Schlechte Güter / Trennung.

Fiktives Vinyl: Guter Schlächter – Die Entkriminalisierung des Rüdiger Hahn © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Wo dieser Weg zu Ende ist, liegt ein Engel auf der Lauer – da wo einst die Mauer die Welt zerteilte wie ein Kamm. +++ Vielleicht geht es Ihnen da so wie mir, diese Serie mit den erlogenen Schallplatten sollte niemals zu Ende gehen! Gibt es denn eigentlich Zahlen, wie viele richtige Alben seit ihrer Erfindung weltweit veröffentlicht worden sind, rein historisch gesehen? Real existierendes Vinyl, meine ich: Diese Menge wahrscheinlich müsste ich in etwa mit meiner Serie anpeilen, um annähernd ernstgenommen zu werden. +++ Der Unterschied zwischen einem Tief- und einem Nachlader, ganz spontan? +++ Hinter diesem ominösen Guter-Schlächter-Projekt verbirgt sich natürlich niemand Geringeres als Rüdiger Hahn aus Germering/Bayern himself: Er streut musikalische Köder aus, das ist ganz offensichtlich…

 

Überschrift inspired by: Die Entkriminalisierung des Rüdiger Hahn © Guter Schlächter, 2022

Lyrics: Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin © Element of Crime, 2018

 

Sky’s the Limit / Du hast gedacht, sie schießen Fotos, ganz viel Oper, alles ganz groß.

Fiktives Vinyl: Schwanplage – Konzessionen an den Mainstream © Kai von Kröcher, 2002/2022

 

Ich bin so müde, muss noch zur Gießerei – hab mich verklingelt, gleich kommt noch einer vorbei. +++ Stimmt es eigentlich, dass die meisten Menschen in Essen leben wollen? +++ Könnte ich mir gut vorstellen. +++ Ganz sicher bin ich mir nicht, aber wir hatten wohl nur ein oder zwei Übernachtungen damals da oben gebucht – dafür aber im 18ten Stock: das war die letzte reguläre Etage, darüber kam gleich die Sky-Bar mit Tanzkapelle und Amüse-Gueule. +++ Am Ende hatte es übrigens tatsächlich doch noch eine Doppelung bei den Einsendungen zur Weihnachtsverlosung gegeben: Anne Locarnos fiktives Album Ein Pferd namens Dirty Dancing muss es wohl gleich zwei Menschen angetan haben – ihr Cover ist aber auch wirklich toll! +++ Die Gruppe Schwanplage aus Essen hat mal wieder etwas in der Vergangenheit gebohrt: Das legendäre Hotel Neptun am Strand von Warnemünde bei Rostock an der Baltischen See (oben) mit Baywatch-Hubschrauber. +++ Soweit ich mich erinnere, war alles sehr sandig, damals – Spaß muss sein…

 

Überschrift inspired by: Sky’s the Limit © Westbam/ML feat. The Beloved, 2020

Überschrift also inspired by: Vergangenheit © Die Höchste Eisenbahn feat. Judith Holofernes, 2012

Lyrics: Hotel Daheim © Lassie Singers, 1996

Anna Karina (* 22. September 1940 in Solberg/Dänemark als Hanne Karin Blarke Bayer; † 14. Dezember 2019 in Paris/Frankreich), dän.-frz. Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin

Alles Lüge © Rio Reiser, 1986

The Joshua Three / Weihnachten mit Friedrich Merz.

Fiktives Vinyl: Ziehung des Hauptgewinns (Vater und Sohn) © Kai von Kröcher, 2022

 

