Jimmy Naked / Sorry seems to be.

Deep Fuck Records: Jimmy Naked – Babylon (Rough Trade) © Kai von Kröcher, 2015/2021

 

Sometimes we sway, couldn’t have it any other way. +++ Von dem Ort auf dem Cover (oben) hatte ich schon erzählt – einige Jahre ist das jetzt her, dass ich davon erzählte. +++ Im Internet vorhin bin ich durch Zufall über den englischen Ausdruck ‚Assassination‘ gestolpert – im Internet findet man eh immer viel. Aber kann es sein, dass es im Deutschen dafür kein, äh, keine Entsprechung gibt? +++ In aller Form muss bzw. möchte ich mich heute beim Tagesspiegel entschuldigen, war mir doch gleich merkwürdig erschienen: Natürlich haben auch die (Der Tagesspiegel/Anm.d.Red.) Vollhirne unter ihrer Leserschaft, aber dieser geballte Hass da neulich kurz vor dem Einschlafen. Ich hatte dann übrigens tatsächlich davon geträumt, ich zähle mich selbst ja zu den Hochsensiblen. Alles was ich davon allerdings noch vor Augen habe, ich sitze im Auto, alles wirkt sehr Amerikanisch: die Straße, die Bordsteine, die Farben, das Cockpit. Und ich ringe mit der Entscheidung, ob ich nicht auch einen Leserbrief schreiben soll: Dass die Baerbock nämlich keinem deutschen Autofahrer den Schwanz abschneiden und ihn auf ein Lastenfahrrad zwingen wird. Warum auch sollte sie das tun? Als Außenministerin – noch im Traum entschied ich mich dann doch gegen den Leserbrief. +++ Soll ich die Geschichte noch einmal erzählen, wie ich die Einladung zum Vorstellungsgespräch da oben hatte – ’93 wird das gewesen sein. Sie werden jetzt vielleicht sagen, na, da sieht’s vielleicht aus – da würde ich nicht mal für vierunddreißigfünfzig die Stunde arbeiten. Aber zu der Zeit war das da oben der Radiosender Fritz!, die saßen eine zeitlang, bevor sie nach Babelsberg umzogen. Da saßen sie Funkhaus Nalepastraße, drüben in Oberschöneweide. Die ganze Gegend hinter dem Kohlekraftwerk tatsächlich eine veritable Oberschweineöde, wie man so sagt, eine post-stalinistische Vorhölle. Ein verregneter Herbsttag, doch bei der Verabschiedung hatte Helmut Lehnert mir noch halb hinterhergerufen, bis bald, oder so. Helmut Lehnert, Sie wissen es, Chefredakteur, oder was der damals da war. +++ Jedenfalls, weshalb ich mich beim Tagesspiegel entschuldigen muss (oder will): Diese 182 übelsten Hass-Kommentare, die waren nicht direkt in der Zeitung abgedruckt – die hatten bei Facebook unter dem betreffenden Tagesspiegel-Artikel gestanden, mir hatte das ohne Quatsch Angst gemacht. +++ Links, schräg im Rücken des Fotografen (außerhalb des Bildes, wenn Sie verstehen) sind ja heute noch private Tonstudios drin, zu der Zeit war dort die Kantine. Meine damalige Freundin hatte da auf mich gewartet. Als ich zurück kam, werde ich so was gesagt haben wie: „Ich glaube, das haut hin!“ +++ Wahrscheinlich fragen Sie sich, was hat er denn immer mit seiner Frau Baerbock. Also, erstens ist das nicht meine Frau Baerbock. Und zweitens weiß ich auch nicht, ob sie ihren Job gut machen wird oder halt schlecht. Vielleicht wird sie sogar böse scheitern, von Putin nackt über den Dorfplatz gezerrt. Vielleicht aber auch nicht, wozu also der Hass? So etwas habe ich – korrigieren Sie mich –, so etwas habe ich als derart geballte Hetze noch bei keinem Politiker, keiner Politikerin erlebt – nicht mal bei Merkel! +++ Höchstens vielleicht „drüben“, zu besten Trumpzeiten. +++ Lange Rede, kurzer Sinn: Irgendwann, Tage später, Wochen, wahrscheinlich. Kam ein Anruf, damals noch auf dem Festnetz. Täte ihnen sehr leid, die Sache mit uns würde nun doch erstmal nicht klappen, sie hätten da jetzt so eine Ost/West-Quote eingeführt, und erst einmal seien jetzt die aus dem Osten dran. Ich hab mich natürlich geärgert, wahrscheinlich war ich enttäuscht. Aber ich habe das große Ganze gesehen, und das sollten Sie ganz entspannt auch immer tun – und schreiben Sie keine Leserbriefe!

