Das Brot der frühen Jahre / Comme d’habitude.

Caspar David Friedrich: „Stadion an der Alten Försterei in der Wuhlheide“ © Otto G., 2024

 

Der Trick besteht darin, ein Ding so anzusehen, als wäre es kein Ding und als wüsste man nicht, was es ist. +++ Erklären Sie mich für verrückt, aber der Name des ehemaligen Deutsch-Hip-Hop-Rap-Trios Fettes Brot aus der Freien und Hansestadt – ich hatte (wirklich) immer geglaubt, die hätten sich nach irgendwas von dem Böll benannt: Das Brot der fetten Jahre, oder so. Wie bildungsfern man doch immer durchs Leben rennt! +++ Eine interessante Geschichte verbirgt sich auch hinter Life On Mars? – speziell, was die Verbindung zu Frankie-Boys Jahrhundert-Song My Way nämlich betrifft: Hätten Sie das gewusst? (Googeln müssen Sie aber schon selbst!) +++ So weit, so gut. +++ Und was hat das alles mit Fettes Brot zu tun? +++ Aus ungeklärter Quelle sind mir auf der Berlinale neulich folgende News zugespielt worden: In dem Politthriller Arm, aber sexy übernimmt Alec Baldwin die Rolle des Regierenden Klaus. +++ Mein Sohn Otto hatte neulich gefragt, ob ich auf meinem Laptop auch das Lied Zu Hause angekommen spielen könnte, das liefe oft gegen Abend bei radioeins. „Nu gloar, da gugge mör mo“, sagte ich. Zu Fettes Brot hatte ich im Maximalfall immer ein eher so etwas ambivalentes Verhältnis gehabt, den Song von König Boris solo hier fand ich aber selber recht gut. +++ Sie wissen ja, wie ich zu Videoschauen und Kinder stehe, aber das zu der Nummer durfte Otto sich direkt ein paar Mal hintereinander anschauen. Dieser König Boris sieht darin aus wie der uneheliche Bruder der Schauspieler Marek Harloff und Rainer Hunold, der Song selbst erinnert auf sentimentalste Weise an Philadelphia von Bruce Springsteen – obwohl es im direkten Vergleich dann auf einmal gar nicht mehr „matched“, wie man so sagt. +++ Als er da so saß und diese Ode an Hamburg studierte, meinte der Sohn plötzlich: „Papa, das passt doch gar nicht zusammen! Erst sagt er, ‚dass wir kein‘ Sternenhimmel haben, ist man fast schon gewohnt‘, und später sagt er, ‚der leuchtende Stern über mir ist ein Satellit‘.“ +++ Erwischt, König Boris! +++ Vor kurzer Zeit begann Otto sich für Fotografie zu interessieren. Ich habe ihm meine Canon G1X als Dauerleihgabe vermacht, und letzten Sonnabend sind wir dann auf zur Alten Försterei. Haben uns das Treiben um das Bundesligaspiel Union gegen Heidenheim von draußen in der Wuhlheide angeschaut und -gehört. Geblieben sind ein sehr schöner Nachmittag, eine Reihe erstklassiger Fotos – und eine ärgerliche Punkteteilung. +++ Im Gegensatz zu Kubicki und mir besuchte Rainer Hunold übrigens das ehrwürdige Braunschweiger Raabe-Gymnasium, nicht etwa die links-grün versiffte HvF!

 

Überschrift inspired by: Das Brot der frühen Jahre (Erzählung) © Heinrich Böll, 1955

Überschrift inspired by: Come d’habitude © Jacques Revaux (Musik), Claude François und Gilles Thibaut (Text), 1967

Textauszug aus: Lichtspiel (Roman) © Daniel Kehlmann, 2023

Caspar David Friedrich (* 5. September 1774 in Greifswald; † 7. Mai 1840 in Dresden), Meister der deutschen Romantik

Life On Mars? © David Bowie, 1971

Alec Baldwin (* 3. April 1958 in Massapequa auf Long Islands, New York), US-amerikanischer Schauspieler, Synchronsprecher und Filmproduzent

Klaus Wowereit (* 1. Oktober 1953 in West-Berlin), ehem. Regierender Bürgermeister Berlins

Zu Hause angekommen © König Boris, 2024

Streets of Philadelphia © Bruce Sprinsteen, 1994

Marek Harloff (* 22. April 1971 in Hamburg), Synchronsprecher und Schauspieler

Rainer Hunold (* 1. November 1949 in Braunschweig), dt. Schauspieler und Autor

1. FC Union Berlin – 1. FC Heidenheim | Stadion an der Alten Försterei | 24. Februar 2024 | 2:2

 

Psycho Killer / Klinikum Viktor Urbán.

