Russian Lips / Zeiten ändern dich.

Fiktives Vinyl: Kehle – Du hängst jetzt immer mit Filmtypen ab © Kai von Kröcher, 2015/2022

 

And when she said she’d be a movie queen nobody laughed. +++ Die Stadt verändert sich schnell. +++ Ich hatte Otto zur Kita gebracht – und weil der Herbst so wunderbar leuchtete, haben wir urstens getrödelt. Ich nutzte den Augenblick und gab ihm noch etwas Weisheit mit auf den Weg. Ich sagte: „Herbst ist nur jetzt, Stress aber kannst du später im Leben noch oft genug haben.“ Er meinte, d’accord! Und wie zum Beweis meiner These kam er dann doch gerade noch rechtzeitig zum Frühstück. +++ Nanü?! +++ Frühstücke bekommt er immer zweie am Morgen: Ein erstes bei mir mit dem Papst, ein zweites dann bei den Früchten. „Früchte“, so heißt seine Gruppe da in der Kita. Und natürlich hatte ich „Paps“ schreiben wollen, nicht Papst – aber Papst ist schon recht lustig! +++ Um hier nicht so viel rumzufaseln, hatte der Post heute folgendermaßen anfangen sollen: ‚Die Stadt verändert sich schnell, rasend schnell – wer wüsste das besser als die Band Kehle?‘ +++ Wie finden Sie das? Auf dem Rückweg von der Kita nämlich hatte ich mich vor das neue Café da gesetzt, im Schatten des Grand Hotel Urban. Wobei „Schatten“ natürlich im übertragenen Sinne: Man hat dort den besten Sonnenschein der Stadt. Und wenn man sich rechtzeitig hinsetzt, da kann man dann Otto und mich auf dem Wege zur Kita beobachten. So Stalker mäßig, wenn man will. +++ Muss aber nicht sein. +++ Jetzt hatte ich mich also alleine draußen da hingesetzt: Cappuccino, Croissant, Tagesspiegel. Plötzlich kamen die Frauen, das dürfte kein Zufall sein. Setzten sich links an den Tisch und an den Tisch hinter mir – von der Straße, also von Osten aus gesehen. An jedem Tisch zwei. Die hinter mir sprachen Englisch, irgendwas so von wegen, schön, dass die Sonne scheint. An dem anderen Tisch sagte die eine zur anderen: „Die Stadt verändert sich schnell.“ +++ Wer wüsste das besser als die Band Kehle? Das Album hatte ursprünglich Wohlstandsverlust heißen sollen, die Plattenfirma aber sofort ein striktes Veto eingelegt und gesagt: dann sprängen die AfD-Wähler ab, man müsse auch an die Verkaufszahlen denken. Stattdessen hatte sie Russian Lips vorgeschlagen, da hatte die Band aber sich quergestellt. Du hängst jetzt immer mit Filmtypen ab war dabei letztlich ein Kompromiss, das sieht man der Platte auch an. +++ Falls Sie sich wundern – das Cover wurde einst in der Löwenstadt Braunschweig fotografiert: Außerhalb des linken Bildrandes sieht oder sieht man eben auch nicht den Hauptbahnhof mit der schönen Empfangshalle, die hoffentlich unter Denkmalschutz steht. Im Rücken hatte der Fotograf wahrscheinlich in etwa die Stadthalle. Halb rechts geradeaus, das dürfte das Atrium-Hotel sein – dort haben vor vielen Jahren Hot Chocolate mal geschlafen…

 

Überschrift inspired by: Russian Lips © Kehle, 2022 (unofficial)

Überschrift also inspired by: Zeiten ändern dich (Bushido-Film-Biografie) © Bernd Eichinger (Drehbuch), Uli Edel (Regie), D 2010

Lyrics: Emma © Hot Chocolate, 1974

Lieben, leben, lachen / I Promised You a Miracle.

Oktober November: und immer schön auf den Abstand achten! © Kai von Kröcher, 2013

 

And when she said she’d be a movie queen nobody laughed. +++ Im Nachhinein war die Fotosafari neulich vielleicht doch etwas verantwortungslos – doch lernen wir ständig alle dazu. Wie nicht nur Angela Merkel, sondern auch führende Virologen immer wieder mal einräumen. +++ Ich will jetzt hier keinen Senf abgeben zu einem wichtigen Thema, von dem ich mindestens genauso wenig Ahnung habe wie andere auch. +++ In einem leergehamsterten Regal gestern bei Rossmann am Kottbusser Damm hatten sich ein paar marodisierende Küchenrollen mit Dekor und ein Häuflein verängstigter Packen Toilettenpapier in einer Ecke zusammengedrängt. Ich sagte zu Otto: „Das gibt es doch nicht, das ist ja ein Wunder!“ Otto schenkte mir einen prüfenden Blick und nickte. +++ Bei Rewe am Kottbusser Tor seinerzeit übrigens hieß das Hausmarke-Klopapier „Believe in Miracles“, Ihr seid solche Fucker berichtete. +++ Pro Hygieneartikel nahmen wir jeweils nur ein einziges Päckchen, da haben wir eine Vorbildfunktion. +++ Und während man jetzt so in seinem Homeoffice sitzt, da habe ich gestern die Zeit halbwegs genutzt und meine Webseite erweitert. Wozu hat man denn einige Jährchen auch immer mal wieder beim Film rumgehangen: Stand- und Setfotografie habe ich die neue Seite genannt – ich finde, das passt. +++ Klicken Sie einfach mal rein, Zeit genug haben Sie ja! +++ Das Foto oben ist dann auch aus dem Portfolio, das habe ich bei den Dreharbeiten zu Oktober November gemacht, einem Drama des großartigen Götz Spielmann. Die Szene hier mit Nora von Waldstätten und Sebastian Hülk wurde gedreht am Potsdamer Platz – im Bild wird gerade „die Schärfe gezogen“, wie wir Filmtypen sagen. Der Großteil des Films allerdings entstand „drüben in Österreich“, wie wir Filmtypen ebenfalls gerne sagen. +++ Und was wir, zum Schluss, auch gerne sagen: „Halten Sie Abstand – und #StayFuckingHome!!!“

 

Überschrift inspired by: Love, Live, Laugh – Alouette Küchenrolle XXL mit Dekor © Rossmann, 2020

Überschrift also inspired by: Promised You A Miracle © Simple Minds, 1982

Bildunterschrift inspired by: Oktober November © Götz Spielmann (Drehbuch/Regie), A/D 2013

Lyrics: Emma © Hot Chocolate, 1974

Christian Heinrich Maria Drosten (* 1972 in Lingen/Emsland), Chefvirologe der Charité, Berlin