Alice in Chains / Viertel vor irgendwas.

Fiktives Vinyl: Brest-Litowsk – Fesseln der Freiheit © Kai von Kröcher, 2017/2022

 

Ein wahres Wunder, wie die Vögel auf der Stromleitung da sitzen. +++ Ein paar interessante Fakten heute mal zu dem englischen Fotografen und Musiker William Perks, den mancher vielleicht als den Bassisten Bill Wyman der Londoner Band Rolling Stones kennt: Wymans Leidenschaft für amerikanischen Blues und Rock ’n‘ Roll wurde Ende der Fünfzigerjahre auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Oldenburg entfacht. Er gilt nicht nur als mutmaßlicher Erfinder des Fretless-Basses und ist nicht nur der Schwiegervater seiner Ex-Schwiegermutter, was alleine schon kurios genug wäre. Zudem ist er Stiefgroßvater seiner früheren Ehefrau Mandy Smith – ebenso war er ein Freund Marc Chagalls. +++ Apropos ‚Niedersachsen‘: Betterov scheint ja aus Bad Salzungen in Thüringen. Dort sieht es, zumindest auf Fotos im Internet, echt ganz schön aus. Sein Viertel vor irgendwas-Video hatte ich mir neulich mit meinem Sohn angeschaut. Sie wissen ja, was ich von Kindern und Bildschirm halte, bei Betterov aber machte ich eine Ausnahme. Otto konnte sich sogleich dann auch für den Typen begeistern, der da brüllt, es sei ein Skandal, dass sie das Haus da vorne abreißen. Haha, und dieser Typ – und überhaupt diese ganze Runde da in dem Video. Das alles könnte original genauso gut irgendwo in Ostfalen, im Raum Braunschweig-Peine-Hannover, gedreht worden sein. Das ist so verstörend real, da schnürt sich alles in einem zusammen. +++ Ein paar interessante Fakten zu meiner großen Weihnachtsverlosung neulich noch hinterher: Das Plattencover heute (oben) war bislang unveröffentlicht, doch finde ich Foto, Titel und Interpreten recht gut. Eine Stromleitung sehe ich da zwar nicht – in dem Haus links am Bildrand aber ist unten der mythisch-verehrte Admiralbrücken-Späti drin…

 

Überschrift inspired by: Alice Weidel (* 6. Februar 1979 in Gütersloh), dt. Politikerin

Überschrift also inspired by: Down in a Hole © Alice in Chains, 1992

Überschrift also inspired by/Lyrics: Viertel vor irgendwas © Betterov, 2020

Bill Wyman (* 24. Oktober 1936 als William George Perks in Penge, London), britischer Musiker und Fotograf, Autor und Gastronom

Mandy Smith (* 17. Juli 1970 in London), Model und Sängerin 

Marc Chagall (24. Juni 1887 als Мойше Хацкелевич Шагал in Peskowatik, Russisches Kaiserreich, heute Belarus; † 28. März 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich), russisch-französischer Maler

Wyman Shoots Chagall (Fotografien und Erinnerungen) © Bill Wyman, 1998

Anita in Steel / Die Wiederentdeckung der Welt.

Künstlerische Intelligenz: Urbankrankenhaus – Parkplatz mit Landwehrkanal und Hafen (Photomerge, manuell) © Kai von Kröcher, 2023

 

