Moskau / Das Fenster zum Hof.

Fiktives Vinyl: Hochhaus – Du wolltest nach Leningrad © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

Everyone in the room’s now high, and I’m the only one still sober. +++ Macht man sich heutzutage eigentlich schon verdächtig, wenn man den Song Moskau der Gruppe Dschinghis Khan nachmittags laut durch den Hof schallen lässt? Gestern hier nämlich tatsächlich passiert. Komponist übrigens kein Geringerer als Ralph Siegel, Text: Bernd Meinunger. +++ Wie Sie wissen, und das ist jetzt kein Scherz: Wie Sie wissen, beteilige ich mich an der Aktion „Energiesparen gegen Putin“. Und da spüle ich mein Geschirr jetzt im Feldversuch mit der Hand. Warum das „Feldversuch“ heißt, habe ich nie wirklich verstanden. +++ Die Meinungen, Bernd Meinungen – die Meinungen jedenfalls gehen beim Abwaschen weit auseinander, viele Faktoren müssen berücksichtigt werden. +++ Lustigerweise besprachen wir gestern am Abend in lauschiger Runde gerade zufällig die Petersburger Hängung und ihre Sprengfallen, und jetzt fällt mir beim Blick auf das Schallplattencover da oben auf: Petersburg hieß früher ja Leningrad! +++ Ich stand an meiner Spüle und sparte Energie gegen Putin. Die Fenster hatte ich sommerlich weit geöffnet. Alles war ruhig, nur das Wasser zu meinen Händen plätscherte sanft. Und plötzlich – Sie müssen sich vorstellen, der Hof wird ja von drei Mietskasernen und einer Brandmauer umschlossen. Von irgendwoher also (und nicht exakt ortbar) – von irgendwoher dumpfte ein halbwegs stupider Rhythmus, ich dachte, das klingt ja wie Dschinghis Khan. Dachte mir aber nichts weiter dabei – wer sollte hier schon Dschinghis Khan hören? +++ Um das kurz abzuschließen, ich muss jetzt gleich los – denn so lustig ist die Anekdote nun auch wieder nicht.

 

Überschrift inspired by: Moskau © Dschinghis Khan, 1979

Überschrift also inspired by: Das Fenster zum Hof (Rear Window) © Alfred Hitchcock (Regie), USA 1954

Lyrics: Waste Your Time © Lennie Rayen, 2022

Uwe Kliemann / All Along the Watchtower.

Fiktives Vinyl: Ilka Isopescu – Es wird dich nie wieder verlassen © Kai von Kröcher, 2012/2021

 

Me with nothing to say and you in your autumn sweater. +++ Natürlich war die Geschichte längst nicht zu Ende, die mit Rex Gildo unter dem Funkturm seinerzeit. +++ Oha! Eine dieser brillanten Überleitungen schon wieder, für den der oder die Leser das oder den Blog so abgrundtief lieben. +++ Kommt. +++ Irgendwie werde ich mich nie dran gewöhnen: All Along the Watchtower ist im Original nicht von Jimi Hendrix.

 

Überschrift inspired by: Uwe Kliemann (* 30. Juni 1949 in Berlin), dt. Abwehrspieler u.a. bei Hertha BSC, Spitzname wegen seiner 1,96 m liebevoll „Funkturm“

Überschrift also inspired by: All Along the Watchtower © Bob Dylan, 1967

Lyrics: Autumn Sweater © Yo La Tengo, 1997

Hunde / You Were Perverted, too.

