als zum Beispiel der Papa. +++ Beim Zubettgehen abends jedenfalls fragte ich ihn: „Wie fandest du eigentlich das Lied vorhin, zu dem du auf dem Xylophon gespielt hast?“ Nach kurzer Bedenkzeit meinte er trocken: „Gar nicht unendlich schön.“ Keine Ahnung, wo er diese snobistische Umschreibung her hat. „Nee?“ (Pause) „Nee.“ (Pause) „Ich fand das unendlich blöd.“ +++ Apropos: So blöd das damals vielleicht auch gelaufen ist bei Fritz! – ich hätte vermutlich jetzt nicht diesen hervorragenden Sohn, neben den man sich einfach kurz mal zum Einschlafen legen kann, wenn einen der ganze andere Mist da draußen wieder mal unendlich ermüdet.

 

Überschrift inspired by: Dead Sun Rising © Space Chaser, 2016

Überschrift also inspired by: Percy Stuart (Fernseh-Serie mit Claus Wilcke – und u.a. Horst Keitel als Rechtsanwalt Reginald Prewster) © ZDF, D 1969 – 1972

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Fritz!: Jugendsender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), gegr. 1. März 1993

Griechischer Wein © Udo Jürgens, 1975

Yassassin © David Bowie, 1979

Königsmord / Yaşasin, I’m not a moody guy.

Fiktives Vinyl: Assassination – X (4AD) © Kai von Kröcher, 2015/2021

 

We came from the farmlands to live in this city, we walked proud and lustful. +++ Meine Frau Baerbock jetzt mal hin oder her – was ist eigentlich aus meinem Denkanstoß geworden, sich einmal mit der Idee einer Tötung des brasilianischen Quasidiktators Bolsonaro intensiv anzufreunden? Das BKA hat sich auch immer noch nicht gemeldet, man nimmt mich anscheinend nicht ernst. +++ Der britische Rockmusiker David Bowie, und das wissen Sie: Bowie hatte 1979 das finale Album seiner sogenannten Berlin-Trilogie herausgebracht, Lodger nämlich, da wohnte er schon am Genfersee irgendwo. Spielt aber auch keine Rolle, den Song Yassassin jedenfalls hatte er noch in Berlin über die dortigen türkischen Gastarbeiter geschrieben. Okay, sagt man nicht mehr – aber den Titel (Yassassin/Anm.d.Red.) soll er der Legende nach jedenfalls ständig auf irgendwelche Hauswände geschmiert gesehen haben. +++ David Bowie – ein Begriff?! +++ Auf jeden Fall hatte damals direkt irgendein Spitzfindiger festgestellt, ‚Yassassin‘ schreibe man nur mit einfachen Essen. Also nicht mit zwei Doppel-S, meine ich. Der britische Rockmusiker war da anscheinend aber ein bisschen so drauf wie Adenauer einst – er meinte nur, was kümmere ihn sein Geschwätz von gestern. +++ Auf dem Cover von Lodger irgendwo findet sich auch der handgeschriebene (?) Hinweis, Yassassin heiße auf Türkisch so viel wie ‚Long Life‘. +++ ‚Long Kowie‘ fände ich auch gut – kleiner Insider-Joke! +++ Yaşasin jedenfalls habe ich jetzt einfach mal in den Google Translator eingetippt – und sehen Sie selbst! +++ Auf den englischen Ausdruck ‚Assassination‘ übrigens war ich zufällig im Internet gestoßen, ging um das Attentat auf Reinhard Heydrich: Assassination bedeutet anscheinend in etwa so viel wie die Ermordung Prominenter, prominenter Politiker, Staatsoberhäupter und so in der Art – ham wa im Deutschen nich, oder lüjick? +++ Falls Sie Google Translate und generell Google völlig zu Recht boykotieren: die Übersetzung von Yaşasin hier wäre ‚Daumen hoch!‘

 

Überschrift inspired by: Assassination – X (4AD) © Kai von Kröcher, 2015/2021

Überschrift also inspired by / Lyrics : Yassassin © David Bowie, 1979

Jair Messias Bolsonaro (* 21. März 1955 in Braunschweig), rechtsextremer, frauenfeindlicher, homophober, korrupter, rassistischer, antiwissenschaftlicher, klimazerstörender Präsident Brasiliens

Konrad Hermann Joseph Adenauer (*. 5. Januar 1876 in Köln am Rhein; † 19. April 1967 in Rhöndorf), dt. Bundeskanzler

Reinhard Tristan Eugen Heydrich (* 7. März 1904 in Halle an der Saale; † 4. Juni 1942 in Prag), SS-Obergruppenführer und neben u.a. Hauptorganisator des Holocausts