Quarantäne / unter Leuten.

Sehnsuchtsort (I) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (II) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (III) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (IV) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (V) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (VI) © Kai von Kröcher, 2019
Sehnsuchtsort (VII) © Kai von Kröcher, 2019

Nerves like nylon, nerves like steel.+++ „Der Künstler Blablabla nimmt den Betrachter mit hinauf in schwindelerregende Höhen: in seinen Arbeiten befreit er vom täglichen Schein des Banalen – dadurch gibt er den Orten die Würde zurück, schafft Begrifflichkeiten der Sehnsucht.“ +++ So ist er, der Schmidt! +++ So, ich habe meine jährliche Männergrippe „genommen“, wie man so sagt. Stehe mehr oder weniger unter Quarantäne, einzig der kleine Otto darf kurz zu Besuch kommen, samt Mutter natürlich. Freue mich über den ausgeknockten Zustand, komplettes Geplättet-Sein. +++ Keine E-Mails, kein Facebook: in nicht mal zwei Tagen und Nächten las ich ein Buch, sechshundertfünfunddreißig Seiten, einen Roman. +++ Nicht mehr ganz brandaktuell, aber egal: ich habe mir beinahe die Finger blutig gelesen: Beklemmend, wahr, nicht vorhersehbar, menschlich, klug, spannend – den eigenen Blick immer wieder infrage stellend. +++ Zwischendurch sprachlich leider oft Ausritte: tantige Floskeln der Frauenliteratur. +++ „Es gibt keine »Frauenliteratur«!!!“ (Reich-Ranicki) +++ Egal, jedenfalls Sätze, wo man sich fragt, warum streicht die nicht einfach mal einer raus, der dafür bezahlt wird: aus einem so wohl durchdachten, philosophischen Werk. +++ Okay, gibt einen Abzug von anderthalb Punkten. +++ Aber dann echt der echte Faux-pas: Das Buch spielt in einem fiktiven Ort in der, wenn ich’s richtig verstanden habe, Ostprignitz, alles penibelst beschrieben. Irgendwann dann aber eine Rückblende zum Kottbusser Tor, zwei der Figuren in einer Situation. Und ausgerechnet an dieser unwichtigsten Stelle wird klar: unsere vielfach ausgezeichnete Autorin hat sich den scheiß U-Bahnhof nicht einmal richtig angeschaut!!! +++ Es gibt keine Türen am Kottbusser Tor, Juli Zeh! +++ 😉 +++ Der U-Bahnhof ist vom Feeling her auch kein „Gebäude“ (das man durch besagte Türen betritt), Kottbusser Tor ist ein Hoch- und ein Untergrundbahnhof, über Treppen und offene Eingänge miteinander verbunden. +++ Das musste mal raus! +++ Trotzdem ein toller Roman – nicht nur bei 39,2° Fieber! +++ Draußen der Vorfrühling in blauesten Farben, Kinder- und Möwengeschrei, Martinshorn: da zieht man am besten die Vorhänge zu und zieht sich zurück in die Schönheit des Januars (oben).

Überschrift inspired by: Guantanamera © Joe Dassin, 1966 (Interpretation)

Überschrift also inspired by: Unterleuten (Roman) © Juli Zeh, 2016

Lyrics: Nerves © Bauhaus, 1980

Christian Schmidt (* 1957 in Obernzenn)

Zurück in die Erfolgsspur / Capri-Sonne ist Capri-Sun.

Kinderwagen Walks: Kottbusser Tor (No. I) © Kai von Kröcher, 2019
Kinderwagen Walks: Kottbusser Tor (No. II) © Kai von Kröcher, 2019
Kinderwagen Walks: Kottbusser Tor (No. III) © Kai von Kröcher, 2019
Kinderwagen Walks: Kottbusser Tor (No. IV) © Kai von Kröcher, 2019

Everybody’s lookin‘ like they wish they’d stayed inside. +++ Da machen wir uns mal nichts vor: Gemessen an meinen Facebook-Likes war keines meiner jüngsten Fotoprojekte erfolgreich wie die Kinderwagen Walks-Serie. +++ 😎 +++ Der Künstler Blablabla arbeitet neuerdings mit Emojis.

Überschrift inspired by: Capri-Sonne, Fruchtsaftgetränk ohne Kohlensäure (1967 – 2017, seit 2017 Capri-Sun)

Lyrics: Vampire Again © Marlon Williams, 2017

Insel der Jugend / Wir bauen auf und tapezieren nicht mit.

Kottbusser Tor (Studie) © Kai von Kröcher, 2019

Blackberry Way / Absolutely pouring down with rain / It’s a terrible day. +++ „Vor einer schicksalhaften Richtungsentscheidung dürfte der Künstler Blablabla stehen: Setzt er den kürzlich erst eingeschlagenen, unbequemen Weg der bitterbösen Konsum- und Wachstumskritik in seinen Fotografien fort, oder kehrt er heim zum urbanen Wohlfühldekoratismus – ein Rückzug in furchtsame Selbstironie wird da in künstlerischer Hinsicht eine Lösung nicht sein.“

Überschrift inspired by: Treptower Park © Botschaft, 2019

Überschrift also inspired by: Tapete Records, Hamburg (* by Gunther Buskies & Dirk Darmstaedter)

Überschrift also also inspired by: Born in the GDR © Sandow, 1989

Überschrift also also also inspired by: Kurt Hager (* 1912 in Bietigheim, † 1998 in Berlin)

Lyrics: Blackberry Way © The Move, 1968

Tyrannei wagen / Das große Silvesterfeuerwerk mit Kurt Wallander und anderen alten Häusern.