I watched it for a little while, I love to watch things on TV. +++ Letztlich ging es ja um nicht viel weniger als die Entdeckung der künstlichen Intelligenz, das mit dem Holländer gestern. +++ Vor vielen Jahren fiel mein Blick einmal auf ein Buch in meinem Regal, einem Paperback, wie man so sagt: ‚Ich und Kaminski?‘, dachte ich irritiert – ‚wo kommt das denn jetzt her?‘ Ich fing an zu lesen, und nach einigen Seiten dämmerte mir, ich kannte es schon. Ein gutes Buch übrigens, schafft man an einem Tag. Neulich lag ich mit Männergrippe darnieder, da habe ich es mir direkt noch ein drittes Mal vorgenommen. +++ Wenn Sie das nicht interessiert, können Sie gerne auch rausgehen, ist schön draußen: Klare Winterluft, minus fünf Grad, Sonnenschein – wer weiß schon genau, wann es so etwas noch einmal gibt. +++ Ich kannte tatsächlich mal einen Kaminski, der war okay. Vielleicht hatte ich es mir deshalb gekauft, ganz ohne Quatsch wegen des Titels – und direkt einen Volltreffer gelandet. +++ Aber darum soll es nicht gehen. +++ Ich hatte Ihnen doch neulich erzählt, das Nilpferd meines Sohnes hieße Carl Friedrich Gauß – benannt nach dem Braunschweiger Mathematiker. Das Kuscheltier war ein Geschenk aus der Löwenstadt, und als wir vor Jahren einmal zusammen in meiner Heimat waren, da haben wir eher zufällig auch das Gauß-Denkmal am Inselwall irgendwo gekreuzt – daher also der Name. +++ Während ich mich hier wieder um Kopf und Kragen schreibe, rechnet mein Rechner per künstlicher Intelligenz an einem neuen fotografischen Meilenstein herum – und ob Sie es glauben oder nicht: das Ergebnis ist leider komplett unbrauchbarer Schrott. +++ Was völlig an mir vorbei gegangen sein muss: Daniel Kehlmann scheint ein überaus bekannter Autor zu sein, seine Vermessung der Welt immerhin wurde als das weltweit am zweitmeisten verkaufte Buch des Jahres 2006 geführt – bis heute insgesamt über sechs Millionen Exemplare, nicht schlecht. Dabei handelt es sich um eine Art fiktionale Biografie der beiden Wissenschaftler Humboldt und Gauß. +++ Erstaunlich, was besagte Herren Gelehrte so alles entdeckt haben. Vor etwa vier Wochen übrigens habe ich dann auch etwas entdeckt: dass man diese pfandpflichtigen Einweg-Bierflaschen aus Plaste und Elaste, die man bei Lidl gekauft hat. Bei Lidl heißen sie Perlenbacher, bei Netto zum Beispiel Schloss Edel. Man zahlt also fünfundzwanzig Cent, wenn man sie kauft. Wenn man sie dann leer zurückbringt und in den Pfandautomaten steckt, werden sie zu Pellets geschrotet und man bekommt an der Kasse sein Geld wieder. Und was ich jetzt entdeckt habe, das bleibt unter uns: Man kann die Flaschen von Lidl nämlich auch bei Netto in den Automaten stecken, erstaunlich. Das heißt, bei Lidl hat man den Pfand beim Einkauf entrichtet – und Netto muss einem das Geld dann wieder auszahlen. Bringt das Gleichgewicht der Welt ins Wanken – für eine Handvoll Plastikmüll. Anfangs fühlte ich mich dabei schlecht, mittlerweile bin ich da hardboiled und abgebrüht: Mein Motto für das Jahr 2023 lautet „Relax!“ +++ Ich möchte mich nur ungern mit Humboldt und Gauß auf eine Stufe stellen – die zweite bahnbrechende Entdeckung aber, die ich heute gemacht habe: künstliche Intelligenz in der Parkplatz-Fotografie bringt den Planeten nicht weiter, hier ist Handwerk gefragt.

 

Überschrift inspired by: Anita in Steel – neuartiges Pfandsystem im Testbetrieb © Rewe/das Frankfurter Start-up Circolution, 2023

Überschrift also inspired by: Die Vermessung der Welt (Roman) © Daniel Kehlmann, 2005

Lyrics: Satellite of Love © Lou Reed, 1972

Ich und Kaminski (Roman) © Daniel Kehlmann, 2003

Around the World in a Day / Was Sie immer schon mal über künstlerische Intelligenz wussten.

