Karl-Marx-Stadt, du bist die Stadt roter Blumen © Kai von Kröcher, 2019
I’m not the man they think I am at home. +++ Wir schlugen in etwa zeitgleich die Augen auf, ich sagte zu Otto: „Ich habe vielleicht etwas Komisches geträumt – von Geschirrspülern!“ Er sah mich kurz musternd an, dann nickte er. Er wusste genau, was ich meinte. Am Abend zuvor hatte er mir beim Ausräumen der Maschine geholfen, er geht höchst behutsam mit meinem Geschirr um. +++ Hier jedenfalls ist noch immer viel Sand im Getriebe, aber so nach und nach tauchen zumindest schon mal wichtige Fotodateien aus der Cloud wieder auf. Und an Photoshop bin ich ebenfalls dran, da will ich jetzt aufhören zu jammern. +++ Ich bin einfach nicht, da machen wir uns mal nichts vor. Ich bin nicht der Typ, der „was mit Computern“ macht oder so. Das alles braucht Zeit: Don’t let the Betriebssystem get you down! Aber immerhin habe ich letztens zufällig einen fähigen Typen gefunden, der hat mein Ding wieder zum Laufen gebracht. Der sitzt wie ein Alchemist in einem vollgerumpelten Laden, an dem ich anderthalb Jahrzehnte lang immer achtlos vorbeigerannt bin. Er erinnert mich phänomenal an Carlos Santana. +++ Aber zurück zu meinem Traum: Ich sollte von einer Veranstaltung in Rheinsberg berichten, ein Feature oder wie man so sagt für die Süddeutsche. Das Ganze fand in dem nagelneuen Wolkenkratzer einer Hotelkette statt, und Stargast war kein Geringerer als Jürgen von Zlatko und Jürgen aus der ersten Staffel Big Brother. Jürgen war jetzt nicht nur Vertreter für Geschirrspülmaschinen im professionellen Bereich, er war auch der einzige Bewohner des Hotels und hatte mutmaßlich die junge Frau an der Rezeption geschwängert. Davon musste man ausgehen. Im Traum sah er aus wie Jürgen Trittin und besaß eine hypnotisierende Strahlkraft. Für die Süddeutsche schrieb ich in meinem Feature, seit seinem Big Brother-Aufenthalt sei Jürgen für alle nur noch „Jürgen Deutschland“ – was das bedeuten soll, kann ich nicht sagen. Tage vor meinem Traum hatte ich einen Vorabdruck aus Moritz von Uslars Deutschboden-Fortsetzung gelesen – für die Süddeutsche wollte ich jetzt so schreiben wie er. +++ Um die Sache hier abzukürzen: Ich kaufte Jürgen zwei Geschirrspülmaschinen ab. Allerdings wunderte ich mich, dass keine der beiden einen Besteckkorb besaß. Später kamen dann Freunde vorbei, der eine wollte gern Born to Run von Bruce Springsteen hören. Ich sagte: „Die habe ich nicht.“ +++ Das Bild heute ist aus dem letzten Jahr, da war ich auf dem Camp Cosmic in Chemnitz.
Überschrift inspired by: Zlotko Trpkovski und Jürgen Milski (Big-Brother, Staffel I) © RTL II, D 2000
Überschrift also inspired by: Jamming © Bob Marley and the Wailers, 1977
Bildunterschrift inspired by: Karl-Marx-Stadt © Megapolis, 1998
Lyrics: Rocket Man © Elton John, 1972
Big City Life © Mattafix, 2005
Deutschboden (eine teilnehmende Beobachtung) © Moritz von Uslar/Kiepenheuer & Witsch, 2010
Born to Run © Bruce Springsteen, 1975
Camp Cosmic | Gelände der Alten Spinnerei | 6. – 8. September 2019 | Chemnitz
Nochmal Deutschboden © Moritz von Uslar/Kiepenheuer & Witsch, Anfang März 2020