PARIS/TEXAS, 6. JANUAR 2002 © Kai von Kröcher, 2002

Den dicken Walfisch kennengelernt hatte der kleine Otto irgendwann in der dritten Septemberwoche des ausklingenden Jahres. Er stand am Panoramafenster der Geburtenstation und blickte misstrauisch auf eine merkwürdig anmutende Welt da draußen, in die ihn die Werdende und unser hochehrwürdiger Bloggerpapst hier hineingeboren hatten. Direkt vor ihm erstreckte sich der Kreuzberger Urbanhafen, und darin schwamm – alles und nichts war für den kleinen Otto in seinen ersten Tagen auf dem Blauen Planeten irgendwie kaum zu glauben. Im Urbanhafen jedenfalls schwamm in just diesem Moment der dicke Walfisch und grüßte hinauf. Hinauf zu unserem kleinen Otto. Wenn er mal groß sei, wollte er wissen – wenn er mal groß sei, ob er ihn, den dicken Walfisch, ob er ihn dann vielleicht einmal auf einer seiner abenteuerlichen Reisen über die sieben Weltmeere begleiten wolle. Otto könne auf seinem Rücken reiten und Ausschau halten nach den unentdeckten Paradiesen der Südsee. Und wenn ihm zu warm würde, dann würde der dicke Walfisch ihn einfach mit einer Dusche erfrischen. +++ Und so kam es, dass Otto mit zweieinhalb Wochen auf dem Rücken des dicken Walfischs einmal die ganze Welt umrundete. Am Wolfgangsee trafen sie Helmut Kohl, der sich in die kleinen Füßchen vom kleinen Otto verguckte. Der Bundeskanzler folgte den beiden bis nach Berlin, weiterhin vom fixen Gedanken besessen, Ottos Füßchen nach Pfälzer Art aufzuessen. Und hier setzen wir unsere Geschichte fort. +++ Bundeskanzler Helmut Kohl: „Lieber Herr dicker Walfisch, wann lassen Sie mich endlich die Füßchen vom kleinen Otto aufessen?!“ Kommissar Wallander kommt um die Ecke: „Hey.“ Alle: „Hey!“ Dicker Walfisch: „Wenn jemand die Füßchen vom kleinen Otto aufessen darf, dann ist es selbstredend der Papa!“ Hier betritt Ursula Strauss die Szenerie. Ursula Strauss: „Der Poppa … – der’s eh suppa!“ +++ Der kleine Otto lehrt mich zurzeit, verantwortungsvoll mit dem kostbaren Gut Zeit umzugehen. Dafür bin ich ihm dankbar. Habe ich früher oft Wochen verdaddelt und dann wurde es draußen bereits wieder dunkel. Jetzt jedenfalls nutze ich jede freiwerdende Stunde, denn auch Claus Hipp will von irgendwas leben! +++ Die vergangenen Tage setzte ich mich daran, meine Webseite zu erweitern. Normalerweise bin ich kein Freund von Demokratie in der Kunst, das sage ich Ihnen gleich! Ich stelle gern vor vollendete Tatsachen. Den Senf von jedem Dahergelaufenen brauche ich nicht. Normalerweise nicht. Aber heute bin ich mir doch mal ein klein bisschen unsicher: Ist das mittlerweile viel Kraut & Rüben, da auf der Seite? Ist weniger auch in diesem Fall mehr? +++ Besuchen Sie die Seite gerne mal wieder, die Anschrift lautet kaivonkroecher.de – unter „Portfolio“ finden Sie viele gesammelte Werke. +++ Zum Beispiel heute das Bild da oben: das habe ich gestern aus alten Negativen zusammengeschustert, als Otto mit seiner Mama on the Road war. +++ Aber ist das okay?

Walk out to Winter / Drink to me, drink to my Health.

WINTERLANDSCHAFT © Kai von Kröcher, 2018

The grand old painter died last night, his paintings on the wall. +++ Der Sommer ist vorbei.

 

Überschrift einmal mehr inspiriert durch: Walk Out To Winter © Aztec Camera, 1983

Überschrift außerdem wieder einmal inspiriert durch: Picasso’s Last Words © Wings, 1973

Lyrics: Picasso’s Last Words © Wings, 1973

Der Sommer ist noch lang © Bosse, 2009

Dream it, don’t be it / The Art of Pretending to Swim.

A ROOM WITH A VIEW © Kai von Kröcher, 2018

Kann nichts sagen, Angst / Deutschland total kaputt / Kindheit: Vatter Pils, Mutter Putzen. +++ Oder so, keine Ahnung. +++ Das Bild heute – weil, ich habe mir ja vorgenommen, hier keine Babyfotos mehr posten zu wollen. +++ „Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen“: in den 70ern hing das als Poster aus dem Musäum in München in meinem Zimmer. +++ Wie auch immer – jedenfalls ist das heute hier endlich mal wieder ein Blick aus dem Urbankrankenhaus, Geburtenabteilung: Ottos Zimmer, damals vor einer Woche. +++ Mähr wollte ich gar nicht sagen.

 

Überschrift in diesem Fall inspiriert durch: Rose Tint My World © Richard O’Brien/Rocky Horror, 1974

Überschrift außerdem inspiriert durch: The Art of Pretending to Swim © Villagers, 2018

Bildunterschrift: A Room With a View © James Ivory (Regie), UK 1985

Lyrics: Grönemeyer kann nicht tanzen © Wiglaf Droste & Bela B., 1989

Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen © Karl Valentin

Valentin-Karlstadt-Musäum | Im Tal 50 | 80331 München