Oktapolare Fotografie: Wanderer, wo kommst Du so früh gewesen (Klinikum Am Urban) © Kai von Kröcher, 2024

 

Er fährt ’nen 30-Tonner Diesel und die Angst fährt mit ihm mit, denn zu Haus ist eine schöne Frau. +++ Ja, gut – aber ist Ihnen zum Beispiel mal aufgefallen, dass das Lied Was wollen wir trinken sieben Tage lang der (mutmaßlich) holländischen Band Bots genauso anfängt wie Psycho Killer mit Tina Weymouth am Bass? +++ Nun bin ich doch aber echt wohl der Allerschärfste: Bei einer Überschrift zu dem beliebten Bürgermeister Schulz (SPD) hatte ich eben einen Freudschen Versteher und statt „Wahlschlappen“ „Waschlappen“ gelesen. +++ Okay. +++ Ich weiß nicht, wie Sie zu Winter im Allgemeinen und Schnee im Speziellen stehen, ich finde ihn (beide/Anm.d.Red.) immer erst einmal gut. In den letzten Wochen habe ich sogar mehrmals einen Endorphinschlag bekommen, wie ich früh morgens die Vorhänge aufzog. Micky Maus hat eine Kuh aufgezogen, bei mir waren’s die Vorhänge – Spaß muss sein. Jedesmal noch kurz mit dem Schweinehund kämpfen und nicht gemütlich erst noch schön eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee trinken. Sondern die Kamera greifen und dann raus in die unwirtliche Wirklichkeit. Herausgekommen ist ein monumentales Werk von annähernd vier Metern Breite bei normaler Auflösung; eine beinahe identische Fotografie (zur Blauen Stunde mit Parkplatzbeleuchtung an) ist in manueller Arbeit. Hieße ich Manuela, würde ich sagen: „Manuela Arbeit“ – künstliche Intelligenz jedenfalls hat hier keine Finger im Spiel, sonst wäre das Bild wesentlich klüger.

 

Überschrift inspired by: Psycho Killer © Talking Heads, 1977 (1974)

Überschrift also inspired by: Viktor Orbán (* 31. Mai 1963 in Székesfehérvár), ungarischer Politiker und Sympathieträger

Lyrics: Er ist ein Kerl (der 30-Tonner Diesel) © Gunter Gabriel, 1974

Gunter Gabriel (* 11. Juni 1942 in Bünde/Westfalen, Günter Caspelherr; † 22. Juni 2017 in Hannover), der deutsche Johnny Cash

Was wollen wir trinken sieben Tage lang (Zeven Dagen Lang) © Bots, 1980 (1976)

Olaf Scholz (* 14. Juni 1958 in Osnabrück), dt. Politiker

Life on Mars? © David Bowie, 1971

 

Jahresendrätsel / oder: Wie ich lernte, den Klimawandel zu lieben.

Oktapolares Hologramm: Selbstbildnis im Packeis (Urbanhafen) © Kai von Kröcher, 2021

 

People try to put us d-down, just because we g-get around. +++ Sind Sie schon einmal im Ausland gewesen? In Italien sollen sie Pizza haben genau wie bei uns – als Heranwachsender damals hatte ich immer gedacht, man würde sich später irgendwann an mich erinnern. +++ Wer denkt, Ihrer Meinung nach – oder besser gefragt: Wer ist mit seinen Gedanken häufiger bei den Müttern (und Vätern) der jungen Sowjetsoldaten gerade im Feld? a) Wladimir Putin? b) ich? Nein, zu gewinnen gibt es jetzt nichts – immer nur zu verlieren. +++ Bei der gesuchten Person im Neujahrsrätsel letztens handelte es sich natürlich (!) um den Braunschweiger Filmemacher Stanley Kubicki, der seit seinen frühen experimentellen Filmen auf Super-8, wie Lolita zum Beispiel (Biopic über den Eintracht-Braunschweig-Profi Lothar Ulsaß), oder dem hochprofessionellen Leinwandschocker Shining (mit Jägermeister-Fabrikant Günter Mast damals in der Hauptrolle) zu den weltweit herausragenden Regisseuren gezählt werden darf. +++ An keinem meiner Fotos habe ich wohl so lange herumgedoktert wie an jenem Bild oben. Aus geschätzt um die 500 Einzelaufnahmen setzt es sich zusammen, und zwischenzeitlich war es durchaus zum Mäusemelken – vorgestern jedoch bin ich zufällig über eine der Welt bislang unbekannte Technik gestolpert, die das komplizierte Motiv in eine Art nostalgisches Hologramm transformiert. Als Kind fand ich die toll – wer sich erinnert, war nicht dabei (Hologramme/Anm.d.Red.).

 

 

Überschrift inspired by: Zeit ist nicht linear/ Speaking with Trees vom 27. Dezember 2023
Überschrift also inspired by: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Kaltkriegssatire) © Stanley Kubrick (Drehbuch, Regie), USA 1964 
Lyrics: My Generation © The Who, 1965 (Brunswick Records)
Günter Mast (* 4. Juli 1926 in Braunschweig; † 28. Februar 2011 in Lutterloh), Jägermeisterfabrikant und Präsident der Braunschweiger Eintracht e.V.
Stanley Kubrick (* 26. Juli 1928 in New York City; † 7. März 1999 in Childwickbury Manor bei London), US-amerikanischer Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Fotograf
Wolfgang Kubicki (* 3. März 1952 in Braunschweig), dt. Politiker, Fußball-Prolet und Rechtsanwalt
Lothar Ulsaß (* 9. September 1940 in Hannover; † 16. Juni 1999 in Wien), dt. Fußballprofi und Nationalspieler

Zeit ist nicht linear / Speaking with Trees.

