What Is It About Me / Da kam mal einer an und meinte, biste nicht.

Datsun Sunny: Wo die 80er noch 80er sind © Kai von Kröcher, 2023 (Handyfoto made in China)

 

Und das Schloss, von dem er sprach, war ein Vorhängeschloss an dem Keller, in dem er sich erschoss. +++ Haben Sie je darüber nachgedacht, wie es wäre, würde ich das Lied Stay On These Roads von a-ha mit einer ein bisschen tieferen Stimme neu interpretieren – ich war ja mal Sänger in den Achtzigerjahren? +++ Die eigentliche Geschichte kommt gleich noch. +++ Ich kam also aus dem Markendiscounter an der urbanen Straße, wollte die Einkäufe gerade auf den Gepäckträger wuchten. Letzte Woche allerdings schon. Von hinten eine Stimme: „Bist du nicht der Papa von …“ Da geht es normalerweise um meinen Sohn, bist du nicht der Sohn von Otto, äh, der Vater. Ich drehte mich um, der Christian von der taz stand vor mir, ich sagte: „Was?“ „Bist du nicht der Papa von Rattelschneck?!“ +++ Hm, eigentlich nicht. +++ Wie komme ich drauf, ich hatte heute etwas Zeit. Ging in die Gedenkstätte Deutscher Widerstand, war ja nicht alles schlecht. In all den Jahren nie hier gewesen, stand ich nun in dem Hof, wo man Oberstleutnant Stauffenberg und seine Komplizen damals erschoss. Aus dem 29er Bus kann man einfach mal aussteigen und kurz darüber nachdenken, ob man nächstes Mal wirklich wieder AfD wählen muss. +++ Ein Hauch von Geschichte umwehte mich in dem Hof, da plötzlich nannte man meinen Namen: „Kai?!“ Die argentinische Elektro-Performerin hatte ich hier jetzt gerade nicht erwartet, aber sie war es – eine großartige Überraschung! +++ Später kam ich noch an dem roten Datsun in perfekter 80er-Jahre-Kulisse vorbei (Foto), ich hätte ihn aufessen können. +++ Eigentlich aber hatte ich ja von meinem Besuch im Prinzenbad Kreuzberg neulich mit Otto erzählen wollen. Vorher nämlich hatte ich noch vollmundig verkündet, ich würde die Sachen diesmal da einschließen, sonst kann man ja gar nicht in Ruhe ins Wasser. Die Schlösser kriege man an der Kasse, sagte uns ein Security-Typ, alles klar. Habe dann acht Euro dafür hinterlegt, ein Vorhängeschloss Marke Burgwächter. Und jetzt kommt der Witz, Baden war auch okay: Jedenfalls ging ich am Ende zur Kasse und wollte meine acht Euro wieder einlösen: „Nee, das ham Se doch gekauft – wir verleihen hier keine Schlösser!“ +++ Verstehen Sie? +++ Und ich dachte schon, das wäre das Doofste gewesen, was mir an dem Tag hätte passieren können. +++ Wir drehten noch eine Runde zum Späti, dann wollte mein Sohn auf den Spielplatz. Da dann endlich bemerkte ich: das Handy war mir irgendwo aus der Badehose gefallen – weg, futschikowski, verschwunden. Wir also den gesamten Weg noch einmal, ähem, abgelatscht, inklusive Späti – nichts. Mittlerweile auch das Prinzenbad schon geschlossen. You can check in any time you like, but you can never leave – oder so ähnlich, nur genau andersrum. Allerdings ließ uns eine unerwartet nette Mitarbeiterin wieder rein. Ich sagte, mein Handy ist weg. Versuchsweise tippte sie meine Nummer in ihr Telefon, dann sagte sie: „Zweimal geklingelt, dann weggedrückt.“ Puh, das ist aber eine lange Geschichte. +++ To cut a long story short: Am Ende war mein Handy gefunden worden, ein weiterer Serurity-Typ drückte es mir in die Hand. Eine tolle Wendung – und wenn Sie jetzt denken, was für eine lange Geschichte: Was glauben Sie denn, wie lang diese bescheuerte Story mir wohl eigentlich vorgekommen sein mag?! +++ Prinzenbad rules!

