S.P.A.N.D.A.U. / Ich soll Sie schön grüßen.

Fiktive Postkarten: Spandau – Siemensstadt grüßt Jack Johnson © Kai von Kröcher, 2024

 

Soon the water will be lost in the well, lost in the well, mm, mm. +++ Wieso eigentlich ausgerechnet Jack Johnson? Im Radio vorhin lief gerade dieser Special-Lee-Scratch-Perry-Mix, als ich an der Schrift herumbastelte (oben). Und weil Jack Johnson immer so schön laid back war, ließ ich ihn einfach mal grüßen, warum nicht. +++ Tja, der Sohn sitzt zurzeit an der Nordsee – und sein Lieblingsverein spielt in Köln gleich im Radio gegen den Abstieg. Von daher werde ich mich heute kurzfassen und gleich, was ich sonst eigentlich nie mache, mit Kopfhörern aus dem Haus gehen. +++ Apropos: Kai Heimberg mit La Selmer live gestern bei radioeins fand ich ganz super, großartige Chäräkter! Ich hatte, was ich sonst eigentlich nie mache. Ich hatte Kopfhörer im Ohr und spazierte über einen menschenverlassenen Friedhof in Baumschulenweg oder so. Menschenverlassen im Sinne von von lebenden Menschen verlassen. Irgendwo stand auch ein abgemeldeter silberner, komplett eingestaubter alter Ford zwischen den Bäumen herum, das fand ich recht merkwürdig. Autofriedhof vielleicht. Jedenfalls war es toll – und im Radio sprachen La Selmer und Heimberg über ihr Buch. Eigentlich wurde mir erst in diesem Zeitfenster die Größe ihres Projekts bewusst. Falls Sie der Fotoband mit den künstlich generierten Bildern auch interessiert und Sie es vielleicht gar kaufen möchten – ich verlinke hier jetzt mal die entsprechende Seite: ifthennow.de

 

Überschrift inspired by: S.P.A.N.D.A.U. © Icke & Er, 2007

Überschrift also inspired by: Ich soll Sie schön grüßen © Möbel Hübner, Berlin (Werbeslogan)

Lyrics: Traffic in the Sky (Lee-Scratch-Perry-Dub) © Jack Johnson, 2023 (2003)

IF THEN NOW (Fotoband) © Kai Heimberg & Ulla Selmer, 2024

1. FC Köln – 1. FC Union | Müngersdorfer Stadion | 15:30 Uhr

Once Upon a Time in the West / Honolulu-Strand-Bikini.

Fiktive Postkarten: Reuter West (Siemensstadt) © Kai von Kröcher, 2024

 

In my mind and in my car, we can’t rewind, we’ve gone too far. +++ Die Meldung des Tages explodierte heute Vormittag in den sozialen Netzwerken, wenn Sie verstehen: Der Gentleman of the Year, gemeinsam mit seiner geheimnisvollen La Selmer – heute Abend zu Gast live bei radioeins aus dem Bikini Berlin. Die zwei haben einen Fotoband herausgegeben, der Hammer-erstklassige Porträts präsentiert (Ihr seid solche Fucker berichtete). Der Haken daran: die Bilder darin gibt es in Wirklichkeit gar nicht; zumindest nicht die Locations und Menschen. Um es intellektuell auszudrücken, was durchaus meine Leidenschaft ist: Die Aufnahmen sind allesamt Kompositionen, die anhand sowohl künstlerischer als auch und vor allem künstlicher Intelligenz entstanden. +++ In meiner Fotokunst dagegen, wenn ich ausnahmsweise auch einmal von mir sprechen darf, steckt die KI nach wie vor in den Kinderschuhen: Auf der fiktiven Postkarte (oben) hatte ich sie eingesetzt, eine angeschnittene Straßenlaterne aus dem Foto zu löschen. Schaut man genauer hin, fällt die Retusche recht dilettantisch aus. +++ Das nur am Rande. +++ Nach meinem Schnappschuss gestern hatte es mich, aus welchem verwegenen Grunde auch immer, übrigens an den Jakob-Kaiser-Platz gezogen. Überraschenderweise war dort alles massenhaft voll von und mit Polizei. Ich glaube, sie hatten da einen Toten, den sie mit einer Art Leinensack vor neugierigen Blicken abzuschirmen versuchten. Demonstrativ ließ ich die Hände von meiner Kamera und verschwand wie ein Maulwurf direkt wieder zurück in die U-Bahn. +++ La Selmer und besagter Kai Heimberg sind heute ab 19:35 Uhr live in der Sendung, theoretisch könnte man auch selber im Studio vorbeischauen – das aber nur ohne Gewehr (Spaß muss sein).