Zeit ist nicht linear: Schaubühne am Lehniner Platz © Kai von Kröcher, 2023

 

Dort an der Ecke weint ein kleines Kind, dem seine Träume fortgeflogen sind. +++ Im Anschluss an meinen letzten Post verstarb Denny Laine, was Zufall gewesen sein wird. Zufall nicht in dem Sinne, dass er zufällig gestorben wäre, das weiß ich ja nicht – Zufall, dass er direkt nach meinem Post starb. +++ Das Preisausschreiben von damals würde ich aus diesem Grunde gern wiederholen, diesmal sei uns das Schicksal milde gestimmt! Die Frage, die es heute zu beantworten gilt: Welcher bedeutende zeitgenössische deutsche Politiker besuchte dasselbe Gymnasium wie ich, die Hoffmann-von-Fallersleben-Schule am Sackring 15 nämlich in Braunschweig? Verlost wird ein Menü für 1 Person bei Zum Gemütlichen Conny, ebenfalls in der Löwenstadt – bestehend aus einem halben Hähnchen, Pommes mit Ketchup oder Mayo nach Wahl und einem 0,3 l Wolters Pilsener vom Fass. Der Rechtsweg ist nicht ausgeschlossen, bringt aber nichts. +++ Ausgeschlossen ist sowieso schon mal gar nichts: Neulich, bei weihnachtlich warmem Truthahn und viel Primitivo, verkündete ich vollmundig spontan meinen geordneten Rückzug in die analoge Welt und meinen Ausstieg bei Facebook – Zeit ist nicht linear! +++ Oben übrigens heute mein (vermutlich) letztes Kunstwerk für dieses Jahr – und gleichzeitig eine Premiere! Wenn ich nämlich nicht irre, handelt es sich dabei nicht nur um eine Interpretation der Berliner Schaubühne. Ebenso scheint es die erste Auftragsarbeit meines Lebens: Eine Freundin der Freunde der Schaubühne am Lehniner Platz e.V. war beim Interhotel-Konzert letztens in Kreuzberg an mich herangetreten mit der Bitte, meinen fotografischen Blick doch einmal auf besagte Spielstätte oben am Ku’damm zu richten und ihn persönlich und exklusiv für sie einzufrieren. +++ Und da es in diesem Land zur genetischen Grundausstattung gehört, möchte ich das alte Jahr nicht ausklingen lassen, ohne – doch lesen Sie selbst: Kurz vor Weihnachten spielten sie im Erwachsenenradio ein Lied der US-amerikanischen Sängerin Tori Amos. Eine Künstlerin, mit deren Werk ich mich, aus welchen Gründen auch immer, nie wirklich befasst habe. Speaking with Trees, und als esoterisch empfänglicher Endfünfziger wurde ich bei dem Songtitel überaus hellhörig. Tatsächlich übertraf der Song meine Erwartungen um ein Vielfaches: Selten bis nie hatte ich jemals zuvor ein Stück Musik gehört, das in unter vier Minuten alles vereint, was mich in jeder Faser meiner Seele abgrundtief anekelt. +++ Okay, andererseits steht dieser Tage ein ganzes Jahr vor uns voll neuer Musik, neuer Kunst, neuer Begegnungen, alter Freunde und neuer Freude – checken wir es einfach aus!

 

Überschrift inspired by: Schaubühne am Lehniner Platz | Kurfürstendamm 153 | 10709 Berlin

Überschrift also inspired by: Speaking with Trees © Tori Amos, 2021

Lyrics: Auftakt © HEYM | Deutschmann, Moheit, Stadlober, 2021

Wolfgang Kubicki (* 3. März 1952 in Braunschweig), dt. Politiker, Eintracht-Braunschweig-Fußball-Prolet und Rechtsanwalt

Hoffmann-von-Fallersleben-Schule | Sackring 15 | 38118 Braunschweig

Zum Gemütlichen Conny | Diesterwegstraße 1 | 38114 Braunschweig

Cold Turkey © Plastic Ono Band, 1969

II (Mini-LP) © Interhotel, 2023

Band on the Run / All You Need Is Less.

