Partielle Finsternis / Smash.

Fiktives Vinyl: Gerrit Kadyrow – Ihr immer mit eurem Sex © Kai von Kröcher, 2008/2022

 

Standing in the door of the Pink Flamingo, crying in the rain. +++ Das war ja schon irgendwie komisch: Den „alten“ Gesundbrunnen, wenn man das überhaupt so sagen darf. Der alte Gesundbrunnen, so wie ich ihn gekannt und geliebt habe – das waren ja auch nur Behelfsbauten der Nachkriegszeit. Eine chemische Reinigung hat es gegeben, wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube, auch einen „Chinesen“ – und die Musik-Kneipe White Wedding natürlich! Vor Augen habe ich auch einen Schrauber, der mit dutzenden alten DS handelte – der Göttin! +++ Der noch einmal ältere Gesundbrunnen, wie Otto Nagel ihn vielleicht noch gezeichnet hat, der noch verschwundenere Gesundbrunnen – alles längst gar nicht mehr wahr. +++ Die partielle Sonnenfinsternis gestern empfand ich als Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte, ich habe nicht daran teilgenommen. +++ Und erst der Bahnhof Gesundbrunnen selbst – ein verwunschener Traum! Der hatte ja zwei oder drei uralte Bahnsteige, von denen wurde nur noch der eine genutzt, wegen der Mauer. Alles andere überwuchert, dazu die alte S-Bahn. +++ An dieser Stelle möchte ich an meine beiden Petitionen erinnern: „Baureihe 483/484 FUCK OFF!“ – und nicht zu vergessen die Petition, eine Tötung Bolsonaros als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. +++ Okay – der neue Bahnhof Gesundbrunnen ein beschissener Klotz, das Gesundbrunnen-Center eine architektonische Ohrfeige. Über die Leute da mag man nichts sagen, als erstes streunte einer mit Ramsan-Kadyrow-Bart umher, im Vergleich zu dem tschetschenischen Original aber weitaus weniger freundlich-gemütlich. Und dann stand mir halt tatsächlich der Anton Hofreiter gegenüber. Vom Typ her meinem Lieblingsdeutschlehrer in seinen Cordhosen damals verblüffend ähnlich – und ich dachte, der Hofreiter wird das kaum sein, eher ein Doppelgänger. Deshalb habe ich den nicht angeschaut, weil den das natürlich nervt. +++ Das Jugendwort des Jahres übrigens, Sie haben es gestern gehört: das Jugendwort ist in diesem Jahr „Smash“ – eine Nachrichtensprecherin im Radio erklärte das in etwa mit „Sexhaben“.

 

Überschrift inspired by: Partielle Sonnenfinsternis – gestern Mittag über der BRD

Überschrift also inspired by: Smash – Jugendwort des Jahres 2022

Lyrics: Say Hello, Wave Goodbye © Soft Cell, 1981

Otto Nagel (* 27. September 1894 in Berlin-Wedding; † 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf), deutscher Maler – seit 1970 postum Ehrenbürger von Berlin

White Wedding © Billy Idol, 1982

Citroën DS: Modellreihe der frz. Automobilmarke Citroën, gebaut vom 4. Oktober 1955 bis zum 24. April 1975

Anton Gerhard „Toni“ Hofreiter (* 2. Februar 1970 in München), deutscher Politiker und Biologe

Ramsan Achmatowitsch Kadyrow (* 5. Oktober 1976 in Zentoroi, Tschetscheno-Inguschische ASSR), russischer Politiker und Präsident der Teilrepublik Tschetschenien

Cindy Incidentally / Von den Sternen in den Staub.

