Künstliche Intelligenz für Babys (ab zwei) / Kai Trump Was Right About Everything.

Tesla am Kurfürstendamm: „I took these pictures before Elon went crazy“ © Kai von Kröcher, 2018 (Triptychon)

 

Here in my car I know I’ve started to think about leaving tonight although nothing seems right in cars.

 

Überschrift inspired by: Künstliche Intelligenz für Babys ab 2 Jahre (wissenschaftliches Pappbilderbuch) © Chris Ferrie, 2025

Überschrift also inspired by: Kai Trump (* 12. Mai 2007 in New York City), US-amerikanische Influencerin und Enkelin des okayen Präsidenten

Lyrics: Cars © Gary Numan, 1979

Doppie esposizioni / It’s a God-awful small affair.

Doppie esposizioni: Qualitätsheizkraftwerk Reuter-West (Spandau) © Kai von Kröcher, 2017

 

This ain’t no place to be if you planned on being a star. +++ Erinnern Sie sich an meine Esposizioni quadruple, an die Ausstellung damals am Wasser? Geile Zeit gewesen, kommt nicht wieder. +++ Man sagt ja gern, alles kommt wieder. Aber stimmt das auch? Wie ist Ihre persönliche Meinung dazu? Mir fällt heute nichts ein, Sie merken es schon. Ich überlege gerade, Sie spontan einfach mal zu beleidigen. Einfach so aus dem Blauen heraus. Out of the blue, wie Major Tom seinerzeit. +++ Sie blöde Sau. +++ Aber noch einmal zurück zu den Esposizioni quadruple, mir ist da neulich eines davon in die Hände gefallen, und da habe ich, inspiriert durch Wladimir Putin, da habe ich dieses Bild einfach erdrosselt. Genau genommen zerstückelt. Ergebnis sehen sie oben: Doppie esposizioni. +++ Eine Mischung aus aufwühlender Langeweile und Krastination lähmt mich heute Vormittag. Prokrastination, besser gesagt. +++ Ich werde Sie jetzt erlösen und mich vorläufig ausloggen.

 

Überschrift inspired by: Doppie esposizioni (Fotoserie) © Kai von Kröcher, 2025

Überschrift also inspired by: Life on Mars? © David Bowie, 1971

Lyrics: Car Wash © Rose Royce, 1976

Ashes to Ashes © David Bowie, 1980

Fiktive Postkarten, anonyme Kuverts / If you love somebody set them free.

Fiktive Postkarten: Berlin – Gruß aus der Schlange © Kai von Kröcher, 2024

 