 

Überschrift inspired by: Babylon © Jimmy Naked, 2021

Überschrift also inspired by: Sorry Seems to Be the Hardest Word © Elton John, 1976

Lyrics: Garden © Dinosaur Jr., 2021

Funkhaus Nalepastraße: Gebäudekomplex in Köpenick-Treptow, von 1956 – 1990 Sitz des Rundfunks der DDR

Fritz: Jugendsender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), gegr. 1. März 1993

 

Der Maulwurf / Das Kaninchen bin ich.

Fiktives Vinyl: Ronnie – Gestern Nacht (Polydor) © Kai von Kröcher, 2017/2021

Deep Fuck Records: Leben am Limit (Sampler, Fiction) © Kai von Kröcher, 2021

 

Shivering came without a warning, shivering running down my spine. +++ Okay, weil’s so abgedroschen war (und außerdem auch noch geklaut), habe ich das Internet-Album (Helmut Kohl/Anm.d.Red.) noch einmal überarbeitet: Leben am Limit, vermutlich ein Sampler. Darüber (oben) heute die Scheibe von Ronnie (Gestern Nacht, Polydor), solide Saufmucke mit einfachen Texten – wem’s gefällt, sage ich immer. +++ Otto hatte neulich Viren aus der Kita mit nach Hause gebracht, irgendeine konventionelle Seuche. Kinder stecken das meistens gut weg, unsereiner liegt seit Tagen auf die Matratze gepresst. +++ Wieso eigentlich nennt sich ein Song ‚Helmut Kohl‘, wer kommt auf so etwas? Und eine Band sich ‚Internet‘? Ich hatte dann sogar noch mit ‚Iggy Metall‘ durchstarten wollen, aber auch den gab es schon, was mich ärgerlich machte. +++ Wenn man so mehrere Tage lang einfach nur rumliegt, dann kann, wenn der Schüttelfrost weg ist. Da kann man sich dann irgendwann mal im Bett aufsetzen und zum Beispiel Fotos durchsehen, für die man bisher nie Zeit hatte. +++ Oder man schaut einen einem unbekannten DEFA-Spielfilm in Schwarzweiß, auch das kann überraschend und großartig sein. Blöderweise blieb ich kurz vor dem Einschlafen dann abschließend noch in den Kommentarspalten des Tagesspiegel hängen, das war förmlich erschreckend: Die Antrittsbesuche der neuen Außenministerin, der Pöbel hat das Schreiben erlernt – Respekt, was für ein Hass…

 

Überschrift inspired by: Der Maulwurf (Krteček) – Zeichentrickserie von Zdeněk Miler © Československá televize, ČSSR/ČSR 1957 – 2002

Überschrift also inspired by: Das Kaninchen bin ich (mit Angelika Waller u.a.) © DEFA/Kurt Maetzig (Drehbuch/Regie), DDR 1965

Lyrics: Shivering © Haerts, 2021

When Doves Cry / Recherche ist das A und O.

Deep Fuck Records: Internet – Helmut Kohl (Fiction) © Kai von Kröcher, 2021

 

Unser allererster Horizont. Der unendlich große Freiheitsdrang. Nur über Ampeln nie hinaus gekommen. +++ Immer komme ich nie auf die naheliegende Idee, das einfach mal zu überprüfen. Ob es am Ende nicht vielleicht doch eine reale Band gibt, die sich Internet nennt. Aber welche Band sollte schon Internet heißen? +++ „The Internet is an American band from Los Angeles, California. It currently consists of vocalist Syd, keyboardist Matt Martians, bassist Patrick Paige II, drummer Christopher Smith, and guitarist Steve Lacy.“ (Wikipedia) +++ Scheiße. +++ Hätte ich musikalisch mehr auf dem Kasten, ich würde zwölf gute Songs schreiben, zwei Wochen ins Studio gehen, vielleicht in der Forster Straße. Das fertige Album hieße auf jeden Fall Helmut Kohl. +++ „Susanne Blech ist eine Band des Musikers und Autors Timon Karl Kaleyta. (…) Im Juli 2013 erschien die Single Helmut Kohl, die einen Remix von Scooter beinhaltet. (…) Kritiker halten der Band bisweilen eine zu hohe bzw. zu kryptische Textdichte vor.“ (Wikipedia) +++ Danke, Merkel – ich gehe jetzt erstmal gepflegt einen abweinen! +++ P.S.: Das Foto entstand auf bzw. von der Nordseeinsel Pellworm aus, es ist gut.

