Ein unmöglicher Mensch / Ich möchte es einmal besser haben als mein Kind.

Ecke Dimitroff: Ich möchte es einmal besser haben © Kai von Kröcher, 2020

 

Brucie dreams life’s a highway, too many roads bypass my way – or they never begin. +++ Beim frühmorgendlichen Sonnenspaziergang heute zum Bäcker musste ich komischerweise an Martenstein meine Urgroßtante Bertha denken. Im Kopf hatte ich dabei ein Schwarzweißbildnis Rosa Luxemburgs, doch ganz bestimmt will ich Bertha nicht zur linken Revoluzzerin stilisieren, das wäre Quatsch. Ich kannte sie (naturgemäß) leider nicht, aber zumindest war sie, wie es in verschiedenen Quellen da heißt. Sie war Sozialreformerin – und Mitbegründerin der Vereinigung Konservativer Frauen (VKF), was auch immer das beides gewesen sein mag. Vor allem aber, und bis vor kurzem war mir das absolut nicht bekannt – jedenfalls: Ihr Leben lang war sie nie verheiratet, lebte stattdessen ganz offensichtlich in einer Beziehung mit der Schriftstellerin Adeline Gräfin zu Rantzau, was mir, so als Laien, für die damalige Zeit dann doch über das gewöhnliche Quäntchen ungehörig und revolutionär und gar nicht so übertrieben konservativ erscheint. +++ Auch Bertha veröffentlichte mehrere Bücher, aber besonders interessant dabei finde ich, dass die Rantzau und meine Urgroßtante einige Zeit in der Künstlerkolonie Worpswede verlebten, möglicherweise sogar – aber das ist jetzt reine Spekulation oder Wunschdenken. Möglicherweise jedenfalls zu der Zeit, als auch Paula Modersohn-Becker dort in Worpswede lebte und arbeitete (und verstarb). +++ Die Welt ist ein Dorf; was mich am Leben aber am allermeisten so fertig macht, ist, dass das alles immer so vergänglich sein muss – und dass sich schon bald keine Sau mehr an irgendwen oder -was erinnert. +++ Im übrigen muss es für mich keinen Frauentag geben – bei mir sind rund um die Uhr, 24 Tage die Woche, alle Menschen gleich – außer Doofe. +++ Wie sagt mein Sohn Otto immer so schön: „Man(n) kann über den Papa sagen, was man will – aber ein Sssrein (Schwein/Anm.d.Red.) ist er nicht.“ +++ P.S.: Das Bild heute (oben) wäre eigentlich wesentlich breiter gewesen, ein Cinemascope sozusagen. Ist mir bei der Bearbeitung vorhin allerdings abgekackt, das war irgendwie blöd – das Bild selbst dagegen war super…

 

Überschrift inspired by: Ein unmöglicher Mensch (Drama) © Adeline zu Rantzau/Verlag Martin Warneck, Berlin, 1906

Überschrift also inspired by: Ich möchte es einmal besser haben als mein Kind © Kai von Kröcher, 2021

Lyrics: Cars and Girls © Prefab Sprout, 1988

Rosa Luxemburg (* 5. März 1871 als Rozalia Luxenburg in Zamość, Kaiserreich Russland; † 15. Januar 1919 in Berlin), Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung

Bertha von Kröcher (* 24. Mai 1857 auf Schloss Isenschnibbe, Altmark; † 12. März 1922 in Berlin), dt. Sozialreformerin und Schriftstellerin

Adeline Gräfin zu Rantzau (* 26. Juni 1867 in Rastorf, Schleswig-Holstein; † 29. September 1927 in Kiel), dt. Schriftstellerin

Paula Modersohn-Becker (* 8. Februar 1876 in Dresden; † 20. November 1907 in Worpswede), dt. Malerin und bedeutende Vertreterin des Expressionismus

Internationaler Frauentag (8. März – International Women’s Day, IWD), entstanden auf Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

Otto (* 15. September 2018), dt. Sohn

Don’t judge the Look by the Lover / Woman in Chaines.