If I had a box just for wishes and dreams that had never come true. +++ Vielleicht hätte ich gern mal eine Wohnung in der Schlange. Ein bisschen wie das Kraft-durch-Freude-Seebad Prora auf Rügen. Lässt sich zumindest echt schwer fotografieren. Im Hauptgebäude allein gibt es wohl 1064 Wohnungen – ob man da dann für alle auch die Pakete annehmen muss? +++ „Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?“ (Kurt Hager, 1987) +++ Letzte Woche hatte ich Montag endlich mal wieder einen Zahnarzttermin. Nachdem ich dem Schlächter vom Bülowbogen leider etwas sehr spät aus den, wie sagt man, Fängen entwichen war. Jedenfalls habe ich jetzt eine Zahnärztin gefunden, die mich nicht anschreit. Die praktiziert mittlerweile ungefähr dort, wo nach der Wende am Kollwitzplatz das Café Westphal war. +++ Okay. +++ Auf dem Weg dorthin fiel mir ein Schwarzweiß-Foto ein, das bei meinem Freund F. an der Wand in der Uckermark hängt: In den Achtzigerjahren hatte der Fotograf Christian Thiel die Fassade einer profanen HO-Trinkgaststätte am Wasserturm eingefroren, heute ein prosaisches Thai-Restaurant, zwischen Pasternak und Hausbar gelegen. Ich also machte spontan einen Bogen, fotografierte das Bild aus etwa der gleichen Perspektive mit dem Handy nach. Dann ging ich zur Praxis. Und siehe da, Girocard formally known as EC-Karte, Krankenversichertenkarte und Personalausweis waren allesamt weg, hatten vorher im Handy gesteckt. Zurückgelaufen, nüschte, direkt die EC-Karte sperren lassen. +++ Stunden später, am Nachmittag, traf ich mich an der Ecke Ankerklause verschwörerisch mit einer jungen Frau, die hatte alles gefunden. Vorm Pasternak, wo sie arbeitet. Nicht einmal einen Finderlohn wollte sie annehmen – das Karma gebe ihr das irgendwann einmal auf anderem Wege zurück. +++ Am Samstag holte ich meinen Sohn von einem Kindergeburtstag in Friedrichshain ab. Auf dem Weg zurück bekamen wir eine Nachricht von seiner Mutter, sie habe im Prinzenbad ihr Portemonnaie verloren. Es sei aber tatsächlich gefunden und abgegeben worden, und ob ich es mit Otto vielleicht abholen könne. Sie würde mir eine Vollmacht schicken. Ich schrieb zurück, was ich in so einem Fall immer zurückschreibe: „Ich bin ja kein Schwein!“ +++ Aber natürlich wäre die Geschichte unbefriedigend, hätte ich ihr kurz darauf nicht auch dieses hier noch geschrieben: „Scheiße, jetzt habe ich schon wieder meine ganzen Karten verloren, ich kann mich nicht einmal mehr ausweisen!“ +++ Und natürlich wäre die Geschichte noch immer keine gute Geschichte, hätte der Briefträger mir gestern keinen anonymen Umschlag mit der Schrift einer älteren Frau durch den Türschlitz gesteckt …

 

Überschrift inspired by: Fiktive Postkarten (Fotoserie) © Kai von Kröcher, seit 2021

Überschrift also inspired by: If You Love Somebody Set Them Free © Sting, 1985

Lyrics: Time in a Bottle © Jim Croce, 1972

Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße (umgangssprachlich Schlange), West-Berliner Wohnkomplex der 70er Jahre mit weltweitem Alleinstellungsmerkmal

Kurt Hager (* 24. Juli 1912 in Bietigheim; † 18. September 1998 in Berlin), dt. Politiker der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands

Born in the G.D.R. © Sandow, 1988

Bonnie and Clyde / Amoureux solitaires dans une ville morte.

Amoureux solitaires: Menschen in der autogerechten Stadt (Triptychon) © Kai von Kröcher, 2018

 

Un peu de beauté plastique pour effacer nos cernes de plaisir chimique pour nos cerveaux trop ternes que nos vies aient l’air d’un film parfait. +++ Liebe in der autogerechten Stadt. Doch was wissen wir schon über das nicht mehr ganz mittelalte Paar, das da unter einem Autobahnzubringer offenbar vom Einkauf zum Parkplatz zurückschlendert? Lassen Sie uns in die beiden Protagonisten hineinprojizieren: Ein spießiges Ehepaar aus einer Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand, emotional verkümmert an den Mechanismen des Alltags. Liebe und Hass und Gleichgültigkeit. Ein Geschwisterpaar vielleicht, schutzsuchend auf ewig aneinandergeklammert – weil es in der unwirtlichen Welt dort draußen niemanden zum Anlehnen gibt. Eine heimliche Affäre in der Anonymität der Großstadt. Hemmungslos ausgelebte Sexualität mit Schweinsmasken aus Gummi und lustvollen Qualen – es wird sich vermutlich niemals herausfinden lassen.
Überschrift inspired by: Bonnie and Clyde © Brigitte Bardot & Serge Gainsbourg, 1968
Überschrift also inspired by/Lyrics: Amoureux solitaires © Lio, 1980
Schlangenbadener Straße, Berlin-Wilmersdorf

 

And when the streets are quiet / We’ll walk out in the silence.

