The Scream / Kunger by the Wall.

Big Brother is watching you: Fake Records / Fiktives Vinyl in der Galerie Kungerkiez © Kai von Kröcher, 2004/2022

 

Hinter den Kulissen von Paris ist das Leben noch einmal so süß. +++ Sie ahnen vermutlich, was den amtierenden US-Präsidenten und meine Wenigkeit unterscheidet? Okay, Selbstdarsteller sind wir zugegebenermaßen beide, das gebe ich offen zu. Und da haben Sie schon den entscheidenden Unterschied: der amtierende amerikanische US-Präsident würde niemals etwas zugeben, da enthülle ich kein Geheimnis. +++ Was ich nur sagen will – wenn man, wie man immer so sagt, eine misslungene Generalprobe als Vorboten einer fulminanten Premiere deuten darf, so darf ich den gestrigen Tag durchaus und berechtigterweise als den Vorboten einer fulminanten Ausstellungseröffnung verstehen. +++ Alles wird grandios. +++ Alles wird heute die weltbeste Fotoausstellung der weltbesten westlichen Welt. +++ Und das dürfte noch untertrieben sein: Be there or be square!

 

Überschrift inspired by: The Scream © Siouxsie and the Banshees, 1978

Überschrift also inspired by: Karl Kunger (* 2. Februar 1901 in Berlin; † 18. Juni 1943 in Berlin-Plötzensee), dt. Arbeiter, KPD-Mitglied und hingerichteter Widerstandskämpfer

Lyrics: Hinter den Kulissen von Paris © Mireille Mathieu, 1969

Donald Trump (* 14. Juni 1946 in New York City), US-amerikanischer Friedensnobelpreisträger und weltbester US-Präsident der Welt

Fake Records / Fiktives Vinyl | Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Straße 15 | 12435 Berlin | Ausstellungseröffnung | Freitag, 7. Februar 2025 | 19:00 Uhr

Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Straße 15 | 12435 Berlin 

Beuys keeps swinging / Das weiße Klavier von John Lennon.

Fake Records | Fiktives Vinyl: Phoebe Oberfeld – Meat & Greed © Kai von Kröcher, 2003/2023

Zwanzig Jahre später, Timmy wohnt auf einer Insel – auf den britischen Jungfern in einer 18-Schlafzimmer-Villa. Kein Wunder, dass er da manchmal seine Brille nicht findet. Seine Kinder haben Englischunterricht bei Kate Winslet. Er hat das weiße Klavier von John Lennon und von Beuys den Goldhasen. Er hat drei Kinos, zwei Flugplätze und eine Raketenbasis. Einen Rennpferdestall, ein Becken mit Tigerhaien, und durch den Speisesaal fliegen Aras, die den ganzen Tag schreien. +++ So sieht es aus. +++ Falls Ihnen die Frau auf dem Cover (oben) bekannt vorkommt: Womöglich denken Sie spontan an eine Platte von Roxy Music aus den frühen Siebzigerjahren, For Your Pleasure vielleicht. Und damit liegen Sie durchaus daneben. Das Bild oben war einst entstanden während derselben Fotosession wie das auf dem zweiten Album des Berliner deutsch-französischen Elektro-Pop-Duos Interhotel. +++ Schon etwas her, das neue Jahrtausend damals war noch nicht alt. +++ Um auf den Punkt zu kommen: Das heutige Cover wird eines der vierundzwanzig Exponate meiner Ausstellung sein, die jetzt diesen Freitag um sieben Uhr abends eröffnet: Fake Records | Fiktives Vinyl, drüben in Treptow, Karl-Kunger-Straße 15. +++ Meet and Greet sozusagen, der Künstler ist anwesend! +++ Mein Korrekturprogramm kennt Beuys nicht, das scheint ja ein steiniger Weg zu sein.
Überschrift inspired by: Boys Keep Swinging © David Bowie, 1979
Überschrift also inspired by: Instant Karma © John Lennon & The Plastic Ono Band, 1970
Lyrics: Timmy © Die Höchste Eisenbahn, 2016
For Your Pleasure © Roxy Music, 1973 
II © Interhotel, 2023
Joseph Beuys (* 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf), dt. Künstler
Fake Records : Fiktives Vinyl | Ausstellungseröffnung | Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Str. 15 | Berlin-Treptow | 19:00 Uhr

Oranienstraße, hier lebt der Koran / dahinten fängt die Mauer an.