Fiktives Vinyl: CINDY INCiDENTSWERT („Von den Sternen in den Staub“) © Kai von Kröcher, 2014/2021

 

Oh Cindy ain’t you noticed that several of your friends have moved on and the street outside is just a little too quiet. +++ Im Prinzip auch so ein Stück aus dem Lebenssoundtrack, da ging ich schon in die Dorfschule. Beim Bäcker vorhin stand ein Aufsteller der Boulevardzeitung BZ vor der Tür, spontan kratzte sich Rod Stewarts sogenannte Reibeisenstimme aus der Erinnerung in den Kopf: Cindy Incidentally, und beinah fünfzig Jahre später schlug ich eben zum ersten Mal die Übersetzung nach, da hätte ich beinahe mehr erwartet. +++ Die Boulevardzeitung BZ übrigens, um das kurz aufzuklären, hatte beim Bäcker vorhin mit einem „Inzidenz unter 100“ getitelt. +++ Im Internet irgendwo las ich die witzige Umschreibung der Faces als „Half Drunk Rock“-Band oder so ähnlich. Ich überlegte, was wohl gewesen wäre, hätten die Rolling Stones sich damals für Eric „die Schlafmütze“ Clapton entschieden – statt für Ron Wood als Ersatz für Mick Taylor. +++ Die Frage ist doch wieder einmal, ob den Leser das minimal interessiert. +++ Das Cover-Foto (oben) übrigens habe ich um meinen fünfzigsten Geburtstag herum in München geschossen, sollte der ganz große Wurf werden – falls jemand weiß, wo das ist: PN würde mich freuen…

 

Überschrift inspired by / Lyrics: Cindy Incidentally © The Faces, 1973

Überschrift also inspired by: Von den Sternen in den Staub © Kai von Kröcher, 2021

All you are dreaming of / Der Georg Elser der Fotografie.

Lok up, Lock down: Old U-Bhf. Möckernbridge by the Sea © Kai von Kröcher, 2020

 

Transition, transmission. +++ Manchmal macht man ja nun doch schon mal eine Entdeckung. Da denkt man, der Drops ist gelutscht, Elvis ist tot – und dann so was: Dieses Bild (oben) zog ich gestern durch Zufall aus einer Festplatte und hatte es, sagen wir mal – ich hätte mich nie und nimmer mehr dran erinnert. +++ Sachen gibt’s. +++ TVC 15, soweit ich es in all den Jahren nicht komplett immer falsch verstanden habe – TVC 15 jedenfalls ist ein Song über das (amerikanische) Fernsehen. Und damit schließt sich schon wieder der Kreis. +++ Mein alter Freund Ralf aus Kindertagen nämlich, der mit dem Gasthof damals, der sich vor kurzem nach vierzig Jahren über Facebook bei mir gemeldet hatte (Ihr seid solche Fucker berichtete), Sie erinnern sich möglicherweise. Der hatte mir mal einen Link geschickt, den leite ich Ihnen ein paar Zeilen weiter unten gerne mal weiter. +++ Da geht es um einen Fernsehbericht, eine Rückblende ins Jahr ’77, der bis dato teuerste Bundesligatransfer – Paule Breitner, Sie wissen Bescheid… +++ Vor ein paar Tagen war der im heimatlichen NDR-Fernsehen nun wohl wiederholt worden, ein sogenannter Zweiminüter. Gleich bei Sekunde 00:05 sieht man, mit den blonden Haaren im weißen T-Shirt im Bild vorne rechts, meinen Kumpel Ralf – und links daneben, der größere Typ in der orangenen Jacke von hinten – das dürfte kein Geringerer als ich selbst sein mit dreizehn! Im Fernsehen! Laut Ralf nämlich seien wir damals zu Paules Einführung gemeinsam nach Braunschweig gefahren – und auch hieran kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern. +++ Den Link zu dem Video können Sie bitte hier anklicken! +++ Ein ebenfalls sensationeller Fund, ohne zu übertreiben – im ersten Moment dachte ich ernsthaft, ein verschollen geglaubter Monet oder so: Dieses Bild gestern oben, ich sprach eingangs davon. Ich fand es zunächst als impressionistisches Breitwandpanorama, brachte es in seine Form – und machte ganz zum Schluss den Quatsch mit der Schrift und der Farbe, darüber möge die Nachwelt befinden! Ich weiß noch, ich hatte es damals zu den, sozusagen: Resigniert zu den Akten gelegt. Hatte gedacht, was für’n Scheiß. +++ Ob es heute wohl vor den Geschäften zu Massenschlägereien kommt? Das vorweihnachtliche Superspreader-Event, wir werden es sehen. Ich selbst habe mir gestern im benachbarten Baumarkt noch drei Regalbretter und die dazugehörigen Wandhalterungen besorgt, die werde ich während des Shutdowns gemütlich anschrauben – Insider dürften gespannt sein! +++ Jetzt hat auch Liam Gallagher einen Weihnachtssong auf den Markt gebracht, der alte Krawallbruder! +++ Und um auch den heutigen Post mit dem obligatorischen Paukenschlag beenden zu lassen – ich hoffe, ich plaudere keine Interna aus! Der Mittelfeldspieler der Braunschweiger Eintracht nämlich, der sich in dem Fernsehbeitrag kurz an die Saison mit Paul Breitner erinnert. In den frühen Siebzigerjahren jedenfalls war Dietmar Erler, so viel steht mal fest. Erler war ein Bekannter meiner großen Schwester – und als solcher auch einmal bei uns zu Haus. Auch daran erinnere ich mich nicht – oder höchstens diffus. Die beiden seien damals auf ein Glas Wolters-Bier in den Gasthof meines Kumpels Ralf gegangen, besser gesagt, dessen Vaters – damals der Talk of the Town! +++ Und damit schließt sich für heute der nun auch endgültig letzte Kreis, haben Sie eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