 

Überschrift inspired by: When Doves Cry © Prince and the Revolution, 1984

Überschrift also inspired by: A Ecke O © Winson, 2004

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Purple Naked Ladies © The Internet, 2011

Triumph der Maschine © Susanne Blech, 2012

Helmut Kohl (* 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein; † 16. Juni 1917 ebenda), dt. Politiker

Ich bin Toni Krahl / Last-Minute-Geschenke von Amazon.

Deep Fuck Records: Treffer Hornbach – du gehst noch mal weg (Virgin) © Kai von Kröcher, 2021

 

Wo die ganzen alten Häuser waren. Neues Graffiti an den Wänden. Und die Hortensien blühen weiter. +++ Zum Jahresende werden überall gerne Lieblingslisten gesammelt, Sie wissen es. Und mein vielleicht liebstes Lied 2021 stammt wahrscheinlich noch immer von Zweitausendzwanzig. +++ „Ich bin Toni Krahl“ – ein Satz wie ein Peitschenhieb, das hat mich bis heute nachhaltig beeindruckt: Als wäre ich heimlicher Gast damals eines verbotenen Kultes gewesen. Eine versunkene Welt – davon wollen Sie gar nichts wissen. +++ Apropos: War es in diesem Jahr, diesem Sommer – oder ist es ebenfalls schon 2020 gewesen? Im Laufe Coronas verliert man trotz Google Earth ab und dann und wann seinen Bezug zu Raum und Zeit. +++ Und wie heißt EU-Ratspräsident Michel eigentlich mit Nachnamen? +++ Jedenfalls war das in diesem oder im vorigen Frühsommer wahrscheinlich. Es war schon angenehm warm, T-Shirt-Wetter. Ich setzte mich irgendwo in die S-Bahn und fuhr, getrieben von meinem Lieblingssong. Ich fuhr bis Karlshorst. Es war gerade ein neuer Lockdown beschlossen – nach neun, zehn, elf Uhr mussten auch alle Spätis geschlossen sein. Und so sprang ich Karlshorst von der Bahn, holte an einem Döner-Kebab-Imbiss unten am Bahnhof ein Bier – und in der einsetzenden Abenddämmerung ließ ich mich die verlassene Trabrennbahn entlang mäandern. +++ Eigentlich soll man die Bilder seiner Kinder nicht in den sozialen Netzwerken verbreiten, da geh ich mit Ihnen durchaus d’accord. Der mystische Schnappschuss auf der Plattenhülle (oben) aber darf meiner Ansicht nach Ausnahme der Regel sein: Mein Sohn Otto und ich auf dem Heimweg von Kai Heimbergs Ausstellungseröffnung im Schaufenster Lobeckstraße neulich (Ihr seid solche Fucker berichtete). Ich hatte vergessen, zu fotografieren, und hier jetzt am Planufer, mein Sohn auf seinem hellblauen Puky-Laufrad vor mir fuhr gut gelaunt in die Nacht. Ein magischer Augenblick, den wollte ich der geifernden Fratze des Vergessens nicht übereignen – ich nahm die Kamera in die Hüfte und drückte kaltblütig ab.

 

Überschrift inspired by: Toni Krahl (* 3. Oktober 1949 in Berlin), dt. Musiker

Überschrift also inspired by: Last-Minute-Geschenke von Amazon © Amazon, 2021

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Michel (* 21. Dezember 1975 in Namur), belgischer Politiker und seit 1. Dezember 2019 Präsident des Europäischen Rates

Trevor Charles Horn (* 15. Juli 1949 in Durham), englischer Produzent, Musiker und Komponist, Träger des britischen Ritterordens

Moments in Love © The Art of Noise, 1985

Am Fenster / Olaf hat Husten.