Kreuzberg zwischen den Zeiten: der Fotograf Kai von Kröcher, Kunstquartier Bethanien © Ugur Yildirim, 2025

 

Computer terminals report some gains in the values of copper and tin, while American businessmen snap up Van Goghs for the price of a hospital wing. +++ Inmitten der altehrwürdigen Hospitalflügel des Bethanien fühle ich mich regelmäßig an den Hitchcock-Film Rebecca erinnert. +++ Was ja okay ist. +++ Das Foto wurde gestern während der Vorbereitungen zum THE CITIES WRAPPED AROUND OUR BODIES-Art Festival im Kunstquartier Bethanien aufgenommen, es ist sehr gelungen. +++ Wir müssen jetzt nicht noch einmal über Inhalte sprechen: Eröffnung im Kunstquartier Bethanien heute Abend um 18:00 Uhr!

 

Überschrift inspired by: Berlin © Ideal, 1980

Überschrift also inspired by: Berlin © Ideal, 1980

Lyrics: Nothing Ever Happens © Del Amitri, 1989

Rebecca (Psychothriller) © Alfred Hitchcock, USA 1940

The Cities Wrapped Around Our Bodies | Kunstquartier Bethanien | Mariannenplatz 2 | 25.01. – 29.01.2025 | Eröffnung: heute 18:00 Uhr

Narzissten und Kakteen / Deutsch-Imperialismus wird in den Flammen der Revolution untergehen.

Bilder aus der Serie „Kreuzberg – zwischen den Zeiten“ © Kai von Kröcher, 1995 – ’97

 

Der Mariannenplatz war blau, so viele Bullen waren da.* +++ Los geht es also nun diesen Samstag mit der international besetzten Kunstschau im altehrwürdigen Bethanien am Mariannenplatz: The Cities Wrapped Around Our Bodies, wo es unter anderem dann Fotografien aus meiner Serie „Kreuzberg – zwischen den Zeiten“ aus den Jahren 1995 – ’97 zu sehen gibt. Teils als größerformatige Fine Art Prints, teils sind die Bilder eingefügt in eine atemberaubende Videoarbeit des kanadischen Architekten und Künstlers Codrin Talaba. Über letztere weiß ich bislang nicht mehr, als dass er Kamerafahrten mit einem 3D-Scanner von Leica dafür unternommen hat, der Gebäude wie ein mobiles Röntgengerät skelettiert. Ich schätze Kunst sehr, die zu verstehen ich nicht imstande bin, und unter diese Kategorie fallen zweifellos Codrin Talabas Arbeiten. +++ 1970, und da erzähle ich Ihnen vermutlich nichts Neues: 1970 hatte es Pläne gegeben, das vormalige Krankenhaus Bethanien abzureißen und durch mordende Wohnsilos zu ersetzen. Der berühmte Rauch-Haus-Song erzählt aus dieser Epoche. +++ Aufstände hatte es allerdings auch in den Revolutionsjahren 1848/49 schon gegeben, wo Friedrich Wilhelm IV. in letzter Konsequenz auf Demonstrierende schießen ließ – und die Verletzten zur ärztlichen Versorgung ins Bethanien gebracht worden sind. Zu dieser Zeit arbeitete ein gewisser Theodor Fontane als Apotheker in der heute nach ihm benannten und teilweise im Original erhaltenen Apotheke. +++ In jüngster Vergangenheit unterhielt eine Gruppierung führender Braunschweiger Exil-Intellektueller unter dem verschwörerischen Namen „Zonenrandwaver“ einen zwischenzeitlichen Stammtisch – im Restaurant 3 Schwestern im mondänen Westflügel des Gebäudes. +++ The Cities Wrapped Around Our Bodies geht über fünf Tage und beginnt diesen Samstag um 18:00 Uhr mit einer feierlichen Eröffnung.