 

Überschrift inspired by: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West, Italo-Western) © Sergio Leone, I/USA 1968

Überschrift also inspired by: Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini © Club Honolulu, 1960 (Cover)

Lyrics: Video Killed the Radio Star © The Buggles, 1979

Gentleman of the Year © Beatsteaks, 2014

Bikini-Haus Berlin | Budapester Straße 38 – 50 | Berlin-Charlottenburg

radioeins – Frequenz: 95,8 MHz (Berlin, terrestrisch)

Und niemals vergessen / Immer schön auf den Opa hören.

Die politisch-satirische Postkarte (fiktiv): Kim Jong-un mit Herrenhandtasche, U-Bhf. Yorckstraße © Kai von Kröcher, 2024

 

Memory burned and gone, a multicolored gray, waiting for May to come. +++ Neulich, an der Straße oben am Südstern, hielt ein etwas größerer Kleinwagen, Einsteiger-SUV von VW. Die Fahrerin stieg aus, ging Brötchen holen beim Bäcker. Der Mann blieb auf dem Beifahrersitz sitzen, ließ gedankenverloren das Fenster herunter und starrte ein wenig ins Leere. In den Tagen des Mauerfalls, flüsterte ich Otto zu, sei der Mann da im Auto der wohl berühmteste Bürgermeister der Welt gewesen. Otto drehte sich um, hob seine Stimme mäßig beeindruckt und zeigte auf Walter Momper: „Der da?!“ +++ Vergleichsweise wesentlich spektakulärer war dann das, was mir am Montagabend spontan vor die Linse gelaufen ist (oben) – wer erinnert sich heute schon noch an den Mauerfall. +++ Boah, vorgestern ging ich den Bürgersteig runter am Planufer. Auf einmal klatschte wie aus dem Nichts ein riesiger Flatschen Vogelausscheidung direkt vor mir aufs Trottoir. Eine grünbraune Ladung wie aus einem Eimer: Ich konnte den Luftzug spüren, in der Kastanie über mir aber niemanden entdecken, es muss wohl ein Geier gewesen sein. Wäre ich einen Wimpernschlag eher aus dem Haus – ich mag es mir nicht einmal ausmalen. Daher jetzt meine Frage: So etwas passiert äußert selten, nicht? Es sitzen doch überall Vögel in den Bäumen – was hält sie wohl davon ab, einem achtlos auf den Kopf zu kacken? Stellen Sie sich vor, Sie sind auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch als, sagen wir mal, Kommunikationsdesigner bei Tommy Hilfiger. Theoretisch müssten doch ständig Leute mit Vogelschiss auf der Frisur in den Straßen herumlaufen. +++ An dem Tag übrigens, als wir zum Derby der Frauen ins Stadion An der Alten Försterei gingen, wollten Otto und ich uns vormittags noch kurz auf dem Rasen vorm Urbankrankenhaus warmschießen. Wir legten Jacken als Torpfosten ins Gras und kickten ein bisschen hin und her. Natürlich dauerte es keine vier Minuten, da kreuzte ein Mittdreißiger auf, eine frisch genähte Platzwunde über der Stirn, und meinte anerkennend, mein Enkel habe es drauf: Torwarttalent! Er selbst sei ja Torwarttrainer beim FC Internationale gewesen in Schöneberg, außerdem acht Jahre Schiedsrichter. Ungefragt zeigte er meinem Sohn, wie er die Hände zu halten hat, dass ihm kein Ball durch die Finger rutscht. Neulich hatten wir Torwarthandschuhe gekauft. Und dass man nicht mit der Pieke schießt – immer schön mit dem Innenrist! Nie kriege ich das hin, Bürgern zu sagen, sie sollen mir nicht auf die Nuss gehen – entspannt raffte ich unsere Sachen zusammen und meinte, wir müssten dann jetzt mal los. Der Torwarttrainer beugte sich runter zu Otto, klatschte ihn ab und zwinkerte ihm – knick, knack – verschwörerisch zu: „Und immer schön auf den Opa hören!“

 

Überschrift inspired by: U.N.V.E.U.