Fiktives Vinyl: Hunde – Die Wahrheit zerstört dich © Kai von Kröcher, 2017/2022

 

I don’t know how you were diverted, you were perverted too. +++ Hatte ich jemals von der Internationalen Tourismus Börse 1988 unter dem (West-)Berliner Funkturm erzählt? Mein Leben rauscht hier gerade vorbei in Überschallgeschwindigkeit. +++ Glauben Sie an den Zufall? Die Schlagzeile hier vom 31. Juli? Die letzte Überschrift vor dem Finale? Ich hatte die Beatles gehört, eine berühmte Band aus den Sechzigern. Song aus der Feder George Harrisons. No one alerted you. Und anschließend fällt prompt die von ihren Mannschaftskameradinnen „Poppi“ genannte Spielführerin aus. Und der Pokal geht nach England – im Gesamtkontext vollkommen gerechtfertigt. +++ Wir schreiben also das Jahr 1988, ich stecke offensichtlich gerade in einer Orientierungskrise. Und lebe noch irgendwo in der Metropolregion zwischen Harz und Heide. Und weil ich mir so langsam mal überlegen soll, was ich beruflich später mal werden will – da erzähle ich jedem, ich steige nun in der Tourismusbranche ein. Mache einen Probetag in einem Reisebüro in der Stadt Wolfenbüttel. Lessing war dort als Bibliothekar tätig, in Wolfenbüttel – allerdings vor meiner Zeit. +++ Das Plattencover der Band Hunde habe ich heute vormittag entworfen, wie finden Sie es? +++ Jedenfalls begleitete ich einen Reisebus zur ITB nach Berlin. Auf der Transitstrecke machten wir Halt an der Raststätte Theeßen, anschließend zählte ich durch, ob wir auch niemanden in der DDR vergessen hatten. Das war mein Auftrag – ansonsten spazierte ich allein auf dem Messegelände herum und sah mir die Probe zu einer Fernsehaufzeichnung mit Rex Gildo an: diese Geschichte birgt Zündstoff.

 

 

Überschrift inspired by: Die Wahrheit zerstört dich © Hunde, 2022

Überschrift also inspired by/Lyrics: While My Guitar Gently Weeps © The Beatles, 1968

Monolithen © Tom Liwa, 2000

Gotthold Ephraim Lessing (* 22. Januar 1729 in Kamenz; 15. Februar 1781 in Braunschweig), Dichter der Aufklärung

Rex Gildo (* 2.Juli 1936 als Ludwig Franz Hirtreiter in Straubing; † 26. Oktober 1999 in München), dt. Schauspieler und Schlagersänger

Ulrich Gagarin / Was Sie Anchovis so mögen.

Fiktives Vinyl: Ulrich Gagarin – Die wirkliche Realität © Kai von Kröcher, 2014/202

 

Sweet Caroline, oh, oh, oh. +++ Ist Ihnen zufällig aufgefallen, wie gestern das Endspiel der Frauen ausging? Im Vergleich dazu vorher mein Tipp? +++ Nicht schlecht. +++ Und sowieso toll, alles – Svenja Huth ab! Nia Künzer san nia, aber am Ende gehört das Ding diesmal wohl einfach nach England – sag ich als Fußball-Analytiker jetzt mal! +++ Und als Mensch. +++ Dazu die Überleitung: Ulrich Gagarin ein Chauvi? Seit ’84 wohnt er Allee der Kosmonauten in Berlin-Hellersdorf, doch was sagt das aus? Seine Platte ist gut, bringt aber kein Licht ins Dunkel seiner Person. +++ Seine Platte in Berlin-Hellersdorf, haha. +++ Wie eigentlich nennt man das Gegenteil von polarisierend? So von wegen, nicht das Trennende suchen, sondern mehr so das positiv Vereinende, das sich gegenseitig Befruchtende? +++ Apropos: Fanden Sie die Ferien des Monsieur Hulot auch so unfassbar unlustig? Ich hatte den vor einigen Jahren einmal im Fernsehen gesehen – keine Miene verzogen, ganz im Ernst. Fand das Schützenfest dagegen aber zum Totlachen! +++ Mein Sohn jedenfalls, als wir zum Olympiastadion neulich fuhren. Und das meine ich mit das Gegenteil von polarisierend: Er möchte sich jetzt nämlich auch das Stadion vom 1. FC Union einmal angucken. Da ist er der Yin-und-Yang-Typ, immer das Ergänzende suchen. Nicht einfach nur England aufs Maul, Deutschland aufs Maul. Hertha aufs Maul, Union aufs Maul. Dortmund aufs Maul, Schalke aufs Maul. Bayern aufs Maul, Sechzig aufs Maul. Volkswagen aufs Maul, Opel aufs Maul. Jagger aufs Maul, Lennon aufs Maul. Neil Diamond aufs Maul, Neil Armstrong aufs Maul. Apple aufs Maul, Windows aufs Maul. Geha aufs Maul, Pelikan aufs Maul. 36 aufs Maul, 61 aufs Maul. Gleisdreieck aufs Maul, Görli aufs Maul. U-Bahn aufs Maul, S-Bahn aufs Maul. Lawrow aufs Maul, Baerbock aufs Maul. Biden aufs Maul, Trump aufs Maul. +++ Trump aufs Maul, Trump aufs Maul. +++ Spaß muss sein. +++ Am S-Bahnhof Olympiastadion stieg ich mit meinem Sohn anschließend in die S3. Ich meinte, wenn man hier jetzt einfach immer weiter fährt – nach geschätzt 41 Minuten ist man direkt an der Wuhlheide: Alte Försterei, 1. FC Union. Einmal nur quer durch die Stadt, direkte Verbindung. +++ Kita macht Ferien – and so does the Blog.