Künstliche Intelligenz: Krankenhausparkplatz mit Urbanhafen (Photomerge) © Kai von Kröcher, 2023

 

Mi-i-ine, give it to you one time, now, we-ell, whoa, we-ell, now. +++ Auf den ersten Blick erinnert es an die Holländer: der Parkplatz des Vivantes Klinikums am Urban mit Landwehrkanal und Hafen. Black & Decker, Bosch, Brueghel der Ältere. Irgendetwas aber stimmt hier nicht ganz, irritiert. Einem Zeitreisenden gleich, nahm ich Teile des irreführenden Bildes am Samstagnachmittag auf, aus dem Fenster des Schlafzimmers. Während mein Sohn mit Blitzfieber im Bett lag und innerhalb weniger Stunden von Normaltemperatur auf einen Höchstwert von 40,4° C und relativ schnell wieder zurück auf 36,7° C – und jetzt kommen Sie! +++ Andere Bildbereiche fror ich dann heute früh ein, plötzlicher Wintereinbruch – komplett aus der freien Hand! +++ Kennen Sie sich etwa(s) mit den Sozialen Medien aus? Sooooo sozial finde ich die übrigens nun auch wieder nicht. Jedenfalls, vor einiger Zeit – lassen Sie es ein paar Wochen gewesen sein. Da blieb ich bei Facebook an einem Post hängen, so einem – mir fällt die Bezeichnung dazu jetzt nicht ein. Eine Art „Fishing“ vielleicht? Wo einem viel Lebenszeit geklaut wird – und einiges andere sicherlich auch: „Der Song, der an deinem 20sten Geburtstag auf Platz 1 der deutschen Single-Charts stand, bestimmt dein Motto für das Jahr 2023!“ Oder so ähnlich, ist schon ’ne Weile her… +++ Falls Sie am Sonntag zur Wahl gehen, niemals vergessen: die Grünen fahren morgens immer mit dem SUV zum Bäcker! +++ Also, ganz ehrlich: Perfekt ist das Bild (oben) bestimmt nicht geworden – allein mit der AI (artifizielle Intelligenz/Anm.d.Red.)! Doch machen uns unsere Fehler, unsere sympathischen kleinen „Makel“ – machen die uns nicht gerade so einzigartig? +++ Mir völlig egal – an meinem zwanzigsten Geburtstag auf Platz eins lagen, ich habe es eruiert: Frankie Goes to Hollywood mit ihrer, Sie wissen es, Jahrhundert-Single Relax – den Ball also immer schön flachhalten, okay?!

 

 

Überschrift inspired by: Around the World in a Day © Prince, 1985

Überschrift also inspired by: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (mit u.a. Woody Allen) © Woody Allen (Regie, Drehbuch), USA 1972

Lyrics: Relax © Frankie Goes to Hollywood, 1983 (vom 24. Februar bis 5. April 1984 No. 1 in Deutschland)

Stanley Black & Decker Corporation: US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in New Britain im US-Bundesstaat Connecticut

Pieter Bruegel der Ältere (* um 1525/1530 vermutlich in Breda/Provinz Nordbrabant; † 9. September 1569 in Brüssel), Maler der Niederländischen Renaissance

Vivantes Klinikum am Urban | Dieffenbachstraße 1 | 10967 Berlin

Im Westen nichts Neues / Ära des schrumpfenden Wohlstands.

Frau2 sucht HappyEnd: Gero Steffen (Kamera), Edward Berger (Regie) © Kai von Kröcher, 1999

 