 

Überschrift inspired by: Narzissen und Kakteen © Element of Crime, 2001

Überschrift also inspired by: Deutsch-Imperialismus wird in den Flammen der Revolution untergehen – Spruchbandparole, 1. Mai © TKP/ML, 1997

Lyrics: Rauch-Haus-Song © Ton Steine Scherben © 1972

The Cities Wrapped Around Our Bodies | 25. – 29.01.2025 | Kunstquartier Bethanien | Mariannenplatz 2 | 10997 Berlin

Bethanien: 1845 – 1847 erbaut als Central-Diakonissen-Hospital unter planerischer Mitwirkung König Friedrich Wilhelms IV.

Theodor Fontane (* 30. Dezember 1818 in Neuruppin; † 20. Dezember 1898 in Berlin), dt. Schriftsteller, Journalist, Kritiker und ehemaliger Apotheker

Zonenrandwaver (Aufzeichnungen 1984 – ’85) © u. emdee, 2019

* die West-Berliner Polizei trug 1970, im Gegensatz zu späteren Jahren, noch blaue statt grüner Uniformen 

 

Deine Cornflakes zum Frühstück / Tre Skilling Banco.

Wertvollster Fehldruck der westlichen Welt: Teutonen Girl © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

Watercolors bleeding from my broken heart, let my tears dry with the paint. +++ Ich weiß nicht, ob Sie Ahnung von Briefmarken haben – geht mich ja auch nichts an. +++ Das Plattencover der Band Teutonen Girl habe ich vor beinah drei Jahren entworfen und seither einige tausendmal vor den Augen gehabt: Deine Cornflakes zum Frühstück sind Kartoffelchips mit Batida de Coco – eindeutiges Statement, nicht schwer zu verstehen. Als nun vor Tagen die insgesamt vierundzwanzig Fine Art Prints für die Ausstellung demnächst drüben in Treptow frisch aus der Presse kamen, warf ich kurz einen prüfenden Blick darauf: Wo zum Teufel war plötzlich das H in „Frühstück“ geblieben? Auch die elenden Punkte über den Umlauten waren verschoben! Kurz vor dem Printen hatte ich schnell nochmal Hand angelegt, dabei muss irgendetwas schiefgegangen sein! +++ Kurz brach ich nervlich zusammen – doch ein Hero fällt hin und steht wieder auf, zumindest laut Udo Lindenberg. Und siedend heiß glaubte ich mich zu erinnern, dass Fehldrucke vom Wert her am Ende preislich gern durch die Decke schießen …

 

Überschrift inspired by: Deine Cornflakes zum Frühstück © Teutonen Girl, 2022

Überschrift also inspired by: Tre-Skilling-Banco-Fehldruck – wertvoller Fehldruck einer schwedischen Briefmarke

Lyrics: Watercolours © The Postmarks, 2007

Ich zieh meinen Hut © Udo Lindenberg, 2008

Fake Records : Fiktives Vinyl | Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Str. 15 | 12435 Berlin

     Ausstellungseröffnung: 7. Februar 2025 | 19:00 Uhr

     Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag, 15:00 Uhr – 19:00 Uhr

Begin the Beguine / From Langley Park to Memphis.

Bethanien 25. – 29. Januar 2025: The cities wrapped around our bodies © Kai von Kröcher (Foto), 2025/1995 – ’97

 

Did I forget, forget to mention Memphis? Home of Elvis and the ancient Greeks.

 

Überschrift inspired by: Begin the Beguine © Julio Iglesias, 1981 (Coverversion)

Überschrift also inspired by: From Langley Park to Memphis © Prefab Sprout, 1988

Lyrics: Cities © Talking Heads, 1979

The cities wrapped around our bodies: A hybrid festival challenging hegemonic narratives, Bethanien Studio 1, Berlin

Theme for Great Cities / The Year of the Cat.

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (I) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (II) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

Kottbusser Tor: The cities wrapped around our bodies (III) © Kai von Kröcher, 2025 (Handyfoto)

 

You go strolling through the crowd like Peter Lorre contemplating a crime. +++ Das fängt ja gut an: Auf dem Schulweg kommen Otto und ich jetzt immer an dieser Plakatwand vorbei. Mein Sohn also staunte nicht schlecht, als ich ihn neulich den letzten Namen da in dem oberen Block vorlesen ließ. Erst passiert sozusagen jahrelang nichts – ich muss ja nur meinen Sohn anschauen, um zu wissen, wann die letzte Ausstellung war: Die letzte Ausstellung nämlich wurde eröffnet, Sie erinnern sich, als dann gegen zehn Uhr abends ganz legendär das Telefon klingelte und ich in den Kreißsaal abberufen worden bin. Und jetzt geht der Bub also schon in die erste Klasse! +++ Schreibt, ganz nebenbei, nur Einsen – ausnahmsweise aber wollen wir heute einmal nicht über den Nachwuchs reden, sondern über meinen Traumstart ins neue Jahr: Erst die Ankündigung zu meiner Ausstellung mit den fiktiven Schallplatten im Februar in Treptow – und jetzt die Beteiligung an einer international besetzten Ausstellung im Kunstquartier Bethanien. Wobei das tatsächlich sehr spannend werden wird, ich kollaboriere da zum einen mit dem kanadischen Architekten Codrin Talaba aus Vancouver – eine hochinteressante Angelegenheit, so viel sei verraten. Außerdem wird das Bethanien eine kleine Auswahl hochwertiger Prints aus meiner 90er-Jahre-Kreuzberg-Serie zeigen. +++ Zu dem Year of the Cat aus der Überschrift hätte ich zum Abschluss hier noch zwei überflüssige Anmerkungen: Erstens habe ich im letzten Herbst die Vorzüge (aber auch Fallstricke) von Katzenvideos kennen- und lieben gelernt. Zum anderen laufen bei Al Stewarts Song sofort und unwillkürlich vor meinem geistlichen Auge Bildfetzen aus der Aula unserer Schule seinerzeit ab: Der erste Sommer auf dem Gymnasium in der mittleren Großstadt, das erste Mal heimlich verschossen bis in die Haarspitzen, die ersten Sechsen in Mathe. +++ Aber wem erzähle ich das – ich finde das „irgendwie komisch“, wie der beliebte Bürgermeister Schulz es gewohnt fröhlich ausdrücken würde.

 

Überschrift inspired by: Theme for Great Cities © Simple Minds, 1981

Überschrift also inspired by/Lyrics: Year of the Cat © Al Stewart, 1976

Bildunterschrift: The cities wrapped around our bodies | 25.01. – 29.01. | Kunstquartier Bethanien | Mariannenplatz | 10997 Berlin

Fake Records : Fiktives Vinyl | 07.02. – 01.03 | Galerie Kungerkiez | Karl-Kunger-Straße 15 | 12435 Berlin

Olaf Scholz (* 14. Juni 1958 in Osnabrück), dt. Politiker

Schlafende Hunde / I’m Walking the Cow.

FAKE RECORDS : FIKTIVES VINYL (Galerie Kungerkiez, Berlin-Treptow) © Kai von Kröcher, 2024

 

You ain’t nothing but a hound dog, cryin‘ all the time. +++ Ich hatte Ihnen irgendwann mal von dem Witz erzählt, den ich so witzig fang. Einem Cartoon, besser gesagt. Vom untergründigen Zeichner FiL. Mit Kurt Weill im Zentrum des Storyboards, vielleicht dämmert da was. Kurt Weill jedenfalls, nachdem er vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten emigriert war. Meiner Meinung nach sind Nationalsozialisten Nazis, aber das darf man ja nicht mehr laut sagen. Jedenfalls, Kurt Weill war jetzt in New York im Exil, und sein amerikanischer Agent hatte eine Tournee oder so für ihn organisiert. Und da zeigt der ihm das Plakat, und da steht so in fetten Lettern: KURT BECAUSE. Und Kurt Weill, so er nicht Nichtraucher war – Kurt Weill fällt vor Erbostheit die Zigarre aus dem Mund und er schreit: „Was hat das hier zu bedeuten, you Schweinehunds?!“ +++ Vielleicht aber war alles ganz anders, zumindest habe ich mich jahrelang darüber totlachen können. Obwohl ja ein ernster Hintergrund – todernst, möchte man sagen. +++ Lange Rede, kurzer Sinn: Heute haben wir hier ja ebenfalls ein Plakat, und wenn mich nicht alles täuscht, steht da mein Name fett oben drauf. Und es kündet von einer Ausstellung im kommenden Frühjahr. Und überhaupt hält das Frühjahr gleich mehrere Highlights meinerseits in der Hinterhand, was mich natürlich sehr freut – dazu an selbiger Stelle irgendwann mehr. +++ Seit mein frühreifer Sohn neuerdings in die Schule geht, klingelt der Wecker bei uns jetzt immer um drei Minuten vor halb sechs Uhr morgens. „Krass“, werden Sie sagen, aber das Gegenteil ist der Fall! Auf meine alten Tage musste ich feststellen, dass das eine recht formidable Zeit ist, wenn man etwas hinkriegen will im Leben! Vielleicht deshalb die vielen Highlights im kommenden Frühjahr. Teilweise haben die aber weniger mit der Uhrzeit zu tun als vielmehr mit meinem neuen Agenten, bei dem ich mich hier kurz bedanken möchte. Kein einfacher Zeitgenosse, wenn es darum geht, unbequeme Wahrheiten unter oder nicht unter den Teppich zu kehren. Und so triezte er mich so lange, bis aus meinen ersten, irrlichternden Entwürfen nach und nach ein vernünftiges Ausstellungsplakat wurde. Zwischendurch dachte ich, ich werfe jetzt alles über den Haufen. Zwar immer noch nicht ganz auszuschließen, dass die Geheime Typo- und Fontspolizei bereits erste Ermittlungen aufnimmt. Doch irgendwann, denke ich, muss auch mal Schluss sein. Auf jeden Fall, auch wenn Du vielleicht noch immer nicht hundertprozentig glücklich damit bist: Danke, dass Du mich nicht geschont hast – Du kannst einem schon schön auf den Sack gehen, das zahlt sich am Ende aus! +++ 🙂 +++ Letzten Sommer, als ich mal wieder immer so oft nach Charlottenburg fuhr, da schlenderte ich eines Tages eine Straße vis-à-vis des gleichnamigen Schlosses entlang. An einem Hauseingang fiel ein bescheidenes Schild mir ins Auge: „In diesem Haus oder so komponierte Kurt Because Teile der Dreigroschenoper.“ +++ Die Vernissage zu obiger Ausstellung wird am besagten 7. Februar stattfinden, genauere Angaben dann im unmittelbareren Vorfeld. Das Plakatmotiv oben kann man sich übrigens gerne ausdrucken, ich habe es freundlicherweise in einer etwas besseren Auflösung hochgeladen…

 

Überschrift inspired by/Lyrics: Hound Dog © Elvis Presley, 1956 (Cover)

Überschrift also inspired by: Walking the Cow © Daniel Johnston, 1983

FiL (* 1. September 1966 in West-Berlin), dt. Cartoonist und Unterhalter

Kurt Weill (* 2. März 1900 in Dessau; † 3. April 1950 in New York), dt. und später US-amerikanischer Komponist

Peter Lorre (* 26. Juni 1904 als László Loewenstein in Rosenberg, Österreich-Ungarn, heute Slowakei; † 23. März 1964 in Los Angeles), Filmschauspieler, Drehbuchautor, Filmregisseur 

 

Dans le port d’Amsterdam / Ich möcht‘ in deinem Wald der Oberförster sein.

Oktapolare Fotografie: Pellworm, Hafen © Kai von Kröcher, 2021

 