Überschrift also inspired by: Hewlett’s Daughter © Grandaddy, 2000

Lyrics: May Ninth © Khruangbin, 2024

Walter Momper (* 21. Februar 1945 in Sulingen, Provinz Hannover), dt. Politiker

Kim Jong-un (* 8. Januar 1984 in Pjöngjang), Oberster Führer der Demokratischen Volksrepublik Koreas und Oberbefehlshaber der koreanischen Volksarmee

The Long & Winding Road / What Time Is Love.

IF THEN NOW – Buchpräsentation im Admiralspalast © Kai Heimberg, 2024

 

Where hides sleep, is she watching me. +++ Machen wir es kurz: IF THEN NOW dürfte der Leitspruch der Prokrastinierer-Bewegung sein, wenn ich nicht irre. Doch jetzt ernsthaft mal Spaß beiseite, IF THEN NOW ist ein Buchprojekt, zu dem mir weitere Informationen verwehrt sind. Dessen Präsentation jedenfalls findet am Sonntag im hervorragenden Admiralspalast statt. +++ Die Geschichte zu dem Alison-Moyet-Song (oben) hatte ich schon mal erzählt, die ist sozusagen der Hammer. Warum mir der Track vor zwanzig Minuten eben aber vors geistige Auge lief, bleibt vorläufig ungeklärt. Die Geschichte zumindest liest sich wie folgendermaßen: Im Sommer ’86 hörte ich das Lied häufiger mit einem Mädchen, so was soll vorkommen. Und jetzt passen Sie auf, hier wird es kurios! Was der Titel wohl heißen mag, habe ich damals latent längere Zeit überlegt. Für mich, das war klar, ging es eindeutig darum, wo Heidschnucken-artige Tiere sich wohl hinlegen zum Schlafen. +++ 🙂 +++ Doch nun noch einmal zu IF THEN NOW: Bei dem Buch handelt es sich um ein Fotoprojekt – anscheinend irgendetwas mit künstlicher Intelligenz, bin mal gespannt. Dahinter verbergen sich keine Geringeren als der ungekünstlichte Kai Heimberg und die geheimnisumwobene La Selmer.

 

Überschrift inspired by: The Long and Winding Road © The Beatles, 1970

Überschrift also inspired by: What Time Is Love © The KLF, 1988 

Lyrics: Where Hides Sleep © Alison Moyet, 1984

1. FC Union – Hertha BSC (Frauen) | Stadion An der Alten Försterei | Berlin-Köpenick | Sonntag, 28. April | 13:00 Uhr

IF THEN NOW | Buchpräsentation | Admiralspalast | Berlin-Mitte | Sonntag, 28. April |17:00 – 20:00 Uhr

Wet Sun Between My Toes / Geschichten aus dem Paulanergarten.

Fiktive Postkarten: Olympiastadion Berlin © Kai von Kröcher, 2024

 

I’m in another body who’s in somebody else. +++ Was mir allerdings neu ist: Mit dem Slogan aus dem Werbespot jener Münchner Brauerei oben („Geschichten aus dem Paulanergarten“/Anm.d.Red.) werden auf Social-Media-Plattformen neuerdings Beiträge kommentiert, deren Inhalt man eher so für Fake-News hält. +++ Mit meinem Sohn, Sie ahnen es schon, bin ich am Montag im Berliner Olympiastadion gewesen. Natürlich fand gerade kein Fußballspiel statt. Stattdessen wurde der Rasen gemäht, das war lustig: Da kamen tatsächlich zwei Männer mit je einem gewöhnlichen Handrasenmäher und scherten zu Fuß ein um die andere Bahn – Handarbeit par exellence. Wir waren fast ganz allein im schönsten deutschen Oval, doch überall wurde gehämmert, gebohrt und geschweißt – die Fußball-Europameisterschaft steht vor der Tür. +++ Zu Hause bei uns steht neben der Union-Tasse von neulich aus Köpenick jetzt aus Charlottenburg auch eine Hertha-Tasse im Schrank – einmütig wie die Klaviertasten bei Stevie Wonder und Paul McCartney seinerzeit, nur nicht so schwülstig. +++ Zudem mache ich mir etwas Sorgen wegen des Logos auf der Postkarte oben – meinen Sie, ich werde wieder verklagt? +++ Und wie Sie sehen, sind wir anschließend noch eingekehrt und haben uns draußen vorm Stadion jeder eine ansonsten auf dem Index stehende Portion Pommes gegönnt – der eine rot, der andere weiß…

