Zur Sache, Schätzchen / Prima Primaten aus Lima.

Fiktives Vinyl: Der alte Chinese – Melancholische Melodien (Vol. 1) © Kai von Kröcher, 2021/2022

 

What’s that floating in the water, Ol‘ Neptuna’s only daughter. +++ Ein bisschen Getier hatten wir natürlich gesehen: Gleich vorne die Elefanten – mein Sohn fand die Hühner wesentlich interessanter. Im Pandabereich dudelten chinesische Weisen vom Band. Das chinesische Tonsystem basiert auf starken Einflüssen indischer und mesopotamischer Herkunft, man kam sich vor wie beim Chinesen. Ich erzählte Otto die Sache mit West-Berlin, dass West-Berlin berühmt war für seine Pandas. Bao Bao – und wie hieß der andere Ganove? Die jedenfalls sollten damals endlich für Nachwuchs sorgen: Die Springer-Presse setzte sie unter Druck – eines Tages, klar, war die Leidenschaft nicht mehr da. Sowieso eher träge Kollegen. Beeindruckender war da schon der Tiger, der lässig in einer Runde durchs Wasser sein überschaubares Reich absteckte. +++ Das auf dem Cover heute, das war ja auch so eine Art Wahrzeichen West-Berlins: Heizkraftwerk Wilmersdorf, nicht wenige werden sentimental werden bei seinem Anblick. +++ Gestern brachte ich meinen Sohn zum Zug, er ist mit der Mama in die Berge. Auf dem Rückweg, am Bahnhof Zoo, geriet ich in Massen von Hertha- und Dortmund-Fans. Spontan drängte ich mich mit ihnen in die proppenvolle S-Bahn zum Olympiastadion, ich war ja schon ewig nicht mehr beim Fußball. Wunderte mich, wie entspannt die Stimmung hier war. Blauweiße und gelbe Fantrikots bunt durcheinander gemischt: ein freundliches Gefrotzel hier, ein bisschen Gefachsimpel dort – die meisten Dortmund-Fans kamen wahrscheinlich eh aus Berlin. +++ Im Zoologischen Garten jedenfalls, machen wir es kurz: Viele Gehege schienen mir leer, als seien die Tiere im Urlaub. Als das angekündigte Gewitter sich ankündigte, gingen Otto und ich ins Zoo-Restaurant, holten uns zwei Teller Nudeln und setzten uns draußen unter den großen Schirm. Anderthalb Stunden lauschten wir beinah alleine dem Sommerregen – wie im Urwald kam man sich vor, regelrecht großartig. +++ Am Olympiastadion angekommen, gab es da keine Ticketschalter mehr. Und weil ich zu blöd war – ich kokettiere ja gerne mit meiner Blödheit. Weil ich zu blöd war, mir online ein Ticket zu holen, hörte ich mir das Spiel einfach von draußen an. Ich tigerte lässig ums Stadion und lauschte den Gesängen von drinnen. Irgendwer fragte mich nach dem Spielstand, ich sagte: „Ich tippe mal null zu null, aber keine Ahnung.“ +++ Vielleicht sollte ich nicht immer mehrere Geschichten parallel erleben/erzählen, beim nächsten Wolkenbruch jedenfalls retteten Otto und ich uns ins Affenhaus, da verfiel man der Schwermut: Die Käfige im Achtzigerjahre-Jugendzentrum-Design und ausgeleuchtet wie in der Lindenstraße, die Schimpansen viel größer, als ich sie aus der Trigema-Werbung in Erinnerung hatte. Lethargisch saßen sie da – mit ausdruckslosem Gesicht ließ der eine seine Lebensgeschichte Revue passieren: Man konnte die Verzweiflung förmlich spüren, dass man ihm seine Schreibmaschine weggenommen – als endlich der Himmel aufklarte, machten wir uns auf den Heimweg.

 

Überschrift inspired by: Bao Bao (宝宝, chinesisch für „Schätzchen“ – * 1978 in China; † 22. August 2012 in Berlin), ältester weltweit in einem zoologischen Garten lebender Großer Pandabär (Ailuropoda melanoleuca)

Überschrift also inspired by: Zur Sache, Schätzchen (Filmkomödie mit Uschi Glas, Werner Enke) © May Spils (Regie), Werner Enke (Drebuch), BRD 1968

Überschrift also inspired by: Prima Klima © Prima Klima, 1981

Lyrics: Mr. Grieves © Pixies, 1989

Hertha BSC – Borussia Dortmund | Olympiastadion Berlin | 27. August 2022 | 15:30 Uhr | 0:1 (Modeste, 32. Spielminute)

Lindenstraße: erste dt. Seifenoper, begründet von Hans W. Geißendörfer © WDR, 1985 – 2020

Trigema („Trikotwarenfabriken Gebrüder Mayer“), dt. Mischunternehmen im Bereich Textilproduktion (Sport- und Freizeitbekleidung) und Tankstellenvertrieb

 

 

 

Insane in the Membrane / Disneyland After Dark.

Fiktives Vinyl: Tilda – Promiskuität © Kai von Kröcher, 2016/2022

 

I can’t see what these images mean. +++ Ferien sind vorbei, doch die Kita bleibt heute geschlossen. Den Post heute habe ich deshalb, wie sagten wir damals beim Radio? Das ist ja nun beinah auch nicht mehr wahr: Den Post hier habe ich gestern schon „vorproduziert“. +++ Und das kam so: Sporadisch hatte ich am Berliner Kindl-Gewinnspiel teilgenommen, die Regeln waren recht einfach: Ganz viel Bier musste man trinken, in den Kronkorken waren Losnummern versteckt – die musste man online einsenden. +++ Was für ein hammergeiler Song Revolution doch immer noch ist – gerade das Lahme daran haut mich um. +++ Das Buch Unterleuten, und dabei bleibe ich auch: Romana non grata ist das dann ja plötzlich gewesen, weil, Juli Zeh – naja. Ich jedenfalls fand das Buch damals ganz große Klasse – rein so als Leser. +++ Jedenfalls hatte ich Bier getrunken und fleißig Losnummern eingereicht – und eines Tages, da lag dann einfach so eine Mail in meinem Postfach: Unter Millionen von Biertrinkern hatte ich zwei Tagestickets für den Berliner Zoo gewonnen, das freute mich wahnsinnig – und da gehen mein Sohn und ich heute hin! +++ Bier trinken auf Dauer macht übrigens traurig, das sollten Sie nie aus den Augen verlieren!

 

Überschrift inspired by: Insane in the Brain © Cyprus Hill, 1993

Überschrift also inspired by: No Fuel Left for the Pilgrims © D.A.D., 1989

Lyrics: Revolution © The Cult, 1985

Berliner Kindl Jubiläums Pilsner