 

Überschrift inspired by: All You Are Dreaming Of © Liam Gallagher, 2020

Überschrift also inspired by: Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau), Hitler-Attentäter

Bildunterschrift inspired by: Corona-Shutdown vom 16.12.2020 bis 10. Januar 2021 (oder länger)

Lyrics: TVC 15 © David Bowie, 1976

Paul Breitner (* 5. September in Kolbermoor, Oberbayern), ehem. dt. Fußballnationalspieler, Schauspieler, Kolumnist und Maoist

Claude Monet (* 14. November 1840 in Paris; † 5. Dezember 1926 in Giverny, Normandie), frz. Maler, „Erfinder“ des Impressionismus 

Dietmar Erler (* 7. April 1947), ehem. dt. Bundesliga-Profi bei Borussia Dortmund und Eintracht Braunschweig

Hofbrauhaus Wolters, größte Privat-Brauerei Niedersachsens mit Sitz in Braunschweig und einer Brautradition seit 1627

Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht e.V. (* 15. Dezember 1895), Deutscher Fußballmeister 1966/67

Talk of the Town © The Pretenders, 1981

Datenstau / Take No Easy Way Out.

Aliens incognito – die ungeschminkte Wahrheit © Kai von Kröcher, 2019

Aliens incognito – die ungeschminkte Wahrheit © Kai von Kröcher, 2019

 

I think I died this time, suffered bullet holes. +++ Im Traum, kurz vorm Aufwachen am Morgen – in diesem Traum war ich heute in Köln. Ich begriff die Stadt irgendwie nicht und verfranzte mich ständig. Am Hauptbahnhof, gleich nebenan, lag der Marienplatz, weiter hinten der Hamburger Berg. Im Hofgarten arbeitete Gaby Zenker, die aus der Lindenstraße, sie wollte mir keinen Kaffee servieren. +++ Eigentlich stehen hier noch Fotos aus Chemnitz in der so genannten Pipeline, aber man kommt ja zu nichts. +++ Ich sagte zu Gaby Zenker, wenn ich mich jetzt an einen Tisch setze und warte, ob dann wer kommt und ich einen Kaffee bestellen kann. Sie sah mir straight in die Augen und meinte ungefähr so was von wegen, da könne ich aber warten, bis ich schwarz bin.

 

Überschrift inspired by: No One’s Easy to Love © Sharon van Etten, 2019

Überschrift also inspired by: Easy Way Out © Ilgen-Nur, 2019

Lyrics: Ships With Holes Will Sink © We Were Promised Jetpacks, 2009

Andrea Spatzek (*1959 in Salzburg), österr. Schauspielerin, lebt in Köln

 

 

Miles & more / Slaughter on 10th Avenue.