Your park was real and greenless, perhaps you’re smiling now. +++ Sorry, ich strapaziere Ihre Geduld: Gestern war John Lennons Todestag, und somit fand auch die lang erwartete Ziehung des Ihr seid solche Fucker-Hauptgewinns durch meinen Sohn statt. Bei mir als ältestem Nachwuchskünstler der Hemisphäre übrigens nicht weiter verwunderlich: sämtliche Einsender sind mir persönlich bekannt. Außer die neu geborene Jonna vielleicht, aber Sie wissen schon. +++ Ohne Quatsch hätte ich jedem den Hauptpreis gegönnt, am Ende aber konnte natürlich wieder nur einer gewinnen. +++ Der Print geht, so er dann fertig ist, in die Ohlauer Straße im Berliner Szene-Bezirk Kreuzberg – ein sehr freundlicher Beatles-Sympathisant, so viel sei verraten. Vielleicht hat John Lennon da einfach sein Vitamin B? – aber man weiß es halt nicht. +++ Vom Zustand der Loskugeln jedenfalls hatte ich mich überzeugt – und mein Sohn ist eh der korrekteste Typ unter der Sonne. +++ Titel des fiktiven Gewinner-Covers übrigens: Diese ewige Dankbarkeit (von der Band Dienstwagen-Affäre)…

 

Überschrift inspired by: The Joshua Tree © U2, 1987

Überschrift also inspired by: Friedrich Merz (* 11. November 1955 in Brilon), dt. Oppositioneller

Lyrics: Time © David Bowie, 1973

Until the Twelth of Never / It’s the Final Countdown.

Fiktives Vinyl: Becki Sondermann & Band – An deinen Händen klebt Blut © Kai von Kröcher, 2008/2022

 

You took my song and you made it right. +++ Die Uhr tickt, um es einfach mal auf den Punkt zu bringen: Um 00:00 Uhr in der Nacht heute ist Schluss. +++ Lustigerweise verwechsle ich meistens Cottbus und Chemnitz, von daher bin ich mir gar nicht mehr sicher, in welcher der beiden Städte ich diesen unwiederbringlichen Moment (oben) in Stein gemeißelt habe. Karl-Marx-Stadt ist es meiner Erinnerung nach gewesen, ich müsste in meinen Notizen nachschauen – war ja alles noch analog, seinerzeit! +++ Bei dem Namen Becki muss ich immer an eine der Ingalls-Töchter denken, die aus Unsere kleine Farm. In Wahrheit allerdings heißt sie Laura. Laura Ingalls. Und diese Laura Ingalls, die hat es tatsächlich gegeben – die Fernsehserie basiert lose nämlich auf Tagebüchern von ihr, das war mir auch nie bewusst. Nur, eine Becki oder Becky scheint es in der ganzen verdammten Serie nicht zu geben. +++ Dieser rüde Ton eben übrigens ist natürlich nur Selbstschutz: ich meinerseits fand Laura Ingalls im Film immer sehr herzerwärmend, was sicherlich auch an der Synchronstimme lag. +++ Vielleicht kennt ja jemand den Radfahrer auf dem Bild oder diese Fassadenwerbung da oben für die HO-Handelsorganisation – wobei ich in Cottbus eigentlich nie wirklich gewesen bin, das könnte man eh schon mal ausschließen. +++ Falls Sie also noch ein tolles Weihnachtsgeschenk für sich oder Ihre Lieben oder sonst jemanden gewinnen möchten: die Teilnahmebedingungen finden Sie in den vorangegangen Posts – und etwas Eile ist durchaus geboten!

 

Überschrift inspired by: The Twelfth of Never © Donny Osmond, 1973 (Coverversion)

Überschrift also inspired by: The Final Countdown © Europe, 1986

Lyrics: Way of Train © The Wildwoods, 2017

Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, Fernsehserie mit Melissa Ellen Gilbert als Laura) © Ed Friendly Productions/NBC Productions, USA 1974 – 1983

Laura Elizabeth Ingalls Wilder (* 7. Februar 1867 in Pepin, Wisconsin; † 10. Februar 1957 in Mansfield, Missouri), US-amerikanische Schriftstellerin)

Weihnachtsverlosung / Die apodiktische Pranke.

