Im März 2004 fuhr ich nach Oberschlesien in Polen – gemeinsam mit der Berliner Kulturwissenschaftlerin Ola Staszel und ihrem alten Mercedes. Wir kannten uns von einer Veranstaltungsreihe im Auftrag “der Regierung Schröder”, die hatte uns zwei Sommer lang in die Grenzregionen im Ländereck Polen, Deutschland und Tschechien geführt. Jetzt besuchten Ola und ich die Industrieregion um ihre Heimatstadt Gliwice – schon “zu deutschen Zeiten” das östliche Pendant zum Ruhrgebiet im Westen, und nach dem II. Weltkrieg auch lange Zeit in Polen Zentrum des Steinkohlebergbaus und der Schwerindustrie. Nach Umbruch und Wende im Jahre ’89 und wegfallender Subventionen allerdings waren viele der alten Hüttenwerke am freien Markt nicht mehr konkurrenzfähig, wurden stillgelegt und nach und nach abgerissen. Ola Staszel hatte den Plan, die schwindende Industrielandschaft in Bild und Text festhalten, bevor die Gegend ihr Gesicht vollkommen verändert hatte. Geplant war eine Langzeitbeobachtung – das Leben jedoch hatte anderes mit uns vor, und so blieb es bei diesen ersten Eindrücken aus dem Jahr 2004: Wo jahrhundertelang Qualm aus unzähligen Backsteinschloten stieg, stehen heute moderne Einkaufszentren; das Dienstleistungsgewerbe hat die Schwerindustrie abgelöst. Ola Staszel leitet heute das Neiße-Filmfestival im Dreiländereck Polen/Tschechien/Deutschland.