Paare, Passanten: Kreuzberg © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Hohenschönhausen © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Prenzlauer Berg / Hohenschönhausen © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Neukölln © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Neukölln © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Weißensee © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Prenzlauer Berg © Kai von Kröcher, 2018

Paare, Passanten: Weißensee / Kreuzberg © Kai von Kröcher, 2017

 

I thought you knew me by now. +++ Neulich bin ich mal meine alten Blogeinträge hier durchgegangen. Die hatte ich tatsächlich um einiges besser in Erinnerung, teils war ich schockiert von mir selbst. Ich mag ja durchaus ein ganz okayer Typ sein – die Ironie aber, die ich gelegentlich dort habe durchscheinen lassen, ist als Ironie oft überhaupt nicht zu erkennen. Dieser missverständliche Stil lässt mich in einem sehr fragwürdigen Licht glänzen – man möchte denken: Was für ein Idiot! +++ Leute, die mich kennen, dagegen wissen: Nicht nur bin ich ein okayer Typ – ich bin zudem über jeden Zweifel erhaben. +++ Wie auch immer. +++ Wo hier in letzter Zeit häufiger der Name John Foxx fiel: Kürzlich habe ich diese etwas älteren Bildpaare (oben) wiederentdeckt und mich zwangsläufig gefragt, ob die nicht unterbewusst vielleicht durch das Frontcover von Systems of Romance damals beeinflusst worden sind. Zumindest mag ich diese Bildpaare in ihrer Stille und Einfachheit sehr. +++ Man könnte die Bilder so interpretieren, dass sie für die Gespaltetheit unserer Gesellschaft stehen – allerdings scheint es das Wort gar nicht zu geben…

 

Überschrift inspired by: Just For A Moment © Ultravox, 1978

Lyrics: Maximum Acceleration © Ultravox, 1978

Paare, Passanten inspired by: Paare, Passanten (Prosasammlung) © Botho Strauß, 1981

Systems of Romance © Ultravox, 1978

Mother of Pearl / Da wird ja der Hund in der Chinapfanne verrückt.

Fiktive Postkarten: Chinapfanne am Alex (Muttertag-Edition) © Kai von Kröcher, 2018/2025

 

In flesh of ash and silent movies I walked that boulevard again. +++ Nun hat es wohl doch noch geklappt mit dem Muttertag, alle kalendarischen Wirrungen scheinen beseitigt. +++ Das Foto hatte ich am 31. Januar 2018 „geschossen“, wie man flapsig so sagt. Der Tagesspiegel hat dann am darauffolgenden 20. Februar darüber berichtet. Nicht über mein Foto, sondern über den vietnamesischen Imbiss-Betreiber Hai Phan-Vam. Die Schweizer Agentur Velvet nämlich hatte zur 68. Berlinale ein Plakat entworfen, das den Berliner Bären an obiger Imbiss-Oase zeigt. Was mir im Moment meines Fotos natürlich ebensowenig bewusst war wie dem Imbiss-Betreiber Hai Phan-Vam himself. +++ Die Berliner Zeitung schob dann übrigens noch am 15. März selbigen Jahres einen Bericht über Hai Phan-Vam und seinen Imbiss hinterher. +++ Allen Müttern nur das Beste zum Muttertag – und lassen Sie uns alle Mensch bleiben!

 

Überschrift inspired by: Mother of Pearl © Roxy Music, 1973

Überschrift also inspired by: Chinapfanne am Alex am Haus der Statistik (Karl-Marx-Allee)

Lyrics: I Want to Be a Machine © Ultravox, 1977

Imbiss-Oase | Karl-Marx-Allee 1 | 10178 Berlin

68. Berlinale vom 15. – 25. Februar 2018

Le pont maléfique / Das Verschwinden der Leere.