 

Überschrift inspired by: Feel It © Ciara Lea, 2023

Überschrift also inspired by: Geschichten aus dem Paulanergarten (Fernsehwerbespots) © Paulaner-Brauerei München, 2000er Jahre ungefähr

Lyrics: Alesis © mk.gee, 2024

Ebony and Ivory © Paul McCartney & Stevie Wonder, 1982 

Remnants of Technology / Wir hätten genauso gut tot sein können.

Oktapolare Fotografie: Winterlandschaft mit Hund (Grand Hotel Viktor Orbán) © Kai von Kröcher, 2024

 

I couldn’t live with no one else. +++ „Und – was machen Sie so?!“ „Na, mit Techno.“ „Ach, wie geil.“ +++ Letzte Nacht träumte ich, oktapolare Fotografie gäbe es wirklich. Und dass ich in Frankfurt war, Frankfurt am Main. Und Frankfurt am Main war gar nicht so schlecht, ganz idyllisch – wie man sich Heidelberg vielleicht vorstellt, Rothenburg ob der Tauber. +++ Das Bild oben, irgendwie war das ein Glückstreffer. Ein paar Tage vorher hatte ich das gleiche schon einmal gemacht (guckst du hier): Aufgewacht, aus dem Fenster geschaut, draußen lag etwas Schnee. Die Dämmerung schon fast über den Punkt, dass die Nacht zu Staub zerfällt wie ein verdammter Vampir. Aber der Parkplatz brannte noch, die Laternen zumindest. Als ich beim ersten Mal allerdings endlich unten war und auf den Auslöser zu drücken bereit, gingen gerade die Lichter aus. So ein Bild besteht ja aus einigen hundert Aufnahmen, das dauert schon etwas. Beim zweiten Mal wachte ich zwanzig Minuten früher auf, ungefähr. Wieder Schnee draußen, ein Fünfer im Lotto. Dem Schweinehund in die Nieren getreten, aus dem Bett in die Hosen gesprungen, keine Zähne geputzt, die Lampen noch an. +++ War es das wert? +++ Was ich in Frankfurt gemacht habe, in meinem Traum: Ich habe Flyer abgemalt, so von Technoveranstaltungen. Wie ein Plakatmaler früher beim Kino, große Kunst. Dabei kann ich ja gar nicht malen, doch im Traum sah das super aus, hätte mein Durchbruch sein können. +++ Was man so alles nicht kann! Schlagzeug spielen zum Beispiel, mein Sohn dagegen trommelt jetzt in einer Trommelgruppe. Der hat den Beat – wenn auch nicht mit der Muttermilch aufgesogen, so doch immerhin schon als Spätfötus in nichts Geringerem als dem Mutterleib: Der Werdenden seinerzeit hatte ich zu Weihnachten Unterrichtsstunden geschenkt beim Schlagzeuger der Trash-Metal-Band Space Chaser. Der Schlagzeugkurs zog sich dann über das Jahr – bei einer außerplanmäßigen Frühgeburt wäre Otto prompt in die Bassdrum geplumpst, Spaß muss sein. +++ Haha. +++ Als werdender Helikoptervater jedenfalls hatte ich überflüssigerweise die Pferde scheu gemacht, das sei doch nun langsam schon Kindesmisshandlung. Die Hebamme aber meinte beruhigend, das Kind da in seiner Fruchtblase, das sei vollkommen safe – eigentlich wäre das sogar gut für die Interaktion mit der Außenwelt oder so. +++ Mittlerweile sehe ich Otto in der Tradition eines Stewart Copelands.

 

Überschrift inspired by: Remnants of Technology © Space Chaser, 2021

Überschrift also inspired by: Wir hätten genauso gut tot sein können © Natalia Sinelnikova (Regie), D/RO 2022

Lyrics: So Lonely © The Police, 1978

Give Us Life © Space Chaser, 2021

Stewart Copeland (* 16. Juli 1952 in Alexandria, Virginia/USA), Mitbegründer und Schlagzeuger des engl. New-Wave-Trios The Police

Die besten aller Tage / I Just Wanna Be Your Dog.

