Instant Karma / Das ewige Leben.

Driving Home for Christmas: Aliens incognito (No. 2276, Hackescher Markt) © Kai von Kröcher, 2019

 

One way or another I’m gonna getcha getcha getcha getcha. +++ Auf dem Weg zurück von der Kita nach Hause kam mir im strömenden Regen heute zu Fuß auf dem Trottoir eine Fliege entgegen, ein ausgewachsener Brummer. Was für ein einsamer Anblick. Ich wunderte mich und dachte darüber nach, wie es bei solch einem Wetter sich für einen Brummer wohl anfühlt. Auf dem Hinweg hatte ich meinem Sohn noch erklärt, dies hier heute sei typisches Herbstwetter – und dass ich es liebe. Otto daraufhin meinte lächelnd, er liebe Herbstblätter. +++ Wie auch immer Sie und Ihre Lieben zum christlichen Weihnachtsbrauch stehen – auch in diesem Jahr werden Sie wieder um ein exorbitant exklusives Geschenk nicht herumkommen, das Ihre Konkurrenz auf vernichtende Art in den Schatten stellt: Ordern Sie noch heute fotografische Exponate direkt beim Künstler persönlich – und alsbald werden Sie auch wieder von Ihren Kindern und Ihren Sexualpartnern respektiert werden! +++ Heute hier (oben) übrigens ein verschollen-geglaubter Aliens-Klassiker in verschiedenen Rahmen – die Umrandung habe ich erstmals noch etwas verbreitert. +++ Was ich Sie lange schon hatte fragen wollen, und was mir durch den traurigen Brummer im Regen vorhin und den Herbst wieder warm in den Sinn kam: Wie eigentlich wäre Ihre Reaktion, wenn Sie, nur einmal angenommen. Stellen Sie sich die Situation vor, der letzte Tag Ihres Lebens, bzw. Sie befinden sich bereits auf der Überfahrt in die Schattenwelt. Und in diesem Moment stellen Sie fest, hier kommen Sie nicht mehr raus. Und es tritt da einer an Sie heran und behauptet, das mit dem Tod und dem Leben danach, das sei leider ein Missverständnis gewesen – so etwas gebe es nicht. Wären Sie dann zum Beispiel enttäuscht, kämen Sie sich betrogen vor? Würden Sie mit dem Fuß aufstampfen – oder die Angelegenheit mit einem Schmunzeln und einem Schulterzucken vielleicht einfach burschikos überspielen?

 

Überschrift inspired by: Instant Karma! (We All Shine On) © John Lennon, 1970

Überschrift also inspired by: Das ewige Leben (sechster Band der „Brenner“-Krimireihe) © Wolf Haas, 2003

Bildunterschrift inspired by: Driving Home for Christmas © Chris Rea, 1986

Lyrics: One Way Or Another © Blondie, 1978

Bloody Sunday / The Boy with the Thorn in his Side.

Urban Jungle Mountain Buggy: Aliens incognito, Berlin-Hauptbahnhof (No. 3672) © Kai von Kröcher, 2021

 

So kaputt, es fließen die ersten Tränen auf den dreckigen Tisch, willkommen zurück. +++ Die Mädchen auf den Bildern da oben erinnern mich an Picknick am Valentinstag – ich glaube fast, sie haben den gleichen Buggy wie der, in dem Otto lange gefahren ist. +++ Sprache im Allgemeinen ist ja auch nicht immer so einfach – verstehen Sie, wie ich das meine? +++ Himmler und Heydrich, das fällt mir bei dem heutigen Bild ein: Himmler und Heydrich sollen beide liebevoll sorgende Familienväter gewesen sein – sind liebende Väter deshalb gleich allesamt Drecksnazis? +++ Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Sie mit der Schere mit links (oder, falls Sie Linkshänder sind, mit rechts) nur ganz schlecht Papier schneiden können? Das muss man mir bei Gelegenheit wirklich erklären – einer Maschine ist es doch auch ziemlich egal, ob man den Startknopf mit links drückt oder mit rechts. +++ Weil die Bilder dieser Serie (oben) so krisselig und kaputt sind, habe ich mir nach einigen Jahren Kraniche noch einmal angehört, ein Album des Braunschweigers Bosse, das ich auf einer verschneiten Reise in die Vergangenheit in einem Smart von Arjen Robben & Wientjes einmal gehört hatte (club49-berlin-blogspot berichtete) – die Platte ist ja größtenteils doch ziemlicher Schrott, das muss man jetzt echt auch einmal sagen! +++ Familienfest dagegen ein immerhin herausfallend schöner Song, das ist auch wieder wahr. +++ Das mit den verschiedenfarbigen Rahmen übrigens ist eine ganz interessante Sache – tritt noch stärker hervor bei abgedunkeltem Hintergrund, aber den haben wir hier leider nicht. +++ Man müsste sich das Originalfoto noch einmal genau ansehen – ich habe ein bisschen Alter Affe Angst, dass man am Ende die Kinder hier wiedererkennen könnte, das wäre nicht gut…