Fiktives Vinyl: Elektrizität Vol. 1 (Mercury) © Kai von Kröcher, 2015/2021

 

Und jeden Mittwoch die 12er-Packung Eis – hat für uns drei grad so gereicht, unsere Welt schien hier ewig zu sein. +++ Anfang der Nullerjahre habe ich in Oberwiesenthal, glaube ich. Da sah ich die Band City, live vor dem Bergpanorama und so, das fand ich ganz gut. Als Wessi kannte ich natürlich nur ihren Smash-Hit Am Fenster, ihre Namen sagten mir gar nichts. +++ Ich glaube, so langsam bin ich wirklich verärgert. Dass ich ständig so bahnbrechende Einfälle habe. Und am Ende stellen die sich doch immer nur als unfreiwillig kopiert heraus. Erinnern Sie sich an den Fall Hockney? Richard Prince, gerade gestern? Stellen Sie sich vor, morgens werden Sie wach. Sie haben den Text, die Akkorde im Kopf für ein Lied namens Stairway to Heaven, schreiben das alles auf. Vielleicht werden Sie denken, was für ein abgedroschener Schmuh: „There’s a Lady who’s shure“, dieser triefende Quatsch – lassen den Song aber auf Platte pressen und werden verklagt. +++ Ich erinnere mich jedenfalls (fast) noch genau, da steht der Sänger von City vorne am Mikrofon – und sagt: „Ich bin Toni Krahl.“ Den Namen habe ich seitdem nicht mehr vergessen: „Ich bin Toni Krahl!“ Und jetzt fragen Sie sich, was hat das alles mit der Platte oben zu tun. +++ Im Radio hinten wird Olaf Schulz gerade zum Bundeskanzler vereidigt, ich bin mal gespannt. +++ Toni Krahl sagte dann noch irgendwas so von wegen, das habe ich nicht ganz kapiert: D-Mark plus Elektrizität sei = Kommunismus, oder so in der Art. Viele um mich herum prusteten ostentativ – ein verdrehtes Bonmot vom Väterchen Stalin vielleicht. +++ Von daher heute Back to the Roots: Deep Fuck Records, einzige Fotoserie mit Zukunft! +++ Ostentativ übrigens ist ein Ausdruck der Bildungssprache: irgendein Joke wird nur im Osten verstanden.

 

Überschrift inspired by: Am Fenster © City, 1974/1977

Überschrift also inspired by: Olaf hat Husten – Fernsehwerbung für Wick Formel 44 extra stark Hustenlöser © Wick/Procter & Gamble, ca. 1973

Lyrics: Karlshorst © Sind, 2020

Toni Krahl (* 3. Oktober 1949 in Berlin), dt. Musiker

Heaven © Led Zeppelin, 1971

Olaf Schulz (* 18. Juni 1958 in Osnabrück), dt. Bundeskanzler

Farbfernseher | Skalitzer Str. 114 | 10999 Berlin-Kreuzberg

Unknown Celebrities / The War on Drugs.

Unknown Celebrities: The Girls of Louis Vuitton © Kai von Kröcher, 2021

 

Cyanide in our styrofoam cups, I could never make them love. +++ Mir fällt heute nichts ein – ich hatte ewig gedacht, beim War on Drugs ginge es um den Krieg auf Amphetaminen, Blitzkrieg und so. Hitler selbst soll ja auch ein regelrechter Staubsauger gewesen sein. +++ Ganz nebenbei habe ich mich dann auch noch bei Richard Prince verzockt, diesem amerikanischen Künstler. Ich hatte da diese Idee gehabt, unbekannte Models von Plakatwänden abfotografieren, Porträtserie daraus machen. Und dann fiel mir Prince wieder ein, der hatte, wenn ich es richtig zusammenkriege. Der hatte in irgendeinem Zeitungsarchiv gearbeitet, unten im Keller. Und immer, wenn er sich langweilte, fotografierte er farbige Werbeanzeigen aus Magazinen oder so ab. Das hat er dann ausgestellt und wurde gefeiert. Allerdings hatte ich das so in Erinnerung, dass er die Werbung einfach nur 1:1 abfotografiert hat, aber das stimmt wohl so nicht. +++ Ich habe die Frau hier auf dem Bild übrigens unmerklich verändert, aber das interessiert ja jetzt niemanden mehr. +++ Und beim War on Drugs, da ging es um Richard Nixon, da müssten Sie einfach mal googeln. +++ Soll ich Ihnen nochmal was Lustiges erzählen, das liegt schon Jahre zurück: Da fuhr ich in der U-Bahn, und auf dem Bildschirm mit diesen Kurznachrichten – offiziell Berliner Fenster genannt, sagt kein Schwein. Eine moderne Form, würde ich sagen: Eine moderne Form vom Teletext, ist aber egal. Jedenfalls kam da die Meldung, irgendwas mit dem Dalai Lama. Der Dalai Lama hat dieses und jenes gemacht und so weiter, oder auch nicht. Jeder normale Mensch würde an Daliah Lavi denken, ich aber war völlig verdutzt: Der Dalai Lama, dass der immer noch lebt! Tage später wurde mir klar, ich hatte den mit Gandhi verwechselt.