Drive me to the edge and further. +++ Ich möchte Sie kurz mitnehmen in den Sommer ’89, wie man ihn rückblickend nennt: Wir saßen in irgendeinem Institut da unten in Dahlem herum, direkt nach Semesterbeginn. Und jetzt bin ich nicht weniger verwundert als Sie – aber es stimmt: Ich hatte mich für Anglistik eingeschrieben, und gerade ging der Professor die Liste der Seminarteilnehmer durch: „Frank Zappa? Da haben wir wohl einen Spaßvogel dabei!“ Ein Typ reckte schluffig den Finger: „Zappe“, murmelte er  – „Frank Zappe.“ +++ Der Sommer ’89, als wäre es gestern gewesen. +++ Seltsamerweise ist diese Anekdote alles, was mir von meinem Studium an Erinnerung blieb. +++ In jenem Sommer in West-Berlin konnte ich natürlich nicht ahnen, wie ich mich knapp vierunddreißig Jahre später mit einem zweifelhaften Satireprogramm durchschlagen würde: Wussten Sie beispielsweise, mit wem Bundesgesundheitsminister Jensi-Boy Spahnemann seinen dubiosen „Maskendeal“ damals durchgezogen hat? +++ Elon Musk! +++ Im Hintergrund läuft die Erwachsenen-Sendung im Radio, und da brachten sie gerade die Meldung: Edward Bergers Remarque-Neuverfilmung Im Westen nichts Neues ist für nicht weniger als neun Oscars nominiert. Die Kritiken, die ich gelesen hatte, waren eher ambivalent ausgefallen, sagt man das so? +++ Viele Berührungspunkte hatten Zappa und ich ja nun nicht gerade. Ich fand ihn blöd, ohne mir seine Musik jemals angehört zu haben. Ich mochte seine Visage und seine bescheuerten Fans bei mir an der Schule nicht, das war mir genug. Von daher am Sonntag in der Ohlauer Straße ein gar nicht so uninteressantes Event: Zusammen mit einem gewissen Klaus oder Claus legt der Fotograf Carsten Klindt im club49 einen ganzen Abend lang, ganz genau – A Night with Frank Zappa! +++ Bin sehr gespannt! +++ Ein Jahrzehnt nach meinem Einstieg an der FU hatte ich dann übrigens das Vergnügen, für die Dauer eines Films mit besagtem Edward Berger zusammenzuarbeiten, Grüße an Ingeborg unten in Zehlendorf! Frau2 sucht HappyEnd mag jetzt im Nachhinein vielleicht nicht so der Knaller gewesen sein, die Dreharbeiten aber dazu waren die wunderbarsten, die ich auf der Achterbahn meines Lebens miterlebt habe – und das ist ja schon was, das wollte ich einfach mal loswerden!

 

Überschrift inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Film) © Edward Berger (Regie/Drehbuch), D/USA/UK 2022

Überschrift also inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Roman) © Erich Maria Remarque, 1928

Überschrift also inspired by: Ära des schrumpfenden Wohlstands © Kai von Kröcher, 2023

Lyrics: Easy Prey © Moderat, 2022

A Night with Frank Zappa | feat. Carsten Klindt | club49 | Ohlauer Straße 31 | So., 29. Januar 2023 | ab 19:00 Uhr

Frau2 sucht HappyEnd (mit Ben Becker, Uwe Kockisch, Sergej Moya u.a.) © Edward Berger (Regie), D 2001

Highway to Hellersdorf / Zu Tisch bei Tyrannen.

Fernsehturm, scharf und mit alles (16:9) I © Kai von Kröcher, 2023

Fernsehturm, scharf und mit alles (16:9) II © Kai von Kröcher, 2023

 

Do you know where hell is, hell ist in ‚hello‘. +++ Wie sich die Bilder doch gleichen: Das untere schoss ich mit dem Handy am Sonntag, gestern das obere dann mit dem richtigen Fotoapparat – nachfolgende Generationen mögen entscheiden! +++ Am S-Bahnhof Alexanderplatz schob sich eine Straßenbahn um die Kurve, die hatte auf ihre Fenstern den Slogan I’m on the Highway to Hellersdorf geklebt. Darüber musste ich kurz albern aufkichern, dann kam ich mir blöd vor. Im Bahnhof selbst übrigens, falls Sie das interessiert: Im Presse- und Buchladen – da liegt ein Foto-Band aus mit dem Titel: Zu Tisch bei Diktatoren – die Lieblingsspeisen der Tyrannen. Erinnert natürlich fatal an ein fiktives Plattencover von mir, das da hieß: Frühstück mit Oligarchen – was war zuerst, die Henne oder das Huhn?!