Fiktives Vinyl: Das Narrativ – Apodiktische Pranke © Kai von Kröcher, 2012/2022

 

So this is Christmas and what have you done. +++ Vielleicht sollte ich kurz noch darauf hinweisen: Bis morgen um Mitternacht besteht noch die Chance auf ein signiertes Plattencover Ihrer Wahl – digitaler C-Print auf 42 x 42 cm Karton! Senden Sie einfach bis dahin noch Titel und Interpret Ihres liebsten fiktiven Vinyls hier aus dem Blog an foto@kaivonkroecher.de, mein Sohn wird am Donnerstag dann aus allen Einsendungen den Gewinner ziehen. +++ Falls Sie übrigens mal einen Blick in die zerrissene Seele eines zeitgenössischen Künstlers werfen mögen: Mit dem Plattencover heute da oben habe ich so meine Probleme. Und weiß nicht, weshalb. Eigentlich doch ein schönes Motiv. Ich mag diese leichte Unschärfe auf dem Käfer, trifft genau meinen Nerv. +++ Was eine apodiktische Pranke sein soll, da müsste ich allerdings nachschlagen – vor ewigen Zeiten hatte ich das in einer Kultursendung aufgeschnappt. Es ging darin um die Sinfonie eines Komponisten, leider habe ich mir nichts dazu aufgeschrieben – wer, was, wann und wieso. Spätere Generationen von Kunsthistorikern hätten es einem gedankt. Aufgenommen wurde das Foto, vielleicht haben Sie es bereits längst erkannt: Die Tankstelle liegt an der Landstraße von Broistedt nach Salzgitter-Lebenstedt im östlichen Niedersachsen. Da, wo auf dem Parkplatz zum Beispiel auch Spargel-Lothar immer seinen Spargel verkaufte, ein magischer Ort. +++ Wie kontrovers literarische Rezeptionen doch ausfallen können: Fühlte mancher sich durch mein Gedicht „Soldaten“ neulich an Lennons Happy Xmas (War Is Over) erinnert oder Im Westen nicht Neues. So witterten andere gleich eine Verherrlichung des Militarismus in unseliger Landser-Roman-Tradition. +++ Ob unsere Weihnachtsverlosung den Hype um meine Person noch befeuert, so wie ich es mir insgeheim erhoffe? John Lennons Todestag immerhin jährt sich am Tag unserer Ziehung dann mittlerweile ja schon zum 42sten Mal, man mag es kaum glauben…

 

Überschrift inspired by: Die große Weihnachtsverlosung – Einsendeschluss Dienstag, 6. Dezember 2022 gegen Mitternacht

Überschrift also inspired by: apodiktisch – keinen Widerspruch zulassend

Lyrics: Happy Xmas (War Is Over) © John Lennon & Yoko Ono/Plastic Ono Band, 1971

Danke, Habeck / Zehn beste Gründe für das WM-Aus der deutschen La Mancha.

Fiktives Vinyl: Austria Tabak – Selfie mit Mitterrand © Kai von Kröcher, 2000/2022

 

Billie Jean is not my lover, she’s just a girl who claims that I am the one. +++ Was Mitterrand mit der Sache zu tun hat (oben), will sich mir nicht erschließen: Damals gab es noch gar keine Selfies. +++ Die neue Platte der Gruppe Austria Tabak, die ist trotzdem sehr gut. Eine gelungene Mischung, könnte man meinen, aus Bilderbuch vielleicht – und den Doors. Des Albums Opener ist die Single egal ist achtundachtzig, die in Österreich gerade in die Top Ten stürmt. +++ Aus aktuellem Anlass habe ich kurz ein Gedicht geschrieben, es heißt „Soldaten“: Soldaten frieren nicht, ihnen ist nicht kalt / Soldaten haben im Dunkeln keine Angst, sie fürchten sich nicht / Soldaten ist im Geschützturm heimelig, der T-72 gibt ihnen Geborgenheit / Soldaten spüren keinen Phantomschmerz, abgerissene Gliedmassen quittieren sie mit einem Schulterzucken / An nasser Kleidung stören sich keine Soldaten, sie fühlen sich überall wohl / Soldaten wollen Weihnachten nicht zu Hause sein. +++ Ja, eh. +++ Dem Coverfoto (oben) liegt heute ein Dia zugrunde, am Nationalfeiertag im Jahre 2000 entstand es in Wien.