Fiktive Postkarten: Gruß aus Berlin (Grand Hotel Viktor Orbán) © Kai von Kröcher, 2024

 

You’d better run, run, run, boy, faster than the past. +++ Vorweg heute zunächst einmal eine Frage an die Community: Sind Ihnen die Bilder hier tendenziell eigentlich eher zu dunkel? Weil, ich habe jetzt nämlich gesehen, die Monitorhelligkeit auf meinem Gerät ist hoch bis zum Anschlag gepitched. Das verunsichert mich gerade ein bisschen, da fehlt mir jegliche Referenz. +++ Weil ich, wie Sie ja wissen, gerne mit meiner Old-School-Mentalität kokettiere – wissen Sie, was ich gestern gemacht habe? Ich bin rüber nach Köpenick, habe in dem Union-Laden dort Tickets gekauft für das Derby der Frauen in der Alten Försterei Ende April: Eisern Union gegen die Alte Dame Hertha. Ottos erstes Mal im Stadion, das wollte ich nicht über das Internet machen. Habe mich freundlich beraten lassen: Mittlere Gegengerade fernab des Ultra-Blocks, Stehplätze Mutter, Papa, Kind für insgesamt faire zehn Euro. +++ Im Anschluss habe ich dann einen verzeihlichen Fehler gemacht, bin spontan mit dem Bus rauf nach Kaulsdorf-Nord. Ich will mir nicht anmaßen, einen objektiven soziokulturellen Einblick mitgenommen zu haben. Was aber auffiel: die meisten Mütter und Väter dort sprachen mit ihren Kindern, als wären es ihre Hunde. +++ Was mir ein guter Freund (und dito spätgebärender Vater) neulich bei einem Pils-Bier als Erziehungsphilosophie mitgab: „Dein Alltag ist ihre Kindheit!“, mutmaßlich auch in Kaulsdorf-Nord. +++ Ottos Lieblingsverein nach Union übrigens Hertha BSC – gefolgt vom unvermeidlichen FC Bayern, dem BTSV Eintracht aus Braunschweig und schließlich dem VfL Wolfsburg.

 

Überschrift inspired by: Die besten aller Tage (Dokumentation) © Annekatrin Hendel (Regie), D 2024

Überschrift also inspired by: I Wanna Be Your Dog © The Stooges, 1969 

Lyrics: Run Run Run © The Libertines, 2023

Under the Möckern Bridge / Der Gandhi der Bundesliga.

Fiktive Postkarten: Alt-Berlin (Molkenmarkt/Nikolaikirche) © Kai von Kröcher, 2024

Fiktive Postkarten: Gruß aus Berlin (Möckernbrücke) © Kai von Kröcher, 2024

Fiktive Postkarten: Biesdorf-Süd © Kai von Kröcher, 2024

 

It’s hard to believe that there’s nobody out there. +++ Aber wahr. +++ Vielleicht bin ich ganz einfach der Gandhi unter den latent Fußballinteressierten. Jedenfalls: ich bin ja immer so tolerant, dass es beinahe schon weh tut. Mein Sohn und ich, letzten Sonnabend sind wir spontan also wieder zur Alten Försterei, natürlich hatten wir gar keine Karten. Wir setzen uns einfach immer nur in den Wald und lauschen der Kulisse. +++ Das auf den Fotos aber sind andere Sachen – ich finde den Bogen hier nicht. +++ An der Bratwurstbude vorm Stadion – im Herzen und vom Verstand her bin ich ja eher der Vegetarier, doch in so einem Setting kann ich einfach nicht anders. Die Würstchenfrau zwinkerte Otto kumpelhaft zu: „Na, biste mit Opa zum Fußball?“ Wir sehen uns dann immer so an, innerlich mit den Augen gerollt. +++ Gegen Ende der zweiten Halbzeit sprachen uns zwei freundliche Jungens an, ob wir für Union seien. „Ja, aber wir haben keine Ahnung, wie es steht.“ „1:0 für Leverkusen“, meinte der eine, erzählte was von Elfmeter. Und dass er ein Foto hat von sich mit Gosens. +++ Nun hörten wir auch die Leverkusener drinnen singen. Der Gandhi in mir gratulierte Bayer 04 vorzeitig zur Deutschen Meisterschaft, von Herzen Xabi Alonso. Obwohl für Union, obwohl Sympathisant des ruhmreichen FC Bayern – das verstehen Sie nicht. Zum Olympiastadion werden Gandhi und Sohn demnächst natürlich dann auch mal…