 

Überschrift inspired by: Juri Gagarin (* 9. März 1934 in Kluschino, Oblast Smolensk, UdSSR; † 27. März 1968 bei Nowosjolowo, Oblast Wladimir, UdSSR), sowjetischer Kosmonaut und erster Mensch im All 

Überschrift also inspired by: Anchovis – andere Bezeichnung für die Europäische Sardelle

Lyrics: Sweet Caroline © Neil Diamond, 1969

Fußball-EM der Frauen | Wembley-Stadion, London | Finale | England – Deutschland 2:1 n.V.| gestern, 18:00 Uhr

Svenja Huth (* 25 Januar 1991 in Alzenau), dt. Nationalspielerin beim VfL Wolfsburg, Europa-Vizemeisterin

Nia Künzer (* 18. Januar 1980 in Mochudi, Botswana), dt. Fußballweltmeisterin und Fernsehexpertin der ARD

Die Ferien des Monsieur Hulot (Les Vacances de Monsieur Hulot) © Jacques Tati (Drehbuch, Regie), F 1953

Tatis Schützenfest (Jour de fête) © Jacques Tati (Drehbuch, Regie), F 1949

Ferien mit Popperle / No One Alerted You.

Fiktives Vinyl: Frauenband ® – Bis fast an die Grenze (und beinah noch weiter) © Kai von Kröcher, 2020/2022

 

There is water at the bottom of the ocean. +++ Lawrow, Basler und ich, wir freuen uns ja schon sehr auf den Trikot-Tausch heute am Abend – ist halt so’n Chauvi-Ding unter Männern, aber geschenkt. +++ Come on! +++ Der Bandname (oben) ist schon genial – hinausgewachsen über mich selbst! +++ Vorletzte Nacht träumte ich von den Bay City Rollers, die starteten ein Comeback. Ich hatte sie als fünf Typen im Schottenkaro in Erinnerung, am Ende aber waren es eine Sängerin und eine Art Bankangestellter. Dem hatte ich irgendwann mal irgendwie etwas Geld geliehen, zehn Euro vielleicht oder zwanzig. +++ In der Schule damals, Gnade der frühen Geburt: Die Bay City Rollers waren eher so ’n Mädchen-Ding. Und im Traum war ich mir dann auch nicht ganz sicher, ob Bye Bye Baby (Baby Goodbye) jetzt eigentlich von „den Rollers“ war – oder nicht doch vielleicht von den Rubettes. +++ (Rubettes = Sugar Baby Love/Anm.d.Red.) +++ Apropos: Hätte ich in den Naturwissenschaften damals aufgepasst – ich würde ja eine Methode entwickeln, wie man aus dem Meer Süßwasser gewinnt. Und es dann über den Globus verteilen. Wieso riecht Nestlé den Braten nicht längst, sind die altersmilde geworden? +++ (Trinkwasser = gut, Nestlé ≠ gut/Anm.d.Red.) +++ Am ersten Ferientag habe ich mit meinem Sohn übrigens das Olympiastadion besichtigt, ein ganz toller Nachmittag: Wir haben sogar den Mittagsteller gegessen, der war überraschend gut – und saßen da zufällig zusammen mit den Jungen und Mädchen der Hertha-Fußballschule in dem riesigen leeren Rund, während unten ein Traktor gerade den Rasen mähte. +++ Ist Ihnen aufgefallen, wie man die Spielführe- und Torjägerin der deutschen Frauen mit Spitznamen nennt? +++ Na? +++ Für heute in Wembley mein Tipp: England – Deutschland 3:1, auf jeden Fall wird es spannend.

