TVC fofftein / Strafe der Romantik.

Wenn’s astrein werden soll: Halensee mit Bauhaus und Heizkraftwerk Wilmersdorf © Kai von Kröcher, 2020

 

Autuum is here and they’re burning the heather. +++ „Neues Heidekraut“ heißt dann wohl ganz profan Heather Nova, fiel mir auf dem Weg neulich zur Kita ein. +++ Ohne Quatsch arbeite ich gerade an einem Bild, dem habe ich ein Textzitat der Pet Shop Boys zugrunde gelegt. Ein zugegeben spontan relativ schöner Song. Das Bild selbst allerdings – trotz größter Sorgfalt – scheint mir doch ein schönes Stück Flickwerk zu werden. Sagt man das so? Schönes Stück Flickwerk? +++ Fühlen auch Sie sich dann und wann instrumentalisiert? +++ Heute jedenfalls habe ich oben für Sie schon mal einen winzigen Ausschnitt daraus, äh, haben wir da oben schon mal eines von etwa 270 Einzelbildern, falls Sie verstehen. +++ Aber das Gesamtwerk passt hinten und vorne nicht, falls Sie ebenfalls verstehen. +++ Sieht bisher scheiße aus. +++ Dafür der Lichtblick heute am Morgen: Auf dem Wege vom Bäcker nach Hause, ein trüber Novembertag mitten im kalten Dezember. Kein Mensch auf der Straße, dafür Geldscheine auf dem Gehweg zu meinen Füßen. Bisher hatte ich nur immer verloren, niemals gefunden. Hätte man schön einen von saufen gehen können, wären die Kneipen zurzeit nicht geschlossen. +++ Womit wir bei meinen Geschenktipps für die diesjährige Quarantäne-Weihnacht wären: Die tolle Hörbuch-Edition von Volker Hauptvogels autobiografisch inspiriertem Roman Fleischers Blues zum Beispiel will ich seit Jahren schon kurz vor dem Fest jedes Mal immer empfehlen. Zeitreise in das West-Berlin der Spätsiebzigerjahre, bei der Deutschen Grammophon seinerzeit veröffentlicht und authentisch gelesen, wenn es so etwas gibt – authentisch gelesen von Guntbert Warns. +++ Der einzige Schock allerdings, sofern man zufällig mit dem Thin White Duke sozialisiert worden ist, da stockt einem schon kurz der Atem. Regie und Autor waren beim Einlesen in diesem Moment wohl gerade Kaffee holen, und der Toningenieur hat früher immer George Benson gehört. Da geht es jedenfalls, wenn ich mich richtig erinnere. Da geht es um das David-Bowie-Konzert ’76 in der Deutschlandhalle, und Warns kündigt den nächsten Song mit TVC Fifteen an. +++ Alter Gevatter! +++ Nicht-Insider verstehen allerdings gerade nur Bahnhof und ansonsten ist eh alles super – noch immer ein toller Roman! +++ Ebenfalls gut zu verschenken natürlich: Carte postale, die pressfrische Vinyl-Single von Interhotel (B-Seite: Fatigue de l’été). +++ Müssen Sie selber alles mal googeln, wenn Sie noch auf der Suche nach dem besonderen Geschenk sind – mir läuft gerade die Zeit davon…

 

Überschrift inspired by: TVC 15 © David Bowie, 1976

Überschrift also inspired by: Straße der Romantik © Kai von Kröcher, 2020

Bildunterschrift inspired by: „Wenn’s gut werden soll“ (Werbeslogan) © Bauhaus, 2016 (?)

Lyrics: Burning the Heather © Pet Shop Boys, 2019

Walk This World © Heather Nova, 1995

Fleischers Blues (Hörbuch, gelesen von Guntbert Warns; Regie: Diethard Küster) © Volker Hauptvogel (Romanvorlage), 2016

On Broadway © George Benson, 1978

Carte Postale © Interhotel, 2020

Reason Or Rhyme / Der Präsident Trump befürchtet, Ihr seid solche Fucker könne sich auf der Zielgeraden noch in den US-Wahlkampf einschalten.

Reason or Rhymn: Kottbusser Brücke (Lockdown Light Version) © Kai von Kröcher, 2020

 

I can see the change better than I ever could before, I am what remains. +++ Interessieren Sie eigentlich für die Geschichten hinter bedeutenden Kunstwerken? +++ Den ganzen Tag gestern hatte ich in der Bude gesessen und an einem Bild herumgeschmirgelt. Dann wollte ich rausgehen, Nudeln und Klopapier kaufen gehen. Und obwohl ich absolut keine Lust hatte, warf ich mir die moderne Digitalkamera über die Schulter, knipste hier etwas, knipste dort etwas. Dann kam mir der Einfall, zur Kottbusser Brücke zu gehen, mich hinabstürzen. Ganz nebenbei gibt es sowohl nordöstlich der Brücke – und über den Daumen auch südwestlich. An beiden Enden gibt es da geile Discounter, wo man sich beim An-der-Kasse-stehen gepflegt in den Nacken hauchen lassen kann, I’m loving it. +++ Jedenfalls betrat ich gerade die Brücke, die Ankerklause hatte aus Gründen des Lockdowns ihre stilprägende Leuchtreklame aus- beziehungsweise gar nicht erst eingeschaltet, bei der italienischen Singer/Songwriterin oben brannte schon Licht. Ich suchte mir eine Position, lehnte mich mit dem Rücken an einen Laternenpfahl. +++ Mit meinem Sohn Otto bin ich hier gerne, wir beobachten die Tauben. Da hätte ich übrigens mal eine Frage: Vor gar nicht so langer Zeit hatte ich mal den Eindruck, dass die Tauben, wenn sie im Schwarm ihre Runden drehen – das kann man auch über dem U-Bahnhof Kottbusser Tor beobachten oder zum Beispiel am Nollendorfplatz. Die Frage jedenfalls wäre, kann es sein, dass Tauben sämtlichst synchron mit den Flügeln schlagen, wenn sie in einem Geschwader herumfliegen? +++ Ich jedenfalls hatte mich gerade positioniert, überdachte mein weiteres Vorgehen. Künstler tun so etwas. Und in diesem Moment – die Dämmerung hatte längst zärtlich eingesetzt. In diesem Moment gingen mit einem Schlag die Straßenlaternen an und verwandelten die prosaische Brücke in einen lichternen Traum. +++ Durch Zufall habe ich vor einigen Tagen gelesen, Keith Richards erstes Enkelkind hieße mit Vornamen Otto Reed – eigentlich unverschämt. +++ Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, den sogenannten Lockdown light diesmal kreativ besser zu nutzen. Meine Vorbilder dabei dürften Graf Tati und Cécile Dupaquier sein, die während der Pandemie bisher ein ganzes Doppelalbum produziert haben oder noch dabei sind. Seit neuestem haben die zwei jetzt sogar einen Namen: Noch in diesem Jahr wird unter dem Namen Interhotel eine erste Vinyl-Single erscheinen, Carte Postale.

 

Überschrift inspired by / Bildunterschrift: Reason And Rhymn © The Bryan Ferry Orchestra, 2012

Überschrift also inspired by: Trumpi-Boy

Lyrics: I Can See the Change © Celeste, 2020

Carte postale © Interhotel, 2020