 

Überschrift inspired by: Unknown Celebreties © Kai von Kröcher, 2021

Überschrift also inspired by: Under the Pressure © The War on Drugs, 2014

Lyrics: Bad Religion © Cat Power, 2021

Richard Prince (* 6. August 1949 in Panamakanalzone), US-amerikanischer Maler und Fotograf

Richard Nixon (* 9. Januar 1913 in Yorba Linda, Kalifornien; † 22. April 1994 in New York City), US-amerikanischer Präsident – und der einzige, der von seinem Amt zurückgetreten ist

Dalai Lama: Titel des höchsten Trülku innerhalb der Hierarchie der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus

Daliah Lavi (* 12. Oktober 1942 in Haifa, Völkerbundsmandat für Palästina; † 3. Mai 2017 in Asheville, North Carolina), israelische Filmschauspielerin und Sängerin

Mahatma Gandhi (* 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi), indischer Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist 

 

Die objektive Kunst / Vielleicht hat noch nie ein Spiel gewonnen.

Das Licht fällt herein von der Wuhlheide: Manzur Kargar (Atelier, Köpenick) © Kai von Kröcher, 2021

Fotograf, von der Straße aus fotografiert: Kai Heimberg (Ausstellung, Kreuzberg) © Kai von Kröcher, 2021

 

Well I’m standing here looking at you, what do I see. +++ Zwei Fragen hätte ich dann doch heute einmal: Meinen Sie, auf eine Art könnte es hilfreich sein, den oder das Laptop einfach mal aus dem Fenster zu werfen – und gehen Sie am 25. April zu Heinz Rudolf Kunze? +++ Als ich im Geschirrspüler vorhin mit den Messern herumklapperte, plötzlich hatte ich Antmusic als Ohrwurm im Kopf. +++ Das obere Foto (oben) geht viral im Moment, wie man so sagt – vor Tagen war ich in irgendeinem Ordner darüber gestolpert, ich hatte gedacht: ‚Ist ja viel besser geworden, als ich es in Erinnerung hatte.‘ +++ War im Hochsommer ein spontaner Versuch gewesen: Künstlerfotografie, einfach mal draufgehauen. +++ Was ebenfalls super war, Heimbergs Ausstellung im Schaufenster für Kunst: Vom Feeling her richtig beseelt – und mit 2G+ ohne Maske völlig entspannt. Fotos zu machen, hatte ich dann aber doch wieder vergessen, war ich doch schließlich mit meinem Sohn da; und dann traf ich auch noch einen alten Freund wieder, den ich vom Feeling her – ich denke, das war Mitte der Neunziger in Mitte oder am Prenzlauer Berg irgendwo. Und dann diesen und jenen, und es war doch so schön. +++ Lange Rede, kurzer Sinn: Als ich mit Otto relativ spät mich endlich auf den Nachhauseweg machte und – getreu dem alten Motto Don’t Look Back in Anger. Ich drehte mich draußen kurz noch mal gutgelaunt um, dann schoss ich aus meiner Hüfte heraus schnell noch ein Ali-B.-Bild. +++ Ein Zitat meines Sohnes vom darauffolgenden Tage habe ich mir dann übrigens auch noch notiert: „Wer war denn die Frau, die Musik gemacht hat?“ „Anja Caspary – war die nett?“ „Nee.“ „Wieso das denn nicht?!“ „Die hat gar nicht mit mir gesprochen!“

 