Oktapolare Fotografie: Bösebrücke mit Sohn © Kai von Kröcher, 2025 (Rohfassung)

 

Mummy come back ´cause the water’s all gone. +++ Könnte durchaus passieren – wenn man aus Trotz weiterhin immer nur auf die falschen Leute hört. +++ Aber da ich auch in diesem Jahr wieder glaubte, am 8. Mai sei Muttertag. Und mich wie jedes Jahr wunderte, wie, gegen jegliches Gesetz der Natür, dieser 8. Mai tatsächlich immer genau auf einen Sonntag fallen kann. Obwohl heute zwar Feiertag, doch gleichzeitig aber nur Donnerstag ist. Und warum wir diesen Muttertag dazu immer ausgerechnet noch am Tag der Kapitulation von Karlshorst damals feiern. Von daher lassen wir das heute mit dem Wasser und der Klugscheißerei, beides erscheint müßig und anstrengend. +++ Jedenfalls hatte ich gestern gerade das Bild oben (vorläufig) fertiggestellt. Ein Bild, das ich Anfang April fotografiert habe und seitdem, mit kürzeren Unterbrechungen und längeren Verzweiflungsschüben, stetig daran gearbeitet hatte. Das meinen Sohn unter der Bösebrücke zeigt, fälschlicherweise gerne Bornholmer Brücke genannt. +++ Nach Michael Bornholm übrigens, der das Lied seinerzeit sang: Dänen lügen nicht. +++ (Wer sich erinnert, dürfte heute so zwischen sechzig und zweiundachtzig sein.) +++ Das Bild jedenfalls, dachte ich gestern bei mir ganz im Stillen, möchte ich Ottos Mutter zum Muttertag widmen. Weil es ja ihren Sohn zeigt, und sie das Bild noch nicht kennt. Und vermutlich auch nicht die Brücke von unten. +++ Und wenn ich mich recht erinnere, war der Grenzübergang Bornholmer Straße am 9. November damals der erste, der den Schlagbaum für Berliner aus dem Ostteil der Stadt Richtung Westen öffnete. Nach meiner Kenntnis sofort und unverzüglich. Und obwohl ich nur etwa dreihundert Meter entfernt auf West-Berliner Seite in der Eulerstraße im Wedding wohnte, hatte ich mich erst am folgenden Morgen um halb acht von dem historischen Schauspiel überzeugen können – da ich ausgerechnet in dieser, wie gesagt, historischen Donnerstagnacht hatte Nachtschicht schieben müssen an einer prosaischen Aral-Tankstelle nahe des Schlosses Charlottenburg. Ich weiß noch, mindestens einem Trabi- oder Wartburgfahrer habe ich damals in freudiger Anerkennung und voller geschichtlicher Ergriffenheit auf das Dach geklopft und dazu einige Hände geschüttelt. +++ Ein weiterer Grund, weshalb ich schon heute und nicht erst am Sonntag zum Muttertag poste: Ich möchte auf eine Ausstellung hinweisen, die morgen in der Inselstraße 7 eröffnet wird, und an der die französische Hälfte des deutsch-französischen Elektro-Pop-Duos Interhotel beteiligt ist. Cécile Dupaquier nämlich, und die Ausstellung heißt The Disappearance of Emptiness. Direkt am U-Bahnhof Märkisches Museum in der, wie gesagt, Inselstraße 7 – Beginn ist um 19:00 Uhr. +++ I want to be a machine: Erinnert mein Sohn Sie auf eine Art nicht an den jungen John Foxx? +++ Und weil ich ja gerne ein sentimentaler Mensch bin, möchte ich das Bild oben unbedingt auch meiner eigenen Mutter widmen, die sich zweifellos irrsinnig gefreut hätte, ihren Enkel kennenlernen zu dürfen.