 

 

Überschrift inspired by: Ferien mit Schnüpperle (Kinderbuch) © Barbara Bartos-Höppner, 1972

Überschrift also inspired by: While My Guitar Gently Weeps © The Beatles, 1968

Lyrics: Once in a Lifetime © Talking Heads, 1980

Bye Bye Baby © Bay City Rollers, 1975 (Cover)

Sugar Baby Love © Rubettes, 1974

Olympiastadion Berlin – von 1934 bis 1936 errichtet für die Spiele der XI. Olympiade (Architekt: Werner March; Umbau: Gerkan, Marg und Partner)

Alexandra Popp (* 6. April 1991 in Witten), dt. Fußball-Nationalspielerin in Diensten des VfL Wolfsburg

Fußball-EM der Frauen | England – Deutschland | Endspiel | Wembley-Stadion, London | heute Abend, 18:00 Uhr

Russian Lips / Zwei Kontrolleure ahnen Betrug.

Fiktives Vinyl: Серге́й Ви́кторович Лавро́в – Löwenzahn © Kai von Kröcher, 2020/2022

 

Tell me if she laughs or cries, blow away dandelion. +++ Das treibt ja nun immer bizarrere Blüten, diese Sache mit der Duplizität. Gestern nämlich hatte Mick Jagger Geburtstag, Sie wissen es ja. Und das passte auch zu meiner Überschrift. Bloß, dass ich gestern da absolut nicht dran gedacht hatte. Als Rolling-Stones-Befürworter einer der früheren Stunden, das glaubt mir doch wieder kein Mensch. +++ Was eigentlich hält Sergei Lawrow vom Fußball der Frauen? Scheint ja ein aufgeschlossener Typ zu sein – seine Platte jedenfalls ist ganz schön. +++ Um das jetzt kurz oder lang aufzuklären: Ich hatte natürlich wieder an Mentzel, Seeler, Kubicki gedacht, wollte die Namen aber nicht nennen. Say my name, say my name – wegen der Pietät! Stattdessen auf einmal einen älteren Udo-Lindenberg-Song im Ohr. Aus einer Zeit, als die Platten schon langsam schlechter wurden. Im Prinzip aber immer noch ganz okay waren. +++ Das Halbfinale gestern, das war ja nun ohne Quatsch ein Hammer, alter Schwede. Engländerinnen letztlich im Rausch. Heute Abend dann Deutschland – Frankreich, dunkel erinnere ich mich an das Halbfinale der Männer von ’82: Rummenigges großer Moment, wenn ich nicht vollkommen irre. +++ Dieser Udo-Lindenberg-Song da jedenfalls. Erzählt die Geschichte einer gewissen Angelika aus Winsen an der Luhe, die würde sich gern an die ganz großen Namen heranschmeissen: Mick Jagger, Alfred Dregger, Rod Stewart, James Hunt. Und hier kommt Bodo ins Spiel. Bodo, der Roadie. Der nämlich wiederum sagt, wenn sie auch nur eine einzige Nacht bei ihm bleibt, dann macht er sie bekannt mit all den Beatles, den Bee Gees, den Stones. +++ Wahrscheinlich mögen Sie Mick Jagger nicht, Ihr gutes Recht. Werden jetzt sagen, nu‘ geh mir mit dem nicht schon wieder auf den Sack. Aber wussten Sie, was mir bis gestern gar nicht bewusst war? Wie man diese aufgespritzten Lippen nennt, die derzeit so „in“ sind – wäre auch was für die Nationalelf! +++ Neben Lothar Matthäus und Bolsonaro übrigens ist Lawrow einer der wenigen, die am selben Tag Geburtstag feiern wie ich, ein illustrer Kreis…