Real existierendes Vinyl: Band on the Run © Clive Arrowsmith/Wings, 1973

 

Ich brauch‘ nicht viel, mir reicht die Stille. +++ Haha, und das fiel mir erst vorgestern auf: Um ein paar Ecken gedacht, erinnert das neue Interhotel-Plattencover natürlich an Band on the Run von den Wings! Und natürlich liegt es mir fern, Ihre Gefühle zu verletzen – aber Linda McCartney war mir irgendwie immer sympathischer als Yoko. +++ In letzter Zeit zum Beispiel frage ich mich oft, wie viel Wasser allein wohl in Deutschland pro Jahr so fürs Eierabschrecken verbraucht wird. Und ist Katja Ebstein tatsächlich die Tochter aus erster Ehe Brian Epsteins? +++ Was mir vorher übrigens auch nie aufgefallen war: So ähnlich wie welche Straße aus dem Beatles-Universum heißt der Bassist, Keyboarder, Sänger und Gitarrist der Wings, Denny Laine? a) Milchstraße b) Abbey Road c) Penny Lane? Die richtige Antwort bitte auf eine ausreichend frankierte Postkarte an: „Ihr seid solche Fucker | Kennwort ‚Pablo Honey‘ | Postfach | 1000 Berlin 61“. +++ Zu gewinnen gibt es diesmal ein 2-Gänge-Menü für 1 Person in dem Restaurant Mädchen ohne Abitur in der Körtestraße. +++ Den Song, dessen Lyrics den heutigen Post einläuten, den hatte ich neulich im Hintergrund nebenbei bei FluxFM zufällig gehört. Ich spitzte die Ohren, legte den Bleistift zur Seite – und dachte: ‚Hä, ist das ’ne Radiohead-Coverversion?‘ Irgendwie nicht, ich kam nicht dahinter. Klang aber nicht schlecht, ab und zu muss man einfach auch mal die Rundfunkstation wechseln! +++ Auf Youtube übrigens gibt es auch eine Doku über die Entstehung von Band on the Run, die ist interessant. Anscheinend komplettes Chaos: Kurz vorher sind Schlagzeuger und Gitarrist aus der Band ausgestiegen, die Aufnahmen fanden dann in einem unfertigen Studio in Nigeria während des Monsuns statt. Linda und Paul wurden irgendwann auf dem Weg aus dem Studio ausgeraubt, fertige Texte und Tapes – alles geklaut. Das Coverfoto übrigens war Lindas Idee, der Fotograf erzählt, er habe versehentlich einen Tageslicht-Film eingelegt, weshalb das Ganze einen Gelbstich bekam. Paul habe gesagt: „Hey, seht euch die Farben an – toller Effekt!“ +++ Den Anstoß zu dem Song Picasso’s Last Words (Drink to Me) aber hatte Dustin Hoffman gegeben. Die saßen (McCartney und Hoffman/Anm.d.Red.) in Montego Bay beim Essen beisammen, und Hoffman hatte nicht glauben wollen, dass Paul wirklich Songs über alles schreiben kann. Hoffman nahm eine Zeitung, tippte blindlings mit dem Finger hinein und traf zufällig die Zeile mit den letzten Worten Picassos. +++ Das Sachbuch aus der Überschrift hatte vorgestern in einem Schaufenster mit Kinderschuhen in der Körtestraße gelegen, da schließt sich der Kreis – und auf dem Album-Cover (oben) sieht man übrigens auch Christopher Lee…

 

Überschrift inspired by: Band on the Run © Wings, 1973

Überschrift also inspired by: All You Need Is Less (wachstumskritischer Ratgeber, oekom) © Manfred Folkers/Niko Paech, 2020

Überschrift also inspired by: All You Need Is Love © The Beatles, 1967

Lyrics: Letzte Kippe © Mola & BABYJOY, 2023

Katja Ebstein (* 9. März 1945 als Karin Ilse Witkiewicz in Girlachsdorf in Niederschlesien, heute Gilów/Polen), dt. Sängerin und Schauspielerin, aufgewachsen in der Epensteinstraße in Berlin-Reinickendorf

Creep © Radiohead, 1993

Pablo Picasso (* 25 October 1881 in Málaga, Spanien; † 8 April 1973 in Mougins, Frankreich), span. Künstler

Christopher Lee (* 27. Mai 1922 in London; † 7. Juni 2015 ebenda), brit. Sänger und Schauspieler, bekannt besonders für seine Rolle als Dracula

 

Menschen im Hotel / Happiness Is a Warm Gun.

Real existierendes Vinyl: Interhotel – II (Mini-LP) © Interhotel, 2023

 

