Acht Milliarden Träumer / There Is No Time.

Fiktives Vinyl: Valérie Jusquart – Novitchok © Kai von Kröcher, 2010/2022

 

Jetzt müsste man ’nen Knopf haben, und alles bleibt, wie es ist. +++ Wir hatten ja neulich über Das Fahrrad gesprochen. Die letzten Tage musste ich daran denken, und ich habe mich gefragt: Was mögen wohl Ihre Höhepunkte des Films sein? Ich zum Beispiel liebe die komplette Anfangssequenz, die Kamera nimmt sich Zeit! Ganz toll, wo sie an der Ampel neben dem Laster stehen. Sagen wir mal, bis da, wo sie gerade im Kindergarten ankommen. Könnte ich mir, mit der Musik und ganz ohne Quatsch, in Dauerschleife angucken. +++ Twentyfourseven. +++ Apropos – durch den alltäglichen Alltag mit meinem Sohn erfahre ich nebenbei – nennen wir es ‚Dinge‘. Erfahre ich Dinge, die mir sonst verborgen geblieben wären. Die in der Schule entweder nicht behandelt worden sind, oder wo ich aus juveniler Überheblichkeit zum Beispiel nicht zugehört habe: Dass es in der Zeit, die noch vor der Zeit von vor 13,8 Milliarden Jahren liegt, keine Zeit gegeben haben soll. Ist das nicht verrückt: keine Zeit?! +++ Großartig finde ich auch die Szene, wo abends der Typ von der Versicherung bei ihr an der Tür läutet, um die dreizehn Mark Beitrag zu kassieren. Und ihr Kind fragt aus dem Off: „Mama, wer is’n das?“ Und der Typ von der Versicherung zeigt ins Dunkel, so ungefähr Richtung Kinderzimmer, und sagt wie nebenbei: „Soll schlafen!“ Und sie leicht unterschwellig genervt: „Ja, ja – ’soll schlafen’…!“ +++ Wussten Sie, dass Sergej Lawrow Geburtstag am 21. März hat, genau wie ich? Und Lothar Matthäus – wir drei?! +++ Aber das mit der Zeit finde ich wirklich krass – am Ende sind 13,8 Milliarden Jahre dann ja doch eben nicht unendlich lang, das ist im Prinzip überschaubar. Und nun stellen Sie sich das einmal vor: keine Zeit!

 

Überschrift inspired by: Acht Milliarden Träumer © Matthias Reim, 2021

Überschrift also inspired by: There Is No Time © Lou Reed, 1989

Filmzitat: Susanne (Heidemarie Schneider) zu Thomas (Roman Kaminski) in Das Fahrrad, DEFA-Film (Gruppe Babelsberg) von 1982

Das Fahrrad (sog. Frauenfilm mit Heidemarie Schneider, Roman Kaminski – und Anke Friedrich als Kind) © Evelyn Schmidt (Drehbuch/Regie)/DEFA, DDR 1982

Novitchok © Valérie Jusquart, 2022

Die Fälschungen sind echt / Jetzt sind wir acht Milliarden.

Fiktives Vinyl: DJ Beckenbauer – Sodom & Cambozola © Kai von Kröcher, 2016/2022

 

Achtung, Achtung, these are your orders: Anyone found guilty of consuming more than their allotted amount of air will be slaughtered and cremated, one only cubic foot of air is allowed. +++ Ich würde mich jetzt erstmal nicht direkt als Legastheniker:in bezeichnen, aber merkwürdig ist das schon: Bei „Billard“ zum Beispiel und halt auch „Milliarden“ wie oben – immer wieder komme ich da ins Schwimmen mit dem „i“, wenn Sie verstehen. +++ Okay, das Problem mit den fehlenden Bildern letztens im Blog sollte behoben sein. +++ Zurzeit bekomme ich morgens immer die Printausgabe an die Tür, die Printausgabe des Tagesspiegel. Preisausschreiben gewonnen. Und das („Jetzt sind wir acht Milliarden“, oben/Anm.d.Red.) war gestern der Aufmacher. Mir fällt dann immer dieser David-Bowie-Song ein, We Are Hungry Men von 1967, da hat London bereits 15 Millionen Einwohner – und New York achtzig. Am Ende frisst man sich gegenseitig auf, visionäre Zeilen irgendwie. Da musste ich dann an diesen Schauspieler da denken mit dem Bart, ich kenne den Namen nicht. So vom Feeling her eher auf türkisch-arabische Rollen aus dem Clan-Milieu festgelegt, in Wahrheit sicher ein fairer Typ. 4 Blocks hat der mitgespielt, könnte man googeln. Jedenfalls hab ich ein Interview mit dem gelesen, schon länger her, da dachte ich, was für ein Scheiß. Er meinte, was ja okay ist, kann man ja meinen. Irgendwas so von wegen, türkische Familien seien besser als deutsche. Ansichtssache wahrscheinlich, aber okay. Gibt ja natürlich viele Aspekte, bloß an einem Punkt dachte ich, man(n), bist du blöd: Er meinte nämlich ganz stolz, er höchstpersönlich habe sechs Kinder gezeugt – türkische Familienkultur oder so sei der deutschen halt überlegen. +++ Soll ich zum Schluss noch kurz eine lustige Anekdote bringen? Etwas zum Schmunzeln? Als ich da neulich bei meinem Provider angerufen hatte. Ich bin da dann irgendwann weitergeleitet worden an eine Web-Hosterin oder so, die sollte sich das Problem mal genauer ansehen. Ich sage, „hier, pipapo – die Seite ist da, nur der Blog ist verschwunden.“ Sie sieht sich das an: Portfolio, Vita, Kontakt. Dann bleibt sie hängen, entdeckt empört in der Leiste oben den Blog (Ihr seid solche Fucker/Anm.d.Red.): „Da steht aber etwas gar nicht Nettes!“ Ich reichlich verdutzt: „Äh, ja, genau. Um das gar nicht Nette geht es, das ist verschwunden.“ Ich denke, die wird das jetzt sicher lösen, das leidige Problem – sie aber sagt: „Da kann ich Ihnen jetzt auch nicht helfen.“ 

 

Überschrift inspired by: Die Fälschungen sind echt © Milliarden, 2021

Überschrift also inspired by: 8 Milliarden (Schlagzeile) © Der Tagesspiegel (Printausgabe), 14.11.2022

Lyrics: We Are Hungry Men © David Bowie, 1967