 

 

Überschrift inspired by: Italian Shoes © Willy DeVille, 1985

Überschrift also inspired by: Berlin © Ideal, 1980

Lyrics: Dandelion © The Rolling Stones, 1967

Say My Name © Destiny’s Child, 1999

Angelika © Udo Lindenberg und das Panikorchester, 1978

Lothar Matthäus (* 21. März 1961 in Erlangen), dt. Rekordnationalspieler

Bolsonaro (* 21. März 1955 in Glicério), brasilianischer Präsident

Sergei Wiktorowitsch Lawrow (* 21. März 1950 in Moskau), Aussenminister der Russischen Föderation

Naturkita „Löwenzahn“ | Annalena-Baerwald-Straße | Berlin-Kreuzberg

Europameisterschaft der Frauen | Deutschland – Frankreich | Milton Keynes | heute Abend | 21:00 Uhr MESZ

Mick Jagger, Alfred Dregger, Rod Stewart, James Hunt / Tales of War and of Waste.

Fiktives Vinyl: DJ Trockenbau feat. Nem Cuon – No. 16 Baby (Nem Cuon) © Kai von Kröcher, 2022

 

Saw you flying by, flash of Turquoise Blue. +++ Welches Blau das auch immer sein mag, dieses Turquoise – so etwas kann man heutzutage ja googlen. +++ Das mit der Einzigartigkeit des Universums neulich, vielleicht war das etwas weit aus dem Fenster gelehnt. +++ Turquoise ist – man hätte auch selber drauf kommen können. Ich habe es trotzdem gegoogelt, doch muss man das Wort eigentlich nur ein paar mal laut vor sich hin sagen. +++ Dieses Plattencover da heute – selten hat mir ein Motiv solch ein Kopfzerbrechen bereitet. Ich hatte es aus einem Schaufenster irgendwo in Charlottenburg abfotografiert mit dem Handy. Goethestraße, glaube ich – Goethe war gut. +++ Vielleicht fragen Sie sich, wie kommt er auf Snowy White. Das geht Sie zwar eigentlich gar nichts an, aber ich hatte einen längeren Traum heute früh, ich war da zu einer Hochzeit eingeladen in München. Und während ich an einer Tankstelle in München das Auto auftankte, da summte ich diesen Song.

 

Überschrift inspired by: Angelika © Udo Lindenberg und das Panikorchester, 1978

Überschrift also inspired by: Don’t Dream It’s Over © Crowded House, 1986

Lyrics: Bird of Paradise © Snowy White, 1983

Goethe war gut © Rudi Carrell, 1978

No. 13 Baby © Pixies, 1989

Popperle / Wenn die Kirschbäume blüh’n.

Fiktives Vinyl: Klassenfeind – Wenn die Kirschbäume blüh’n © Kai von Kröcher, 2017/2022

 