 

Überschrift inspired by: I’m on the Highway to Hellersdorf (Werbe-Slogan) © BVG, ca. 2021

Überschrift also inspired by: Highway to Hell © AC/DC, 1979

Überschrift also inspired by: Zu Tisch bei Diktatoren (Foto- und Anekdoten-Band) © Victoria Clark/Melissa Scott, 2021

Lyrics: (I Was Born Under a) Wand’rin’ Star © Lee Marvin (Version), 1970 

War Pigs / Der Zorn des Gitarrengottes.

Museum der bildenden Künste: Blick auf die Stadt Leipzig (16:9) © Kai von Kröcher, 2021

 

Der Alte kratzte sich schweigend am Kinn. Humboldt klopfte ihm auf die Schulter und wünschte viel Glück weiterhin. Bonpland wollte dem Alten Geld zustecken, aber der nahm nichts an. Das habe er ja nicht wissen können, sagte er. Man sei so weit weg von allem. Natürlich, sagte Bonpland. +++ Das war tatsächlich ein Schock: Vor ein paar Wochen im Internet hatte ich von der Ausstellung Broken Music Vol. 2 im Hamburger Bahnhof erfahren: „Früh erkannten Künstler*innen die kreativen Möglichkeiten der Schallplatte und verwandelten die Hüllen in ein künstlerisches Objekt“, heißt es da ungefähr. Wieder einmal sah ich mein Lebenswerk in Gefahr. Mit meinem Sohn Otto habe ich die Ausstellung dann besucht und mich selbst etwas beruhigt: Die meisten der Cover kannte ich zugegebenermaßen zwar nicht; alles in allem aber anscheinend real und nicht halbwegs fiktiv! +++ Vor Jahren war ich mal abends auf der A9 unterwegs, lange ist’s her. Ging wahrscheinlich auf zehn oder elf zu, im Radio lief eine Rocksendung mit Anja Caspary, den Namen habe ich mittlerweile vergessen. Auf Höhe Beelitz-Heilstätten, mit Betonung auf der vorletzten Silbe. Da legte sie War Pigs auf von Black Sabbath, womit sie bei mir natürlich genau an den Richtigen geraten war. +++ Habe ich mal erzählt, wie ich Ende der Neunziger frühabends mit einer Bekannten (und zum ersten Mal in meinem Leben auf Ecstasy)? Jedenfalls saßen wir da allein mit dem Barkeeper in der noch leeren Metal-Kneipe Blackpoint im Bötzowviertel – mit langem Ö. Wie Harald Glöööckler: Bööötzow! Endorphinblitze schossen mir durch Körper und Geist, und zappelnd und vollkommen euphorisiert redete ich auf den freundlichen Herrn hinter dem Tresen ein: „Der Laden ist scheiße, die Musik ist scheiße – aber du bist okay!“ So viel also zu Ozzy Osborne und seiner schon damals dementen Art der Phrasierung. +++ Anja Casparys einhüllende Stimme, die nächtlich vorbeifliegende Autobahn, Black Sabbath – das hatte durchaus etwas Hypnotisierendes. Und um endlich nun auf den Punkt zu kommen, verwirrte mich dieser irgendwie kehlige Gitarrensound – war der nicht bei Mick Ronson abgekupfert, vom Man Who Sold the World-Album von David Bowie geklaut?! +++ Oder hatte Mick Ronson sich da bei Black Sabbath bedient – ich weiß es bis heute nicht. +++ Jedenfalls waren meine oktapolaren Fotografien einstmals ja auch nicht ganz frei von Plagiatsvorwürfen, doch was kümmert es schließlich das Wildschwein?