Viele Leute verderben dir gern den Spaß, weil man sie beim Ausflug an der Tankstelle vergaß. +++ Jahrelang, in der Körtestraße. Irgendwann hatte eine Kneipe dort aufgemacht, die nannte sich Mädchen ohne Abitur. Kurz nachdem der club49 aufgemacht hatte, dürfte das gewesen sein. Und immer, wenn ich da vorbeikam – mit einem leicht neidischen Unterton dachte ich so: das ist diese neue Generation junger Leute. Leute, die Bands oder Kneipen solch einen Namen geben. Erst vor ein paar Jahren bin ich zufällig darauf gestoßen: das hatten sich die Jugendlichen gar nicht selbst ausgedacht, das ist ein Romantitel von Vicky Baum: Mädchen ohne Abitur! Vicky Baum hat auch im Bücherregal meiner Eltern gestanden. Vom Feeling her eine typische Nachkriegsbüchersammlung: Menschen im Hotel, zum Beispiel auch Suchkind 312, das hatte ich mir in den Neunzigern einmal mitgenommen nach Berlin. Meine Freundin damals hat mich immer damit aufgezogen: „Na, Suchkind 312?!“ Ich hätte jetzt ehrlich gesagt erwartet, dass man darüber nichts im Internet findet. Doch das Gegenteil ist der Fall! Suchkind 312 ist sogar zweimal verfilmt worden, zuletzt 2007 fürs Fernsehen mit Christine Neubauer. Der Roman war mir sehr nahegegangen, damals. +++ Anscheinend gibt es neuerdings einen Grund mehr, einen Stopp in der Ohlauer Straße einzulegen: In der Kneipe Schmetterling stellten Interhotel ihre neue Mini-LP live im Halb-Playback vor. Weil ich so schlecht bin mit Worten, würde ich sagen, eine runde Sache! Ihre Songs scheint man zu kennen, doch stellen sich diese alsbald als irreführende Fiktion heraus. Das deutsch-französische Duo entführt in Zeiten, die man glaubt, im Film schon selbst miterlebt zu haben – Zeiten, die es aber nie gab. Ein, wie man so sagt, atmosphärisch sehr dichtes Konzert! +++ Ich bin aber auch echt ein Hornochse: Erst googeln, dann nachdenken! Mädchen ohne Abitur stammt aus der Feder von Marie Louise Fischer! Die war unter anderem bei der Jugendzeitschrift Bravo eine Art Vorgängerin des legendären Dr. Sommer – so erklärte sie unter dem Pseudonym Dr. Vollmer dem jungen Leser beispielsweise, Homosexualität sei durch Injektion männlicher Hormone heilbar. Jedenfalls, aber das fällt einem auch erst auf den zweiten Blick auf, ist in Mädchen ohne Abitur in der Körtestraße jetzt was anderes drin. +++ Vorhin habe ich kurz in ein Youtube-Video reingeschaut, wo es darum ging, wie Paul McCartney und seine spätere Ehefrau Linda sich kennengelernt haben. Das erste Fotobuch, das ich mir mal gekauft habe, glaube ich, und das mich sehr inspiriert hat, ist von Linda McCartney, wobei sie die meisten Bilder darin noch als Linda Eastman gemacht hatte – so viel da zu. Der erste Beatles-Song jedenfalls, den Paul ihr seinerzeit vorgespielt hat, als er morgens aus dem Studio kam, war Happiness Is a Warm Gun – den hatten sie (die Beatles/Anm.d.Red.) nachts zuvor gerade eingespielt. Auf eine Art erinnern mich Interhotel an Linda und Paul McCartney. Und wie sich hier wieder ein Kreis schließt, stammt das Cover-Motiv der Mini-LP (oben) aus meiner Fotoserie Tatorte von 2003 – man sieht meine (damals schon) Ex-Freundin Nicole an einem öffentlichen Münzfernsprecher am Kottbusser Tor.

 

Überschrift inspired by: Menschen im Hotel (Roman) © Vicky Baum, 1929

Überschrift also inspired by: Happiness Is a Warm Gun © The Beatles, 1968

Lyrics: Hallo Kinder © Ami Warning, 2022

Mädchen ohne Abitur (Roman) © Marie Louise Fischer, 1960

Suchkind 312 (Roman) © Eduard Rhein (unter dem Pseudonym Hans-Ulrich Horster), 1955

Let There Be Rock © Tocotronic, 1999

Schmetterling | Ohlauer Straße 42 | Berlin-Kreuzberg

Die 60er-Jahre – Portrait einer Ära (Fotoband, Schirmer/Mosel) © Linda McCartney, 1993

Kindergarten Cop / Mister Njet.

Fiktives Vinyl: Johnny Infantilo – Dunkle Triaden © Kai von Kröcher, 2014/2022

 