For just one moment in time I hear the holy back beat. +++ Was weder mein Sohn noch ich aber wissen konnten, und da war sie auch wieder schon, unsere tägliche Dosis Duplizität. Ich spreche jetzt nicht von der Sache mit Kubicki, tragisch, darüber wann anders mehr. Für alle gebürtigen Braunschweiger natürlich ein Schock, der Mann war ja wahnsinnig beliebt. +++ Worauf ich stattdessen aber hinaus will: Ob Rattelschneck nämlich eventuell wohl auf diesem Ausflugsdampfer da saß, der an uns mittags vorbeifuhr (Ihr seid solche Fucker berichtete). Eine nicht uninteressante Frage. Meinem Sohn hatte ich damals geantwortet, das sei durchaus möglich – am Ende aber nicht sehr wahrscheinlich. Am Abend allerdings, Interhotel spielten im Polnischen gerade ihren vielbeachteten Support, der Sohn lag vermutlich schon langsam im Bett. In diesem Moment öffnete sich kaum merklich die Tür, besagter Herr Rattelschneck trat inkognito ein, lauschte der Show unerkannt. +++ Wie gefällt Ihnen die heutige Schallplattenhülle? Das Foto entstand auf der Nordseeinsel Pellworm seinerzeit, Sie ahnten es sicher bereits: der einzige Ort außerhalb Groß-Berlins, den ich die letzten Jahre bereist habe. +++ Lief wohl nicht so besonders, dafür ist der Fußabdruck aber okay – ich liebe dieses Bild, es erzählt viel von Sehnsucht. +++ Die Großraumstörung am Internet hier als Luxusproblem abzutun, das war ja recht großzügig von mir. Nervte aber gewaltig: Ich hatte die erste Version meines Posts gestern gerade veröffentlicht – und der Text strotzte vor Fehlern, vor Witze-Erklärerei, kaum zu ertragen. An jedem Post feile ich mindestens immer noch fünfzehnmal, nachdem er schon draußen ist. Operation am offenen Herzen, die gläserne Molkerei. Und dann aber, zack, ausgerechnet in diesem Moment gestern plötzlich das Internet wieder kaputt. +++ Das fühlt sich vom Feeling her dann so an, als hätte man eben eine Apotheke überfallen und säße nun wieder zu Hause und gucke die Tagesthemen. Und dann stellt man fest, man hat seinen Personalausweis am Tatort liegen gelassen, aber es fährt jetzt kein Bus mehr – das macht einen irre. +++ Bei Lilian & Manzur Samstagabend im Polnischen machte das perfide Gerücht plötzlich die Runde, sie spielten ausschließlich Coverversionen. Und jeder begann krampfhaft zu grübeln, warum man dann peinlicherweise jetzt keinen einzigen dieser Songs hier erkannte. Was vor allem ernüchternd war, da sie mindestens drei oder vier regelrechte Knaller dabeihatten – dystopische Popperlen Pop-Perlen, die hauten einen direkt schon beim ersten Mal Hören um. Das Gerücht war im Sturm der allgemeinen Empörung dann alsbald aber als solches enttarnt, der Streuer zur Rede gestellt: alles Eigenkompositionen also – und alle wieder zufrieden. +++ Als ich die Apotheke gestern ausgeraubt hatte und plötzlich das Internet ausfiel. Da setzte ich mich in einen schattigen Schankgarten in Friedrichshagen, beobachtete eingehend drei Ameisen auf dem Tisch hin- und herlaufen und stellte mir Fragen: Ob so kleine Geschöpfe, so wundersam sie auch sein mögen. Ob Ameisen zum Beispiel eine eigene Persönlichkeit besäßen – oder ob sie, auf eine Art ferngesteuert, doch eher nur vorgegebenen Mustern folgen. Dann trat die Sonne hinter dem Giebel eines gegenüberliegenden Hauses hervor, und schlagartig erkannte ich die Einzigartigkeit des Universums.

 

Überschrift inspired by: Meister Eder und sein Pumuckl (Kinderreihe über einen rothaarigen Kobold als Hörspiel) © Ellis Kaut, 1962

Überschrift also inspired by: Wenn die Kirschbäume blüh’n © Klassenfeind, 2022

Lyrics: In Trance as Mission © Simple Minds, 1981

Die gläserne Molkerei | Molkereistraße 1 | 15748 Münchehofe

Club der polnischen Versager | Ackerstraße 169 | Berlin-Mitte

Wreck Havoc / Show Me Your Truth and I’ll Show You Mine.