 

Überschrift inspired by: Sunday Bloody Sunday © U2, 1983

Überschrift also inspired by: The Boy with the Thorn in His Side © The Smiths, 1985

Lyrics: Familienfest © Bosse, 2013

Picknic at Hanging Rock – Picknick am Valentinstag © Peter Weir (Regie), AUS 1975

Heinrich Himmler (* 7. Oktober 1900 in München; † 23. Mai 1945 in Lüneburg), Reichsführer SS, Mit- und Hauptverantwortlicher des Holocaust

Reinhard Tristan Eugen Heydrich (* 7. März 1904 in Halle a. d. Saale; † 4. Juni 1942 in Prag), Beauftragter der Endlösung der Judenfrage

Arjen Robben (* 23. Januar 1984 in Bedum, Niederlande), ehem. niederländischer Fußballnationalspieler, u.a. auch in Diensten des ruhmreichen FC Bayern

Robben & Wientjes (gegr. 1978 in Kreuzberg, seit 2017 im Besitz der Regensburger Firma Buchbinder), Berliner Autovermietung

Alter Affe Angst © Bosse, 2013

Der alte Affe Angst (Beziehungsdrama mit André Hennicke) © Oscar Roehler (Drehbuch, Regie), D 2003

 

New Boots and Panties / The Boy with the Arab Strap.

Aliens incognito: Searching for the Young Soul Rebels (No. 3854) © Kai von Kröcher, 2019

 

Brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up, brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up, brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up, brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up, brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up, brother, ooh-ooh, shake it up, shake it up, move it up, move it up Bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro bro.

 

Überschrift inspired by: New Boots and Panties!! © Ian Dury, 1977

Überschrift also inspired by: The Boy with the Arab Strab © Belle & Sebastian, 1998

Bildunterschriften inspired by: Searching for the Young Soul Rebels © Dexys Midnight Runners, 1980

Lyrics: Chant Of The Ever Circling Skeletal Family © David Bowie, 1974

How do you think it feels / I don’t like Mondays.

Aliens incognito: Fahrstuhl zum Schafott (No. 3639) © Kai von Kröcher, 2019

 