Überschrift inspired by: objektive Kunst: Kunst, die objektiv ist

Überschrift also inspired by: Vielleicht hat noch nie ein Spiel gewonnen – Streetart-Mural mit Mario Götze, Savignyplatz © (mir) unbekannt, 2014

Lyrics: Antmusic © Adam and the Ants, 1980

Mario Götze (* 3. Juni 1992 in Memmingen), Schütze des 1:0-Siegtores im Endspiel von Rio, 2014

Der Wahrheit die Ehre Tour 2021: Heinz Rudolf Kunze und Verstärkung | Columbiahalle, 25. 4. 2022

Schaufenster, Raum für Kunst | Lobeckstr. 30 – 35 | Berlin-Kreuzberg

2G+: Corona bedingte Einlassbeschränkung auf Geimpfte oder Genesene mit jeweils gültigem (negativen) Corona-Schnelltest

Don’t Look Back in Anger © Oasis, 1996

Tatort – Das Prinzip Hoffnung (mit Ulrich Tukur, Lars Eidinger u.a.) © Hessischer Rundfunk/ARD, D 2021

 

Lobeck den Herrn / You give me Pale Shelter.

Raum für Kunst Lobeckstraße: Friends, Freaks, Family (feat. Steve Morell, Anja Caspary) © Kai Heimberg, 2021

 

… und dann geh‘ ich nochmal den Kurfürstendamm entlang, am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang. +++ Manchmal setzen wir uns spontan in den 29er Bus, Otto und ich – Panoramablick oben, vorderste Reihe, wie Delfine es tun. Kurfürstendamm steigen wir aus, mein Sohn führt mich dann „zu den Vögeln“, wie wir dazu sagen: Hinter dem Café Kranzler selig haben sich zwei Volieren mit allerlei exotischen Papageienarten versteckt, wie man als Laie stoisch behaupten möchte. Finken oder so sind das, ich vergesse es jedes Mal – eigentlich aber kommen wir wegen des Pfaus. +++ Zu Otto sage ich immer: „Hier ein Bett aufstellen und dem Schrei des Pfaus lauschen – und in drei Minuten wäre ich eingeschlafen!“ +++ Ja, ist denn schon wieder Black Friday, ich flipp‘ aus?! Soll ja auch Schnee geben – der Sonne ist es egal, ob wir Grünkernbratlinge essen. +++ Worauf ich hinaus will: Am Freitag eröffnet Kai Heimberg seine großformatige Foto-Ausstellung im Schaufenster Lobeckstraße, das ist um die Ecke vom Ritter Butzke. Dazu an den Decks eine Stimme, die ich in meinem Leben dann und wann gern gegessen hätte: radioeins-Musikchefin Anja Caspary, check it out, das kann man mal bringen. Support weiter erhält Kai vom bleichen Steve – Kreuzbergs wohl meistbeschäftigten Topmodel nämlich, Steve Morell. +++ Okay. +++ Jedenfalls, mit der Kindererziehung, das machen wir ja eher so Pi mal Daumen. Statt nach Ratgeber der Zeitschrift Eltern. Und neulich, am Kurfürstendamm, da grinste mein innerer Schweinehund breit vor Stolz, als ich mit Otto nämlich – wir kamen gerade von den besagten Vögeln. Da schlenderten wir an diesem nagelneuen M&M-Megastore über zwei Häuser und vier Stockwerke vorbei. Und mein Sohn zeigte sich vollkommen unbeeindruckt vom überdosierten Konsum- und Schokoterror in kreischenden Farben. Meistens, wenn wir in der Gegend sind, setzen wir uns in den Eiermann-Bau der Gedächtniskirche, nur so zum Wegdriften. Diesmal fand zufällig gerade eine Chorprobe mit Streichern statt, und während Besucher kamen und gingen, saß Otto geduldig gebannt in Violine, Cello und Bariton. Als die Probe beendet war, fragte ich ihn, ob er schon mal so etwas Schönes gehört habe. +++ Das war jetzt ein Cliffhänger, vehement sagte er: „Nein!“ +++ EILMELDUNG: DIE AUSSTELLUNG FINDET NACH 2G+ STATT!