You must see the movie, the sand in my eyes, I walk through a desert song when the heroine dies. +++ Nach dem Kino-Fiasko neulich (Kannawoniwasein/Anm.d.Red.) haben wir Donnerstagnachmittag einen zweiten Anlauf gewagt. „Diese Hunde, die wir nicht mögen“, hatte ich ständig runtergebetet, wenn uns an der Kasse bei Lidl einer mal wieder Paw-Patrol-Sammelbildchen zustecken wollte. Otto ist da stets konsequent und lehnt die entspannt dankend ab, andere Kinder sind bereits süchtig danach. In erwachsener Runde hatte ich dieses Anfixen mit Merchandise-Zeugs mal mit den Heroin-Dealern vorm Schulhof verglichen und böse Blicke geerntet, aber natürlich habe ich recht. +++ Auf jeden Fall! +++ In der Früchte-Gruppe in seiner Kita allerdings hören sie Paw-Patrol-Hörspiele immerzu auf CD, und da wollte ich mal nicht immer nur alles schlecht machen und verbieten. Man ist ja nicht Andrei Gromyko. Otto jedenfalls meinte, das seien ganz liebe Hunde, die würden den Menschen helfen. Und da man nichts ablehnen kann, ohne es zu kennen, habe ich gesagt: „Okay, weißt du was? Wir sehen uns den Film im Kino an – der ist sogar schon für Kinder ab null!“ +++ Alles klar, wieder ins Moviemento am Zickenplatz, wieder die Reihe ganz hinten, das würde ganz sicher zum Dahinschmelzen diesmal. +++ Ohne zu viel verraten zu wollen, beginnt der Film mit einem Schrottplatz in Flammen, dessen Betreiber in ihrer Barracke gefangen dem Feuer ausgeliefert sind. Dahinter steckt eine fiese Wissenschaftlerin, die irgendwie einen Meteoriten vom Himmel klauen will, der dann aber auf die Erde zu rast, eine Massenpanik auslöst und ganze Straßenzüge verwüstet. Hier greifen die niedlichen Hunde der Paw Patrol ein, sie fliegen in Kampfjets, sind auf Mad-Max-Gefährten unterwegs. Explosionen, Riesengetöse, alles schreit durcheinander, vieles spielt in der Nacht und in unterirdischen Gängen. Nach zwanzig Minuten sind wir leicht paralysiert wieder raus – zu Weihnachten gehen wir in Apocalypse Now. +++ Anfang der Neunziger war ich mit meiner Freundin mal im Kino. Gehörte zum Marmorhaus, glaube ich, war aber im Ku’damm Eck versteckt irgendwo. Korrigieren Sie mich, wahrscheinlich konnte man rauchen. Jedenfalls saßen wir drin, es lief eine Vorschau zu einem Schwarzenegger-Film, was auch immer. Nach einer Weile sahen wir uns an und dachten, die Vorschau geht aber echt ganz schön lange. Ich weiß nicht, ob wir uns Kindergarten Cop dann noch zu Ende angeschaut haben, aber ich glaube fast, nicht. +++ Witzig…

 

Überschrift inspired by: Kindergarten Cop (Filmkomödie mit Arnold Schwarzenegger) © Ivan Reitman (Regie), USA 1990

Überschrift inspired by: Andrei Gromyko (* 5. Juli 1909 in Staryje Gromyki bei Gomel, heute Belarus; † 2. Juli 1989 in Moskau), Außenminister der UdSSR

Lyrics: The Secret Life of Arabia © David Bowie, 1977

Paw Patrol – Der Mighty Kinofilm (PAW Patrol: The Mighty Movie, animierte Action-Komödie ohne Altersbeschränkung) © Cal Brunker (Regie), USA/CAN 2023

Apocalypse Now (Antikriegsfilm mit Martin Sheen, Marlon Brando u.a.) © Francis Ford Coppola (Drehbuch, Regie), USA 1979

Marmorhaus, ehemals ältestes Kino am Kurfürstendamm. Eröffnet 1913, geschlossen 2001

Altes Ku’damm Eck – Multifunktionsgebäude, Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße, Architekt Werner Düttmann u.a. Erbaut 1969 – 1972, abgerissen 1998

When the Leaves Are Falling / Leise flehen meine Lieder.

Fiktives Vinyl: Franko Foda – Echtzeitsyndrom © Kai von Kröcher, 2013/2022

 

We’ve got rats on the west side, bed bugs uptown – what a mess, this town’s in tatters. +++ Teile dieses Blogposts könnten den Leser verunsichern, darauf weise ich hin. +++ Okay: Gestern war Herbst, in einsetzender Dämmerung eilte ich einsam zum Filmkunst 66: „Schaffe ich’s noch zu Fallende Blätter?“ Fallende Blätter, meinte der junge Mann an der Kasse, liefe hier gar nicht. „Wir zeigen jetzt gleich …“, mit einer Kopfbewegung wies er zum Kinosaal: „… einen Kinderfilm.“ +++ Das geht hier jetzt alles drunter und drüber, aber wie finden Sie oben das Cover? In einer Quizshow im Fernsehen vor Jahren hatten sie einmal die Frage gestellt: „Südamerikareise der deutschen Fußballnationalmannschaft 1987, in der 82. Minute beim Spiel gegen Brasilien kommt es bei der Einwechslung des Kaiserslauterer Spielers Franco Foda zu Gelächter und Jubel auf den Rängen.“ Wissen Sie zufällig, warum? Die Antwort ist etwas pikant, hat mit Sexhaben zu tun. +++ Tolles Motiv jedenfalls, fotografiert seinerzeit damals in Polen im sanften Frühlingsniesel. +++ Geistesgegenwärtig bin ich also zurück in die S-Bahn, Sekundenbruchteile später im Delphi Lux an der Kasse: „Schaffe ich’s noch zu Fallende Blätter?“ +++ Ohne Quatsch habe ich tatsächlich die allerletzte Karte ergattert an diesem verregneten Sonntagnachmittag der Zeitumstellung. Ohne Quatsch, und das mag Sie verwundern oder verstören: Ohne Quatsch ging ich in den mutmaßlich ersten Kaurismäki meines Lebens. In einer Karaoke-Kneipe sang ein Finne Leise flehen meine Lieder von Schubert, von dem Moment an war ich Fan: Mit ungefähr zweieinhalb Jahren einmal hatte mein Sohn gebannt vor dem Radioempfänger gestanden und ergriffen einer Version mit Fritz Wunderlich gelauscht, das hatte ich mir sogar irgendwo aufgeschrieben – fragt sich nur, wo. +++ Bettwanzen gerade ein großes Thema der hiesigen Lügenpresse: In Paris biblische Plage, bald auch hier in Berlin? Ein Lied der englischen Musikgruppe The Rolling Stones kommt mir dazu in den Sinn – in welchem Zusammenhang weiß ich nicht mehr, mein früherer Kunstlehrer Harald inHülsen aber hatte irgendwo mal, Musikexpress, Sounds oder Spex. Wortwörtlich hat er geschrieben, der beste Song über New York sei eh von den Stones (Shattered/Anm.d.Red.), und auch das muss nun ab und zu mal gesagt sein. +++ Auf dem Heimweg dann gestern zum Kottbusser Tor im fahlen Licht der U1: Die Menschen, die mir da auf der Bank aufgereiht gegenüber saßen, stammten allesamt aus einem Kaurismäki-Film. Die ganze Welt war ein Kaurismäki-Film, auch ich war ein Kaurismäki-Film – auf der Admiralbrücke im Regen trank ich ein Bier aus der Flasche und ertränkte stumm meine Blicke im zeitumstellungsdunklen Landwehrkanal.