I look at the world and I notice it’s turning. +++ Vorgestern musste ich lange die Stirn in Falten legen, bis ich endlich drauf kam: Otto spielte auf seinem Holzxylophon How Do You Think It Feels von Lou Reed. Eine frühkindliche Improvisation, sicher – aber er spielte sie extra für mich. Lou Reed sagt ihm natürlich trotzdem rein gar nichts, der Junge ist drei! +++ Gemessen an den Facebook- und Instagram-Likes ist diese Serie heute hier oben exakt meine unbeliebteste: Aliens incognito – man fühlt sich auf eine Art nicht gemocht. Und gemocht werden wollen wir alle, hören Sie auf. Vielleicht liegt es aber einfach auch nur an den Totalausfällen im Social-Media-Sektor letzte Woche. Oder der Inder muss einfach doch noch mal ran. +++ Habe ich Ihnen einmal die Geschichte mit David Bowie erzählt, wo Iggy Pop ankommt und fragt, ob er (Bowie/Anm.d.Red) ihm nicht sein neues Album abmischen kann? Raw Power dürfte das damals gewesen sein – ich hatte das auch nur gelesen, ich war selbst nicht dabei. Bowie jedenfalls muss da sinnbildlich wohl mit den Achseln gezuckt haben: Was soll ich denn daaaaa bitte schön abmischen?! Iggy hatte alles auf nur drei Spuren zusammengemanscht: 1 Spur Gesang, 1 Spur Gitarre, 1 Spur der ganze andere Rest – Schlagzeug, Bass und was es da eben sonst noch so gibt. +++ Und genau so ungefähr müssen Sie sich das dann auch mit dem Inder und meinen Fotos vorstellen. +++ Die Bilder sind „destruktiv“ bearbeitet, wie der Fachmann es nennt. Und das wieder und wieder, unzählige Male – immer wieder dran herumgeschrubbt, mehr als ein ganzes Jahr lang! +++ I Don’t Like Mondays habe ich, da war ich in den großen Ferien das allererste Mal in West-Berlin. Sommer ’79, die Reise würde ich gerne heute noch einmal machen, ein letztes Mal mit der Reichsbahn. Jedenfalls, ich war da also gerade in West-Berlin – man hat das als Westdeutscher übrigens gar nicht gesagt: „West-Berlin“, das ist Quatsch. Und da jedenfalls kam I Don’t Like Mondays gerade brandneu heraus. Lief mehrmals im Radio – und ich weiß noch, die Schöpfung mitsamt meines eigenen Sonnensystems infrage stellend. Wie ich als fünfzehnjähriger Salonpunk zu meinem Cousin aus der Claudiusstraße da beim Hansaplatz sagte: „Wenn das nicht von den Boomtown Rats wär‘, sondern von ABBA – ich glaube, ich fänd‘ das dann aber nicht gut!“ +++ Fehlt heute eigentlich nur noch mein schätzungsweise liebster Beatle, der stille – George Harrison nämlich: Bangla Desh damals als Kind habe ich jedenfalls immer inbrünstig mitgesungen – auch wenn ich nicht wusste, worum es da geht.

 

Überschrift inspired by: How Do You Think It Feels © Lou Reed, 1973

Überschrift also inspired by: I Don’t Like Mondays © The Boomtown Rats, 1979

Bildunterschrift inspired by: Ascenseur pour l’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott – mit Jeanne Moreau; Musik: Miles Davis) © Louis Malle (Regie), F 1958

Lyrics: While My Guitar Gently Weeps © The Beatles, 1968

Raw Power © Iggy and the Stooges, 1973

Bangla Desh © George Harrison, 1971

Konzert für Bangladesch, Madison Square Garden, New York City, 1. August 1971

Aliens incognito – Reisende soll man nicht aufhalten (Fotoserie) © Kai von Kröcher, 2019

 

Bluescreen, Baby / Dieses ewige Yeah Yeah Yeah.

She’s Got A Ticket To Ride: Aliens incognito (No. 1867/Ostbahnhof) © Kai von Kröcher, 2019

 