 

Überschrift inspired by: War Pigs © Black Sabbatn, 1970

Überschrift also inspired by: Aguirre, der Zorn Gottes (mit Klaus Kinski u.a.) © Werner Herzog (Drehbuch, Regie), D 1972

Textauszug aus: Die Vermessung der Welt (fiktive Doppelbiografie) © Daniel Kehlmann, 2005

Broken Music Vol. 2 | Hamburger Bahnhof | Berlin-Mitte (bis 14. Mai 2023)

Fiktives Vinyl: Foto-Serie © Kai von Kröcher, 2021/2022

The Man Who Sold the World © David Bowie, 1970

Harzreise / Die Sünden der Faulheit.

A Ecke O (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2020

 

In situations like these. +++ Naja, nun. +++ Haben Sie schon einmal über sich selbst nachgedacht? Gar nicht so uninteressant: Mir, gestern, zum Beispiel fiel auf, dass mich nichts interessiert. Weil, gestern die Nachricht vom Tode Jeff Becks – im Internet wurde dann viel über Gitarrengötter gepostet. Fast jeder schrieb über Gitarrengötter. Da fiel mir auf: Gitarrengötter haben mich nie interessiert. Eigentlich müssten einen, als jungen Menschen – da müssten Gitarrengötter einem doch wahnsinnig interessant vorkommen?! +++ Eine Sache aber interessiert mich dann doch: Es wird nämlich abends jetzt wieder später erst dunkel. Genauso gut könnte man sagen, die Tage werden langsam wieder länger – eine Laune der Natur. +++ Altenau zum Beispiel habe ich früher manchmal mit Altona verwechselt – Hamburg-Altona. +++ Und doch war es nachtschwarz, als ich am Kottbusser Tor gestern aus dem U-Bahnwaggon sprang und guter Dinge die breite Treppe in den triefnassen Frühabend hinunterspazierte. Unter der U-Bahn fühlt sich alles immer nach Taubenscheiße an – besonders fatal, wenn die Dunkelheit „soaking wet“ ist, wie man so sagt. Aber das machte mir gestern nichts. Und dann stand meine Sammlerin plötzlich an der Fußgängerampel da zufällig unten und sagte, ich sei aber faul geworden. Normalerweise würde ich jetzt sagen, es war die Frau, die viele Bilder von mir besitzt. Wussten Sie, dass diese Menschen in der Mehrzahl weiblicher Natur sind? Die Bilder von mir besitzen? Ein Kunstphänomen – so, wie die meisten Köche zum Beispiel Köche sind – und keine Frauen. +++ Zumindest habe ich das mal gehört. +++ Doch weil ich in diesem Moment gerade schnurstracks aus dem Museum kam, nenne ich diese Frau, die viele Bilder von mir besitzt – die nenne ich jetzt „meine Sammlerin“. Meine Sammlerin war auf dem Weg in den Harz, und nach wie vor ist sie felsenfest überzeugt, ich hätte alle Songtexte vollständig im Kopf. Alle Songtexte der Welt, Zeile für Zeile, das ist natürlich nicht möglich. Jedenfalls meinte sie, ich sei faul. +++ Wäre der Rand bei dem Bild heute (oben) nicht so merkwürdig ausgefranst, wäre das Bild sicherlich super, vielleicht muss man da nochmal ran. +++ Faul also, so so – faul, was meine Internetpräsenz angeht: „Wenn man nichts zu sagen hat, soll man den Mund halten“, sagte ich zu meiner Verteidigung. Und heute nun wieder ein Post mit Gefasel und altem Bild – bidde sehr!

 

Überschrift inspired by: Die Harzreise (Reisebericht) © Heinrich Heine, 1824/1826

Überschrift also inspired by: Die Sünden der Faulheit (Roman) © Ulrich Pelzer, 1987

Bildunterschrift inspired by: A Ecke O © Winson, 2004

Lyrics: Shake the Disease © Depeche Mode, 1985

Finsterwalde / Weil ich es kann.