 

Überschrift inspired by/Lyrics: Under the Bridge © Red Hot Chili Peppers, 1991

Überschrift also inspired by: Mahatma Gandhi (* 2. Oktober 1869 in Porbandar; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi), ind. Rechtsanwalt, Motorradfahrer, Asket und Pazifist

Xabi Alonso (* 25. November 1981 in Tolosa, Baskenland), ehem. span. Fußballnationalspieler und heutiger Trainer bei Bayer 04 Leverkusen

Robin Gosens (* 5. Juli 1994 in Emmerich am Rhein), dt.-niederl. Fußballspieler, zzt. bei Union und ehemals dt. Nationalelf

Bierpinsel / Frühling in Berlin.

Fiktive Postkarte: Gruß aus Berlin (Frühling am Urban) © Kai von Kröcher, 2024

 

But there’s something in the air of which we all will be aware. +++ Wahrscheinlich hatte ich Ihnen schon mal erzählt, das muss eine Weile her sein. Beides, die Geschichte – und dass ich das erzählt habe. Jedenfalls war ich da mal irgendwo unterwegs, wo ich ansonsten nicht ständig unterwegs bin. +++ Zuletzt bin ich mit meinem Sohn öfter nach Steglitz. Otto sagt immer „Steglitz“, meint aber den Spielzeugladen unter dem Autobahnzubringer zu Füßen des Bierpinsels. In dem Fall ist mein Sohn zwar ein Hund, weil er Steglitz sagt, aber den Spielzeugladen meint. Andererseits kann man auch super Deals mit ihm aushandeln. Er sagt also Steglitz und will mich so in den Spielzeugladen lotsen. Ein Hütchenspielertrick, durchaus legitim. Ich sage dann meistens, okay, aber nur gucken. Er sagt dann, ja – und hält sich daran, ohne zu quengeln. +++ Das muss ich ihm hoch anrechnen! +++ Vielleicht sind Sie an Spielwarenläden nicht sonderlich interessiert, aber dieser hier lohnt sich auf seine Art: Man steigt aus aus der U9, in vom Feeling her fünfzig Metern unter dem Meer. Passiert ein Stockwerk darüber den im Weltmeisterjahr ’74 ebenfalls eröffneten, aber seither nie genutzten Geisterbahnsteig der (nie realisierten) Phantomlinie U10. Hat was von Blade Runner, behaupte ich kühn und ohne Belege. Eine weitere Rolltreppe schiebt einen ans Tageslicht, und wenn man den richtigen Ausgang genommen hat, landet man direkt vor der Eingangstür. Der Himmel über einem ist aus Beton, besagter Autobahnzubringer neben dem Bierpinsel von unten. Der Laden selbst – zur Zeit seiner Eröffnung vermutlich einer der größten der Welt. Heute überkommt einen als in den Siebzigern Sozialisierten eine anheimelnde Nostalgie. Alles ist eng und verwinkelt, überquellende Regale. Geheime Treppenaufgänge führen in die nerdige Welt von Märklin, wir stehen mehr so auf Brio. Jetzt habe ich den Faden verloren.

 

Überschrift inspired by: Bierpinsel – 47 Meter hoher 70er-Jahre-Bau (Poparchitektur), Schlossstraße

Überschrift also inspired by: Frühling in Berlin (Episodenfilm mit u.a. Walter Giller, Edith Hancke, Wolfgang Neuss) © Arthur Maria Rabenalt (Regie), D 1957

Lyrics: Teenage Rampage © The Sweet, 1974

Werken Spielen Schenken | Schloßstraße 110b | 12163 Berlin (seit 1973)

U-Bhf. Schlossstraße

Blade Runner (mit Harrison Ford) © Ridley Scott (Regie), USA/HK 1982

Das große Buch der Kinderfragen / Es gibt nun doch nicht nur ein‘ Rudi Völler.