 

 

Überschrift inspired by: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren © Joachim Neander, 1680

Überschrift also inspired by: Pale Shelter (You Don’t Give Me Love) © Tears for Fears, 1982

Lyrics: Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang © Element of Crime, 2018

‚Heroes‘ © David Bowie, 1977

Renate von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg (* 27. Mai 1971 in Lübeck), dt. Nationalsozialistin und Philosophin

Pale Music International | Record Label | Böckhstraße 14 | 10967 Berlin

M&M Megastore | Kurfürstendamm 13 | 10719 Berlin

Schaufenster / Raum für Kunst | Lobeckstraße 30 – 35 | 10969  Berlin

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche | Architekt: Franz Schwechten, Architekt Neubau: Egon Eiermann | 10789 Berlin

November Rain / Inwazja biedronki.

Aliens incognito (No. 1936, Berlin-Hauptbahnhof) © Kai von Kröcher, 2019

 

And you may ask yourself, where is that large automobile, and you may tell yourself, this is not my beautiful house. +++ Das einzige polnische Wort, das ich aus dem Kopf aufsagen kann. Wenn man mich morgens um sechs an der Bushaltestelle von der Seite anspricht. Der einzige, wie nennt man das, Ausdruck, von ‚Guten Tag‘ vielleicht einmal abgesehen. Von ‚danke‘, ‚Glen Danzig‘ und ‚tschüs‘, ‚Żywiec‘ und ‚Lukas Podolski‘. Das einzige Wort dürfte ‚Biedronka‘ sein, das hört sich ganz lustig nach Schnapsdrossel an. +++ One Way Or Another, das Youtube-Video hatte ich neulich noch auf dem Bildschirm. Als von hinten mein Sohn herangeschlurft kam, auf Debbie Harry zeigte und verblüfft feststellte: „Mama!“ Das hört sich jetzt an, als sei er ein Baby, aber in diesem Moment sagte er tatsächlich einfach nur „Mama!“ Otto schaut grundsätzlich kein Fernsehen, sieht keine Videos. Ausnahmsweise lasse ich gelegentlich This Here Island von Dekker laufen, das findet er super. Das erste Musikvideo seines Lebens war mal ein Song von Graf Tati & Les Alles, ich weiß nicht mehr welcher, das hatte ihn seinerzeit fasziniert. Nun also Blondie: eine pädagogische Herausforderung, ihm dieses merkwürdige Endsiebziger-Getanze zu erklären – aber er fand es gut. +++ Der dicke Brummer neulich da auf dem Bürgersteig im strömenden Regen, das hatte mich lange Zeit nicht mehr losgelassen: Ist zum Beispiel der Brummer eigentlich der Mann, sozusagen, der Stubenfliege? Oder eine eigene Gattung? Ist das dann Art oder Gattung? Und kann man mit knapp achtundfünfzig noch damit rechnen, dass mittags das Telefon klingelt und man denkt, was ist denn das jetzt für ein Arschloch! Und am anderen Ende der Leitung ist Hansi Flick? Was will man vom Leben und was darf man von ihm noch erwarten? +++ Jedenfalls, Biedronka ist nicht nur eine polnische Supermarkt-Kette. Bekannt geworden übrigens dadurch – ich hoffe, das ist jetzt keine Verleumdung, die Behauptung habe ich nicht noch einmal gegengecheckt. +++ Ich fordere übrigens ein Radioverbot für die Berliner Band Die Ärzte. +++ Wenn ich mich richtig erinnere, war das seinerzeit jedenfalls mal ein mittlerer Skandal: für das Verkaufspersonal bei Biedronka galt damals nämlich die Auflage, während der Arbeit Windeln zu tragen. Aber das gibt es in Deutschland auch, ohne Namen nennen zu wollen. +++ In letzter Zeit jedenfalls versuchen Marienkäfer in Massen immer und immer wieder. Die kommen und wollen ins Fenster, Asyl für mein Schlafzimmer beantragen, der rettende Strohhalm vor dem aufziehenden Herbst des Lebens. Ich musste dabei an, wie hieß die doch gleich – ich will immer Petra Kelly sagen. Petra Kelly war ja eher eine von den Guten, eine mit Charisma, die Lady Di des Bonner Bundestages sozusagen. Aber wie hieß denn die Frau von der AfD, Frauke Petry – die an den Grenzen auf Kinder schießen wollte? Warum jedenfalls hat man keine Skrupel, eine Wespe aus dem Fenster zu werfen, sie hinabzustoßen in den Abgrund des Schicksals – beim Marienkäfer aber schaltet sich sofort das schlechte Gewissen ein? Sogar bei Wikipedia steht ausdrücklich geschrieben, Marienkäfer seien bei der Bevölkerung beliebt wie Thomas Gottschalk. Und so lässt man die putzigen Tiere in der Fensterbank sitzen und schaut ihnen beim Abkratzen zu.