 

Überschrift inspired by: Bösebrücke – 1916 als Hindenburgbrücke eröffnet, erhielt ihren heutigen Namen 1948 nach dem kommunistischen Widerstandskämpfer Wilhelm Böse und verbindet Wedding und Prenzlauer Berg

Überschrift also inspired by: The Disappearance of Emptiness | zwischen nichts und unberührt viel | Gruppenausstellung | Inselstraße 7 | 10179 Berlin

The Disappearance of Emptiness | Die Möglichkeit einer Insel – avec Cécile Dupaquier | Eröffnung: Freitag, 09.05.2025, 19:00 Uhr

Lyrics: Glass Spider © David Bowie, 1987

Karlshorst © Sind, 2020

Michael Holm (* 29. Juli 1943 in Stettin, Pommern als bürgerlich Lothar Bernhard Walter), dt. Schlagersänger, Komponist, Musikproduzent 

Tränen lügen nicht © Michael Holm, 1974 (dt. Version des italienischen Intrumentals Soleado

Dänen lügen nicht © Otto Waalkes, 1976

Günter Schabowski (* 4. Januar 1929 in Anklam; † 1. November 2015 in Berlin), dt. Journalist und Politiker, Chefredakteur des Zentralorgans der SED Neues Deutschland, ab 6. November 1989 Sekretär des ZK der SED für Informationswesen 

I Want to Be a Machine © Ultravox, 1977

3-5-7-9 on a double white line / Das Fahrrad.

2 – 4 – 6 – 8 – Motorway: Oktapolare Fotografie feat. Greta Kurita (Messe-Süd) © Kai von Kröcher, 2021

 

Liebe lässt von Liebe nicht, ob sie schon muss weichen. +++ Sollten Sie irgendwann dieser Tage zufällig einmal in den Livestream zum sogenannten Autobahnteilabriss („Rückbau Ringbahnbrücke / A100“) hineinzappen, werden Sie sich exakt in dem Streckenabschnitt der Fotografie oben wiederfinden. Nur aus der genau anderen Richtung gefilmt, vom Dach des ICC höchstwahrscheinlich. Schade um diese Auffahrt, auf der wir da stehen. Die vom verkehrstechnischen Nutzen zwar wie ein Blinddarm war. Eine einzigartig distopische Gegend allemal aber – unter dem Gewirr aus Beton- und Asphalttrassen lebten unzählige Obdachlose in parallelweltlichen Kolonien in unmittelbarer Nachbarschaft einer West-Berliner Laubenpieper-Idylle, leerstehend darüber thronend der Panzerkreuzer Charlottenburg. +++ Beunruhigende Zeiten sind das momentan, ich sagte es schon. Jeder Tag wartet mit neuen Fragen auf. Zum Beispiel ist es mir unmöglich herauszufinden, was für ein Lied das ist, gleich zu Beginn des DEFA-Filmdramas Das Fahrrad – vielleicht kennt sich da jemand aus? +++ Apropos. +++ Wie sich nur wenige von Ihnen erinnern, habe ich nach dem Abitur 1985 während der sogenannten „Kampagne“ in der Zuckerfabrik Wierthe gejobbt. Kampagne ist die Zeit rund um die Zuckerrübenernte, das dauerte insgesamt so etwa drei Monate. Da wurde in Schichten rund um die Uhr gearbeitet, die Wochenenden waren gestrichen. Das zog sich bis Weihnachten, bei jedem Wetter stand man draußen im Dreck. Jedenfalls waren wir eine kleine Brigade, vielleicht sechs, sieben Mann. Ein Typ, der hatte so einen roten Seemannsbart. Kurz zuvor erst war er mit seiner Familie aus der DDR ausgereist und hier im goldenen Westen, in der Gemeinde Vechelde, gestrandet. Was wollte ich jetzt erzählen? Irgendwann jedenfalls fragte ihn der eine junge Hilfsarbeiter: „Und, wie is‘ es so in der DDR?“ Man müsste vielleicht noch dazusagen, der war jetzt nicht gerade der Allerhellste unter den Hilfsarbeitern. Doch ich habe das damals schon als zutiefst sinnbildlich empfunden, für was auch immer. Er fragte den Rotbärtigen also: „Und, wie is‘ es so in der DDR?“ Und bevor Barbarossa auch nur reagieren konnte, schob er die Antwort gleich selbst hinterher: „Scheiße, wa?!“ +++ Heute früh übrigens hatte ich eine Art seherische Erleuchtung: Donald Trump wird, anders als von den meisten erwartet, auf dem elektrischen Stuhl enden.