 

Überschrift inspired by: When the Leaves Are Falling © Clit, 1981

Überschrift also inspired by: Fallende Blätter (Kuolleet lehdet, Tragikomös) © Aki Kaurismäki (Drehbuch, Regie), FIN 2023

Überschrift also inspired by: Ständchen – Leise flehen meine Lieder (aus der Liedsammlung Schwanengesang) © Franz Schubert, 1828

Lyrics: Shattered © The Rolling Stones, 1978

Fallende Blätter (Kuolleet lehdet, Tragikomödie) © Aki Kaurismäki (Drehbuch, Regie), FIN 2023

Fallende Blätter © Element of Crime, 2001

„Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ © Thomas de Maizière (Bundesinnenminister), 17.11.2015

Franco Foda (* 23. April 1966 in Mainz), dt. Fußball-Nationalspieler und Trainer u.a. des österreichischen Nationalteams

Fritz Wunderlich (* 26. September 1930 in Kusel im heutigen Rheinland-Pfalz; † 17. September 1966 in Heidelberg), dt. Tenor 

Harald Inhülsen (* 26. Juni 1951; † 20. Mai 2017), dt. Musikjournalist, Experimentalfilmer, Gründer des ersten dt. Iggy-Pop-Fanclubs, Leiter d. Internationalen up-and-coming Filmfestivals Hannover

Musikexpress – dt. Musikzeitschrift, gegründet 1956 in Den Haag mit späterem Sitz in Köln und der Freien und Hansestadt Hamburg 

Sounds – dt. Musikzeitschrift, gegründet 1966 in Solingen mit späterem Sitz in Köln und der Freien und Hansestadt Hamburg (bis 1983)

Spex – dt. Musikzeitschrift, gegründet 1980 in Köln mit späterem Sitz in Berlin (bis 2018)

Künstlerische Intelligenz / Lookin‘ After Number One.

Fiktives Vinyl: Ronnie – Künstlerische Intelligenz © Kai von Kröcher, 2017/2023

 