 

Überschrift inspired by: Robert Habeck (* 2. September 1969 in Lübeck), dt. Politiker

Überschrift also inspired by: Q 2022

Lyrics: Billie Jean © Michael Jackson, 1983

T-72: seit 1972 gebaut von dem Unternehmen Uralwagonsawod, derzeit der am meisten genutzte Kampfpanzer der Welt

Nationalfeiertag: seit 1965 in Österreich immer am 26. Oktober

Skłamałam / Radar Detector.

Fiktives Vinyl: Narożnicki – Auf dem Radar © Kai von Kröcher, 2001/2022

 

Och dziecko gdybyś przeżyła tyle co ja. +++ Ein entscheidender Vorteil der digitalen Fotografie dürfte vermutlich sein, die Bilder schmuddeln nicht an. An Negativen und Dias kleben keine hartnäckigen Fusseln, Stockflecke sind wohl kaum möglich. An dem abgespaceten Cover von Narożnicki da oben habe ich mindestens eine Stunde gesessen, einfach nur die fiesesten Stellen auszuflecken. +++ Wo genau dieses Foto geschossen wurde? Lässt sich nicht genau rekonstruieren – in der Zeitrechnung zumindest kurz vor dem 11ten September: August 2001 im polnischen Ostseeraum westlich von Danzig. +++ Was hat man doch früher für ein Brimborium gemacht um die Kamera! Verglichen mit heute, würde ich sagen: Verglichen mit heute war die Kamera doch damals, die analoge – die war doch von allem das mit Abstand Egalste. +++ Ich krame mal eine Geschichte aus meinem Fundus heraus: Im Frühjahr 1992 ist das gewesen. Mit der Freundin damals eine Woche mit der Reichsbahn auf Rügen, ein Freund hatte mir seine Nikon geliehen. Zurück in Berlin hatte ich den Schwarzweißfilm in einem Labor in der Goltzstraße entwickeln lassen und mich mit dem Kontaktbogen dann an den Tresen im Café M gesetzt. +++ So, und jetzt wird es interessant. Plötzlich sprach mich einer von der Seite an. Genau deshalb saß man ja im Café M mit seinem Kontaktbogen – und dann passierte es wirklich! Verschwörerisch beugte ein Typ sich ganz leicht zu mir rüber, zeigte mit dem fachmännischen Finger auf meinen Kontaktbogen: „Nikon? Sieht man sofort!“ +++ Soll ich den Witz jetzt noch Oliver-Welke-mäßig erklären, oder lassen wir den Fall damit ruhen? +++ Okay – tief beeindruckt kratzte ich mir in Gedanken den Kopf. ‚Krass‘, dachte ich so: ‚Wie hat der das bloß gleich erkannt?!!‘

 

Überschrift inspired by: Skłamałam © Edyta Bartosiewicz, 1997

Überschrift also inspired by: Radar Detector © Darwin Deez, 2010

Lyrics: Dziecko © Edyta Bartosiewicz, 1997

 

 

Belvedere / Sucking in the Seventies.

Fiktives Vinyl: Walter Boarding – Ein Gürtel von Dior © Kai von Kröcher, 2015/2022

 