I saw the photograph, he blew his mind out in a car. +++ Im Bus vorhin dachte ich längere Zeit darüber nach, ob es die Beatles noch gab, als meine musikalische Erinnerung aktiv einsetzt. Love Me Do beispielsweise haben wir an Weihnachten immer rauf und runter gehört – als 7″-Single auf dem kleinen Mono-Plattenspieler meiner Schwester von Philips, auf jeden Fall müsste das vor 1970 gewesen sein. +++ Gestern habe ich mir den Schreck meines Lebens gegönnt: Ich hatte Otto von der Kita abgeholt. Ein Weg, den wir fast in- und fast auswendig kennen. An der Fontanepromenade biegen wir meistens ab, da gibt es einen kleinen Fußgängerüberweg, allerdings auch eine Art Labyrinth aus Wegen und Büschen. Der Sohn trug eine rote Strickjacke, und im Augenwinkel raste er auf seinem Laufrad an mir vorbei um die Ecke. +++ Was ich gestern sagte, so von wegen, ich würde das Bild gerne in Lebensgröße einmal vor mir sehen: Einen Probeprint etwas kleiner habe ich heute am Vormittag in Tempelhof abgeholt. Beim Rewe gleich um die Ecke der Druckerei gönnte ich mir eine Buttermilch für den Weg – ich liebte es dort, gebe den Ort aber nicht preis. Auf jeden Fall, das Ergebnis lässt hoffen – vielleicht gar nicht mehr so wahnsinnig viel zu tun für den Inder! +++ Bild für Bild werde ich hier die Serie komplett nacheinander zeigen – bevor sie dann hoffentlich bald in Groß irgendwo hängt. +++ Jedenfalls trottete ich meinem Sohn hinterher, wir vertrauen uns gegenseitig. Doch als ich ums Eck bog – wie vom Erdboden verschluckt. Ein elektrischer Stoß bis in die Fingerspitzen. Ich rannte den Weg wieder zurück, suchte das Labyrinth ab und rief. Keine Antwort, kein Kind auf dem Laufrad. Hoffentlich war er nicht auf die Straße. Tut er ja eigentlich nicht. Letzter Versuch, letzte Hoffnung, ich bog noch einmal um die Ecke, und wieder war da kein Sohn. Zumindest nicht auf den ersten Blick: Brav und voller Geduld saß er auf seinem Laufrad wartend am Fußgängerübergang und winkte gelassen. In seiner roten Strickjacke hatte er sich genau vor einen roten 3er-BMW aus den Neunzigerjahren gestellt – für den väterlichen Röntgenblick damit unsichtbar. +++ Und mit diesem niedlichen Schmunzler verabschiede mich und sage bye, bye.

 

Überschrift inspired by: Chroma Keying (auch color keying): visueller Effekt, um Hintergrundbilder einzubauen

Überschrift also inspired by: Sweet Gene Vincent © Ian Dury & the Blockheads, 1977

Überschrift also inspired by: Die Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah © Walter Ulbricht, 1965

Bildunterschrift inspired by: Ticket to Ride © The Beatles, 1965

Lyrics: A Day in the Life © The Beatles, 1967

Love Me Do © The Beatles, 1962

BMW 3er-Reihe (Baureihe E36) © Bayerische Motorenwerke, 1990 – 2000

Born to Boogie / Fensterplatz am Meer.

Aliens incognito: Reisende soll man nicht aufhalten (No. 3731) Berlin, Alexanderplatz) © Kai von Kröcher, 2019

 

All I got is a photograph and I realize. +++ So viel und so oft schon daran herumgeschrubbt an den Fotografien dieser Serie da oben. Ich würde sie gerne einmal überlebensgroß in einer Ausstellung sehen. Vielleicht sind sie großartig – wahrscheinlich aber schon völlig zerschunden, und der Inder müsste sich kurz einmal dransetzen. Hat jemand die Nummer von dem?  +++ Besser noch: Email-Adresse – ich telefonier‘ doch so ungern. +++ Diesen Ringo-Starr-Song da oben im Liedtext-Zitat: den musste ich eben nicht einmal hören, und schon war ich über den Daumen gleich wieder zehn Jahre. Wer sich erinnert, war nicht dabei – vom Feeling her direkt wieder tausend Kindheitsgefühle vor Augen! +++ Wussten Sie, dass Ringo Starr nicht nur Schlagzeuger der Beatles war, sondern zum Beispiel auch bei der großartigen T.-Rex-Konzert-Doku Born to Boogie Regie geführt und gleichzeitig den Film produziert hat? +++ Okay, und bevor das nach hinten losgeht – die Sache mit dem Inder war mal so ’ne Art Privat-Joke: Es gab da angeblich in Indien irgendwo jemanden, dem konnte man seine ganzen Fotos schicken – und der hat die dann nach Strich und Faden professionell bearbeitet, wenn man nicht weiterkam.

 

Überschrift inspired by: Born to Boogie (Konzertfilm mit T. Rex, Elton John, Ringo Starr) © The Beatles‘ Apple Films/Ringo Starr (Produktion und Regie), GB 1972

Überschrift also inspired by: Fensterplatz am Meer © Decathlon, 2019

Lyrics: Photograph © Ringo Starr, 1973

Richard Starkey (* 7. Juli 1940 in Liverpool), britischer Musiker, Songschreiber, Schauspieler und Filmregisseur und -produzent