Knofo / Music in Colors.

Ungültig ab: 2. April 1993 © Berliner Verkehrsbetriebe/Kai von Kröcher (Repro), 1992/93

 

Ein Tag, an dem ich mich frage, ob aus dem Jungen von damals dieser Mann werden musste, der zu früh aufwacht und überlegt, ob er sein Leben noch richtig lebt. +++ Die Monatskarte lag schon ewig im Küchenfenster herum, gestern fiel mein Blick auf das Datum. +++ Man nennt das wohl einen geschürzten Mund – heutzutage auch Duckface genannt, seinerzeit Pflicht. +++ Dazu passt gut eine Geschichte, die war mir vorletzte Nacht zufällig wieder eingefallen, als ich urplötzlich hellwach im Bett lag. +++ „Den Norbert Kröcher, den hab‘ ich gekannt – wir nannten ihn immer nur ‚Knofo‘!“ Ende ’93, ich hatte gerade meine allererste vernünftige Wohnung bezogen, hier am Kanal. Nicht mehr die alte Kaninchenbehausung aus den Betonsechzigerjahren oben im Wedding, wie auf der Monatskarte damals noch ausgepreist. Und die ersten Worte des Hausmeisters waren nicht etwa „Sie sind der Neue“ gewesen oder so andere gängige Hausmeister-Classics. Er hatte den Norbert Kröcher gekannt und bewohnte die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss unten rechts. Über dem Briefschlitz in seiner Tür stand mit Edding geschrieben: „Hier taz!“ – mit resolutem Pfeil auf den Schlitz zeigend. Er war, Herr Schumacher, damals schon eine Spur älter, Prototyp Alt-Achtundsechziger, Catweazle-Haarschnitt. Einmal, spät in den Neunzigern, sah ich ihn hinter einem Wahl-Werbestand der Grünen zusammen mit Ströbele stehen, das erfüllte mich heimlich mit Stolz.

 

Überschrift inspired by: Norbert Erich Kröcher, Spitzname Knofo (* 14. Juli 1950 in Berlin; † 16. September 2016 ebenda), Mitglied der terroristischen ‚Bewegung 2. Juni‘

Überschrift also inspired by: Music in Colors © Stephen Duffy feat. Nigel Kennedy, 1993

Textauszug aus: Der große Sommer (Roman) © Ewald Arenz, 2021

Gabriele Kröcher-Tiedemann (* 18. Mai 1951 in Ziegendorf, Mecklenburg; † 7. Oktober 1995), dt. Terroristin aus dem Umfeld der Berliner Hasch-Rebellen, Ehefrau

Catweazle: Fernsehserie nach Romanen von Richard Carpenter © London Weekend Television, GB 1970 – 1971 (dt. Erstausstrahlung: 28. April 1974)

Hans-Christian Ströbele (* 7. Juni 1939 in Halle an der Saale; † 29. August 2022 in Berlin), dt. Rechtsanwalt und Politiker der Grünen

Eulerstraße – benannt nach dem ‚Gott der Mathematik‘, Leonhard Euler, 10555 Berlin-Wedding (Gesundbrunnen)

Das Mädchen, das seinen Namen verloren hatte / Sell Me A Coat With Buttons of Silver.

Wanted: Lieblingsjacke © Kai von Kröcher, 2023 (Repro/Handyfoto)

 