Geh, wenn Du gehen musst – woanders ist nicht hier. +++ Harry Styles also, soso?! +++ Sieht übrigens aus, als hätten Walter Boarding ein neues Album auf dem Markt. +++ Vor dem Spiel, meinem Boykottbruch am Sonntag. Am Nachmittag bin ich da aus dem Haus, gefühlt einen endlosen Spaziergang gemacht. Die Zeit wollte dennoch nicht vergehen, gefangen in einer Schleife. +++ Manchmal fragen Sie sich vielleicht, woher nimmt der Kerl seine crazy Ideen – woher kommt diese Inspiration? Nur mal ein Beispiel: Neulich streifte ich da an dieser runden Ecke Graefestraße vorbei, ist ja egal. Da wird immer sehr kunstvoll Werbung geklebt, manchmal sogar auch gemalt. Jetzt hingen Plakate für einen neuen Wodka hier, Belvedere oder so. Dieser James-Bond-Typ, der Schauspieler, der hängt darauf ganz entspannt in einem Sessel, nippt an ’nem Glas. Unterhemd, Halskette, ein Gürtel von Dior – und ich sagte zu mir: „Wenn ich James Bond wäre, würde ich mir auch bei Dior einen Gürtel holen.“ +++ Jedenfalls, und da will ich jetzt nicht übertreiben: Eine riesige Runde hatte ich hingelegt vor dem Spiel, doch die Zeit wollte noch immer einfach nicht rumgehen. Ich verglich ständig die Uhren, doch das änderte nichts. Ich trat durch den Betonriegel am Kottbusser Tor in die Dresdener Straße. Möbel Olfe im Rücken hatte noch zu, drinnen wurde der Tresen gewischt. +++ Sind Sie zufällig spielsüchtig? Dann habe ich eine schlechte Nachricht für Sie: Das Liyan Casino gleich hinter dem Durchgang sieht mausetot aus, dafür läuft da im Schaufenster eine sehr schöne Diashow – unzählige Schwarzweiß-Fotos von schätzungsweise Anfang der Siebzigerjahre. Bestimmt eine halbe Stunde stand ich davor, ohne dass die Bilder wieder von vorne angefangen hätten. Alles um das Neue Kreuzberger Zentrum herum aufgenommen: Kinder, die damals in etwa so alt waren wie ich. Und es heute wahrscheinlich noch immer. Sind. Man spürt förmlich die Zeit. Sommer, Winter. Nah dran und authentisch, wie man so sagt. Irgendwann allerdings wurde mir kalt, sonst wäre ich noch geblieben. Und hätte dieses famose Fußballspiel im Fernsehen abends verpasst. +++ Nicht zu verwechseln mit Casino 36 übrigens (oben) – das Liyan finden Sie hinter dem Haus!

 

Überschrift inspired by: Belvedere-Wodka – Werbekampagne mit Daniel Craig © LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE/Juergen Teller, 2022

Überschrift also inspired by: Sucking in the Seventies © The Rolling Stones, 1981 (Compilation)

Lyrics: Gierig © Die Höchste Eisenbahn, 2016

As It Was © Harry Styles, 2022

James Bond 007: Casino Royal (mit Daniel Craig) © Martin Campbell (Regie), UK/USA/D/CZ 2006

Liyan Automaten GmbH | Dresdener Straße 8 | Berlin-Kreuzberg

Neues Kreuzberger Zentrum (NKZ), Gebäuderiegel mit 367 Wohnungen; Architekten: Werner Jokisch, Johannes Uhl), erbaut 1969 – 1974

Alpina Weiss © SIND, 2018

Deutschland – Spanien 1:1 (Vorrundenspiel der Gruppe E), 27.11.2022 | 20:00 Uhr, Al-Khor/Q 2022 

Boy Q Otto / What Kind of Pills Are You On.

Fiktives Vinyl: Bitterfeld – Bedrohung des eigenen Herrschaftsanspruchs © Kai von Kröcher, 2002/2022

 