 

Überschrift inspired by: Biedronka – polnische Lebensmittelkette mit Sitz in Kostrzyn, gegründet 1995

Überschrift also inspired by: November Rain © Guns & Roses, 1991

Bildunterschriften inspired by: Pissing In A River © Patti Smith Group, 1976

Lyrics: Once In A Lifetime © Talking Heads, 1980

Blood and Tears © Danzig, 1990

One Way Or Another © Blondie, 1978

This Here Island © Dekker, 2019

Heroin Topmodel © Graf Tati & Les Alles, 2019

Radio brennt © Die Ärzte, 1987

Petra Kelly (* 29. November 1947 in Günzburg; † 1. Oktober (vermutlich) 1992 in Bonn), dt. Politikerin

Diana Princess of Wales (* 1. Juli 1961 als Diana Frances Spencer in Sandringham, Norfolk, England; † 31. August 1997 in Paris), erste Frau von Prince Charles

Frauke Petry (* 1. Juni 1975 in Dresden), ehemalige dt. Politikerin

Thomas Gottschalk (* 18. Mai 1950 in Bamberg), dt. Entertainer

Lena Gercke (* 29. Februar 1988 in Marburg), dt. Topmodell und Ex-Freundin von Sami Khedira

Instant Karma / Das ewige Leben.

Driving Home for Christmas: Aliens incognito (No. 2276, Hackescher Markt) © Kai von Kröcher, 2019

 

One way or another I’m gonna getcha getcha getcha getcha. +++ Auf dem Weg zurück von der Kita nach Hause kam mir im strömenden Regen heute zu Fuß auf dem Trottoir eine Fliege entgegen, ein ausgewachsener Brummer. Was für ein einsamer Anblick. Ich wunderte mich und dachte darüber nach, wie es bei solch einem Wetter sich für einen Brummer wohl anfühlt. Auf dem Hinweg hatte ich meinem Sohn noch erklärt, dies hier heute sei typisches Herbstwetter – und dass ich es liebe. Otto daraufhin meinte lächelnd, er liebe Herbstblätter. +++ Wie auch immer Sie und Ihre Lieben zum christlichen Weihnachtsbrauch stehen – auch in diesem Jahr werden Sie wieder um ein exorbitant exklusives Geschenk nicht herumkommen, das Ihre Konkurrenz auf vernichtende Art in den Schatten stellt: Ordern Sie noch heute fotografische Exponate direkt beim Künstler persönlich – und alsbald werden Sie auch wieder von Ihren Kindern und Ihren Sexualpartnern respektiert werden! +++ Heute hier (oben) übrigens ein verschollen-geglaubter Aliens-Klassiker in verschiedenen Rahmen – die Umrandung habe ich erstmals noch etwas verbreitert. +++ Was ich Sie lange schon hatte fragen wollen, und was mir durch den traurigen Brummer im Regen vorhin und den Herbst wieder warm in den Sinn kam: Wie eigentlich wäre Ihre Reaktion, wenn Sie, nur einmal angenommen. Stellen Sie sich die Situation vor, der letzte Tag Ihres Lebens, bzw. Sie befinden sich bereits auf der Überfahrt in die Schattenwelt. Und in diesem Moment stellen Sie fest, hier kommen Sie nicht mehr raus. Und es tritt da einer an Sie heran und behauptet, das mit dem Tod und dem Leben danach, das sei leider ein Missverständnis gewesen – so etwas gebe es nicht. Wären Sie dann zum Beispiel enttäuscht, kämen Sie sich betrogen vor? Würden Sie mit dem Fuß aufstampfen – oder die Angelegenheit mit einem Schmunzeln und einem Schulterzucken vielleicht einfach burschikos überspielen?

 

Überschrift inspired by: Instant Karma! (We All Shine On) © John Lennon, 1970

Überschrift also inspired by: Das ewige Leben (sechster Band der „Brenner“-Krimireihe) © Wolf Haas, 2003

Bildunterschrift inspired by: Driving Home for Christmas © Chris Rea, 1986

Lyrics: One Way Or Another © Blondie, 1978