Leipzig feat. Gentleman of the Year (Oktapolaris) © Kai von Kröcher, 2021

 

Neben dem Kuhstall der LPG Fortschritt befand sich ein Silo, das von einer Betonmauer umgeben war. +++ Seit ich mich mit meinem Scheitern abgefunden habe, lebt es sich wie in einem Udo-Jürgens-Song! +++ Der Film hatte viele schlechte Kritiken bekommen, unkritisch aber habe ich ihn doch recht gemocht: Werk ohne Autor. Als DVD steht er merkwürdigerweise schon länger bei mir im Regal, angeschaut aber habe ich ihn mir erst gestern Abend im Fernsehen. Ich habe da so eine Psycho-Meise, Ihnen darf ich das ganz kurz gestehen: Wenn ich Sachen streame oder auf DVD sehe, fühle ich mich unendlich einsam. Wie in einem dunklen und schallisolierten Verlies – Meter unter der Erde, fernab der Zivilisation. +++ Weil die Urteile teilweise aber vernichtend ausfielen und auch Gerhard Richter himself den Streifen blöd fand, will ich mich besser nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Zwei Dinge nur möchte ich kurz hier erzählen: In der Szene, wo anderthalb Dutzend SS-Obersturmbannführer in etwa. Ähnlich der Wannsee-Konferenz wird hier an einer langen Tafel über den Mord an unwertem Leben entschieden, Euthanasie – das ist natürlich kein bisschen komisch. Die Gläser aber, die diese Bürokraten des Todes vor sich auf dem Tisch haben – Gruß an den Requisitör: das sind die Longdrink-Gläser der Reihe „Noblesse“ der oberpfälzischen Firma Nachtmann. Wie sie der club49 seinerzeit Mitte der Zehnerjahre als einer der ersten überhaupt eingeführt hatte. Die dann irgendwann beinahe inflationär überall in den Bars und so weiter – und jetzt hier in einer der Schlüsselszenen des Dritten Reichs. +++ Wahrscheinlich nur einer Handvoll Insidern aufgefallen. +++ Die zweite Sache: Mich jedenfalls hat der Film inspiriert, und das ist ja schon was – ein paar Mal stand ich vom Sofa auf, warf einen narzisstischen Blick auf die nun schon etwas älteren Oktapolaris-Bilder in Postkartengröße bei mir an der Wand. Egal, ob es so etwas oder so ähnlich schon von anderen gab oder nicht, ich finde sie teilweise großartig. +++ Lustigerweise spielt der Film ja anfangs in Dresden, und das Bild (oben) wurde in Leipzig aufgenommen, da schließt sich mal wieder der Kreis: Augustusplatz mit dem Gentleman of the Year – wahrscheinlich stören einfach nur diese elenden grünen Ränder, da könnten Sie sicherlich recht haben…

 

Überschrift inspired by: Finsterwalde (niedersorbisch: Grabin), mit knapp 16.000 Einwohnern bevölkerungsreichste Stadt im Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg)

Überschrift also inspired by: Werk ohne Autor (angelehnt an Gerhard-Richter-Biografie von J. Schreiber) © F. Henckel von Donnersmarck (Drehbuch/Regie), D 2018

Textauszug aus: Düsterbusch City Lights (Roman) © Alexander Kühne, 2016

Ich war noch niemals in New York © Udo Jürgens, 1982

club49 | Ohlauer Straße 31 | Berlin-Kreuzberg

Pearblossom highway, 11-18 April 1986 ( Fotocollage) © David Hockney, 1986

 

Kukuruz / Mais uma imperial.