 

Überschrift inspired by: What Is It About Me © Lola Young, 2023

Überschrift also inspired by: Rudi © Herwig Mitteregger, 1983

Lyrics: Er hieß nicht von Oertzen © Hildegard Knef, 1963

Stay On These Roads © a-ha, 1988

Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. November 1907 auf Schloss Jettingen; † 21. Juli 1944 in Berlin), dt. Berufsoffizier der Wehrmacht

Da geht der Punk ab © Yasmin Gate, 2014

Schlösser rechts, Seen links © Zensor Rec., 1982

Hotel California © Eagles, 1976

To Cut a Long Story Short © Spandau Ballet, 1980

From the Safest Places Come the Bravest Words / Nachtzug nach Nischni Nowgorod.

Fiktives Vinyl: Tibor Weitling – Nachtzug nach Nischni Nowgorod © Kai von Kröcher, 2007/2022

 

Jahre zieh’n wie ein Film vorüber im Café Miami. +++ Um es kurz zu machen, mein Plan war ein anderer gewesen: Wie Johnny Cash bis an sein Lebensende nur schwarze Anziehsachen trug, so hatte ich nach dem 24. Februar nichts mehr gepostet. Auch jetzt fühle ich mich nicht berufen, von meinem Sofa aus kluge Einschätzungen über einen Krieg abzugeben, den ich nicht nachempfinden kann. Weil ich ein gefühlsarmer Sack bin. Weil ich Krieg zum Glück nie aus der Nähe kennengelernt habe. Weder Osteuropa-Experte noch Militärstratege bin. Auch von Politik nur peripher eine Ahnung habe. Andererseits hätte ich es aber auch als zynisch empfunden, den Krieg einfach unkommentiert zu lassen, ihn nicht zu erwähnen und stoisch weiter meine putzigen Geschichtchen zu posten. +++ Zwischenzeitlich habe ich dann beobachtet, dass ich innerlich jeden abgeschossenen russischen Panzer zu bejubeln begann, als wäre der ganze Horror ein Fußballspiel – das fand ich dann irgendwie auch irritierend. +++ Gleichzeitig genoss ich es still und heimlich, nicht zwanghaft ständig irgendeine Sülze posten zu müssen, was mich seit Jahren eh keinen Schritt von der Stelle gebracht hatte. +++ Gestern in den unendlichen Weiten der brandenburgischen Kiefer aber, einem zwanglosen Stelldichein führender Medienvertreter, Künstler der verschiedensten Disziplinen und Jungs aus dem Showbiz. Da fiel gegen Ende – wie einst Tom Sawyer und Huckleberry Finn hatten wir längst ein paar gemeinsame Bahnen durch den Dahme-Umflutkanal gezogen. Da plötzlich fiel einem die Frage ein, warum ich denn so lange nichts mehr gepostet habe. Pipapo, sagte ich – Ukraine und so. Dieses und jenes, ich habe es Ihnen ja oben zusammengefasst. +++ Aus dem einen Dilemma ins nächste: Café Miami der guten Berliner Gruppe SIND scheint wohl eine Momentaufnahme der Corona-Zeit gewesen. Ich hatte den Song erst kennengelernt, als die Pandemie schon zu Ende war, die nächste Katastrophe längst im Gange. Sehr schönes Video, sehr schöner Song! +++ To cut a long story short: mein Bild heute stammt aus der Serie Die einhundert besten Langspielplatten der Welt und heißt Nachtzug nach Nischni Nowgorod.

 

Überschift inspired by: A New Dark Age © The Sound, 1981

Überschrift also inspired by: Nachtzug nach Nischni Nowgorod © Tibor Weitling, 2022

Lyrics: Café Miami © Sind, 2021

Sonderoperation zur Entstaatlichung der Ukraine

Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer (Fernsehvierteiler nach Romanen von Mark Twain) © ZDF, BRD/F/RO 1968

To Cut a Long Story Short © Spandau Ballet, 1980