 

Überschrift inspired by/Bildunterschrift: 2 – 4 – 6 – 8 Motorway © Tom Robinson Band, 1977

Überschrift also inspired by: Das Fahrrad (DEFA-Drama, Gruppe Babelsberg) © Evelyn Schmidt (Drehbuch/Regie), DDR 1982

Lyrics: vermutl. von Peter Rabenalt (aus dem DEFA-Drama Das Fahrrad, siehe oben)

Sechsunddreißig in 36 / Where the grass is green and the girls are pretty.

Berlin, Kottbusser Tor (Oktapolare Fotografie) © Kai von Kröcher, 2020

 

Wie du mich seh’n willst, genau so will ich sein. +++ Insider werden schon ahnen, was es mit dieser ominösen Rechenaufgabe in der Überschrift da oben wieder auf sich zu haben scheint: Heute, auf den Tag genau, vor sechsunddreißig Jahren – am 3. April 1989 nämlich, kam unser freundlicher Autor mit ein paar Taschen beladen in der Mauerstadt an – und erst mal bei seinem Kumpel, dem Russen, unter. Paul-Lincke-Ufer 25a, zweites Hinterhaus, zweiter Stock. Im alten Zustellbezirk SO 36 in Kreuzberg. Und während sein Kumpel, der Russe, tagtäglich beflissen zur Freien Universität runter nach Dahlem fuhr, scharwenzelte der Autor ein wenig umher, schnupperte den Frühling und die neu empfundene Freiheit, erkundete die unbekannte, verheißungsvolle Umgebung. +++ „Weit bin ich seitdem nicht gekommen, doch was soll ich hier?“ Um, glaube ich, ausnahmsweise Heinz Rudolf Kunze hier einmal falsch zu zitieren. +++ Während der Russe also studierte, studierte ich meine Umgebung. Sagte ich ja bereits. Und erinnere mich, wie ich in meinem Polo gerne die Hochbahntrasse entlang fuhr. Bei Hitradio 100, oder wie auch immer der Sender hieß, ich kannte mich ja null aus. Anscheinend der totale Kommerzfunk, aber sie spielten Paradise City – in dem Moment unter der Hochbahntrasse wie die Faust aufs Auge natürlich. +++ Und eines schönen Tages in diesen Apriltagen unter besagter Hochbahntrasse hörte ich zum allerersten Mal in meinem Leben dann auch die Pixies: Monkey Gone to Heaven, das hat sich eingebrannt, damals – heute ist schon beinah morgen!

 

Überschrift inspired by: alte Bezeichnung des Berliner Postzustellbezirks Südost 36 – landläufiger Name für den nordöstlichen Teil Kreuzbergs, kurz: 36

Überschrift also inspired by: Paradise City © Guns & Roses, 1988

Lyrics: Was kann ich tun © Marianne Rosenberg, 1975

Paul-Lincke-Ufer 25a | 1000 Berlin 36

Mit Leib und Seele © Heinz Rudolf Kunze, 1986

Monkey Gone to Heaven © Pixies, 1989

Zeit macht nur vor dem Teufel halt © Barry Ryan, 1972

Art for Art’s Sake / Money for God’s Sake.

Do you remember your POTUS, do you remember the bills you have to pay – or even yesterday © Kai von Kröcher, 2025

 

Schicket Schwedt oben an der Oder: im Sommer fahr’n wir Cabrio, im Winter Skoda.

 

 

Überschrift inspired by/also inspired by: Art for Art’s Sake © 10cc, 1975

Bildunterschrift inspired by: Young Americans © David Bow

Lyrics: Schickes Schwedt © unbekannt, ca. 1999 (Seeed-Cover)

Donald John „Jump“ Trump (* 14. Juni 1946 in New York City), 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika