Bonnie and Clyde / Amoureux solitaires dans une ville morte.

Amoureux solitaires: Menschen in der autogerechten Stadt (Triptychon) © Kai von Kröcher, 2018

 

Un peu de beauté plastique pour effacer nos cernes de plaisir chimique pour nos cerveaux trop ternes que nos vies aient l’air d’un film parfait. +++ Liebe in der autogerechten Stadt. Doch was wissen wir schon über das nicht mehr ganz mittelalte Paar, das da unter einem Autobahnzubringer offenbar vom Einkauf zum Parkplatz zurückschlendert? Lassen Sie uns in die beiden Protagonisten hineinprojizieren: Ein spießiges Ehepaar aus einer Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand, emotional verkümmert an den Mechanismen des Alltags. Liebe und Hass und Gleichgültigkeit. Ein Geschwisterpaar vielleicht, schutzsuchend auf ewig aneinandergeklammert – weil es in der unwirtlichen Welt dort draußen niemanden zum Anlehnen gibt. Eine heimliche Affäre in der Anonymität der Großstadt. Hemmungslos ausgelebte Sexualität mit Schweinsmasken aus Gummi und lustvollen Qualen – es wird sich vermutlich niemals herausfinden lassen.
Überschrift inspired by: Bonnie and Clyde © Brigitte Bardot & Serge Gainsbourg, 1968
Überschrift also inspired by/Lyrics: Amoureux solitaires © Lio, 1980
Schlangenbadener Straße, Berlin-Wilmersdorf

 

Bierpinsel / Frühling in Berlin.

Fiktive Postkarte: Gruß aus Berlin (Frühling am Urban) © Kai von Kröcher, 2024

 

But there’s something in the air of which we all will be aware. +++ Wahrscheinlich hatte ich Ihnen schon mal erzählt, das muss eine Weile her sein. Beides, die Geschichte – und dass ich das erzählt habe. Jedenfalls war ich da mal irgendwo unterwegs, wo ich ansonsten nicht ständig unterwegs bin. +++ Zuletzt bin ich mit meinem Sohn öfter nach Steglitz. Otto sagt immer „Steglitz“, meint aber den Spielzeugladen unter dem Autobahnzubringer zu Füßen des Bierpinsels. In dem Fall ist mein Sohn zwar ein Hund, weil er Steglitz sagt, aber den Spielzeugladen meint. Andererseits kann man auch super Deals mit ihm aushandeln. Er sagt also Steglitz und will mich so in den Spielzeugladen lotsen. Ein Hütchenspielertrick, durchaus legitim. Ich sage dann meistens, okay, aber nur gucken. Er sagt dann, ja – und hält sich daran, ohne zu quengeln. +++ Das muss ich ihm hoch anrechnen! +++ Vielleicht sind Sie an Spielwarenläden nicht sonderlich interessiert, aber dieser hier lohnt sich auf seine Art: Man steigt aus aus der U9, in vom Feeling her fünfzig Metern unter dem Meer. Passiert ein Stockwerk darüber den im Weltmeisterjahr ’74 ebenfalls eröffneten, aber seither nie genutzten Geisterbahnsteig der (nie realisierten) Phantomlinie U10. Hat was von Blade Runner, behaupte ich kühn und ohne Belege. Eine weitere Rolltreppe schiebt einen ans Tageslicht, und wenn man den richtigen Ausgang genommen hat, landet man direkt vor der Eingangstür. Der Himmel über einem ist aus Beton, besagter Autobahnzubringer neben dem Bierpinsel von unten. Der Laden selbst – zur Zeit seiner Eröffnung vermutlich einer der größten der Welt. Heute überkommt einen als in den Siebzigern Sozialisierten eine anheimelnde Nostalgie. Alles ist eng und verwinkelt, überquellende Regale. Geheime Treppenaufgänge führen in die nerdige Welt von Märklin, wir stehen mehr so auf Brio. Jetzt habe ich den Faden verloren.

 

Überschrift inspired by: Bierpinsel – 47 Meter hoher 70er-Jahre-Bau (Poparchitektur), Schlossstraße

Überschrift also inspired by: Frühling in Berlin (Episodenfilm mit u.a. Walter Giller, Edith Hancke, Wolfgang Neuss) © Arthur Maria Rabenalt (Regie), D 1957

Lyrics: Teenage Rampage © The Sweet, 1974

Werken Spielen Schenken | Schloßstraße 110b | 12163 Berlin (seit 1973)

U-Bhf. Schlossstraße

Blade Runner (mit Harrison Ford) © Ridley Scott (Regie), USA/HK 1982