Fiktives Vinyl: Bordsteinzimmer – Ein Leben im Tag der Lili Convelli © Kai von Kröcher, 2022

 

So, unplug the jukebox and do us all a favour. +++ Mein Sohn stellt mir manchmal so Fragen. Wie gestern zum Beispiel, liegt wohl am Alter. Wir drehten eine unserer Runden um den Kanal, er auf dem Fahrrad, ich als Flaneur. Irgendwann zog ein Ausflugsdampfer an uns vorbei, da wollte er von mir wissen, ob möglicherweise Rattelschneck auf dem Schiff sei. +++ Ein Schallplattencover heute wie mit dem Handy fotografiert – das muss wohl der achte März dieses Jahres in Neu-Hohenschönhausen gewesen sein, wunderbar. +++ Laut Google-Übersetzer heißt „hausen“ auf Englisch „wreck havoc“, ein mutmaßlich formidabler Bandname! Nur gibt es den leider anscheinend schon – Trash-Metal-Gruppe aus Denver. +++ Seit Tagen haben wir hier eine sogenannte Großraumstörung am Internet – Experten klingeln sich von Haus zu Haus auf der Suche nach Ansprechpersonen: Unsere Sorgen möcht‘ ich mal haben!

 

Überschrift inspired by: Scumbag in Disguise © Wreck Havoc, 2011

Überschrift also inspired by: Show Me Your Truth and I’ll Show You Mine © Lili Convelli, 2022

Lyrics: Antmusic © Adam and the Ants, 1980

The Singer © Diamanda Galas, 1992

Mexiko ’70 / The Brand with the 3 Stripes.

Fiktives Vinyl: Ringo Kellermann – Epilogue © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

It’s hard to realize that I am just mesmerized by a sentimental dream. +++ Das roch wieder nach einer lupenreinen Duplizität der Ereignisse gestern, das mit der WM ’70 damals in Mexiko. +++ Erinnern Sie sich zum Beispiel noch an die Sache mit der Autogrammkarte? Im Sommer 2011 hatte ich mir bei einem Auftritt von Achim Mentzel in der Nähe von Dresden persönlich ein Autogramm von ihm geben lassen, das hing dann Jahre hinter dem Tresen im Club. Eines Tages aber fiel die Karte herunter und verschwand unauffindbar irgendwo hinter den Kühlaggregaten. Dann erreichte uns die Nachricht von Achims Tod. +++ Kubicki hatte sich gestern auch auf den Trikottausch am Abend gefreut – gab aber, glaube ich, keinen. +++ Die deutschen Frauen haben so auffallend schönes Haar – benutzen sie wohl eine spezielle Spülung, eine Repair-Kur vielleicht? +++ Meine allerersten Fußballschuhe, von meinem großen Bruder habe ich die aufgetragen, damals. Ich weiß nicht mehr, welche Größe – aber ich hatte auf jeden Fall eine Ewigkeit warten müssen, bis sie dann endlich passten. Auf der Lasche oder Zunge oder wie das Teil da heißt auf dem Spann. Da stand damals noch drauf: „The Mark with the 3 Stripes“, der Schuh hatte eine blaue Sohle mit festen Stollen und war das Modell Uwe Seeler von Adidas. Damit bestritt ich meine ersten Pflichtspiele für Grün-Weiß Vallstedt – beziehungsweise saß ich die meiste Zeit damit auf der Bank. Eine Saison später kamen die ersten eigenen – nagelneue Franz Beckenbauer mit weißen Schraubstollen, der Slogan jetzt modifiziert: „The Brand with the 3 Stripes“. +++ Sehen Sie einen Zusammenhang darin, dass ich gestern Vormittag hier Uwe Seeler erwähnt habe – und gegen Abend kam dann die Nachricht von seinem Tod? +++ Das wäre doch Hokuspokus. +++ Nach der D-Jugend folgten dann übrigens keine Schuhe mehr: Als die Erfolge ausblieben, habe ich meine Karriere an den Nagel gehängt und mich den Weibern gewidmet.

 

Überschrift inspired by: Uwe Seeler (* 5.November 1936 in Hamburg; † 21. Juli 2022 in Norderstedt), Kapitän des Hamburger Sportvereins und der deutschen Fußballnationalmannschaft 

Überschrift also inspired by: Adidas AG – international tätiger deutscher Sportartikelhersteller mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg

Lyrics: Mesmerized © The Damned Don’t Cry, 2022

Kubicki (* 3. März 1952 in Braunschweig), deutscher Rechtsanwalt und Politiker

Europameisterschaft der Frauen | Viertelfinale | Deutschland – Österreich 2:0 | London | 21. Juli 2022