In coats of many colour reptile man drop. +++ Die Geschichte mit der elenden Zahnwurzel ging (oder geht) natürlich noch weiter. Aber vielleicht mache ich wirklich ein Buch daraus, einen weltumspannenden Bestseller. +++ „Vielleicht hat noch nie ein Spiel gewonnen“, wie diese haushohe Fassadenwerbung mit Mario Götze am Savignyplatz uns da einreden will, man muss sie überhaupt erst einmal begreifen. +++ Dieser Reiserückruf da auf dem Foto (oben) bleibt mir jedesmal im Augenwinkel hängen, wenn ich vom Einkaufen komme. Gestern hatte ich zehn Liter Blumenerde unter dem Arm, das Leben geht weiter. Vielleicht hat ja jemand von Ihnen die Jacke gefunden – ansonsten ein großartiger Steckbrief. +++ Den ersten Urlaub meines Lebens im Ausland seinerzeit verbrachte ich mit meinen Eltern in Holland. Sagt man ja eigentlich nicht. Direkt nach der WM ’74, dem Endspiel von München. Die Niederländer empfand ich als kleiner Piefke als äußerst entspannt und hilfsbereit, in Den Haag waren wir auch. +++ In einem Leserbrief an den Tagesspiegel gestern hatte jemand verärgert gefragt, ob denn die sogenannte Unschuldsvermutung im Falle des russischen Präsidenten etwa nicht gelte: 16.000 verschleppte Kinder, die von betrunkenen Kolchosbauern jetzt irgendwo in der Taiga zu fröhlichen Jungpionieren herangezogen werden – vielleicht muss man selber ein Kind haben, um diese Vorstellung unerträglich zu finden.

 

Überschrift inspired by: Das Mädchen, das seinen Namen verloren hatte (Kurzgeschichte für Kinder) © Annie M.G. Schmidt, 1968

Überschrift also inspired by: Sell Me A Coat © David Bowie, 1967

Lyrics: Love Song © Simple Minds, 1981

Den Stier bei der Wurzel gepackt / Was Sie immer schon über Midazolam – aber auch heute hier wieder nicht …

„Und, was fotografieren Sie so – schöne Häuser?!“ (Estrel, Berlin-Neukölln) © Kai von Kröcher, 2023

 

Alles fing an mit der Gitarre meines Vaters und Sarah, der keuschen, afrodeutschen Aphrodite, die ich liebte damals. +++ Genau genommen fing alles an mit einer Kugel Eis: Mein Sohn hatte mich in die Marheineke-Markthalle gelotst, das war vorletzte Woche, wir saßen auf einem ausrangierten Ledersofa beim leerstehenden Italiener im ersten Stock. Otto schleckte an dunkler Schokolade, ich hatte mich hipsteresque für gesalzenes Caramel entschieden. Als plötzlich ein blitzartiger Schmerz in der Zahnwurzel einschlug und mir augenblicklich Teilbereiche des mittleren Vorderhirns schockfrostete. +++ Ich kann mich, das muss so Ende der Sechzigerjahre gewesen sein. Da kann ich mich jedenfalls dran erinnern, ich war unangenehm zerfressen von Neid auf meinen innigsten Sandkastenfreund. Der kam mit seinen Eltern damals vom Zahnarzt, und der wiederum hatte gebohrt. Etwas derart unerhört Cooles hatte er bei mir bis dahin noch nicht gemacht. +++ Das sollte sich allerdings alsbald ändern – die frühen Siebzigerjahre, das nämlich waren nicht nur verklärte Pril-Blumen und Brauner Bär. Haben Sie auch gelesen, Wrigley’s Spearmint Gum stellt seine Produktion in Deutschland ein? Die Siebziger jedenfalls, die waren für mich auch der Zahnarzt in unserem Nachbardorf. Ich habe den immer so als Peter-Frankenfeld-Typ in schlechter Erinnerung, aber eingebrannt haben sich wohl eher der Praxisgeruch, wenn man hereinkam, das Kreischen der Bohrer aus dem Behandlungsraum. +++ Termine und/oder Gefangene wurden hier nicht gemacht, und so saß man durchschnittlich dann vom Feeling her zwei bis drei Stunden mit zwei Dutzend anderen und starrte auf den gerahmten Kalenderspruch an der Wand: „Schenke Blumen während des Lebens, denn auf den Gräbern sind sie vergebens / Ein bisschen mehr ‚wir‘ und weniger ‚ich‘, ein bisschen mehr Mut – nicht so zimperlich“. Das las man sich paralysiert dann so vierhundert Mal durch und hoffte derweil auf einen Meteoriteneinschlag im Transformatorenhaus. +++ Es gab hier ein unumstößliches Gesetz: Gebohrt wurde grundsätzlich ohne Betäubung – Spritzen nur bei den Erwachsenen, wenn zweite Zähne gezogen wurden. +++ Als ich ins Jugendlichen-Alter kam, musste ich immer allein mit dem Fahrrad die zwei Kilometer Steigung – wir brechen an dieser Stelle für heute hier ab, das dauert mir alles zu lange. +++ Wie schätzen Sie die Chancen am Markt für einen juvenilen Zahnarztphobie-Roman ein – sollte ich den bei dem Wetter da draußen schnell noch schreiben?