Aliens incognito: die Mona Lisa © Kai von Kröcher, 2019

 

Ihr träumt von einem Rockfestival auf dem Alexanderplatz – mit den Rolling Stones … und ’ner Band aus Moskau. +++ Was ich über Kunst weiß, habe ich aus dem Bauch oder aus Filmen. Das ist vielleicht etwas wenig, lässt sich aber nicht ändern. Natürlich lässt sich das ändern, ich meinte das eher im Sinne von: „Das ist nun mal so.“ +++ Was bedeutet die Überschrift eigentlich heute – sagt man das wirklich so? Und was hat sie mit dem Post hier zu tun? +++ Nichts. +++ Jedenfalls gibt es in dem (wie man heute gern sagt) Bio-Pic Paula des Regisseurs Christian Schwochow die Szene, da steht Paula mit anderen „gelangweilten Bürgersfrauen und -töchtern“. Da stehen die da mit ihren Staffeleien auf einer Wiese im norddeutschen Grün der Künstlerkolonie Worpswede. Mein Rechtschreibprogramm streicht mir den Ortsnamen an; entweder spricht das jetzt nicht für das Dorf – oder nicht für mein Rechtschreibprogramm. Vielleicht hat mein Rechtschreibprogramm ja auch alles, was es über Kunst weiß – vielleicht hat es das auch aus dem Bauch oder der Bildzeitung. +++ Vielleicht wohnt mein Rechtschreibprogramm in der Mau-Mau-Siedlung und hört Uriah Heep. +++ Wenn Sie mich fragen, aber das tun Sie ja nicht: Ich finde den US-Präsidenten Trump nicht gut. +++ Was der Film Paula übrigens nicht erzählt, und das finde ich schon – wie soll ich das sagen. Naja, ich komme gerade nicht auf das Wort. +++ Okay, jedenfalls stehen die Malschülerinnen, die stehen da draußen an ihrer Staffelei und malen irgendwas ab. Und Fritz Mackensen, der Worpswede im Prinzip und in echt erschlossen hatte und jetzt hier Unterricht gibt. Und eigentlich ein frühes AfD-Arschloch ist. Der mäkelt an Paula Becker, der späteren Paula Modersohn-Becker – an der hat er ständig was auszusetzen: Dass es nur auf Präzision ankäme – und auf die exakte Abbildung der Wirklichkeit. Und dass die Becker sich zum Glück eh irgendwann heiraten lassen – und dann einem frommen Ehemann sorgsam den Haushalt führen würde. Und ihre Zeit nicht mehr mit Malen vergeude. +++ Tolles Herbstwetter draußen, man möchte es essen! +++ Just in dem Augenblick bleibt ihr späterer Ehemann, Otto Modersohn nämlich, der bleibt hinter der Becker stehen, schaut ihr gebannt über die Schulter. Schiebt sich sprichwörtlich die Brille zurecht und sagt: „So sehen Sie das also.“ +++ Und gestern schob ich mit meinem Sohn die Neuköllner Karl-Marx-Straße hinauf, ebenfalls herrlichstes Herbstwetter. Und sah mir die Menschen an. Und dachte an meine Fotos zurzeit. Und sagte zum Künstler in mir: „So sehen Sie das also.“ +++ P.S.: Was ich vorhin nämlich sagen wollte, was der Film weglässt oder verschweigt oder unter den Teppich kehrt, und was mir nicht einfallen wollte: etwas Entscheidendes – der Film übergeht etwas äußerst Entscheidendes! +++ Mein Rechtschreibprogramm kennt Uriah Heep übrigens gar nicht…

 

Überschrift inspired by: The Look of Love © ABC, 1982

Überschrift also inspired by: The Lady in Red © Chris de Burgh, 1986

Überschrift also inspired by: Lady in Black © Uriah Heep, 1971

Überschrift also inspired by: Woman in Chaines © Tears for Fears, 1989

Lyrics: Wir wollen doch einfach nur zusammen sein © Udo Lindenberg, 1976

Paula – Mein Leben soll ein Fest sein (biografisches Filmdrama mit u.a. Carla Juri) © Christian Schwochow (Regie), D/F 2016

Verschone mich nicht mit Tränen © Rex Gildo, 1980 (dt. Cover)

Mona Lisa © Leonardo da Vinci, ca. 1503 – 1506

Björn the Hörn (*1972 in Lünen/NRW), dt. Politiker