Holding me back, gravity’s holding me back. +++ Im Sommer ist das gewesen: Unter einem Baum saßen wir auf einer Bank, aßen ein Körnerbrötchen aus dem Bioladen im Rücken, blickten versonnen auf den Marheinekeplatz vor uns mit seinen Trinkern. Mein Sohn und ich vertrödelten den Nachmittag in der Sonne, wir lieben das. Dasitzen und schauen. Warten auf das, was passiert. Was nicht passiert. Das taten wir eine Weile. Da kam eine Clique Abiturienten den Gehweg herauf. Mit so ’nem Lautsprecher für Bluetooth, meistens von JBL. Drei Burschen, zwei junge Frauen. Die Haare wehten im Wind. Sonne und Jugend, das Leben noch vor sich. Das Leben noch unbeschwert. In Zeitlupe schwebten sie auf ihrem Soundtrack dahin: alles Positive auf Erden in einem Lied. +++ Wann komm‘ wir denn endlich zum Fußball?! +++ Als wir zwei kurz darauf über die Straße, da standen die fünf da einfach so an der Kirche herum und hörten Musik. +++ Passionskirche – wenn man nach oben blickt und die Wolken ziehen vorbei, kippt der Kirchturm um. +++ Ich sagte: „Warte mal, Otto!“ und nahm mir ein Herz. Was sollte der alte Typ von ihnen wollen, er quatschte sie blöd von der Seite an: „Ähm (räusper!), was war das denn g’rad für ein Song?“ Die Abiturientin mit den Haaren im Wind schenke mir ein freundliches Lächeln, der Typ mit der Playlist warf einen Blick auf sein Handy: „Bob Marley.“ Ich protestierte: „Nee, nicht Bob Marley – das Stück vor Bob Marley meine ich!“ Schließlich war man kein verblödeter Greis, man kannte sich aus. War interessiert, hörte ja nicht nur noch Oldies. Die Frau mit den wehenden Haaren schaute mich strahlend an: „Harry Styles.“ „Harry Styles“, sagte ich. Mehr sagte ich nicht. +++ As It Was heißt der Song, das habe ich später zu Hause dann recherchiert – erinnert ein bisschen an Take On Me von A-ha, und ob Sie das nun gutheißen oder nicht: der wird mich ein Leben lang an die wehende Jugend im Sommerwind, an die Bank unter dem Baum, an meinen Sohn auf dem Kinderrad denken lassen. +++ In den ersten Nachrichten des Tages heute verstand ich: „Tina will an der strikten Null-Covid-Politik festhalten“ – was für ’ne Tina?! +++ Und damit jetzt endlich zum Fußball: Das Spiel war der Hammer, ganz große Klasse!

 

Überschrift inspired by: Q 2022 © Emirat von Katar/Fifa, 2022

Überschrift also inspired by/Lyrics: As It Was © Harry Styles, 2022

Deutschland – Spanien 1:1 (Vorrundenspiel)

Take On Me © A-ha, 1984

Anti-COVID-Proteste in China

Boykottbusser Tor / I Want My Schotter Back.

Fiktives Vinyl: Labradorzucht – Hollywood ruft nicht an © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

You know it’s not the same as it was, as it was, as it was. +++ Letztens ist mir was Blödes passiert. +++ Der Sohn lag schon im Bett, ich wollte den Tag auf dem Sofa ausklingen lassen. Als Spätgebärendem fallen mir oft einfach die Augen zu. Ein Gläschen Bier und kurz vielleicht noch das heute journal. Bin ja mehr so der Mainstream-Medien-Typ: „Und zwischen Pumpernickel und Likör liest Köpcke die Tagesschau.“ Wie ging denn der Text noch, damals von Udo Lindenberg? Karl-Heinz Rummenigge Köpcke – so hieß man als Nachrichtensprecher früher! Gedankenverloren griff ich zur Fernbedienung, und da hatten wir schon den Salat: Es lief die 86. Minute im Vorrundenspiel zwischen England und den Vereinigten Staaten. Es stand 0:0, und ich hatte nicht mehr die Kraft, das Wort A-U-F-B-E-G-E-H-R-E-N zu buchstabieren – der Schiri pfiff ab, ich ging ins Bett. +++ Haben Sie schon die Bildzeitung von morgen gelesen? Hinter dem skandalösen Auftreten der deutschen Mannschaft gegen Spanien (Al Khor, 20:00 Uhr, ZDF) – nein, es ist nur eine Vermutung. +++ Vielleicht bin ich heute Abend heimlich mal einfach Boykottbrecher, der Sohn ist eh bei der Mama.

 

Überschrift inspired by: Kottbusser Tor, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen! © Herbert Zimmermann, 1954

Überschrift also inspired by: Clashback Friday © Schlotterbeck, 2022

Lyrics: As It Was © Harry Styles, 2022

Manchmal möchte ich schon mit dir © Roland Kaiser, 1982