Would they drop the bomb on us while we made love on the beach. +++ Da hatte ich jetzt also einmal nachfühlen können, wie es gewesen ist, damals ein Beatle zu sein. Und nicht nur so auszusehen: „Siehst aus wie ein Beatle!“ +++ Okay. +++ Was wollte ich sagen: Eine Galeristin in Treptow neulich hatte das Gespräch auf einen Nebenschauplatz gelenkt und meinte, wie interessant sie die Oktapolaren Fotografien doch fände. Das überraschte mich sehr, normalerweise geht niemand auf diese Bilder ein. Es wirkt immer ein wenig, als wolle man ein unangenehmes Thema partout bloß nicht anschneiden müssen, dabei sind die Bilder nicht schlecht. +++ Mick Jagger hatte mal erzählt – also, er hat es nicht mir erzählt, ich hatte das nur vor hunderten Jahren gelesen. Mick Jagger erzählte, er habe sich mal einen Smaragd in einen der halbseitlichen Schneidezähne implantieren lassen, in einen der Eckzähne. Er fand das eine Spitzenidee, doch dann sprachen ihn immerzu Leute an, Frauen vermutlich, mit denen er essen war oder so. Die hätten dann unangenehm berührt so was gesagt, wie: „Äh, Mick – du hast da irgendwie noch einen Rest Spinat zwischen den Zähnen hängen.“ Da hat er sich, glaube ich, an der Stelle einen Diamanten einsetzen  lassen. +++ Jedenfalls liege ich gerade leicht angeschlagen mit ich weiß nicht im Bett, und da habe ich heute in Rekordzeit ein neues oktapolares Bild zusammengezimmert. „Oktapolare Fotografie“ – hatte ich mal erzählt, woher dieser Begriff kam? Der Plan war ursprünglich gewesen, ein Bild aus acht einzelnen Fotos zu konstruieren, das ist alles. +++ Weil ich gerade ein wenig Muße habe, hatte ich mal ein paar ältere Festplatten durchforstet und war auf die Aufnahmen da vom Hafen gestoßen (oben). Jeder anscheinend weiß, dass Jacques Brel kein Franzose ist, sondern Belgier, aber kennen Sie zufällig noch das Lied von Tony Marshall: Ich möcht‘ in deinem Wald der Oberförster sein? Und wenn ja, was mag er sich wohl dabei gedacht haben? +++ Die Schuhe, die ich da auf dem Bild trage, das sind Leinenschuhe der Marke Veja: so welche hatte ich immer schon mal haben wollen, die Nordsee aber tat ihnen nicht gut.

 

Überschrift inspired by: Amsterdam © Jacques Brel, 1964

Überschrift also inspired by: Ach laß mich doch in deinem Wald der Oberförster sein © Tony Marshall, 1983

Lyrics: Born in the 50’s © The Police, 1978

Tony Marshall (* 3. Februar 1938 als Herbert Anton Bloeth in Baden-Baden; † 16. Febraur 2023 in Baden-Baden), dt. Schlagersänger und Ehrenbürger von Bora Bora

Every Breath You Take / Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.

Oktapolare Fotografie: A Ecke O, zwei Tage vor Weihnachten © Kai von Kröcher, 2022 (Screenshot)

 