Don’t hate me, but you’re not what I thought you was. +++ Geht mir auch manchmal so. +++ Den uneingeplanten Post heute haben Sie übrigens zwei Faktoren zu verdanken, denn eigentlich gibt es hier gar nichts zu sagen: 1. der Entdeckung der künstlichen Intelligenz in der Bildbearbeitung und 2. der Prokrastination! +++ Letztens bekam ich eine inoffizielle Anfrage seitens der dpa, meine fiktiven Schallplatten betreffend. Ob ich denn noch daran arbeite, die seien doch gut. Das war ungemein motivierend, ich habe die Arbeit direkt wieder aufgenommen. Nach einem zwischenzeitlichen Tief seinerzeit aus Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten, aber ist ja auch wurscht. Ich habe die Plattenhüllen mir allesamt noch einmal vorgenommen und bin jetzt gerade dabei, eine Top 100 zusammenzustellen. +++ Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, darüber zu reden. +++ Letzte Nacht jedenfalls hatte ich eine bahnbrechende Eingebung – an dem Motiv (oben) hatte ich mir bis dahin immer wieder die Zähne ausgebissen, und plötzlich sagte mir eine innere Stimme, versuch es doch mal mit KI! Wie von Zauberhand gesellte sich auf einmal dieser ansprechende Hund in das Bild, das kann ich Ihnen gar nicht erklären. +++ Am Ende des Sommers, an einem immer noch reichlich aufgeheizten Sonntagnachmittag. Wir hatten uns bei den Kaulsdorfer Seen verabredet – Otto, his Mother and I. Die beiden schickten mir ihre Position auf mein Handy – ich dachte, wie modern ist das denn! Dann blieb ich mit dem Fahrrad an den Zäunen des Wasserschutzgebietes hängen und fuhr einen Umweg von gut einer Stunde, was natürlich grob übertrieben ist. +++ Fun Fact nebenbei: Weil es Ende des Sommers war, hatte ich vorsorglich keine Badesachen eingepackt, was sich als bescheuert herausstellte. +++ Gegen Abend nahmen wir auf dem Rad Schleichwege zurück in die Stadt. Und plötzlich – plötzlich bogen wir irgendwo um die Ecke, und quietschend jauchzte ich auf vor lauter Glück: „Kannawoniwasein, das ist ja das Cover von Ronnie!“ +++ Diese Location hatte ich vollständig vergessen, direkt U-Bahnhof Biesdorf-Süd. Das Foto stammt aus dem Jahr 2017, aber es sieht dort noch immer genau so aus. Sogar der Mülleimer! Nur das Haus dahinten hatte ich umgefärbt. Und dann dieser gräßliche Hund! Und die Straße heißt natürlich nicht Unter der Maate – so hieß eine Straße auf meinem Dorf, wo ein Freund von mir damals wohnte. Der ist Professor für Festkörperphysik heute in Karlsruhe, was der wohl so treibt. +++ Naja, und eigentlich hatte ich mir für heute Vormittag eine To-do-Liste geschrieben, bestehend aus einem einzigen Punkt: Kamera checken und so, das wäre ganz wichtig. Und wenn ich nachher los muss, meinen Sohn von der Kita abholen. Da werde ich sicherlich wieder denken, hättest du mal gleich heute früh damit angefangen, dann wär‘ dir nicht wieder die Zeit weggerannt!

 

Überschrift inspired by: Künstlerische Intelligenz © Ronnie, 2021

Überschrift also inspired by: Lookin‘ After Number One © The Boomtown Rats, 1977

Lyrics: Don’t Hate Me © Lola Young, 2023

Kannawoniwasein (Kinder- Jugendfilm nach dem Roman von Martin Muser) © Stefan Westerwelle (Regie), D 2023

Kleine Probleme (Roman) © Nele Pollatschek, 2023

Kleine Probleme / Tag der geschlossenen Tür.

3D-Abstraktion (Filzmalstift auf Papier) © Ottilie, 2023

 

And if the homework brings you down then we’ll throw it on the fire and take the car downtown. +++ Auf meinem Wandkalender an, äh, der Wand, einer Art Jahresplaner. Für letzten Sonnabend hatte ich da hineingeschrieben: ‚Tag der offenen Tür‘. +++ Offene Tür, schön und gut – aber für was?! +++ Hier machen wir kurz einen Sprung und finden uns letzten Sonnabend morgens pünktlich um elf in einer Grundschule in Friedrichshain wieder. Ottos künftige Lehranstalt, das mit der Tür hatte sich also geklärt – nächsten Herbst geht es los! +++ Mit besagtem Herrn Vorschulkind durchstreifte ich neulich die Straßen der deutschen Hauptstadt, und spontan blieb ich an einem Buchladen stehen: „Haben Sie kleine Probleme?“, fragte ich betont zweideutig die Verkäuferin – den Joke ließ ich mir natürlich nicht nehmen! Im Radio hatte ich über das Buch sprechen gehört, die Geschichte eines Prokrastinierers und seiner To-do-Liste – ohne zu fackeln nahm ich es mit. Phasenweise hat es mich regelrecht irre gemacht, eins zu eins fand ich mich darin wieder, es machte mich panisch und fügte mir innere Schmerzen zu. Mittendrin vielleicht etwas viel gewollt-komisches Geschwafel mit sich selbst, aber nu bin ich ja auch kein Literaturkritiker, Gott sei Dank! +++ Als wir nach zwei Stunden letzten Sonnabend die Schule übrigens wieder verlassen hatten, fühlten wir beide uns, Mama und Papa, wir fühlten uns krank. An diesem grau vernieselten Oktobernachmittag schenkten wir uns dunklen Kaffee ein, ich stellte fest: „Ich glaube, ich werde krank!“, sie sagte: „Ich glaube, ich auch.“ +++ Mysteriös – oder auch einfach nur psychosomatisch: drei Tage lang jedenfalls hing ich angeschlagen leicht in den Seilen, heute liege ich alle Viere von mir gestreckt in Schüttelfrost eingemummelt auf der Matratze.

 

Überschrift inspired by: Kleine Probleme (Roman, Galiani/Berlin) © Nele Pollatschek, 2023

Überschrift also inspired by: Tag der geschlossenen Tür (Roman, Piper/München) © Rokko Schamoni, 2011

Lyrics: Kooks © David Bowie, 1971