 

Überschrift inspired by: Roots (Mini-Fernsehserie nach dem Roman von Alex Haley) © Marvin J. Chomsky, David Greene, John Erman, Gilbert Moses (Regie), USA 1977

Überschrift also inspired by: Dormicum (Midazolam) – Sedativum in der Anästhesie zur Prämedikation vor Operationen

Lyrics: Erste Schritte / Retrospektive © Freundeskreis, 1999

Peter Frankenfeld (* 31. Mai 1913 in Berlin-Kreuzberg; † 4. Januar 1979 in Hamburg), dt. Showmaster und Schauspieler (Entertainer)

Kalenderspruch vermutlich inspired by: Ein bisschen mehr Friede(n) des österreichischen Schriftstellers Peter Rosegger (1843 – 1918)

Zur Schildkröte / I’m sorry Ms. Jackson.

Fiktives Vinyl: Die Kränkung – Einblutungen an den Rändern © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

J’avais dessiné sur le sable son doux visage. +++ Kurz nach dem Mauerfall war ich mit meinem Kumpel abends, dem Russen, drüben in Ost-Berlin. +++ Was ich an dem Bild mit dem Boot („Cindy Incidentswert“/Anm.d.Red.) neulich so faszinierend fand, das fiel mir viel später erst wirklich auf. Diese Diskrepanz zwischen Fassade und Wirklichkeit. Diese Ein- bzw. Zweidimensionalität der sandigen Theaterkulisse – dahinter verborgen die endlose Weite der offenen See. +++ Wer früher Schallplatten gesammelt hat, oder anders gesagt: Welcher Idiot von Schallplattenverkäufer hat denn da oben diesen Nice-Price-Aufkleber voll über die Straßenlaterne geklebt?! +++ Und wer damals, an diesen diesigen Novemberabenden im Jahre ’89 in Ost-Berlin. Wer damals nicht dabei gewesen ist: Wenn man sich einfach so spontan auf den Weg gemacht hat, von, sagen wir mal Charlottenburg, Moabit oder meinetwegen auch Kreuzberg oder dem Wedding. Man hatte ja keine Ahnung. Prenzlauer Berg gab es in unserer Wahrnehmung damals noch nicht. Jedenfalls, der Russe und ich kreuzten quer durch den Abend, unser Ehrgeiz ging auf eine authentische Molle. Der Osten hatte ein anderes Licht als der Westen, über dem Kopfsteinpflaster hing pittoresker Zweitakter-Dunst. Eine Molle zu finden war für den Außenstehenden auf Anhieb gar nicht so einfach. An einer dunklen, breiten Magistrale aber wurden wir ins Innere einer Kneipe gespült, die trug den geheimnisvollen Namen Schildkröte. Holzfässer waren als Stehtische aufgebaut, die Erinnerung verschwimmt leider bedenklich. +++ Gestern, hier in Berlin, hatten wir recht unwirtlichen Schneeregen, zwischenzeitlich sah es ein bisschen so aus wie einstmals im Havelland (oben). +++ In den Nachwendejahren haben der Russe und ich häufiger solche Touren durch die Hauptstadt der DDR damals gemacht. Einmal, da hatte im Kreml wahrscheinlich schon Jelzin das Ruder übernommen. Da saßen wir in einer Bar an einem großen Fenster zur Straße. Jahre später konnte ich diesen Ort durch Zufall nach Pankow verordnen, wie man gerne so sagt. Der Russe hatte verwegene Pläne: In dieser Kneipe am Fenster in Pankow schlug er mir vor, ich weiß das wortwörtlich noch heute. Er meinte, ich sei doch so’n stoischer Typ, ich hätte ein dickes Fell. Was ich übrigens für eine komplette Fehleinschätzung halte, aber egal. Ob ich zusammen mit ihm nicht eine McDonald’s-Filiale in Moskau oder St. Petersburg aufmachen will. +++ Womit wir endlich beim Thema sind.

 

Überschrift inspired by: Zur Schildkröte | HO-Gaststätte | Schönhauser Allee | Berlin – Hauptstadt der DDR

Überschrift also inspired by: I’m Sorry Ms. Jackson © Outcast, 2000

Lyrics: Aline © Christophe, 1965

Boris Jelzin (* 1. Februar 1931 in Butka, Ural-Oblast; † 23. April 2007 in Moskau), 1991 – 1999 der erste Präsident und das erste frei gewählte Staatsoberhaupt Russlands überhaupt 

вкусно и точка – sowjetische McDonald’s-Kopie (Est. 2022)

вкусно и точка / Sylvia’s Mother said.

Fiktives Vinyl: вкусно и точка – Der Maschinentod (präsentiert von Россия 1) © Kai von Kröcher, 2011/2022

 

Weil du dir meistens nicht gefällst und du tanzt wie ein Pferd. +++ Heute vor einem Jahr überfiel, Sie wissen es, überfiel Annalena Baerbock aus Hannover die friedliebende Sowjetunion – war es das wert? +++ Was man denn auf dem Bild mit dem Boot neulich sieht, wurde ich in einem Leserbrief gestern gefragt („Cindy Incidentswert“/Anm.d.Red.) – das ist natürlich eine herausfordernde Frage! Auf den ersten Blick fühlt man sich in eine Theaterlandschaft versetzt: vorne ein bisschen Sand, darin ein verlassenes Boot. In die Kulisse gepinselt ein bleigrauer Himmel ohne jegliche Dramaturgie, aus wenigen Strichen ein trostloses Gestrüpp, aus der Zeit gefallen dazu eine Straßenlaterne. +++ Sie kennen meine Einstellung zur weltgrößten Fast-Food-Kette McDonald’s, die Hamburger bei вкусно и точка jedenfalls sollen nicht schlechter sein – nur an seiner Cola müsse ‚der Russe‘ noch arbeiten, heißt es. +++ Am Sonntag im club49 nun endlich der Zappa-Abend mit Carsten Klindt plus one, letztens noch einem Virus zum Opfer gefallen. +++ Ob man ein Bild erklären kann oder muss – das hat ja immer auch viel mit intuitiver Assoziation zu tun. Hinter jenen unspektakulären Büschen, das weiß in diesem Fall nur der Künstler – hinter den Büschen liegt der Herr der Gezeiten himself und hat, wie sein Name verrät, alle Zeit der Welt: die Ostsee. Einstmals lebensgefährliches Schlupfloch in den verheißungsreichen Westen, heute ein beinahe prosaisches Wasser. +++ Alles gerät mir heute hölzern und schwer. +++ Das heutige Plattencover dagegen (oben) ist ziemlich scheiße geworden und zeigt eine Filiale des Fast-Food-Riesen McDonald’s im damals schon früheren Ost-Berlin.

 

Überschrift inspired by: вкусно и точка = sowjetische McDonald’s-Kopie (established 2022)

Überschrift also inspired by: Sylvia’s Mother © Dr. Hook & the Medicine Show, 1971

Lyrics: Alles Gute © Faber, 2015

The Prince of Tides (Drama mit Nick Nolte und Barbra Streisand) © Barbra Streisand (Regie), USA 1991

Ende der Halbwertszeit / Die Nichte von van Nistelrooy.

Fiktives Vinyl: Cindy Incidentswert – Gefahren des Ruhms © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

I had so many breakthroughs but you, my love, were kind. +++ Auf dem Spaziergang zum Einkaufen neulich kam mir morgens eine gemischte Group Pubertierender entgegen. Ein großer Pausbäckiger gockelte vorne heraus: „Das ist die Nichte von van Nistelrooy!“ – ein Abgehängter hinten reckte den Hals: „Von wem?!“ +++ Wie Sie bemerkt haben werden, bin ich gerade dabei, manchem meiner fiktiven Plattencover – dieser fotografischen Serie, die mein vielleicht wichtigster Durchbruch werden soll. Da habe ich teilweise noch einmal Hand angelegt, der Sache einen nicht unerheblichen Feinschliff verpasst: Eines meiner absolut liebsten Motive übrigens (oben) – ich könnte Ihnen gar nicht beschreiben, was dieses Bild alles erzählt. +++ Mein Sohn hatte sich letztens gewünscht, den nächsten Tag mal mit der S7 nach Potsdam zu fahren. Es schüttete in Strömen, aber Potsdam gefiel uns beiden ganz gut – wir flanierten durchs Nauener Tor und gönnten uns Zuflucht in einem Japanischen Restaurant. +++ Der anerkennend „tschetschenischer Bluthund“ genannte Ramsan Kadyrow will die ehemalige DDR ja zeitnah der Sowjetunion rückübertragen, und sein Vorschlag erfüllt mich, ehrlich gesagt, wie sagt man – mit Wehmut. +++ Das Foto (oben) hatte ich damals im damals schon ehemaligen Bezirk Rostock aufgenommen, und ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, was dieses Bild alles erzählt. +++ Aber lustig: Der Bandname („Cindy Incidentswert“/Anm.d.Red.) ist mittlerweile schon derart antiquiert, da werden die jungen Leute bald nichts mehr mit anfangen können.

 

Überschrift: Ende der Halbwertszeit © Kai von Kröcher, 2023

Überschrift also inspired by: Ruud van Nistelrooy (* 1. Juli 1976 in Oss, Provinz Nordbrabant), niederl. Fußballprofi und Trainer

Lyrics: Time © David Bowie, 1973

Cindy Incidentally © Faces, 1973

Hako Ramen | Brandenburger Str. 47 | 14467 Potsdam

Alice in Chains / Viertel vor irgendwas.

Fiktives Vinyl: Brest-Litowsk – Fesseln der Freiheit © Kai von Kröcher, 2017/2022

 

Ein wahres Wunder, wie die Vögel auf der Stromleitung da sitzen. +++ Ein paar interessante Fakten heute mal zu dem englischen Fotografen und Musiker William Perks, den mancher vielleicht als den Bassisten Bill Wyman der Londoner Band Rolling Stones kennt: Wymans Leidenschaft für amerikanischen Blues und Rock ’n‘ Roll wurde Ende der Fünfzigerjahre auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Oldenburg entfacht. Er gilt nicht nur als mutmaßlicher Erfinder des Fretless-Basses und ist nicht nur der Schwiegervater seiner Ex-Schwiegermutter, was alleine schon kurios genug wäre. Zudem ist er Stiefgroßvater seiner früheren Ehefrau Mandy Smith – ebenso war er ein Freund Marc Chagalls. +++ Apropos ‚Niedersachsen‘: Betterov scheint ja aus Bad Salzungen in Thüringen. Dort sieht es, zumindest auf Fotos im Internet, echt ganz schön aus. Sein Viertel vor irgendwas-Video hatte ich mir neulich mit meinem Sohn angeschaut. Sie wissen ja, was ich von Kindern und Bildschirm halte, bei Betterov aber machte ich eine Ausnahme. Otto konnte sich sogleich dann auch für den Typen begeistern, der da brüllt, es sei ein Skandal, dass sie das Haus da vorne abreißen. Haha, und dieser Typ – und überhaupt diese ganze Runde da in dem Video. Das alles könnte original genauso gut irgendwo in Ostfalen, im Raum Braunschweig-Peine-Hannover, gedreht worden sein. Das ist so verstörend real, da schnürt sich alles in einem zusammen. +++ Ein paar interessante Fakten zu meiner großen Weihnachtsverlosung neulich noch hinterher: Das Plattencover heute (oben) war bislang unveröffentlicht, doch finde ich Foto, Titel und Interpreten recht gut. Eine Stromleitung sehe ich da zwar nicht – in dem Haus links am Bildrand aber ist unten der mythisch-verehrte Admiralbrücken-Späti drin…

 

Überschrift inspired by: Alice Weidel (* 6. Februar 1979 in Gütersloh), dt. Politikerin

Überschrift also inspired by: Down in a Hole © Alice in Chains, 1992

Überschrift also inspired by/Lyrics: Viertel vor irgendwas © Betterov, 2020

Bill Wyman (* 24. Oktober 1936 als William George Perks in Penge, London), britischer Musiker und Fotograf, Autor und Gastronom

Mandy Smith (* 17. Juli 1970 in London), Model und Sängerin 

Marc Chagall (24. Juni 1887 als Мойше Хацкелевич Шагал in Peskowatik, Russisches Kaiserreich, heute Belarus; † 28. März 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich), russisch-französischer Maler

Wyman Shoots Chagall (Fotografien und Erinnerungen) © Bill Wyman, 1998

Anita in Steel / Die Wiederentdeckung der Welt.

Künstlerische Intelligenz: Urbankrankenhaus – Parkplatz mit Landwehrkanal und Hafen (Photomerge, manuell) © Kai von Kröcher, 2023

 

I watched it for a little while, I love to watch things on TV. +++ Letztlich ging es ja um nicht viel weniger als die Entdeckung der künstlichen Intelligenz, das mit dem Holländer gestern. +++ Vor vielen Jahren fiel mein Blick einmal auf ein Buch in meinem Regal, einem Paperback, wie man so sagt: ‚Ich und Kaminski?‘, dachte ich irritiert – ‚wo kommt das denn jetzt her?‘ Ich fing an zu lesen, und nach einigen Seiten dämmerte mir, ich kannte es schon. Ein gutes Buch übrigens, schafft man an einem Tag. Neulich lag ich mit Männergrippe darnieder, da habe ich es mir direkt noch ein drittes Mal vorgenommen. +++ Wenn Sie das nicht interessiert, können Sie gerne auch rausgehen, ist schön draußen: Klare Winterluft, minus fünf Grad, Sonnenschein – wer weiß schon genau, wann es so etwas noch einmal gibt. +++ Ich kannte tatsächlich mal einen Kaminski, der war okay. Vielleicht hatte ich es mir deshalb gekauft, ganz ohne Quatsch wegen des Titels – und direkt einen Volltreffer gelandet. +++ Aber darum soll es nicht gehen. +++ Ich hatte Ihnen doch neulich erzählt, das Nilpferd meines Sohnes hieße Carl Friedrich Gauß – benannt nach dem Braunschweiger Mathematiker. Das Kuscheltier war ein Geschenk aus der Löwenstadt, und als wir vor Jahren einmal zusammen in meiner Heimat waren, da haben wir eher zufällig auch das Gauß-Denkmal am Inselwall irgendwo gekreuzt – daher also der Name. +++ Während ich mich hier wieder um Kopf und Kragen schreibe, rechnet mein Rechner per künstlicher Intelligenz an einem neuen fotografischen Meilenstein herum – und ob Sie es glauben oder nicht: das Ergebnis ist leider komplett unbrauchbarer Schrott. +++ Was völlig an mir vorbei gegangen sein muss: Daniel Kehlmann scheint ein überaus bekannter Autor zu sein, seine Vermessung der Welt immerhin wurde als das weltweit am zweitmeisten verkaufte Buch des Jahres 2006 geführt – bis heute insgesamt über sechs Millionen Exemplare, nicht schlecht. Dabei handelt es sich um eine Art fiktionale Biografie der beiden Wissenschaftler Humboldt und Gauß. +++ Erstaunlich, was besagte Herren Gelehrte so alles entdeckt haben. Vor etwa vier Wochen übrigens habe ich dann auch etwas entdeckt: dass man diese pfandpflichtigen Einweg-Bierflaschen aus Plaste und Elaste, die man bei Lidl gekauft hat. Bei Lidl heißen sie Perlenbacher, bei Netto zum Beispiel Schloss Edel. Man zahlt also fünfundzwanzig Cent, wenn man sie kauft. Wenn man sie dann leer zurückbringt und in den Pfandautomaten steckt, werden sie zu Pellets geschrotet und man bekommt an der Kasse sein Geld wieder. Und was ich jetzt entdeckt habe, das bleibt unter uns: Man kann die Flaschen von Lidl nämlich auch bei Netto in den Automaten stecken, erstaunlich. Das heißt, bei Lidl hat man den Pfand beim Einkauf entrichtet – und Netto muss einem das Geld dann wieder auszahlen. Bringt das Gleichgewicht der Welt ins Wanken – für eine Handvoll Plastikmüll. Anfangs fühlte ich mich dabei schlecht, mittlerweile bin ich da hardboiled und abgebrüht: Mein Motto für das Jahr 2023 lautet „Relax!“ +++ Ich möchte mich nur ungern mit Humboldt und Gauß auf eine Stufe stellen – die zweite bahnbrechende Entdeckung aber, die ich heute gemacht habe: künstliche Intelligenz in der Parkplatz-Fotografie bringt den Planeten nicht weiter, hier ist Handwerk gefragt.

 

Überschrift inspired by: Anita in Steel – neuartiges Pfandsystem im Testbetrieb © Rewe/das Frankfurter Start-up Circolution, 2023

Überschrift also inspired by: Die Vermessung der Welt (Roman) © Daniel Kehlmann, 2005

Lyrics: Satellite of Love © Lou Reed, 1972

Ich und Kaminski (Roman) © Daniel Kehlmann, 2003

Around the World in a Day / Was Sie immer schon mal über künstlerische Intelligenz wussten.

Künstliche Intelligenz: Krankenhausparkplatz mit Urbanhafen (Photomerge) © Kai von Kröcher, 2023

 

Mi-i-ine, give it to you one time, now, we-ell, whoa, we-ell, now. +++ Auf den ersten Blick erinnert es an die Holländer: der Parkplatz des Vivantes Klinikums am Urban mit Landwehrkanal und Hafen. Black & Decker, Bosch, Brueghel der Ältere. Irgendetwas aber stimmt hier nicht ganz, irritiert. Einem Zeitreisenden gleich, nahm ich Teile des irreführenden Bildes am Samstagnachmittag auf, aus dem Fenster des Schlafzimmers. Während mein Sohn mit Blitzfieber im Bett lag und innerhalb weniger Stunden von Normaltemperatur auf einen Höchstwert von 40,4° C und relativ schnell wieder zurück auf 36,7° C – und jetzt kommen Sie! +++ Andere Bildbereiche fror ich dann heute früh ein, plötzlicher Wintereinbruch – komplett aus der freien Hand! +++ Kennen Sie sich etwa(s) mit den Sozialen Medien aus? Sooooo sozial finde ich die übrigens nun auch wieder nicht. Jedenfalls, vor einiger Zeit – lassen Sie es ein paar Wochen gewesen sein. Da blieb ich bei Facebook an einem Post hängen, so einem – mir fällt die Bezeichnung dazu jetzt nicht ein. Eine Art „Fishing“ vielleicht? Wo einem viel Lebenszeit geklaut wird – und einiges andere sicherlich auch: „Der Song, der an deinem 20sten Geburtstag auf Platz 1 der deutschen Single-Charts stand, bestimmt dein Motto für das Jahr 2023!“ Oder so ähnlich, ist schon ’ne Weile her… +++ Falls Sie am Sonntag zur Wahl gehen, niemals vergessen: die Grünen fahren morgens immer mit dem SUV zum Bäcker! +++ Also, ganz ehrlich: Perfekt ist das Bild (oben) bestimmt nicht geworden – allein mit der AI (artifizielle Intelligenz/Anm.d.Red.)! Doch machen uns unsere Fehler, unsere sympathischen kleinen „Makel“ – machen die uns nicht gerade so einzigartig? +++ Mir völlig egal – an meinem zwanzigsten Geburtstag auf Platz eins lagen, ich habe es eruiert: Frankie Goes to Hollywood mit ihrer, Sie wissen es, Jahrhundert-Single Relax – den Ball also immer schön flachhalten, okay?!

 

 

Überschrift inspired by: Around the World in a Day © Prince, 1985

Überschrift also inspired by: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (mit u.a. Woody Allen) © Woody Allen (Regie, Drehbuch), USA 1972

Lyrics: Relax © Frankie Goes to Hollywood, 1983 (vom 24. Februar bis 5. April 1984 No. 1 in Deutschland)

Stanley Black & Decker Corporation: US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in New Britain im US-Bundesstaat Connecticut

Pieter Bruegel der Ältere (* um 1525/1530 vermutlich in Breda/Provinz Nordbrabant; † 9. September 1569 in Brüssel), Maler der Niederländischen Renaissance

Vivantes Klinikum am Urban | Dieffenbachstraße 1 | 10967 Berlin

Im Westen nichts Neues / Ära des schrumpfenden Wohlstands.

Frau2 sucht HappyEnd: Gero Steffen (Kamera), Edward Berger (Regie) © Kai von Kröcher, 1999

 

Drive me to the edge and further. +++ Ich möchte Sie kurz mitnehmen in den Sommer ’89, wie man ihn rückblickend nennt: Wir saßen in irgendeinem Institut da unten in Dahlem herum, direkt nach Semesterbeginn. Und jetzt bin ich nicht weniger verwundert als Sie – aber es stimmt: Ich hatte mich für Anglistik eingeschrieben, und gerade ging der Professor die Liste der Seminarteilnehmer durch: „Frank Zappa? Da haben wir wohl einen Spaßvogel dabei!“ Ein Typ reckte schluffig den Finger: „Zappe“, murmelte er  – „Frank Zappe.“ +++ Der Sommer ’89, als wäre es gestern gewesen. +++ Seltsamerweise ist diese Anekdote alles, was mir von meinem Studium an Erinnerung blieb. +++ In jenem Sommer in West-Berlin konnte ich natürlich nicht ahnen, wie ich mich knapp vierunddreißig Jahre später mit einem zweifelhaften Satireprogramm durchschlagen würde: Wussten Sie beispielsweise, mit wem Bundesgesundheitsminister Jensi-Boy Spahnemann seinen dubiosen „Maskendeal“ damals durchgezogen hat? +++ Elon Musk! +++ Im Hintergrund läuft die Erwachsenen-Sendung im Radio, und da brachten sie gerade die Meldung: Edward Bergers Remarque-Neuverfilmung Im Westen nichts Neues ist für nicht weniger als neun Oscars nominiert. Die Kritiken, die ich gelesen hatte, waren eher ambivalent ausgefallen, sagt man das so? +++ Viele Berührungspunkte hatten Zappa und ich ja nun nicht gerade. Ich fand ihn blöd, ohne mir seine Musik jemals angehört zu haben. Ich mochte seine Visage und seine bescheuerten Fans bei mir an der Schule nicht, das war mir genug. Von daher am Sonntag in der Ohlauer Straße ein gar nicht so uninteressantes Event: Zusammen mit einem gewissen Klaus oder Claus legt der Fotograf Carsten Klindt im club49 einen ganzen Abend lang, ganz genau – A Night with Frank Zappa! +++ Bin sehr gespannt! +++ Ein Jahrzehnt nach meinem Einstieg an der FU hatte ich dann übrigens das Vergnügen, für die Dauer eines Films mit besagtem Edward Berger zusammenzuarbeiten, Grüße an Ingeborg unten in Zehlendorf! Frau2 sucht HappyEnd mag jetzt im Nachhinein vielleicht nicht so der Knaller gewesen sein, die Dreharbeiten aber dazu waren die wunderbarsten, die ich auf der Achterbahn meines Lebens miterlebt habe – und das ist ja schon was, das wollte ich einfach mal loswerden!

 

Überschrift inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Film) © Edward Berger (Regie/Drehbuch), D/USA/UK 2022

Überschrift also inspired by: Im Westen nichts Neues (Anti-Kriegs-Roman) © Erich Maria Remarque, 1928

Überschrift also inspired by: Ära des schrumpfenden Wohlstands © Kai von Kröcher, 2023

Lyrics: Easy Prey © Moderat, 2022

A Night with Frank Zappa | feat. Carsten Klindt | club49 | Ohlauer Straße 31 | So., 29. Januar 2023 | ab 19:00 Uhr

Frau2 sucht HappyEnd (mit Ben Becker, Uwe Kockisch, Sergej Moya u.a.) © Edward Berger (Regie), D 2001