Fiktives Vinyl: Mais – Kontrollverlust © Kai von Kröcher, 2022

 

Rebecca* musste an ihren eigenen Schichtdienst denken und konnte Jolanta Schippers Aussage gut nachvollziehen. +++ Wenn man das natürlich mal überschlägt, und da muss man kein Einstein sein. Gerne auch Carl Friedrich Gauß – mein Sohn hat sein Nilpferd nach dem Braunschweiger Mathematiker benannt. +++ „Ihr Sohn hat ein Nilpferd?!“ +++ Komplett eine Schnapsidee jedenfalls, exakt so viele fiktive Platten herausbringen zu wollen, wie jemals echte auf Erden veröffentlicht worden sind. +++ Wer war/waren denn eigentlich der oder die Künstler, der oder die einstmals die allererste Schallplatte der Welt aufgenommen hat oder haben – weiß man das überhaupt? +++ Nehmen Sie zum Beispiel Nirvana – oder Jeff Buckley: Naja, die hatten zu Lebzeiten lustigerweise beide nur ganz wenig Output. Wenn Sie sich nun aber, und das sind am Ende auch wieder nur eine Handvoll: Wie viel haben denn, sagen wir mal, Elvis, die Beatles, die Rolling Stones, die Residents, Johnny Cash und Neil Young. Wie viele Platten haben die denn insgesamt auf den Markt gebracht, Live-Alben und Compilations gar nicht mal einberechnet? Und dann kommen noch Robbie Williams dazu, BAP und Madonna. Und schließlich noch all‘ die anderen. +++ Verstehen Sie ungefähr, worauf ich hinaus will – das lässt sich ganz einfach nicht realisieren! +++ Ob Eva Kaili wohl gestern das Halbfinale geschaut hat? +++ Doofer Witz, ich weiß, aber manche Leute nennen mich gerne ja auch „Kylie“! +++ Das fiktive Vinyl (oben) heißt heute Kontrollverlust – stellvertretend für unsere Zeit: das herausragende Problem derzeit sind meiner Ansicht nach die Klimakleber, alles andere löst sich von selbst. Die Band Mais hat sich in diesem Zusammenhang übrigens nicht umsonst den Namen Mais, äh, gegeben – wie das französische Wort für „aber“, eine Form des Widerstands also. Oder der deutsche Name halt für diese Getreideart, die vom Menschen nur schwer zu verdauen ist, außer von Lionel Messi. +++ Mais in diesem Fall aber haben sich nach Gitanes Mais benannt, falls Ihnen das noch etwas sagt – frei nach dem Motto: „Harter Tobak, in Deutschland verboten“…

 

Überschrift inspired by: Kukuruz – regionale Bezeichnung für Mais (in Teilen von Österreich und Altbayerns), das Getreide stammt ursprünglich aus Mexiko

Überschrift also inspired by: Lisboa – Mais uma imperial (Fotoserie) © Kai von Kröcher, 2006

Textauszug aus: Gaußberg (Niedersachsen-Krimi) © Mario Bekeschus, 2022

Carl Friedrich Gauß (* 30. April 1777 in Braunschweig ; † 23. Februar 1855 in Göttingen), dt. Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät, Elektrotechniker und Physiker

* Name geändert

Schlechte Güter / Trennung.

Fiktives Vinyl: Guter Schlächter – Die Entkriminalisierung des Rüdiger Hahn © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Wo dieser Weg zu Ende ist, liegt ein Engel auf der Lauer – da wo einst die Mauer die Welt zerteilte wie ein Kamm. +++ Vielleicht geht es Ihnen da so wie mir, diese Serie mit den erlogenen Schallplatten sollte niemals zu Ende gehen! Gibt es denn eigentlich Zahlen, wie viele richtige Alben seit ihrer Erfindung weltweit veröffentlicht worden sind, rein historisch gesehen? Real existierendes Vinyl, meine ich: Diese Menge wahrscheinlich müsste ich in etwa mit meiner Serie anpeilen, um annähernd ernstgenommen zu werden. +++ Der Unterschied zwischen einem Tief- und einem Nachlader, ganz spontan? +++ Hinter diesem ominösen Guter-Schlächter-Projekt verbirgt sich natürlich niemand Geringeres als Rüdiger Hahn aus Germering/Bayern himself: Er streut musikalische Köder aus, das ist ganz offensichtlich…

 

Überschrift inspired by: Die Entkriminalisierung des Rüdiger Hahn © Guter Schlächter, 2022

Lyrics: Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin © Element of Crime, 2018