URBANKRANKENHAUS © KAI VON KRÖCHER, 2018

Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen. +++ Leben heißt Veränderung – getreu dem alten Slogan der Immobiliengentrifizierungsbranche heute mal etwas ganz Raffiniertes: das Urbankrankenhaus, neu interpretiert! +++ Naja. +++ Ist einem im Prinzip auch gar nicht so richtig bewusst: Karl Valentin, wenn ich’s recht in Erinnerung habe. Brüstet man sich auch nicht so mit. Karl Valentin jedenfalls, berühmter Sohn der Stadt München – nach dem Krieg irgendwie in Vergessenheit geraten und dann elendig verrecken lassen worden. +++ Könnte man googeln mit Ecosia: das sind die, die für soundsoviele Suchanfragen jeweils neu irgendwo einen Baum pflanzen. Andere holzen Bäume ja lieber ab, aber Schwamm drüber. Ecosia hat angeblich schon über eine Million neuer Bäume gepflanzt. +++ Find ich nicht schlecht, ehrlich gesagt – ich würde mir zwar lieber noch einen zweiten SUV kaufen, aber Bäumepflanzen ist auch gut. +++ Haben Sie auch den Verdacht, mir fällt heute nichts ein? Wir haben hier eine Haushaltshilfe für die ersten Wochen – zahlt alles der Staat, die blöde Sau. Die Haushaltshilfe geht jedenfalls einkaufen, kocht und macht sauber. Und nebenbei unterhält sie sich gerne mit einem. Und ich himself als alter Eigenbrötler schau dann nervös auf meine Akkuanzeige, weil ich das Ladegerät nicht dabei habe. Jedenfalls lenkt das ein bisschen ab, aber Leben heißt schließlich Veränderung – und nun hab‘ ich vergessen, was ich im Innersten eigentlich sagen wollte. +++ Zum Glück fällt es mir gerade doch noch ein – in sprichwörtlich letzter Minute: Der große Moment ist gekommen, und Laura Guidi hat ihr Album fertiggestellt – viele Flugmeilen irgendwo zwischen Berlin und London sind dafür verbraucht worden: The Point – morgen Abend im Monster Ronson’s ist Record Release. Halb neun geht es los. Otto sagt, der Papa hat Ausgang! Ich freue mich schon…

 

Slaughter On 10th Avenue © Mick Ronson, 1974

Lyrics: Mögen hätten wir schon wollen © Karl Valentin, (?)

The Point © Laura Guidi, 2018

Monster Ronson’s | Warschauer Straße 34 | Berlin-Friedrichshain

Dream it, don’t be it / The Art of Pretending to Swim.

A ROOM WITH A VIEW © Kai von Kröcher, 2018

Kann nichts sagen, Angst / Deutschland total kaputt / Kindheit: Vatter Pils, Mutter Putzen. +++ Oder so, keine Ahnung. +++ Das Bild heute – weil, ich habe mir ja vorgenommen, hier keine Babyfotos mehr posten zu wollen. +++ „Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen“: in den 70ern hing das als Poster aus dem Musäum in München in meinem Zimmer. +++ Wie auch immer – jedenfalls ist das heute hier endlich mal wieder ein Blick aus dem Urbankrankenhaus, Geburtenabteilung: Ottos Zimmer, damals vor einer Woche. +++ Mähr wollte ich gar nicht sagen.

 

Überschrift in diesem Fall inspiriert durch: Rose Tint My World © Richard O’Brien/Rocky Horror, 1974

Überschrift außerdem inspiriert durch: The Art of Pretending to Swim © Villagers, 2018

Bildunterschrift: A Room With a View © James Ivory (Regie), UK 1985

Lyrics: Grönemeyer kann nicht tanzen © Wiglaf Droste & Bela B., 1989

Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen © Karl Valentin

Valentin-Karlstadt-Musäum | Im Tal 50 | 80331 München