Fiktive Postkarten: Frohe Ostern (Berlin, Landwehrkanal) © Kai von Kröcher, 2024

 

What’s he like, Mavis? – He’s a real tasty geezer. +++ Okay, ich fange mal an mit der ersten Geschichte, die zweite ist aber um Längen besser. +++ Gestern Abend fuhr ich in der U-Bahn nach Hause, ein Stück weiter hinten eine Gruppe recht lauter Ärräbs. Ich weiß, so was sagt man nicht – aber ich hatte schon den Eindruck, sie fühlten sich wohl in ihrer Rolle als laute Ärräbs. +++ Ist ja auch völlig wurscht, vielleicht war eh alles ganz anders. +++ Das Foto habe ich gestern Nachmittag gemacht, aber da sitze ich natürlich noch nicht oben drin in der U-Bahn, weil, die Geschichte spielt ja erst abends, und ich bin auch nicht Hans-Dietrich Genscher. +++ Jedenfalls, Gleisdreieck wollte ich umsteigen, und weil die eine Tür kaputt war, ging ich in Richtung der Ärräbs zur anderen Tür. Da plötzlich hörte ich einen der Ärräbs rufen: „He, Entschuldigung – Rudi Völler! … Hallo, … Rudi Völler!“ Innerlich war ich verdutzt, auch amüsiert – ließ mir aber nichts anmerken: Es gab mal ein Foto von meinem Bruder und mir, wo wir in einem Cabrio fahren. Er sieht da aus wie Jürgen Klinsmann, ich sehe wie Rudi Völler aus. Das fand ich schon seltsam, die zwei sind 1990 ja gemeinsam Weltmeister geworden – und jetzt zusammen im Cabrio auf der Landstraße nach Üfingen. +++ Okay, die Geschichte ist nur halbwitzig und hat einen merkwürdigen Beigeschmack. +++ Wie versprochen ist die zweite Geschichte dafür jetzt der Knaller. Genau genommen ist sie die erste. Außerdem hat sie mit Kindern und Ostern zu tun. Und mit Sexhaben, das kommt eh immer ganz gut. +++ Karfreitag gingen mein fünfjähriger Sohn und ich an der Melanchthon-Kirche vorbei, als gerade die Glocken anfingen zu läuten. Ich meinte, die schlügen wahrscheinlich zum Karfreitagsgebet. Halblaut sinnierte ich, ob Karfreitag eigentlich Christus von den Toten auferstanden sei, Otto aber meinte, das wäre Ostern gewesen. Ich sei da nicht ganz bibelfest, räumte ich ein. Und dass ich da eh nicht mitreden könne, weil ich ja nicht dabei war. „Da war ich noch im Bauch meiner Mutter“, meinte ich sprichwörtlich. An diesem Punkt nahm die Geschichte eine verlegene Wendung: „Wie kommen die Babys eigentlich in den Bauch?“ – nachdenklich blieb mein Sohn stehen und drehte sich zu mir um. Teile der Antwort würden die Bevölkerung verunsichern, dachte ich so: „Ich habe auch keine Ahnung.“ „Hm“, meinte er, „eigentlich wäre das eine Frage für unser Buch (Das große Buch der Kinderfragen/Anm.d.Red.).“ Kurze Pause, dann stellte er fest: „Weisst du, warum das da nicht drin steht? Die wissen das selber nicht!“

 

Überschrift inspired by: Das große Buch der Kinderfragen – Kluge Antworten in Vorlesegeschichten © Petra Maria Schmitt/Christian Dreller/Heike Vogel, 2020

Überschrift also inspired by: Ein Rudi Völler © Klaus & Klaus, 2002

Lyrics: Johnny Reggae © The Piglets, 1971

Paris au Printemps © Public Image Ltd, 1980

Hans-Dietrich Genscher (* 21. März 1927 in Reideburg; † 31. März 2016 in Pech, Gemeinde Wachtberg), dt. Politiker

The Secret Life of Arabia © David Bowie, 1977

Rudi Völler (* 13. April 1960 in Hanau), dt. Fußballspieler, Fußballtrainer und Fußballfunktionär

Thomas de Maizière (* 21. Januar 1954 in Bonn), dt. Politiker, u.a. Bundesminister des Inneren