Standin‘ on the corner, suitcase in my hand. Jack is in his corset, Jane is in her vest – and me, I’m in a rock ’n‘ roll band. +++ Manch einer weiß es, andere wissen es nicht: In einem längst verklungenen Leben bin ich mal Popstar gewesen. Selbst das Internet erinnert sich nicht, doch das macht es noch lange nicht unwahr – im Gegenteil! In den Achtzigerjahren war ich leibhaftig Sänger der damals wohl populärsten New-Wave-Band der mittleren Großstadt BS, ganz ohne Quatsch. Besonders doll singen konnte ich technisch betrachtet jetzt vielleicht nicht, irgendwie aber passte in dieser Band doch so überdurchschnittlich viel zusammen, dass der nationale bis internationale Durchbruch dort für den mittleren Großstädter längst beschlossene Sache schien. +++ Vorletzte Nacht schlief ich bei sperrangelweit geöffnetem Fenster. Im Herbst ist das oftmals ein regelrechter Zwang, wenn draußen die Luft nach Agenten schmeckt – die Decke muss warm sein, da schlafen Sie wie ein Stein. Um sieben am Morgen wurde ich von Geschrei geweckt. Ich hörte meinen Nachbarn zwei Stockwerke über mir brüllen: „Nimm deinen Scheiß und verzieh dich, sonst komm ich dir runter!“ Verstohlen trat ich ans Fenster. Auf dem Bürgersteig stampfte eine Art wütendes Wesen wie aufgezogen herum, einen Seesack vor unserer Tür abgestellt. Gerade als mir ein Licht aufging, schrie sie (die Frau, als die sie sich entpuppte/Anm.d.Red.) mit tiefer, unheimlicher Stimme einen Namen, den ich irgendwo schon gehört hatte: „Kai von Kr***er, Braunschweig!“ Den Nachnamen spie sie irgendwie falsch aus, dafür rannte sie unbeirrt auf unsere Haustür zu und im selben Moment schellte bei mir oben die Klingel. +++ Okay, ich klär‘ das mal auf: Vor etwa zehn Jahren schickte mir in den sozialen Netzwerken eine Frau, die ich nicht kannte, eine Nachricht. Sie outete sich als ein Fan von damals aus Braunschweig. Ich fühlte mich amüsiert bis geschmeichelt, antwortete freundlich. Habe die Sache dann wieder vergessen. Bis meine Barkeeperlegenden im ruhmreichen club49 seinerzeit von einer offensichtlich nicht ganz richtig im Kopf seienden Frau berichteten. Die sei in die Kneipe gekommen war und habe sich als Fan von mir von früher aus Braunschweig gebrüstet. War sämtlichen Gästen schwer auf die Nerven gegangen. Ich selber bin ihr zu der Zeit nie begegnet, habe dann später durch Zufall aber erfahren, dass sie wohl regelmäßig im Grand Hotel Viktor Urbán residiert, psychiatrische Abteilung, Station 3 oder 4. +++ Letztens bin ich morgens mit meinem Sohn auf den Rasen vorm Urban kicken gegangen, Torwarttraining und so – rechts, links, unten und oben. Da brüllte jemand vor dem Urban mit einer tiefen, irgendwie geistesgestörten Stimme meinen Namen. Otto und ich haben das Weite gesucht. +++ Das erinnert mich gerade dunkel an Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war, diesen Roman von Joachim Meyerhoff. Ich weiß nicht, ob das Buch autobiografische Züge trägt, sein Vater ist darin Chef einer psychiatrischen Klinik und sie wohnen auch dort auf dem Gelände zwischen all den Patienten, was sich charmant und sehr witzig liest. Für Ortsunkundige sollte ich erklären, dass sich das Grand Hotel Viktor Urbán mit seiner psychiatrischen Abteilung vis-à-vis unserer Wohnung in den Himmel kratzt und seine Insassen gerne davor und am Kanal flanieren, während sie rauchen. +++ Das wird aber wieder eine lange Geschichte. +++ Meinem Sohn hatte ich vor ein paar Wochen mal einen Song vorgespielt, ich dachte, es sei jetzt mal an der Zeit: „Rate mal, wer das ist!“ Das hatte ihn ehrlich erstaunt: „Weiß Mama, dass du in einer Band warst?!“ Eher wohl nicht, ich bin mir da gar nicht so sicher – man darf die Vergangenheit gern auch mal ruhen lassen! +++ Mein Nachbar von oben jedenfalls dürfte gestern wohl direkt aus dem Bett gekommen sein, die Frau aus dem Urban beschimpfte ihn lauthals als Nazi-Opa, ich konnte ihn ja nicht sehen: „Nackt auf dem Balkon, du Schwein – ich bin eine Frau!“ Dann lief sie aufgeregt über die Straße, krakelte maskulin derb wie ein albanischer Kettenraucher immerzu „Mörder!“ und „Helfe!“ (sicherlich meinte sie „Hilfe“, schrie aber „Helfe“). +++ Und damit, wie ich abends immer zu meinem Sohn sage, ist die Geschichte zu Ende. Nur eine Sache noch kurz: Im letzten Jahr hatte sie tatsächlich einmal direkt vor meiner Wohnungstür gestanden. Unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand hatte sie geklingelt bei mir geklingelt: „Kai von Kr***er – ich wollte nur fragen, ob die Oma von Dieter* hier noch im Haus wohnt!“

 

Überschrift inspired by: Every Breath You Take © The Police, 1983

Überschrift also inspired by: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Roman) © Joachim Meyerhoff, 2013

Bildunterschrift inspired by: A Ecke O © Winson, 2004

Lyrics: Sweet Jane © The Velvet Underground, 1970

La Petite Mort (* 1982 in Braunschweig; † 1989 ebenda), New-Wave-Band

Klinikum Am Urban | Dieffenbachstraße 1 | 10967 Berlin

The Lunatics (Have Taken Over The Asylum) © The Fun Boy Three, 1981

* oder von Jens, von Klaus, von Bernd oder von wem auch immer